Oh wie schade. Kluckert empfand ich auf Phoenix schon immer als fragwürdig. Ich bin wirklich ein Synchrogucker. Nie habe ich, aufgrund einer Stimme, zum Original gewechselt. Das was hier geboten wird, geht mir jedoch etwas zu weit. Klingt mir viel zu "cool" in den tiefen Passagen und wenn die Stimme dann mal hoch wird, ist mir zu viel Atem drin. Kann damit echt nix anfangen.
Warum ist man bei "Helden der Nacht" (2007) und die darauf folgenden Synchronisationen überhaupt auf Kluckert gekommen? Cay-Michael Wolf hatte damals Synchron-Regie, da kann man sich nur bedanken (nicht). So wirklich gepasst hat er ja nie und jetzt zieht sich das durch alle Filme.
Tobias Kluckert war es das erste Mal bei Walk the Line. Man wollte da der Gesangsstimme nahe kommen, was auch sinnig war. Eine gute Rollenbesetzung. Aber bei den Filmen danach, kann man sich durchaus fragen, was der Quatsch sollte.
Mich stört hier der perfekte Synchronsound. Das ist super exakt gespielt, jede Nanosekunde sitzt perfekt betont, aber es ist Synchronsound 2019. Der Film lehnt sich ja sehr an "Taxi Driver" an. Zufällig habe ich den vor zwei Wochen gesehen. Deutsch, so wie es sein muss. Christian Brückner in einer der zwei, drei besten Stimmdarstellungen aller Zeiten. Global gesehen, quer durch alle Sprachen. Oscar-Level. Da gibt es kein Vertun. Und dafür gibt es Gründe, auch abseits der genialen Performance.
Vergleicht man das, ist der neue Sound in etwa so echt wie die Titten meiner Exfreundin. Brückner klingt, als würde man ihn mit einem Mikro heimlich belauschen. Der Raumklang "wackelt", wabert, ist echt, lebt. Da wird auch mal was verkaut und genuschelt, da wird - nach meinem Ermessen - auch mit der Stimmlautstärke perfekt gespielt. Keinen Schimmer, wie die das gemacht haben, aber es ist der Goldstandard.
Phoenix klingt nach muffig riechendem Versager, dem man in der Schule "Tritt mich" auf den Rücken geklebt hat. Der war immer chancenlos und ist vom Leben so beschädigt, dass sich das rechte Ei empört verabschiedet hat. Bei dem verlangt jede Straßennutte 'nen Zehner mehr, weil der Typ einfach scheiße ist. Der wechselt nicht jeden Tag die Unterhose, der trägt verschiedenfarbige Socken, der torkelt die Einbahnstraße gegen Freaktown entlang.
Kluckert klingt vor allem nach nahem Mikro. Der tönt so richtig fett digital rein, schlunzt dem Publikum den fetten Kluckert-Sound ins Ohr. Egal, wie sehr er sich auch verstellt, seine Stimme klingt nach starkem Mann, der nachher in Kreuzberg 'ne Schnecke an der nächsten Bar klarmachen könnte. Das liegt nicht an ihm - sondern am Sound.
Da muss auf jeden Fall ein anderer Raumklang entwickelt werden. Vielleicht pusht der Kluckert dann.
Der muss losgelöst klingen. Bisschen "weg". Wie Lars Eidinger.
Hier wurde schon alles gesagt. Kluckert passt einfach nicht. Da Kluckert hier auch aus dem Off spricht, wirkt es sogar noch befremdlicher weil, wie bereits erwähnt wurde, die Stimme viel zu "stark" klingt und sich überhaupt nicht in den parallel laufenden Szenen des dürren verletzten Muttersöhnchens eingliedern lässt. Nicolas Böll wäre hier wirklich die allerbeste Wahl gewesen. Wie ich schon mal sagte, hat er genau die richtige Stimme für eine Figur wie den Joker. Er kann das Selbstverliebte betonen wie auch eben das Charmante und bedrohlich Kühle. Alles Eigenschaften die zum Joker passen.
Klare Sache: Casting. Mit rein: Böll, Schalla (in Casey-Affleck-Stimmlage), Eidinger (falls Bock), Kurt, Daniel Schlauch (dessen Stimmklang ich mir mir hier spannend vorstelle). P.S. Wenn es Dennis Schmidt-Foss wird, gucke ich die Synchro nicht.
Schalla wäre auch zu cool. Eidinger ist eine arrogante Arschkrampe, die sich saugeil vorkommt. Kurt? Meinst du Stefan Kurt? Daniel Schlauch klingt zu quirlig.
Schalla in Casey-Affleck-Stimmlage kllngt wie einer, der dauernd mit den Tränen kämpft und vom Leben permanent ins Abseits gestellt wird. Null cool. Ich würde sagen, Schalla gelingt da etwas, an dem Kluckert hier noch scheitert: die Kraft rausnehmen, in den Leerlauf schalten, Qual fühlen, nicht nur behaupten.
Das klingt bei Schalla dann auch non-synchronig, finde ich.
Ich würde mir hier fast einen Theatermenschen wünschen. Mit Straßen-Sound.
Zitat von Dubber der Weiße im Beitrag #81Mich stört hier der perfekte Synchronsound. Das ist super exakt gespielt, jede Nanosekunde sitzt perfekt betont, aber es ist Synchronsound 2019. Der Film lehnt sich ja sehr an "Taxi Driver" an. Zufällig habe ich den vor zwei Wochen gesehen. Deutsch, so wie es sein muss. Christian Brückner in einer der zwei, drei besten Stimmdarstellungen aller Zeiten. Global gesehen, quer durch alle Sprachen. Oscar-Level. Da gibt es kein Vertun. Und dafür gibt es Gründe, auch abseits der genialen Performance.
Völlige Zustimmung. Ich habe Brückner auch nie besser gehört. War völlig perplex von der Szene, in der er sich nach dem Job erkundigt. So sollte es klingen. Böll stelle ich mir hier zu glatt vor. Schalla könnte klappen.
Der schöpft sein Talent (er möge mir verzeihen) auf so einem Darsteller wie Charlie Hunnam ja auch nicht aus. Und Casey Affleck wird im MeToo-Zeitalter nicht mehr steilgehen. Verdient hätte er einen aus der A-Riege defnitiv. Man sollte auch nicht vergessen, dass Schalla schonmal überragend gut auf Phoenix gepasst hat. "Buffalo Soldiers". Famos.
Einen anderen hätte ich aber noch auf Lager. Der auch schon toll auf Phoenix performte und offenkundig morgens mit Talent gurgelt - der wird quasi täglich besser. In der Rolle als Joker würde er quasi das Omega zum eigenen Alpha liefern.
I give you: David Nathan. Für mich stimmlich eh die vorauseilende Wiedergeburt Brückners. Was da an genüsslicher Intonationsfreude mitschwingt, ist Kunst.