Für alle, die es interessiert, gibt es hier noch ein paar Synchronvergleiche aus den Filmen "Die Perle der Borgia", "Die Kralle" und "Das Haus des Schreckens":
In Antwort auf:Ich finde die Lösung der zweiten Fassung (Dialog: Rosemarie Oppel) absolut genial
Ich habe mittlerweile generell sehr großen Gefallen an den Zweitsynchros gefunden. Erstaunlich, aber ich finde sie im Großen und Ganzen besser als die Vorgänger. Die Fassungen sind größtenteils länger, originalgetreuer und außerdem passt Hinrich Köhn besser auf Nigel Bruce als Alfred Bohl. Tatsächlich mal ein Fall, wo ich Neusynchros bevorzuge. Allerdings halte ich von den Hamburger Synchros der Nachzüglerfilme nicht so viel, mal davon abgesehen, dass die beiden Hauptrollensprecher bis einschließlich 1996 einen hervorragenden Job machten (leider aber auch fast nur die).
Zitat von Mücke Ich habe mittlerweile generell sehr großen Gefallen an den Zweitsynchros gefunden. Erstaunlich, aber ich finde sie im Großen und Ganzen besser als die Vorgänger. Die Fassungen sind größtenteils länger, originalgetreuer und außerdem passt Hinrich Köhn besser auf Nigel Bruce als Alfred Bohl.
Mir geht es ähnlich; allerdings habe ich zuerst die Hamburger Fassungen aus den 90ern mit Köhn gesehen, weshalb der "Erstkontakt" hier wohl entscheidend ist. Bohl ist zwar erheblich näher an Nigel Bruce Originalstimme, aber "sein" Watson kommt mir teilweise etwas zu tölpelhaft und schusselig vor; Köhn klingt da wesentlich robuster und solider, aber immer noch komisch genug.
Der (meiner Meinung nach) ganz große Vorteil der Zweitfassungen (neben der meist ungekürzten Länge) ist, daß hier Dialogautoren am Werk waren, die man zu den "lockeren" Autoren der DEFA zählen kann - die also gern farbige und unorthodoxe Formulierungen verwendeten ("So tot wie ein Türnagel"), dabei aber stets (und das unterscheidet sie von Autoren a la Brandt/Brunnemann) immer den Sinn des Originals wahrten. Die Dialoge von Eberhard Richter (der die meisten der Erstfassung bearbeitete) sind oft von unglaublicher Hölzernheit und dazu noch weit weg vom Original, so daß es regelrecht auffällt, wenn die Dialoge mal einen anderen Autor hatten ("Das Haus des Grauens" von Friedel Hohnwald). Nur schade, daß fast immer die Originalmusik fehlt, obwohl sie bei einigen Filmen noch verfügbar gewesen sein dürfte - das vermiest sie mir und treibt mich manchmal zu den alten Fassungen zurück.
In Antwort auf:Der (meiner Meinung nach) ganz große Vorteil der Zweitfassungen (neben der meist ungekürzten Länge) ist, daß hier Dialogautoren am Werk waren, die man zu den "lockeren" Autoren der DEFA zählen kann - die also gern farbige und unorthodoxe Formulierungen verwendeten ("So tot wie ein Türnagel"), dabei aber stets (und das unterscheidet sie von Autoren a la Brandt/Brunnemann) immer den Sinn des Originals wahrten.
Mal eine technische Frage: Kann es sein, dass die Zweitfassungen in Stereo aufgenommen wurden, oder ist dort die Tonqualität nur besser ?
Nee nee, es gab zu DDR-Zeiten nicht eine DEFA-Synchro in stereo - wozu auch, selbst in der BRD wurde das Stereo-TV sehr zögerlich eingeführt. Die Tonqualität hatte sich einfach verbessert.
In Antwort auf:Bohl ist zwar erheblich näher an Nigel Bruce Originalstimme, aber "sein" Watson kommt mir teilweise etwas zu tölpelhaft und schusselig vor; Köhn klingt da wesentlich robuster und solider, aber immer noch komisch genug.
Eben. Sag' ich ja auch, dass Alfred Bohls Watson zu blöde wirkt. Als Kind hab ich die Bohl-Stimme immer sehr gemocht, da es auf sehr leichte Art unterhaltsam ist - ohne Frage, aber trotzdem verkauft er Nigel Bruce irgendwo unter Wert. Dass Bohl dem OTON näher kommt, finde ich aber nicht wirklich. Bruce raunt in meinen Augen ziemlich und Bohl eigentlich gar nicht. Hinrich Köhn schon eher, klingt halt nur relativ modern, die Stimme. Der beste Bruce-Sprecher und dem Original-Typ ähnlichste war m.E. Walter Werner, aber der dürfte selbst als die Kompilationen synchronisiert worden sind, schon nicht mehr am Leben gewesen sein. Bei Basil Rathbone komm' ich durch die Holmes-Filme allerdings nicht von Walter Niklaus los, obwohl Erich Fiedler eigentlich wie die Faust auf's Auge passte. Auch zum sonoren OTON. Niklaus ist für mich Rathbone, kann mich nicht dagegen wehren.
In dem Vincent Price/Peter Cushing-Film "Das Schreckenshaus des Dr. Death" war Basil Rathbone in, sehr inspiriert integrierten, Archivaufnahmen zu sehen. Sämtliche Archivszenen wurden im OTON belassen. Das Material dürfte aus "Schwarze Geschichten" stammen (kenne den Film nicht, aber sollte passen).
Zitat von Stefan der DEFA-FanWeiss eigentlich jemand, wer Regie bei den hamburger Fassungen geführt hat? Wer immer es war - er hat das DDR-TV genau verfolgt (Köhn war ja im Westen nie zu hören) und ordentlich Geld für die Originalsprecher ausgegeben - Respekt!
Am Anfang der "Stimme des Terrors" liest Wolfgang Draeger die Übersetzung des eingeblendeten Textes, der Holmes´ "Zeitlosigkeit" erläutert. In "Die Abenteuer des Sherlock Holmes" spricht er nach meiner Erinnerung den Passanten, der Watson fragt, ob er Hilfe benötige (der Doktor liegt zwecks Rekonstruktion ausgestreckt auf der Straße). Könnte Draeger hier Synchronregie geführt haben? In diesem Bereich war er ja öfter tätig.
@Stefan: Du hast mal geschrieben, dass "Die Abenteuer des Sherlock Holmes" gemeinsam mit dem "Hund von Baskerville", der "Geheimwaffe" und der "Stimme des Terrors" synchronisiert, im Unterschied zu diesen aber danach erst 1996 ausgestrahlt worden sei:http://www.filmgalerie-alpha60.de/film.p...362&listId=6765
Woher stammt diese Information? Hat Walter Niklaus das mal in einem Gespräch erwähnt?
Wenn du SO fragst ... ist es genau genommen nur eine Annahme, für die es keine Bestätigung gibt. Die Gemeinsamkeiten aller vier Synchrongfassungen sind allerdings so gravierend, dass sie nicht im größeren zeitlichen Abstand entstanden sein können, bis hin zum Klangbild der abgemischten Aufnahmen (starke Basslastigkeit und Kompression) - 1991/92 typisch war für das Studio Hamburg (siehe die "Columbo"Synchros), aber schon wenige Jahre später nicht mehr so stark praktiziert wurde - auch die Kontinuität, Henry König beide Male als Moriarty zu besetzen (zu Zucco (!!) passte er ja noch einigermaßen, während er bei Atwill daneben war). Dass "Abenteuer des Sherlock Holmes" so lange zurückgehalten wurde, wird lizenztechnische Gründe gehabt haben (irgend einen Grund muss es ja auch haben, dass das DDR-Fernsehen ihn nicht ausgestrahlt hat - ein politischer, wie bei den anderen, war's auf jeden Fall nicht und "Hund von Baskerville" als Centfox-Produktion wurde ja auch verspätet nachgeschoben, ebenso wie "Todbringende Spieldosen", bei dem es offensichtlich rechtliche Unklarheiten gab und gibt - wieso sollte er sonst der einzige Film sein, der regelmäßig bei den ZDF- UND Premiere-Ausstrahlungen ausgelassen wird?)
"Todbringende Spieldosen" wurde "auch verspätet nachgeschoben"? Das hätte ich jetzt nicht gedacht, da es von diesem Film ja eine Synchro mit Alfred Bohl gibt.
Walter Niklaus weiß auch kaum mehr etwas von den Hamburger Aufnahmen (gerade Synchronstudio und Buch/Regie wäre ja interessant gewesen), aber er meinte sich zu erinnern, dass man ihn en bloc für einige, arbeitsreiche Tage in die Hansestadt holte und, ungewöhnlich, wenig geixt, sondern im Ensemble aufgenommen wurde; so wusste er sicher, dass er mit Walter Plathe vor dem Mikrophon stand (für den Film "Geheimwaffe", wie wir wissen).
Der Abstand von "Tödliche Spieldosen" (2. Fassung!) hatte sicher keine inhaltlichen, sondern wohl programmtechnische Ursachen.