Viele Synchros klingen heute einfach unnatürlich. Auch wenn die Sprecher von sich gerne behaupten sie wären SynchronSCHAUSPIELER klingen sie gerade heutzutage viel öfter nach SynchronSPRECHER als früher. Schauspiel hört man leider viel zu selten. Ich fand das Liebrecht-Interview super, sehr sympathisch. Ich mach mich jetzt aber bei ihm unbeliebt: Auch wenn er betont, wie variantenreich Tom Hardy seine Rollen spricht - bei ihm klingt Tom Hardy meistens nach SynchronSPRECHER. Wenn Liebrecht selber vor der Kamera steht, spricht bzw spielt er deutlich nuancierter.
Das Torben Liebrecht vor der Kamera ganz anders spielt und dementsprechend auch so klingt als im Synchronstudio ist mir auch schon seit einiger Zeit aufgefallen. Viele Leute im Synchronstudio scheinen sich im Atelier eine gewisse Arbeitsmethodik und Sprachstil angeeignet zu haben die sie nur selten (wenn überhaupt) ablegen können. Wobei Liebrecht durchaus nuanciert und natürlich spielen kann. Das muss man aber erst aus ihm herauskitzeln können. Ob man selber vor der Kamera spielt oder eben hinterm Mikro steht und jemanden seine Stimme leiht ist für manch Schauspieler da doch ein großer Unterschied.
Dann hatte Torben Liebrecht etwa besser von "vielleicht stärker vorhandenem Wirkungsbewusstsein" sprechen sollen... Ich kann seine Aussage nicht anders interpretieren, als dass er dem Synchronbetrieb (etwa in den Fünfzigern) unterstellt, kaum eine Ahnung gehabt zu haben, oder es egal wäre, wie eine Synchro bei den Leuten ankommt, also auf sie wirkt - was ich wiederum für unmöglich halte, aus den von mir zuletzt genannten Gründen.
P.S.: Bei der Gelegenheit - herzlich willkommen bei uns im Forum, Mäximäl!
Vielen Dank für das freundliche Willkommen! Ich freue mich dabei zu sein.
Ich verstehe es wie gesagt so, dass man sich damals der Aussenwirkung der eigenen Arbeit noch nicht so stark bewusst (und „unschuldiger“) war und dementsprechend weniger mit bestimmten Tönen „kokettiert“ hat. Alles andere würde iwie dem Kontext widersprechen.
Wenn ich mir die Anekdoten älterer Sprecher nochmal in Erinnerung rufe dann war es schon allein aufgrund der damaligen Gegebenheiten im Atelier kaum möglich in den heutigen typischen "Synchrontönen" seine Arbeit runterzurattern. Damals ging es noch gemütlicher zu mit Raucherpausen und Pläuschchen unter Kollegen zwischendurch (Ging aus technischen Gründen nicht anders). Arne Elsholtz war da auch ganz gemütlich drauf gewesen mit seinem Gläschen Wein. Finde auch, dass sich Liebrecht da etwas unglücklich ausgedrückt hatte.
Außerdem waren die Übersetzer früher "frei" in ihrer Entscheidung über die deutschen Texte und die Art und Weise, wie man es "deutsch macht". Sonst hätten wir niemals die vielfach tollen Rainer Brandt'schen Synchros bekommen. Ja, dadurch sind auch manche Filme verfälscht oder verändert worden - in den allermeisten Fällen aber zum besseren, weil eben "deutsch" und nicht einfach nur "übersetzt". Gerade bei Humor geht das nämlich nicht einfach so mit der reinen Übersetzung. Das verstehen Supervisoren heutzutage aber nicht. Deshalb ist die Freiheit einfach nicht mehr da - alles klingt generisch - stimmlich und textlich. Bei vielen Filmen wäre etwas mehr Freiheit ohne das ein Nix-Verstehenender Ami darüber guckt, deutlich besser. Synchrontöne kommen meiner Meinung nach also auch von den Texten. Die "alte" Generation von Sprechern weiß aber auch heute noch, wie man "lässig" und natürlich rüberkommt. Viele könnten sich gerne ein Beispiel Joachim Tennstedt nehmen. Vor allem die "Tiefsprecher" kriegen das mit der Natürlichkeit aber nicht mehr hin.
Wunderbares Statement von Torsten Münchow zu dem Thema "Umbesetzung/Kollegen" bei ca. 10:30 (wie momentan im Fall Michael Pan bei "Monsieur Claude 2") Der Mann hat meine volle Hochachtung. Sehr engagiert, sehr sympathisch!
Stimmspieler - originelle Selbstbezeichnung! Ich werde diesen Begriff in Zukunft bestimmt selbst manchmal verwenden, finde ich ausgesprochen zutreffend für das was die Menschen "hinterm Mikrophon" tun! Thorsten Münchow hat ein unglaubliches Talent dafür, Stimmen nachzuahmen! Vielleicht könnte man (bzw. er) es ja einmal irgendwie nutzen!"
Dass er In Pommern/Polen lebt, war mir vollkommen neu... Seine länderübergreifenden "Grenzen im Kopf-überschreitenden" Initiativen finde ich lobenswert!
Interessant finde ich nebenbei auch der Kontrast zwischen dem sachlich-seriösen Gastgeber im "BR-alpha-Forum und dem jovialen Gast hier, daran merkt man den Schauspieler!;))
Die Dreharbeiten zur 2. Staffeln von Altered Carbon – Das Unsterblichkeitsprogramm hat begonnen. Und wer taucht bei 0:13 auf Selbstsynchro sollte (eig.) klar sein