Hallo zusammen, ich bin schon seit einigen Jahren auf der Suche nach weiteren Informationen zu dem Synchronsprecher Horst Gentzen (+ 1985). Leider findet man im Netz nur sehr wenig über ihn. Gibt es hier jemanden (Freunde, Bekannte, Kollegen aus damaliger Zeit oder evt. sogar Familienangehörige), die mehr über ihn wissen? Meiner Meinung nach war Horst Gentzen ein sehr guter, professioneller Synchronsprecher, dem leider viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Unvergessen auch sein Einsatz als dt. Stimme von Roddy McDowall/Rex Brewster in "Das Böse unter der Sonne". LG Björn
Hier im Forum haben irgendwo schon ein paar Leute was zu Horst Gentzen geschrieben. Vor allem zu seinem Schaffen als Synchronsprecher. In erster Linie war er mit Jerry Lewis sehr eng verbunden und unersetzbar. Nach Gentzen hatte man für Lewis mit verschiedenen Sprechern experimentiert, aber es hatte sich nie mehr eine neue Feststimme für ihn finden können.
Hier im Forum hat einer wie ich finde ganz nette private Anekdote zu Horst Gentzen geschrieben. Hab ich letztens zufällig beim stöbern gefunden und ließ sich ärgerlicherweise nicht ohne weiteres durch die Suchfunktion auffinden: Der Synchronopa erzählt... (15)
Eine weitere schöne kleine Anekdote über den von mir ebenfalls sehr geschätzten Horst Gentzen wurde in dieser Folge der Harald-Schmidt-Show erzählt (Nr. 1164 – ich schreib’s mal dazu, für den Fall, dass das Video irgendwann gelöscht wird): https://www.youtube.com/watch?v=SgRmiQ2zYKw, ab 12:39. Das fügt sich in die Einschätzung der von Hans zitierten Cutterin: Neben seinem schauspielerischen Talent auch ein sehr humorvoller Mensch!
Harald Schmidt sogar mit Erwähnung der hilfsbereiten Synchronforum-Legende Hendrik Meyerhof.
Gentzen gehört in die Top 3 der Komik-Asse. All seine wunderbaren Arbeiten bei "Ist ja irre..." haben mir so viele Nachmittage versüßt. Na, und Kermit.
Der Eintrag in Thomas Bräutigams "Lexikon" geht etwas über die Informationen auf Wikipedia hinaus. Dort heißt es, dass Gentzen am Theater deutlich aktiver als beim Film gewesen sei. Ein Jahr vor seinem Tod habe er den "irren Killer" in "Arsen und Spitzenhäubchen" am Hansa-Theater gewesen. Eigentlich kann es sich doch dabei nur um Dr. Einstein gehandelt haben? Denn rein physisch ist er für mich weder als Jonathan noch als Teddy Brewster vorstellbar. Hier wären zwei seiner Auftritte vor der Kamera:https://www.youtube.com/watch?v=I9YnEgW4d1o https://www.youtube.com/watch?v=uNPagNvXxPM Dass er mit seinem Partner zeitweise ein Antiquitätengeschäft betrieben habe steht auch bei Bräutigam. Leider ist er nicht sehr alt geworden, er starb an einer Leberzirrhose. Allerdings scheint er bis kurz vor seinem Tod noch aktiv gewesen zu sein, ähnlich wie z. B. Hans-Werner Bussinger. Leider gehört seine Stimme für mich zu denen, bei denen ich gar nicht sagen könnte, durch welche Rolle/welchen Schauspieler sie sich eingeprägt hat. Man hatte sie einfach immer mal wieder gehört, bis sie sich eingeprägt hat. Glanzlichter fielen mir natürlich trotzdem ein: Auch wenn er ein Vollblut-Komödiant war, war er sicher dankbar für Rollen, die von seinem Klischee abwichen. Neben Polanski als schüchtern-trotteliger Assistent in "Tanz der Vampire" (da wäre zu dieser Zeit eigentlich Wolfgang Drager naheliegend gewesen, vielleicht auch Arne Elsholtz) und seinen Einsätzen für Peter Lorre gefiel er mir besonders für Clive Francis in "Inspektor Clouseau", wo er (obwohl es vom Auftreten der Figur naheliegend gewesen wäre!) auf tuckige Einschläge verzichtete und teilweise sogar überzeugend verschlagen-bedrohlich klang, weswegen ich ihn beim ersten Sehen zunächst gar nicht erkannt habe. Oder für Ronald Fraser als Inspektor in "Die Verdammten der blauen Berge", wo er erfrischend unkonventionell besetzt war: Einmal, weil der Inspektor sich als Frauenheld herausstellt (was sowohl im Zusammenhang mit seiner Erscheinung als auch mit Gentzens Stimme komisch wirkt), aber auch, weil er in einigen kurzen Momenten überraschend trocken und sachlich klingt. Oder für Juzo Itami als besonnener und nachdenklicher japanischer Offizier in "55 Tage in Peking". Jenseits von solchen untypischen Besetzungen gefiel er mir besonders in der "Dschungelolympiade", wo er als Moderator Johnny Turtle eine zentrale Rolle spielt und in seinem Kermit-Tonfall durch den Film führt.
Zitat von Dubber der Weiße im Beitrag #5Gentzen gehört in die Top 3 der Komik-Asse.
Darf ich fragen, wer für dich die beiden anderen Plätze belegt? Georg Thomalla und Gerd Duwner? Arne Elsholtz und Harry Wüstenhagen? Oder jemand ganz Anderes?
Platz 1: Arne Elsholtz. Das größte Universalgenie, das die Synchronbranche je erlebt hat und vermutlich je erleben wird. Als Texter die Weiterentwicklung des Brandtschen Klamauks. Elsholtz war der Dubbing-Daddy des humoristischen Zungenschlags im modernen Kino. Sein Stil prägt und inspiriert bis heute. Als Sprecher einfach besser als der Rest. Ergo der Beste. Was er wusste. Was jeder wusste.
Platz 2: Georg Thomalla. Den Mann verehre ich bis heute. Ein Vollblutkomödiant, dessen Talent dankenswerterweise auch das Synchron streifte. Ich meine: Jack Lemmon. Danny Kaye. Bob Hope. Peter fucking Sellers. Thomalla hat Filmgeschichte gesprochen. Thomalla ist Filmgeschichte. Zudem war er ein fantastischer Schauspieler, den ich auch extrem gern gesehen habe. Und meine Mama hat ihn geliebt - wofür ich ihn geliebt habe, denn es gab nichts Schöneres auf dieser Welt als meine lächelnde Mama.
Platz 3: Gentzen. Der muss(te) nur ein Wort sagen und ich lächel(t)e.
Der feine Harry Wüstenhagen mit dem schönen Namen dicht dran. Duwner. Danneberg. Hess. Nowka. Clarén. Mahlich. Storeck. Schalla. Bahr. Mannkopff.
fortinbras, der leider nicht mehr hier aktiv ist hatte sich hin und wieder wenig begeistert von Gentzen Leistung geäußert. Fand seine Sichtweise da auch recht interessant.
Wenn du die Suchfunktion bemühst wirst du sicherlich noch seine früheren Kommentare finden Bjoern.
Gentzen hatte, wie kaum ein Anderer, leider mit Pauschalisierung zu kämpfen - sowohl bei Besetzungen als auch in der Beurteilung. Norbert Aping, der ansonsten ein sehr sicheres Urteil hat, macht ihm den leisen Vorwurf, man würde bei seinem Stan Laurel immer wieder in den Jerry-Lewis-Ton verfallen, obwohl Gentzen genau das nun gerade nicht tat. Und regieseitig SOLLTE er wahrscheinlich oft auf bestimmte Weise chargieren (seine unerträgliche Tuntenrolle in "Tschaikowski" laste ich der Regie an, nicht ihm). Dass er selbst in engen Grenzen Differenzierungen traf, kann man sehr leicht an den "Carry On"-Filmen feststellen, wo er erst mehrfach Charles Hawtrey sprach, dann vielfach Kenneth Williams - und zwar keineswegs gleich. Und kann man ihm vorwerfen, dass er für Lorre häufig chargierte? Das tat Lorre doch auch. Und wir Deutschen mit unserer Theatertradition der "gesungenen" Texte (Kainz, Moissi, Kinski) sollten Charge zu schätzen wissen.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #14Gentzen hatte, wie kaum ein Anderer, leider mit Pauschalisierung zu kämpfen - sowohl bei Besetzungen als auch in der Beurteilung.
Ich nehme an, Gerd Duwner ist für dich ein ähnlicher Fall?