Zumindest die BSG scheint bei Grant auf Kontinuität gesetzt zu haben, da sie konsequent Ackermann besetzte. Soweit ich weiß, war die einzige Ausnahme "Arsen und Spitzenhäubchen", wo Grant jünger und quierliger als in den meisten der damals zeitgenössischen Filme war. Apropos James Stewart: Bei dem setzte die BSG zu dieser Zeit schon auf Siegmar Schneider. Dass die Ultra in "Anatomie eines Mordes" Hans Nielsen nahm, wäre noch als "Rückkehr der alten Stimme" zu rechtfertigen. Aber danach besetzte sie in zwei Filmen Wolfgang Lukschy auf Stewart! Diese Kombination ist mir bisher nur szenenweise untergekommen (weshalb ich sie hier noch nicht aufgelistet habe), sie bleibt mir aber vollkommen unverständlich.
Auch noch ein gutes Beispiel - auch damals schon wusste man doch bestimmt, wer da standardmässig besetzt wurde bei so großen Stars - ist mir also vollkommen unverständlich, warum man das damals so ignorierte. Hier im Forum beschweren wir uns oft über teilweise mangelnde Kontinuität und loben "die gute alte Zeit". Aber irgendwie beschleicht mich manchmal das Gefühl, dass es heute (was dieses Thema angeht) eventuell sogar besser ist als "damals".
Total daneben, wirkte einfach nur lächerlich und gekünstelt. Juhnke kann ich mir in der Rolle allerdings auch nicht vorstellen, dann eher noch Niendorf.
Mücke
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16.11.2011 17:40
#350 RE: Größte Fehlbesetzungen! (rein subjektiv gesehen)
Für meinen Geschmack wäre Juhnke hier perfekt gewesen. Er war für Brando ohnehin ideal. Den schnell mal hölzern wirkenden Niendorf hätte ich nicht riskiert, da ich da keine Synergie-Effekte mit Brandos selbstgebautem Schauspielstil sehe. Niendorf kann unglaublich einschläfernd sein, wenn er nicht mit dem Schauspieler korrespondiert. Und Juhnke hatte für Brando sogar die ganz vernsnobten Rollen drauf und die fahrigen sowieso.
Mücke
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10.01.2012 19:59
#351 RE: Größte Fehlbesetzungen! (rein subjektiv gesehen)
Hans-Jürgen Wolf für Paul Burke in der Serie "Gnadenlose Stadt"
Es ist schon fast dramatisch.... so geil diese (Neu-)Synchro mit Andreas Hanft, Ana Fonell und, vor allem, Hans Teuscher in den regulären Rollen auch besetzt ist und so liebevoll man sich darum kümmerte, für später bekannt gewordene Stars die bekannten Stimmen auch in diesen frühen Rollen zu besetzen, so daneben ist ausgerechnet Regisseur Wolf, der sich für den dynamischen Helden selbst besetzte, aber dabei absurderweise die größte Schlaftablette an der Synchro ist. Ein trauriges Negativbeispiel für steril wirkende Neusynchros. Schade.
"rollenbezogen".....^^........ was da nicht schon so alles auf einmal gepasst hat.
Die Krux mit dem "rollenbezogen" ist doch immer, dass der Sprecher sich die Rolle im Grunde oft einfach nur total zurechtbiegt und man am Ende deswegen dann den Eindruck gewinnt, es wäre ohne ihn gar nicht gegangen, weil es SO (natürlich) niemand anderer gemacht hätte. Das muss aber nicht unbedingt positiv sein...... Man kann auch funktionieren, ohne die Ideallösung zu sein, indem man einfach seinen Stiefel fährt und sich so zumindest die Trophäe sichert, es anders gemacht zu haben als es jeder andere gemacht hätte. Aber ob das so erstrebenswert ist...?!
Da könnte man ja auch gleich eine Silhouette an den Sprecher vergeben, der sich seine Rolle von allen am besten so zurechtgeprügelt hat bis er sie endlich da hatte, wo er sie haben wollte....^^...... und deswegen "rollenbezogen" auf einmal "unabdingbar" war....
Im Übrigen hat Marquis wiederum rollenbezogen eigentlich fast immer gepasst, da er in puncto Rolle ein sehr anpassungsfähiger Schauspieler war. Das Problem ist bloß, dass ihm das bei Schauspielern umso weniger gelang und er für Leute wie etwa Mitchum, Douglas oder Wayne durch die Bank exakt gleich wirkte. Dadurch bleibt bei Marquis dann meist eben NUR noch die Rolle übrig. Er differenzierte seine Schauspieler, meiner Meinung nach, eigentlich so gut wie gar nicht, sondern machte das immer nur von Rolle zu Rolle - aber egal, wen er dabei sprach.
Dass er auch für Connerys O'Bannion gut funktionierte, glaube ich dir daher gerne. Nur stand dann halt auch ein deutsch sprechender O'Bannion vor der Kamera und Connery war quasi nie am Set.
Zitat von Mücke Im Übrigen hat Marquis wiederum rollenbezogen eigentlich fast immer gepasst, da er in puncto Rolle ein sehr anpassungsfähiger Schauspieler war.
Am besten funktionierte Marquis immer noch wenn die betreffenden Schauspieler mit Bart auftraten (Frank Wolff, Pier Paolo Capponi usw.)
Mücke
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26.01.2012 23:44
#356 RE: Größte Fehlbesetzungen! (rein subjektiv gesehen)
Ich bin mehr und mehr der Meinung, dass der EINZIGE Schauspieler, auf den Marquis wirklich generell passte, Darren McGavin war. McGavin hatte auch keinen Schnauzer. Dass das da richtig gut kam, liegt daran, dass McGavin auch völlig abgedreht war bzw. eine ziemlich eigene Art zu spielen hatte und mit dieser Art mit Marquis genau auf einer Wellenlänge gewesen ist. Bei Wolff war das in manchen Rollen auch relativ stark der Fall und hin und wieder auch bei Douglas, aber ansonsten ist mir das nur selten untergekommen. Auf Wayne kommt er eigentlich auch nur deswgen gut, weil die späten Rollen völlig beknackt waren und er das Absurde dieses fast 70-jährigen Action-Kloppers, einschließlich einer gewissen unfreiwilligen Komik, ziemlich gut transportierte. Das war vor allem in "Brannigan" dann doch ziemlich cool. Trotzdem nicht annähernd ein Vergleich zu Engelmann. Und genau deswegen war Marquis in den frühen Rollen von Wayne auch scheiße, während er bei Mitchum einzig als Schurke überzeugend und ansonsten völlig austauschbar war.
Ich bleibe dabei: Marquis war in seiner ganzen Art zu spielen viel zu speziell, um derart viele Leute - und dann auch noch regelmäßig - zu synchronisieren. Auch stimmlich war er viel zu speziell, um sein Organ reihenweise herzuschenken, so als ob jeder so klingen würde wie ausgerechnet er. Im Grunde hätte man dann auch Walter Bluhm oder Hans Schwarz Jr. zum regelmäßigen Star-Sprecher erheben können. Und warum das nicht gegangen ist, dürfte jedem klar sein.
Paul Klinger für James Mason in "Gefährlicher Urlaub"
Hatte ich vor Jahren mal szenenweise gesehen, und fand es da schon ziemlich absonderlich. Nachdem ich den Film nun komplett kenne, wundere ich mich noch mehr über diese Besetzung, den sie passt nicht im geringsten. Allerdings empfinde ich Klinger hier nicht (wie Mücke) "blasiert", sondern eher zu jovial und aufgekratzt für diese Rolle. Ich glaube, selbst der eigentlich für Mason zu steife und trockene Wolfgang Lukschy hätte da noch mehr rausholen können.
Michael Chevalier für Tony Curtis in "Der Graf von Monte Christo"
Einziges Manko dieser soliden Synchro mit sonst tollen Besetzungen (besonders perfekt: Christian Rode für Louis Jourdan, aber auch Bauschulte für Pleasence). Chevalier schwebt förmlich über Curtis, seine Rolle wirkt dadurch geradezu austauschbar. Gerne hätte ich hier Herbert Stass gehört - er hätte (auch zu dieser Rolle) gut gepasst. Immerhin: zum Glück wurde hier nicht Rainer Brandt besetzt. Der hätte erst recht nicht gepasst.
Zitat von MückeIch bin mehr und mehr der Meinung, dass der EINZIGE Schauspieler, auf den Marquis wirklich generell passte, Darren McGavin war. McGavin hatte auch keinen Schnauzer.
Aufs Original bezogen passte Marquis stimmlich am Besten auf George C. Scott, den er in "Dr. Seltsam oder wie ich lernte die Bombe zu lieben" und einigen anderen Filmen sprach. George C. Scott hat eine ziemlich rauhe Stimme und hatte zumindest in "Dr. Seltsam..." eine ähnliche Spielweise wie Marquis sie desöfteren bei seinen Charakteren anlegte; also ziemlich chargierend.