Ich gebe dir in dem Punkt recht das der Zeitdruck immens groß geworden ist! Siehe mein Zitat, im Bezug auf die Serie LOST. Zeitdruck hin oder her (der bei LOST so groß war, wie bei keiner anderen Serie) aber so grobe Übersetzungsmängel sind einfach nicht zu tollerieren, bzw. zu rechtfertigen mit Zeitdruck. Denn "corrupt" mit "zerstören" zu übersetzen ist peinlich. dazu brauche ich keine Zeit. Auch es auf die Lippensynchronität zu schieben sehe ich als zu einfach an. Sowas geht einfach nicht. Um bei Lost zu bleiben und zu der Szene in Season 5 : Jacob:"It only ends once...everthing that happens before that...is just progress!" Deutsch : "Es endet nur einmal, alles was vorher passiert ist, war nur Fortschritt!" WTF? Soll das eine gute Synchro sein? Zeitdruck hin oder her, das ist einfach nur schlecht und gehört nicht in eine so große Produktion wie LOST! Ich versteh den Zeitdruck, dann soll er aber angemessen sein, und nicht auf den Rücken von absoluten Top Produkten lasten.
Aber dennoch sehe ich auch ein Problem damit, wenn PayTV Sender wie FOX eine Season Ordern, die gerade Anläuft(Lost)und nur wenige Wochen nach US Austrahlung laufen. Eine Entschuldigung ist das aber nicht! Begründung: Wenn Hollywood eine Logistik schafft, in der eine Season von XY 22 Folgen pro Season schafft, und in Germany ein Cobra 11 etc. auf 8 Folgen pro Season, dann ist das eine Sache der Einstellung! Zeitdruck hin oder her, die Logistik ist entscheidend! In Deutschland gibt es andere Dimensionen wie in Hollywood, somit ist es eher eine Anpassung die hier stattfindet. In den Staaten wird alles größer und schneller, also muß man sich hier auch darauf Einstellen. Das darf aber nicht auf kosten der Qualität sein. Man muß halt eine andere Strategie finden oder es kompensieren.
Zitat Da kommt mir die Frage: Warum geht man nicht mal an die Theaterbühnen (sofern es nicht schon gemacht wird) und sucht auch dort ? Es gibt dort sicher auch viele Schauspieler (auch jüngere), die man vielleicht mal fragen könnte ob sie nicht auch mal Lust zum Synchronisieren hätten. So könnte man sicherlich auch an ein paar neue Stimmen kommen.
Ich sehe gerne und oft Theaterproduktionen - auch an namhaften Häusern - und du findest dort gut einen von fünfzehn Schauspielern, der überhaupt sauberes Hochdeutsch spricht. Gibt es von diesen dann mal Hörproben, verliert man spätestens bei diesen das Interesse, da ihnen häufig die Präsenz fehlt und zudem viele Schmatzer und Störgeräusche (keine durch die Aufnahmetechnik verschuldete, ich spreche von Unsauberkeiten) drin sind.
Zitat von berti Wäre "Dass er zu dieser Zeit dort gewesen wäre, war gelogen!" auch eine geeignete Formulierung?
Ja, ist zumindest deutsch, aber vielleicht grammatikalisch nicht ganz stimmig. (Der Konjunktiv passt so nicht, wenn nicht gesagt wird, wer das behauptet hat.)
Zitat von SlartibartfastJa eben so wie das "Es macht bzw. macht keinen Sinn!". Bei letzterem muss man die Schlacht schon fast als verloren betrachten. Bei den anderen Beispielen habe ich noch Hoffnung.
Es kann natürlich sein, dass ich durch zu wenig Kontakt mit lieblosen Synchros "verwöhnt" bin, aber diese Formulierung ist mir im Alltag weit häufiger als in Filmen untergekommen. Ebenfalls oft beklagt wird die Verwendung des Wortes "Realisieren" in einer Weise, bei der nicht das Ausführen eines Planes, sondern "begreifen, verstehen, klar werden" (Englisch "realising/realizing") gemeint ist. Die Frage ist, ob neben wortwörtlichen Dialoübersetzungen nicht auch andere Faktoren den alltäglichen Sprachgebrauch (negativ) beeinflussen. Dazu könnten man z. B. Journalisten rechnen: In den letzten Jahren ist es in den Medien zum Standard geworden, von der amerikanischen "Administration" statt von der "(US-)Regierung" zu sprechen. Wolf Schneider kritisierte diese Sache bereits vor über 20 Jahren, aber in Synchros ist mir dieser spezielle Fall bisher noch nie untergekommen (vielleicht sind meine Kenntnisse in diesem Bereich aber auch nicht umfassend genug). Neben der "Journalistensprache" wäre das Internet ein weiterer Faktor: Wenn dort Leute mit geringer ausgeprägtem Sprachgefühl unterwegs sind, fallen diese sicher öfter auch "False friends" herein, weil sie z. B. "realisieren" mal gehört haben, aber ihnen vielleicht nicht präsent ist, dass dieses Wort im Deutschen eine andere Bedeutung hat. Oder sie greifen auf automatische Textübersetzungen zurück, deren Ergebnisse bekanntlich meist peinlich ausfallen.
Zitat Dazu könnten man z. B. Journalisten rechnen: In den letzten Jahren ist es in den Medien zum Standard geworden, von der amerikanischen "Administration" statt von der "(US-)Regierung" zu sprechen. Wolf Schneider kritisierte diese Sache bereits vor über 20 Jahren, aber in Synchros ist mir dieser spezielle Fall bisher noch nie untergekommen
Da sprichst Du einen wahren Punkt an. Genauso negativ ist mir das in den letzten Jahren immer mal wieder aufgefallen, wenn beispielsweise "in 1999" geschrieben wird, wenn eigentlich "im Jahr 1999" gemeint ist. Das ist auch eine 1:1-Übernahme aus dem Englischen, die die deutsche Sprache verschlechtert, wie ich finde.
Daneben wäre auch "in Iran" statt "in den Iran" ein Beispiel. Oder neben dem Jahrzehnt auch das Jahrhundert anzugeben ("1980er"), auch wenn dieses vom Kontext her völlig klar ist. Dabei komme ich mir immer (wie Erik Paulsen es mal in einem anderen Zusammenhang formulierte) "als denkender Mensch verarscht vor".
Zitat Oder neben dem Jahrzehnt auch das Jahrhundert anzugeben ("1980er"), auch wenn dieses vom Kontext her völlig klar ist.
Aber "In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts..." klingt irgendwie auch merkwürdig; so als wäre es schon viel weiter weg. Da gibt es keine ideale Möglichkeit. Man könnte ja z.B. einen Zeitraum benennen (Um 1980, 1983-85 o.ä.).
Warum dann nicht einfach von den "80ern" sprechen, wenn anhand der Ereignisse (oder der Personen) völlig klar ist, dass es um das 20. Jahrhundert geht.
Macht man ja auch. Von den "1980ern" ist ja auch weniger die Rede. Diese Form wählt man ja auch eher für frühere Zeiträume, z.B. ab den 60ern abwärts. Diese Form habe ich jedenfalls vor nicht langer Zeit in einer Dokumentation über die Firma Lego gehört (also 1960er).
Zitat von LammersMacht man ja auch. Von den "1980ern" ist ja auch weniger die Rede. Diese Form wählt man ja auch eher für frühere Zeiträume, z.B. ab den 60ern abwärts.
Leider habe ich diese Formulierung sowohl in wissenschaftlichen als auch in journalistischen Texten aus den letzten Jahren schon allzu oft gelesen, und auch im Sprachgebrauch grassiert sie trotz ihrer Sperrigkeit leider immer stärker.
Zitat von berti Wäre "Dass er zu dieser Zeit dort gewesen wäre, war gelogen!" auch eine geeignete Formulierung?
Ja, ist zumindest deutsch, aber vielleicht grammatikalisch nicht ganz stimmig. (Der Konjunktiv passt so nicht, wenn nicht gesagt wird, wer das behauptet hat.)
Um mal im Sinne Wolf Schneiders zu sprechen: nein. "Wäre" ist hier unelegant, da gibt uns die deutsche Sprache Schöneres an die Hand.
"Dass er zu dieser Zeit dort gewesen sei, war gelogen."
Zudem wäre "jener" statt "dieser" geschmackvoller.
Somit: "Dass er zu jener Zeit dort gewesen sei, war gelogen."
Zitat von Dubber der WeißeUm mal im Sinne Wolf Schneiders zu sprechen: nein. "Wäre" ist hier unelegant, da gibt uns die deutsche Sprache Schöneres an die Hand. "Dass er zu dieser Zeit dort gewesen sei, war gelogen." Zudem wäre "jener" statt "dieser" geschmackvoller. Somit: "Dass er zu jener Zeit dort gewesen sei, war gelogen."
Bei einer solchen Formulierung würden die bereits kritisierten Kontrollinstanzen vermutlich annehmen, sie würde das Publikum überfordern.
Nö. Muss ja immer "in character" sein. Die von dir vorgeschlagene Konstruktion ist in sich so sperrig, dass sie auf eine ältere, gebildete Person zugeschnitten sein müsste. Der dürfte man dann auch gern unterstellen, sie spreche gutes Deutsch
Um ein eventtuelles Missverständnis zu vermeiden: Ich meinte nicht, dass ich deine Formulierung zu anspruchsvoll für den normalen Zuschauer fände, sondern dass die bereits erwähnten Supervisor das behaupten würden.