@ berti Heinz Engelmann kannte ich anfangs mehr als Schauspieler (Kapitän Brown in 'Das Gasthaus an der Themse' und eine TV-Serie, wo er den Chef einer Autowerkstatt spielt), bevor er mir als Synchron-Sprecher auffiel. Weniger für Stewart Granger (Helmo Kindermann in 'Der Ölprinz' find' ich auch o.k.), eher für Andrew Duggan in der Western-Serie 'Lancer'.
Habe halt als Junge alle Western-Serien gesehen, und vorwiegend daraus resultieren meine ersten Synchron-Sprecher Erinnerungen. Christian Brückner ist für mich z.B. auf immer und ewig Billy Blue Cannon aus 'High Chaparral', da kann er noch so oft für Robert de Niro sprechen.
Für Lee van Cleef in 'Für ein paar Dollar mehr' fand ich Engelmann sehr gut. Kurz danach hörte ich ihn erstmals für John Wayne ('Die Unbesiegten'), für den ich bis da nur Arnold Marquis kannte, und der Film gefiel mir nicht so recht. Muß nicht nur an Engelmann gelegen haben, aber das spielte sicher unbewußt mit eine Rolle.
@ mücke Hans W. Hamacher habe ich nur einmal für John Wayne gehört, nach der ersten Schreck-Sekunde fand ich ihn aber sehr passend. Der hätte Wayne auch gut in 'Der Marshal' und auch in den folgenden Filmen sprechen können, da stimme ich Dir voll und ganz zu. Eher als Heinz Engelmann!
Wenn ich mir Hamacher jetzt hypothetisch in 'Der Schwarze Falke' vorstelle (statt Engelmann), der Film - mit dem ich bis heute nie ganz warm werden konnte - würde dadurch erheblich gewinnen! Der abgrundtiefe Wayne-Charakter und Heinz Engelmann - das ist wie Feuer und Wasser.
Leider wurde der Film ja vor deren Zeit synchronisiert, aber mit Hamacher oder Marquis wäre der Wayne-Charakter wesentlich schillernder geworden.
Zitat von MückeIch bin kein Freund von unsinnigen Kompromissen, wenn es auch bessere Optionen gibt. Engelmann war auch für Holden sehr gut, aber für Wayne hätte sich zweifelsohne eine bessere Variante als Marquis finden lassen, zumal das Marquis' erster Einsatz überhaupt für ihn war und man noch nichtmal von Kontinuität sprechen kann. Selbst Wolfgang Lukschy hätte ich hier schon eindeutig vorgezogen.
Die Frage ist nur, ob Lukschy zu diesem Zeitpunkt sonderlich wahrscheinlich gewesen wäre. Nach dem "Eroberer" dauerte es ja fast zehn Jahre, bis er wieder auf den "Duke" besetzt wurde. Ich hatte einmal die Theorie ausgesprochen (die du ganz plausibel fandest) dass der Flop dieses Films vielleicht der Grund war, dass Lukschy danach lange nicht mehr zum Einsatz kam (und es mit Engelmann nach "Alamo" ähnlich gewesen sein könnte).
Zitat von kogentaWenn ich mir Hamacher jetzt hypothetisch in 'Der Schwarze Falke' vorstelle (statt Engelmann), der Film - mit dem ich bis heute nie ganz warm werden konnte - würde dadurch erheblich gewinnen! Der abgrundtiefe Wayne-Charakter und Heinz Engelmann - das ist wie Feuer und Wasser. Leider wurde der Film ja vor deren Zeit synchronisiert, aber mit Hamacher oder Marquis wäre der Wayne-Charakter wesentlich schillernder geworden.
Interessant, wie sich die Geschmäcker unterscheiden! Gerade bei DIESEM Film fand ich Engelmann absolut genial! Die innere Konflikte und emotionalen Ausbrüche brachte er genial rüber. Sein innerlich gequältes "Willst du eine Zeichnung haben?" oder "Geh zur Seite, Martin!" (beides nur aus dem Handlungskontext von der Tragweite her zu verstehen) habe ich heute noch im Ohr. Was hätten aus deiner Sicht Hamacher und Marquis bei dieser Rolle Engelmann vorausgehabt? Beider Besetzung wäre allerdings 1956 in einer epischen Rollen wohl weniger wahrscheinlich gewesen.
Das ist immer so eine Sache wer ist besser Marquis oder Engelmann als John Wayne Sprecher,ich konnte mich nie richtig zwischen Engelmann und Marquis in den vielen Jahren entscheiden,nun tentiere ich doch in den letzten 3 Jahren seit ich den 1969 Western "Die Unbesiegten" mit Heinz Engelmann kenne,wo mir Marquis wirklich fehlt mehr zu Marquis (seine Stimme habe ich immer schon von früher her mit John Wayne verbunden und sofort erkannt auch in anderen Filmen,auch wo ich noch nicht mal wußte was Synchronsprecher geschweige denn eine Synchro ist.)
Mit Harmacher kann ich mich auf John Wayne überhaupt nicht anfreunden,ganz unschuldig ist da aber nicht Marquis,Harmacher ist besser als Ernst Konstantin "Rio Bravo" aber das ist keine Kunst den sehe ich nehmlich als Fehlbesetzung auf den Duke,ich hätte mir ja in "Rio Bravo"Heinz Engelmann gewünscht.
Hatte es ja oben schon mal angedeutet: Heinz Engelmanns Stimme ist für mich über jeden Zweifel erhaben und eignet sich nicht für extrem zerrissene Charaktere. Darum hatte ich ausgerechnet den 'Schwarzen Falken' als Beispiel genommen: dort spielt John Wayne einen im Grunde unsicheren und sogar verachtenswerten Charakter, mit Engelmann klingt er dagegen wie ein vorbildlicher Westernheld.
Da kann Engelmanns Leistung so gut sein wie sie will, das ist für mich einfach fehlbesetzt. Bei 'Rio Bravo' dagegen könnte ich ihn mir gut vorstellen! Für William Holden (contra Wayne/Marquis) ist er auch prächtig! (Den 'Letzten Befehl' mag ich übrigens viel lieber als den 'Schwarzen Falken', macht mehr Spaß, sich den anzusehen. Auch da könnte ich mir Engelmann gut für Wayne vorstellen!).
"Geh zur Seite, Martin!" Wenn Engelmann das sagt, würde jeder eingeschüchtert zur Seite treten, der Martin macht's nicht. Derselbe Satz von Hamacher bekäme eine ganz andere Wirkung, weil da noch etwas unausgesprochenes mitschwingen würde. Und Arnold Marquis könnte denselben Satz auf 5 verschiedene Arten sprechen: immer gleichermaßen überzeugend.
Aber o.k., um die Platitüde zu bemühen: Die Geschmäcker sind verschieden. Zum Glück. Ich hoffe, ich konnte meine Ansicht halbwegs rüberbringen.
Gruß, kogenta
PS: Das berühmte John-Wayne-Zitat "Trau keinem, der nicht trinkt!" Engelmann? Nee, wenig überzeugend. Hamacher? Ja, aber ist nicht so sicher, wie ernst er das meint. Marquis? Auf jeden Fall, in 5 Varianten, immer gleichermaßen originell und überzeugend.
Wenn du Engelmann in "zerrissenen" Rollen nicht überzeugend findest: War er für dich demnach auch als psychisch gestörter General Jack Ripper (Sterling Hayden) in "Doktor Seltsam" fehlbesetzt?
Zitat von kogenta"Geh zur Seite, Martin!" Wenn Engelmann das sagt, würde jeder eingeschüchtert zur Seite treten, der Martin macht's nicht. Derselbe Satz von Hamacher bekäme eine ganz andere Wirkung, weil da noch etwas unausgesprochenes mitschwingen würde.
Bei Engelmann schwingt für dich also nichts "Unausgesprochenes" mit? Mir kommt das ganz anders vor.
Zitat von bertiDie Frage ist nur, ob Lukschy zu diesem Zeitpunkt sonderlich wahrscheinlich gewesen wäre. Nach dem "Eroberer" dauerte es ja fast zehn Jahre, bis er wieder auf den "Duke" besetzt wurde.
Ich sag's mal so: Marquis ist ebenfalls nicht wahrscheinlich gewesen, denn es war ja sein erster Einsatz...
Es hätte auch unter Leuten, die damals noch nie für Wayne zu hören gewesen waren, bessere Varianten gegeben, z.B. eben Hamacher. Auch unter Leuten, die niemals für Wayne gesprochen haben, hätte man wahrscheinlich ne bessere Lösung vor's Mikro kriegen können, als Marquis - jemanden, der damals einfach zeitgemäßer gewirkt hätte, als der einfach zu junge, oberflächliche Marquis. Für jemanden wie Wayne hätte man auch ruhig mal jemanden im entsprechenden Alter, wenn auch bis dato ohne Synchronerfahrung, vom Theater holen können. Marquis wurde ja schließlich auch ne Chance gegeben. War zwar nicht Marquis' erste große Synchronrolle, auf der Hand lag er aber genauso wenig, wie es bei einem angesehen Bühnenschauspieler, der altersmäßig und stimmlich auch damals schon gepasst hätte, der Fall gewesen wäre.
Ich fand Engelmann für Hayden in "Dr. Seltsam" übrigens hervorragend. War für mich klar der beste auf Hayden nach Wolf Martini. Die Rolle entfaltete vor allem wegen Engelmann extrem viel Selbstironie, der hier ein Stück weit ja quasi auch sein eigenes Stimmimage parodierte.
Zitat Wenn du Engelmann in "zerrissenen" Rollen nicht überzeugend findest: War er für dich demnach auch als psychisch gestörter General Jack Ripper (Sterling Hayden) in "Doktor Seltsam" fehlbesetzt?
Da muß ich passen, da ich mich an den 'Dr. Seltsam' überhaupt nicht mehr erinnern kann, ist ewig her ...
Vielleicht liegt meine Reserviertheit gegenüber einigen Heinz Engelmann Synchros einfach daran, daß ich ihn wie oben erwähnt zunächst als Schauspieler kennengelernt habe, und zwar in kuriosen Rollen (Gasthaus an der Themse). Wenn ich ihn als Synchron-Sprecher höre, sehe ich ihn quasi immer vor mir. Und das kann schon ziemlich störend sein.
Vermutlich funktioniert er für mich nur in ironisch eingefärbten Filmen, z.B. 'Der letzte Befehl' oder 'Für ein paar Dollar mehr'. Dieser Tage erscheint 'Die letzten Zwei vom Rio Bravo', da ist er für Rod Cameron zu hören, was auch sehr amüsant ist, vermutlich aber ungewollt.
Zitat von CommanderAuf dem jüngeren John Wayne, gefällt mir Heinz Engelmann am besten, wohingegen mir Marquis auf dem älteren Wayne besser gefällt.
Sehe ich genauso. Heinz Engelmann für Wayne in "Der schwarze Falke" war wirklich phänomenal. Wolfgang Lukschy und Konstantin fand ich auch nicht übel. Thomas Danneberg in der Neusynchronisation von "Spuren im Sand" ist natürlich völlig daneben. Und Marquis passt ganz gut auf den Wayne der 60er und 70er, allen voran in "Der Marshal".
Persönlich hätte ich für die Filme vor dem "Marshall" auf Marquis durchaus verzichten können und lieber weiter Engelmann als Stammsprecher gehabt. Wie siehst du das?
Sehe ich 100% genau so. Wobei mir Marquis in "Der letzte Befehl" auch gefällt und da spricht Heinz Engelmann ja schon William Holden, der meiner Meinung nach unverzichtbar auf William Holden ist.
Zitat von SilenzioWobei mir Marquis in "Der letzte Befehl" auch gefällt und da spricht Heinz Engelmann ja schon William Holden, der meiner Meinung nach unverzichtbar auf William Holden ist.
Auf Holden findest du Engelmann "unverzichtbar", auf John Wayne in mittleren Jahren aber nicht? Paul Klinger wäre demnach für dich keine Alternative gewesen?
Vor einigen Jahren wurde hier darüber diskutiert, wieso Heinz Engelmann nach "Alamo" mehrere Jahre nicht mehr besetzt wurde. Kommt es dir auch so vor, als ob diese Kombination längere Zeit bewusst vermieden worden wäre?