Hans Bayer zählt zu den wenigen Kölner Sprechern dessen Stimme, ich mir gut merken konnte. Seine vermehrten Auftritte in Berlin, freuen mich extrem. Da man ihn so mal außerhalb der typischen Kölner Produktionen hören kann und er sein Talent wirklich zeigt.
Bayer ist eine erfrischende Alternative zu den typischen Alterssprechern, ich habe allerdings den Eindruck, dass sich bei ihm schon eine Überpräsenz einstellt. Und zwar bei den weniger wichtigen Rollen. Bayer ist anscheinend immer zur Stelle, wenn es auch jeder andere machen könnte, zieht aber bei größeren Auftritten den Kürzeren. Bayer ist jedoch viel zu talentiert für einen Massesprecher.
Nach Folge 2 muss ich auch Meincke noch mal loben. Gab da ein paar Stellen, wo ich mich gefragt habe, ob er nicht ein bisschen daneben lag. Habe mir die Folge danach noch mal im O-Ton angeschaut und Stewart hat das exakt so vorgegeben. Klasse, wie er jede Nuance eines so begabten Schauspielers punktgenau trifft. Als Schult-Fan ist mir das früher nie aufgefallen, weil Schult halt auf seine Art so in den Bann geschlagen hat, aber wenn man mal ehrlich ist, hat er sich bei Picard doch immer ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt. Es war Schult, der aus Picard ein Stück weit einen anderen Charakter gemacht hat, nicht Meincke, dem es später vorgeworfen wurde.
Picard hatte sich aber auch im Laufe der Serie deutlich entwickelt. Am Anfang war er so eine Art unnahbarer Grübler. Ein intellektueller Bildungsbürger, der sich ungern in die Karten schauen ließ, aber erste Anzeichen von Weisheit erkennen ließ und bei wichtigen Angelegenheiten zu leidenschaftlichem Einsatz fähig war. Rolf Schult traf beide Aspekte bestens, überzeichnete sie durch seine eigene Wesensart im Grunde sogar. Ich würde aber nicht sagen, dass er die Figur verfälscht hätte. Es war einfach eine andersartige Interpretation. In Sachen Weisheit wirkte Ernst Meincke dann wie ein merklicher Bruch. Dazu dass Picard aber längst aufgetaut war und charismatischer wurde, passte er hingegen gut.
Heute trifft er alle Aspekte: den bejahrten Charismat, den altersweisen Intellektuellen, aber auch den Dickkopf, der schnell eingeschnappt ist, wenn er trotz so schön zurecht gelegter Humanität nicht mit dem Kopf durch die Wand kommt.
Zitat von SFC im Beitrag #348Habe mir die Folge danach noch mal im O-Ton angeschaut und Stewart hat das exakt so vorgegeben. Klasse, wie er jede Nuance eines so begabten Schauspielers punktgenau trifft.
Hab ich bei der aktuellen Folge auch mal aus Neugier bei den für mich markanten Stellen gemacht und kann da auch sagen, dass Meincke vom O-Ton auch alles soweit genau abgenommen hat. Da merkt man absolut keinen Bruch, wenn man da zwischen O-Ton und Synchro hin und her wechselt und das liegt nicht nur daran das Meincke stimmlich ohnehin Stewart recht nahe kommt.
Ja hat man, was mich ein wenig verwundert hatte. Denn "Botschafterin" ist nicht unbedingt das womit ich Oh angesichts ihrer Stellung in der Sternenflotte und Tätigkeitsbereiches beschreiben würde.
Zitat von SFC im Beitrag #350Hugh hatte tatsächlich wieder Leon Boden, sehr schön.
Und ich finde seine Darbietung absolut sensationell. So schön beruhigend mentorenhaft, aber auch wunderbar subtil nuancenreich. Ein bisschen erinnert es mich an seinen Captain aus BROOKLYN NINE-NINE, nur mit mehr Anflügen von Humor. Ich fürchtete, er könnte mit seiner recht massiven Stimme nicht mehr so gut passen. Jonathan Del Argo sieht doch noch recht jugendlich aus und hat auch eine eher weichere Stimme. Kurioserweise wirkt es aber im Original so, als versuche er LEON BODEN nachzuempfinden statt umgekehrt. Da haben wir den Vorteil, das Original zu haben. :)
Was mich besonders freut, ist, dass Ernst Meincke nun doch wieder synchronisiert bzw. synchronisieren kann. Ich erinnere mich an ein Interview mit ihm, in dem er erwähnte, dass er es leider versucht hätte, aber sich eingestehen muss, dass er es nicht mehr kann. (nach einem Schlaganfall) Auch wenn ich die Synchronisation von Rolf Schuldt über alles liebe - für Picard war Ernst Meincke meiner Meinung nach die noch passendere Besetzung.
Gerne. Und schön, dass du auch bemerkst, dass Ernst Meincke ein tolles Beispiel dafür ist, dass man die Arschgeige Schlaganfall überwinden kann. Finde nach wie vor, dass er darüber schreiben sollte. Eine der größten Schwierigkeiten für viele Schlaganfallpatienten ist das Zurückgewinnen der Sprachfähigkeit. Ihre Minderung erschwert/verhindert Reintegration, die oft auch auch aus eigener Scham nicht oder nur halbherzig angegangen wird. Habe da an der Med. Uni ein paar traurige Fälle erlebt. Gerade jemand, der mit Sprache arbeitet, könnte da vielleicht ein paar schöne Denkanstöße formulieren.
Jedenfalls, ich will Meincke häufiger hören. Wie cool wäre es, ihn mal auf Redford zu probieren, falls der zurückkäme?
Zitat von Dubber der Weiße im Beitrag #358Eine der größten Schwierigkeiten für viele Schlaganfallpatienten ist das Zurückgewinnen der Sprachfähigkeit. Ihre Minderung erschwert/verhindert Reintegration, die oft auch auch aus eigener Scham nicht oder nur halbherzig angegangen wird. Habe da an der Med. Uni ein paar traurige Fälle erlebt. Gerade jemand, der mit Sprache arbeitet, könnte da vielleicht ein paar schöne Denkanstöße formulieren.
Peer Augustinski wäre da der gegenteilige und auch traurige Fall, wo der Versuch einer Rückkehr weniger geglückt ist. Da hatte man es ihm auch nicht leicht gemacht. Zudem hatte Augustinski auch noch das Pech, dass er so einfach nicht mehr richtig für Robin Williams funktionierte. Gegen Ende wurde er dann leider auch deutlich verbitterter. Da hat man sich bei Meincke mehr ins Zeug gelegt ihn wieder rein zubringen ins Synchron, was ich ihm auch sehr gönne.