Henry König für Lionel Atwill in "Sherlock Holmes: Die Geheimwaffe" König passte nicht nur nicht zum Gesicht, sondern nahm Atwills Moriarty praktisch dessen gesamtes Charisma. Zwar handelt es sich um die Folge einer B-Film-Serie, aber Atwill verstand es, selbst solchen Schurkenrollen noch einiges an Charme zu verleihen. Durch König bleibt davon kaum noch etwas übrig, so dass der Schauspieler völlig austauschbar wirkt.
GGH für Stewart Granger in "Der Hund von Baskerville" Ich weiß, auf diese Kombination habe ich schon in anderen Threads genügend eingeprügelt, aber der Vollständigkeit halber wollte ich sie hier nochmal erwähnen. GGH wurde wahrscheinlich besetzt, weil man meinte, Granger brauche einen Sprecher mit ironischem Augenzwinkern in der Stimme, und weil dessen frühere Sprecher zum Zeitpunkt der Synchro nicht mehr am Leben waren oder zu alt geklungen hätten. GGH (der sich auch noch ziemlich unmotiviert anhörte) klang allerdings zu weich für Grangers kantige Züge und war auch nicht gerade eine Stimme, die einem bei Sherlock Holmes in den Sinn käme. Aber da Granger selbst eine ziemlich groteske Besetzung war, könnte man in der Sprecherwahl schon fast eine Absicht vermuten.
fortinbras
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27.05.2013 16:22
#410 RE: Größte Fehlbesetzungen! (rein subjektiv gesehen)
In diesem Thread hab ich mich ja noch gar nicht verewigt!
Also da wären:
* Edgar Ott für James Coburn in "Schlacht um Midway". Das passte nicht zu Coburns Gesicht und seiner Rolle.
* Helmut Lange für Charlton Heston im selben Film. Wirkte ausdruckslos und nahm einiges von Hestons Präsenz.
*Dietrich Frauboess für Christopher Lee in "Die lebenden Leichen des Dr. Mabuse". Das ist Tag und Nacht und nimmt der ohnehin kaum konzipierten Rolle das letzte Geheimnisvolle. Lee's letzter Satz, dass dies nicht das Ende sei, sondern erst der Anfang, erfüllt im Original den Film mit etwas Beklemmung. Deutsch nichts davon!
* Rolf Schult für Peter Sellers in "Laß mich küssen deinen Schmetterling" Keinen Sinn für die abartige Komik der Figur. Schult spricht den biederen Anwalt vor, während und nach dessen Hippie-Trip sehr monoton und gleichbleibend. Keine Charakterveränderung.
* Eva Manhardt für Romy Schneider in "Die Spaziergängerin von Sans-Souci" Klar kann man Romy Schneider schwer synchronisieren. Aber diese Stimme ist so kühl, ausdruckslos und unpassend, dass der Film deutsch sehr darunter leidet. In der Rahmenhandlung geht's noch, aber in der Hauptgeschichte aus den 30ern nicht. Da hätte man sicher Alternativen finden können!
* Siegfried Schürenberg für James Stewart in "Der letzte Scharfschütze": passt zur Rolle, aber nicht zu Stewart. Schneider war wohl verhindert. Da sich Eckart Dux durch TV-Synchros schon als gute Alternative etabliert hatte, hätte das gut funktioniert. Auch Wolfgang Lukschy, der Stewart in "Zwei ritten zusammen" erstaunlich gut gesprochen hatte, wäre passend gewesen. Eine der ganz wenigen Rollen, in denen ich Schürenberg fehlbesetzt finde.
* Klaus Miedel für Patrick McGoohan in "Nobody ist der Größte": schmieriger Bösewicht, aber nichts Soldatisches oder Elegantes. Keine Meisterleistung von Miedel. Fast Karikatur-haft.
* Martin Hirthe für Patrick McGoohan in "Versteckte Ziele". Hart, dröhnend, authoritär-ja, passt. Aber nicht zu McGoohans betont kühlem "Underacting". Hirthe erschlägt den Schauspieler mit seiner Stimme.
* Alice Franz für Bette Davis: Da wird aus Bette Davis eine liebenswerte Omi, die halt ein wenig quängelig sein kann.
Zitat von Gast im Beitrag #410Siegfried Schürenberg für James Stewart in "Der letzte Scharfschütze": passt zur Rolle, aber nicht zu Stewart. Schneider war wohl verhindert. Da sich Eckart Dux durch TV-Synchros schon als gute Alternative etabliert hatte, hätte das gut funktioniert. Auch Wolfgang Lukschy, der Stewart in "Zwei ritten zusammen" erstaunlich gut gesprochen hatte, wäre passend gewesen. Eine der ganz wenigen Rollen, in denen ich Schürenberg fehlbesetzt finde.
Dux hätte für den älteren Stewart in diesem Film (er spielt dort ja einen Arzt mit mehreren Jahrzehnten Berufserfahrung) viel zu jung geklungen. Seine Stimme hörte sich damals deutlich jünger an, als er selbst war. Nicht umsonst besetzte man ihn noch in den Achtzigern bedenklos mehrmals auf den fast zwanzig Jahre jüngeren Steve Martin. Lukschy fand ich beim Reinzappen in einen seiner beiden Einsätze für Stewart leider absolut daneben und als Besetzung unverständlich. Dass Brandt hier nicht Schneider nahm, dürfte wohl wirklich daran gelegen haben, dass dieser gerade verhindert war, nicht aber an seiner (Brandts) "Besetzungspolitik": Denn Schürenberg war nach meinem Eindruck niemand, der öfter in Brandt-Synchros besetzt worden wäre.
"Der letzte Scharfschütze" ----------------------------------- Eckart Dux klang immer erstaunlich jung. Als er in den 80ern mit etwa 60 für "Mondblut" den zum Drehzeitpunkt kaum viel älteren Peter Cushing sprach, klang er viel zu jung! Aber für James Stewart hätte ich ihn nicht als zu jung empfunden. Vielleicht weil dieser immer ein bisschen wie ein Junge wirkte, selbst in so einer Rolle. Schürenberg zu nehmen war sicher eine gut durchdachte Sache. Einen ganz grossen Schauspieler mit einem ganz grossen Synchronsprecher zu besetzen, um Siegmar Schneider zu vertreten, zeugt sicher von einem Einfühlungsvermögen für die Bedeutung der Materie, was bei Brandt ja nicht immer der Fall war. Wolfgang Lukschy kenne ich nur in "Zwei ritten zusammen" für James Stewart. Ersetzen konnte in dieser Alterskategorie Siegmar Schneider niemand. Aber ich fand Lukschy überraschend gut.
Zitat von fortinbras im Beitrag #417Heute gleich zwei Fehlbesetzungen im Doppelpack gehört, die mir auch nach mehrfachem Ansehen/-hören nicht in meine Wascheln wollen...
* Arnold Marquis für Tony Musante * Martin Hirthe für Jack Palance
Beide in "El Mercenario-Der Gefürchtete". Was hat man sich dabei nur gedacht?
Naja, ersterer ging für mich noch in Ordnung aber Arnold Marquis für Tony Musante ist echt nervtötend. Erstens klang er viel zu alt (Musante war seinerzeit 32 Jahre alt) und sein Rumgekasper gibt der Rolle den Rest. Dafür war Hansjörg Felmy eine gute Besetzung außer der Reihe für Franco Nero.
fortinbras
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07.06.2013 14:21
#419 RE: Größte Fehlbesetzungen! (rein subjektiv gesehen)
Zum Ende hin hatte ich mich an Hirthe für Palance ein klein wenig gewöhnt. Hier wäre Marquis viel passender gewesen. Für Tony Musante klang er viel zu alt und statt naiv eher dämlich. Felmy war eine ausgesprochen gelungene Besetzung für Franco Nero, wobei ich ihn mir auch für Tony Musante sehr gut hätte vorstellen können. Insgesamt halte ich Felmys Synchronschaffen noch immer für immens unterbewertet.
Zitat von fortinbras im Beitrag #419Insgesamt halte ich Felmys Synchronschaffen noch immer für immens unterbewertet.
Definitiv. Als ich mich noch nicht mit Synchronisation beschäftigt habe, habe ich sogar gedacht, dass Felmy eine absolute Synchronsprecherstimme hat. Es klang für mich quasi so, als würde ich gerade einen amerikanischen Spielfilm sehen. Diese Assoziation hatte ich, als 2000 donnerstags im WDR um 20:15 Uhr die Tatorte mit Hansjörg Felmy als Kommissar Haferkamp ausgestrahlt wurden.