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Dieses Thema hat 212 Antworten
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 Allgemeines
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Erik


Beiträge: 394

27.06.2010 19:11
#151 RE: Synchronisation früher besser und heute schlechter? Zitat · antworten

An Kogenta:
Großes Missverständnis - hochwertig heißt nicht zwangsläufig extrem teuer; ich habe keineswegs an Blockbuster nach dem Baukastenprinzip (wie z.B. Avatar, Matrix o.ä.) gedacht; bei allem Respekt vor den logistischen und Special-Effects-Leistungen entsprechen solche Werke mit dünner Story, die nur als Aufhänger für Effekthascherei dienen, weder meinem Filmgeschmack noch meiner Auffassung von Filmkunst. Trotzdem sind sie als Unterhaltung, die geradezu genial weltweit den Massengeschmack trifft, absolut legitim. Aber auch hier finde ich den Vergleich mit Malen nach Zahlen ein bisschen zu hart.

Alfred Hitchcock z.B. war ein Regisseur, der sich äußerst professionell und höchst präzise vorbereitet hat, entsprechend hochwertig sind viele seiner Filme.
Ihm bzw. seinen Spitzenteams wirst Du hoffentlich nicht "Malen nach Zahlen" unterstellen.

Und über die Arbeitsweise mancher, zum Set zu gehen, zu sehen was passiert und kilometerweise Material zu drehen in der Hoffnung, dass dann die Spezialisten für Schnitt und Ton schon irgendwas Brauchbares daraus machen werden (wenn Material für 12 Filme verbraucht wurde), und ansonsten die Mischung aus schlechter Vorbereitung, Unprofessionalität und mystisch wabernder Dampfplauderei als "Hohe Kunst" zu verkaufen, lässt sich wahrlich streiten (und ich meine hier nicht W. Herzog!)

Gruß

Erik

anderto-krox


Beiträge: 1.361

27.06.2010 20:12
#152 RE: Synchronisation früher besser und heute schlechter? Zitat · antworten

Zitat
Und um zu entscheiden, ob man Regeln bricht, sollte man sie erstmal verstanden haben.



Das bringt es, wie ich finde, schön auf den Punkt. Das Problem entsteht sicher mitunter auch deswegen, weil vielen gar nicht bekannt ist, was richtig ist respektive, ob sie etwas falsch oder richtig gemacht haben.

Kogentas Vergleich mit dem Gemälde, samt grünem Himmel, ist ebenfalls interessant, wobei ich finde, dass man es sich zu einfach macht, wenn man einen solchen Kunstgriff mit den hier diskutierten Fehlern - ich sage bewusst Fehlern - in deutschen Texten als Beispiel in die Diskussion einbringt. Der "grüne Himmel" entspricht womöglich Figuren, die sich durch besonders abstrakte Sprache, etwa einer sehr poetischen, herausstellen, nicht aber einer bewussten Änderung, die eher aus Bequemlichkeitsgründen entsteht (wie es kogentas Beispiel, etwas bewußt falsch zu formulieren, wenn es der Verständlichkeit dient, für mich andeutet).

Ich muss aber gestehen, dass ich beim Lesen der Diskussion teils nicht recht nachvollziehen kann, inwieweit wir über Sprache an sich, und inwieweit über deutsche Texte in Synchronproduktionen reden. Kennt man die Regeln und erkennt deren Bruch, so kann man selbstverständlich ganz bewusst mal eine davon brechen, wenn eine Begründung dafür erkennbar ist. Ansonsten dürfte eine Sprache aber sicherlich immer dann am verständlichsten und präzisesten sein, wenn man sie so einsetzt, wie sie den Regeln entsprechend angewendet werden soll.

Die von AMK genannten Beispiele, die sich im Wesentlichen allesamt aus Füllwörtern oder Dopplungen ergeben, empfinde ich in der gesamten Betrachtung als weniger gravierend, aber das mag eine Frage der individuellen "Schmerzgrenzen" sein.

kogenta



Beiträge: 1.974

27.06.2010 21:46
#153 RE: Synchronisation früher besser und heute schlechter? Zitat · antworten

Zitat
Alfred Hitchcock z.B. war ein Regisseur, der sich äußerst professionell und höchst präzise vorbereitet hat, entsprechend hochwertig sind viele seiner Filme.
Ihm bzw. seinen Spitzenteams wirst Du hoffentlich nicht "Malen nach Zahlen" unterstellen.


Eric, wir sind weitgehend einer Meinung, wie ich jetzt sehe. Hitchcock hat bestimmt nicht nach Zahlen gemalt! Und John Cassavetes, Woody Allen, Orson Welles, Bunuel, Pasolini, Fassbinder u.v.a. auch nicht.

Die meisten heutigen Hollywood-Regisseure schon! Gut, ist vielleicht etwas hart formuliert, aber die sind doch auswechselbar. Einer hört auf zu malen, ein anderer malt weiter; das merkt kein Zuschauer. Das ist doch großer Mist - ich will dem Film ansehen, wer ihn gedreht hat!

In der Musik ist das selbstverständlich: (Fast) jeder hört doch, ob's Michael Jackson ist oder die Beatles oder Modern Talking oder Beethoven, da braucht man kein Cover lesen. So muß das beim Film auch sein! Jeder Regisseur, der das nicht hinkriegt, hat den Beruf verfehlt.

Oder beim Synchronisieren: ich bin kein Rainer-Brandt-Fan, aber da hört man wenigstens sofort, wer die Synchro verbrochen hat, allein das gibt einen dicken Pluspunkt.

Und, Eric, daß die von Dir im letzten Absatz beschriebene Arbeitsweise indiskutabel ist - auch da sind wir einer Meinung. Jeder Regisseur, der diese Bezeichnung verdient, weiß, was er will, dreht genau das was er braucht, und Ende.

In diesem Sinne - um wieder auf den Titel dieses Threads zu kommen - waren früher sowohl die Filme als auch die Synchros fast immer besser als heute.

Gruß, kogenta

Freddy Krüger


Beiträge: 424

01.07.2010 19:02
#154 RE: Synchronisation früher besser und heute schlechter? Zitat · antworten

Ein deutlicher Synchronbatzer war ja auch in dem einen Film von Stephen Kings Schlafwandler. Da meinte der Junge " Eifersüchtig? Nein aber interessiert. Im Orginal heisst es da " Jealous? No just concerned." Das ist auch verständlich, denn es ging ja auch um neue Opfer, die durch den Schlafwandler gefunden werden sollten (wie beispielsweise das junge Mädchen).

AMK


Beiträge: 1.028

03.07.2010 12:32
#155 RE: Synchronisation früher besser und heute schlechter? Zitat · antworten

Zitat
In "Die 12 Geschworenen" gibt es im Original eine Szene, in der Nr. 10 über den ANgeklagten sagt: "He don´t even speak correct English!", worauf in der (nicht in den USA geborene) Geschworene Nr. 11 verbessert: "Doesn´t!". In der Synchronisation übersetzte man die Belehrung durch "grammatisch", wo es korrekt "grammatikalisch" hätte heißen müssen.

Wäre es ein "heutiger" Film, müsste man sich ein anderes Fehler-Korrektur-Paar suchen; vgl. http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisc...,311690,00.html.

berti


Beiträge: 17.493

06.07.2010 16:25
#156 RE: Synchronisation früher besser und heute schlechter? Zitat · antworten

Zitat von Slartibartfast
Ein drittes Phänomen betrifft die Übersetzungen der englischen Wendung "to lie about something", die es im Deutschen einfach nicht gibt. Man kann weder "über etwas lügen", wie es in den 80ern oft zu hören war, jedoch auch nicht "in Bezug auf etwas", wie es heute meist umschrieben wird. Letzteres ist zwar grammatikalisch richtig, aber kein Deutscher würde es so formulieren.
Die beste Möglichkeit wäre, es ganz anders zu sagen und das trauen sich heute wohl viel zu wenige Autoren (womit wir wieder beim Thema wären):
OV: "He lied about being there at this time." Nicht: "Er log in Bezug auf seinen Aufenthaltsort zu der Zeit." Sondern: "Er war zu der Zeit gar nicht dort, wie er sagte." Oder warum eigentlich nicht: "Sein Alibi ist erstunken und erlogen."



Neulich bin ich auf folgenden Dialog gestoßen: A sagt (im Original) "She lied!" und B fragt nach "About what?".
Mir sind zwei mögliche Übersetzungen eingefallen: Entweder "Inwiefern?" oder "Was war gelogen?". Ersteres würde bei Teenagern oder Figuren mit niedrigerem Bildungsstand unpassend klingen, Letzteres wäre länger und damit nicht lippensynchro (falls es nicht aus dem Off gesagt wird).
Welche Möglichkeit wäre wohl die bessere? Oder fällt euch eine andere Formulierung ein?

Slartibartfast



Beiträge: 6.679

06.07.2010 18:36
#157 RE: Synchronisation früher besser und heute schlechter? Zitat · antworten

Zitat von AMK

Zitat
In "Die 12 Geschworenen" gibt es im Original eine Szene, in der Nr. 10 über den ANgeklagten sagt: "He don´t even speak correct English!", worauf in der (nicht in den USA geborene) Geschworene Nr. 11 verbessert: "Doesn´t!". In der Synchronisation übersetzte man die Belehrung durch "grammatisch", wo es korrekt "grammatikalisch" hätte heißen müssen.

Wäre es ein "heutiger" Film, müsste man sich ein anderes Fehler-Korrektur-Paar suchen; vgl. http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisc...,311690,00.html.



Leider tat man das nicht, jedenfalls nicht in der Synchro der Farbversion: Dort wiederholt der Migrant einfach den korrekten(!) Satz seines Vorgängers, als wolle er die herablassende Bemerkung über die Ausdruckweise des Angeklagten unkommentiert für sich selbst sprechen lassen. Schlechte Lösung, wenn's überhaupt eine sein sollte.
Mich würde interessieren, wie es in der Übersetzung der Bühnenfassung heißt. Muss mir vielleicht mal das Reclam holen.

Slartibartfast



Beiträge: 6.679

06.07.2010 18:39
#158 RE: Synchronisation früher besser und heute schlechter? Zitat · antworten

Zitat von berti

Neulich bin ich auf folgenden Dialog gestoßen: A sagt (im Original) "She lied!" und B fragt nach "About what?".
Mir sind zwei mögliche Übersetzungen eingefallen: Entweder "Inwiefern?" oder "Was war gelogen?". Ersteres würde bei Teenagern oder Figuren mit niedrigerem Bildungsstand unpassend klingen, Letzteres wäre länger und damit nicht lippensynchro (falls es nicht aus dem Off gesagt wird).
Welche Möglichkeit wäre wohl die bessere? Oder fällt euch eine andere Formulierung ein?


Die zweite lässt sich wunderbar lippensynchron einsprechen.

berti


Beiträge: 17.493

06.07.2010 19:13
#159 RE: Synchronisation früher besser und heute schlechter? Zitat · antworten

Zitat von Slartibartfast
Leider tat man das nicht, jedenfalls nicht in der Synchro der Farbversion: Dort wiederholt der Migrant einfach den korrekten(!) Satz seines Vorgängers, als wolle er die herablassende Bemerkung über die Ausdruckweise des Angeklagten unkommentiert für sich selbst sprechen lassen. Schlechte Lösung, wenn's überhaupt eine sein sollte.
Mich würde interessieren, wie es in der Übersetzung der Bühnenfassung heißt. Muss mir vielleicht mal das Reclam holen.



Die bloße Wiederholung von "Er kann sich ja nicht einmal korrekt ausdrücken!" in der Farbfassung war mir schon beim ersten Sehen unangenehm aufgefallen.
In der Bühnenfassung löste man es (wie bereits geschrieben) durch die korrekte Verwendung von "scheinbar" und "anscheinend". Deswegen bin ich ja überhaupt auf dieses Beispiel gekommen.

berti


Beiträge: 17.493

06.07.2010 19:16
#160 RE: Synchronisation früher besser und heute schlechter? Zitat · antworten

Zitat von Slartibartfast
Die zweite lässt sich wunderbar lippensynchron einsprechen.



Würden die zusätzlichen Silben auch dann nicht auffallen, wenn "About what?" sehr schnell gesprochen würde?

Brian Drummond


Beiträge: 3.572

06.07.2010 21:20
#161 RE: Synchronisation früher besser und heute schlechter? Zitat · antworten

Sowas kann gut "überspielt" werden.

berti


Beiträge: 17.493

06.07.2010 22:17
#162 RE: Synchronisation früher besser und heute schlechter? Zitat · antworten

Zitat von Brian Drummond
Sowas kann gut "überspielt" werden.



Wwas meinst du mit "überspielen"? Schnelleres Sprechtempo, so dass die größere Silbenzahl nicht weiter auffällt?

Brian Drummond


Beiträge: 3.572

06.07.2010 22:44
#163 RE: Synchronisation früher besser und heute schlechter? Zitat · antworten

Schneller sprechen muss man wohl etwas. Aber damit alleine ist es nicht getan. Halt etwas "überspielen", so dass man vom guten Schauspiel "geblendet" ist. :)

berti


Beiträge: 17.493

06.07.2010 22:55
#164 RE: Synchronisation früher besser und heute schlechter? Zitat · antworten

Ach so. Danke für die Erklärung!

Slartibartfast



Beiträge: 6.679

07.07.2010 01:08
#165 RE: Synchronisation früher besser und heute schlechter? Zitat · antworten

Im Notfall muss man etwas "vorschlagen" (= früher anfangen) oder hinten überhängen lassen. Aber in dem Fall nicht viel, da bin ich sicher, da die Labiale entscheidend sind ("war" und "about") und hier noch das "o" in "gelogen" und der offene Vokal in "what" sehr ähnlich aussehen.
Man glaubt gar nicht, wie viele wirklich asynchron geschiebenen Texte sich durch gute Sprecher "überspielen" lassen.

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