Ich fand Manfred Schott in "Verflucht, verdammt und Halleluja" passender als in "Freibeuter der Meere". Als Anfangs "weichlicher" Joe zum "draufgängerischen" Joe ist Manfred Schott schon 'ne gute Alternative gewesen. Reck hätte bei dieser Rolle vielleicht nicht so gepasst.
Der Film hatte ja auch 'ne typische Berlinerbesetzung: Marquis, Martienzen, Petruo usw., aber auch einige Spencer-Hill-untypische Besetzungen wie z.B. Heinz Giese als Direktor oder Klaus Sonnenschein als Bull, den ich erst nach Jahren erkannt habe.
Zitat Als Anfangs "weichlicher" Joe zum "draufgängerischen" Joe ist Manfred Schott schon 'ne gute Alternative gewesen. Reck hätte bei dieser Rolle vielleicht nicht so gepasst.
Ich finde schon, da Reck auch wunderbar naiv klingen konnte, wie man z.B. in dem Frank-Capra-Film "Mr. Deeds geht in die Stadt" hören kann (Reck sprach Gary Cooper). Das ist jetzt zwar ein ganz anderes Kaliber (Entschuldigung für den Themawechsel) aber warum hätte es nicht passen sollen ? Das "weichliche" hätte er sicher auch gut rübergebracht.
"Mr. Deeds geht in die Stadt" hab ich noch nicht gesehen. Ich bin wahrscheinlich sehr "engstirnig", aber mit den Capra-Filmen kann ich nichts anfangen. Ist aber auch ein anderes Thema.
Zitat von LammersDas hatte mich irritiert, da Schott ja ab den 70ern in München war und dort u.a. DeForest Kelly in "Raumschiff Enterprise" gesprochen hat (ab 1972).
Ein Münchner unter lauter Berlinern kam bei Josef Wolf öfter vor und wäre deshalb nichts Ungewöhnliches.
Schott synchronisierte häufig in Berlin - "Die Reifeprüfung", "Bluff", "Achterbahn", "Lockruf des Goldes" etc. etc. - er war auf jeden Fall Stammgast, häufiger wahrscheinlich als Klaus Kindler.
Zitat von Stefan der DEFA-FanSchott synchronisierte häufig in Berlin - "Die Reifeprüfung", "Bluff", "Achterbahn", "Lockruf des Goldes" etc. etc. - er war auf jeden Fall Stammgast, häufiger wahrscheinlich als Klaus Kindler.
Und nicht zu vergessen in "Anatevka" (1971) um noch ein weiteres Beispiel zu nennen.
Mücke
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11.08.2010 22:56
#293 RE: Beste/Schlechteste Synchro eines Spencer-Hill Films
Ich fand Schott bei beiden Einsätzen für Hill adäquat und das immerhin in zwei fast absolut gegensätzlichen Rollen. Reck war als "müder Joe" perfekt - Danneberg stört hier im Vergleich betrachtet sogar noch mehr, als Marquis gegenüber Hess -, hätte generell aber vermutlich nicht ganz so gut gepasst.
Peer Schmidt, wie in "Hügel der blutigen Stiefel", hätte den "müden Joe" ebenfalls genial getroffen. Reinhard Glemnitz wiederm wäre in "Freibeuter der Meere" eine gute Alternative gewesen. Mit anderen Worten: Die Sprecher von Hill waren meist Typecasts für die jeweiligen Rollen, aber auf wirklich hohem Level. Dass das später durch Danneberg gleichgeschalten wurde, hat viele Vorteile gehabt, aber Hill auch sehr viele Facetten genommen, die er allerdings auch nur noch selten in entsprechenden Filmen bediente.
Welchen der beiden Regisseure ist euch eigentl. am liebsten für die Spencer/Hill-Filme? Karlheinz Brunnemann oder Rainer Brandt? (Arne Elsholtz oder Heinz Petruo hab ich jetzt mal bewusst außen vor gelassen, da die ja auch nur ein paar gemacht haben).
Ich selber bin wohl eher ein Brunnemann-Anhänger, da ich nicht nur finde, dass er im Bezug auf die Spencer/Hill-Filme gegenüber Rainer Brandt unberechtigt in den Schatten gestellt wird, sondern auch die besseren Dialoge gezaubert hat.
"Wenn du nur mal so im Gelände rumkreisen würdest" - "Ich kreise". "Umsteigen, Wagen 11 und dann auf Streife." - "Wir streifen." "Das muss doch jeden hier einleuchten." - "Es leuchtet." "Wer von uns beiden ist auf Diät, du oder ich?" ... um nur einige zu nennen ...
Klar, Rainer Brandt hat die beliebte Synchro von "Vier Fäuste für ein Halleluja" gemacht, die ja die Horst Sommer-Version leider erfolgreich verdrängt hat. Aber die Zweitfassung hat vor allem hier im Forum einigen wie auch mir "Ohrenprobleme" beschert. Ob nun eine Neusynchro wirklich unbedingt nötig war, darüber lässt sich bekanntlich streiten. Der Spruch in der alten Fassung war auf jeden Fall besser: "Das hast du nicht unsonst getan" - "Doch das kostet dich keinen Cent"
Und er hat den allseits beliebten "Mücke" gemacht, der zugegenermaßen recht gelungen ist (Marquis übertreibt hier auch nicht so wie z.B. als "Krokodil" oder "Bambi").
Bei dem doch recht ernst gehaltenen "Nobody" hat er mir auch zu viel kalauert. Immerhin erfreulich, dass er Borchert auf Henry Fonda belassen hat (man weiß ja nie, plötzlich würde der auf die Idee kommen und Hirthe und dergleichen besetzen )
Fazit: bis auf "Mücke" oder vielleicht noch "Renegade" (wobei ich mir da nicht 100% sicher bin, ob der auch von Brandt ist), fällt mir kein anderer Film ein, der mir mit Rainer Brandt-Synchro so richtig zusagt.
Sowohl Brandt als auch Brunnemann litten mit fortschreitender Zeit zunehmend unter Wiederholungssymptomen. Die Witzchen, die du aufzählst sind ja schon in DEPARTMENT S zu hören, dementsprechend tue ich mich schwer damit, sie als "bessere Dialoge" courtesy of Brunnemann zu betrachten. Es sind halt Brandts/Brunnemanns alte Kalauer, die er wieder und wieder einsetzte. Brandt hatte zumindest in seinen Spätwerken ("Vier Fäuste für ein Halleluja/gegen Rio") noch einige absurde Inspirationen, Brunnemann brachte zu diesem Zeitpunkt gar nichts bemerkenswertes für diese Art Film mehr zustande.
Brandt vorzuwerfen, er hätte in NOBODY zuviel gekalauert...mag sein, aber diesbezüglich war Brunnemann doch weitaus schlimmer. Hätte er diesen Film bearbeitet wäre das mit Sicherheit nicht "seriöser" abgegangen.
Ich würde generell davon abkommen, gerade bei diesen Regisseuren solche Tag/Nach-Unterschiede zu unterstellen. Im Zweifelsfall hat sich hier schon so mancher auf den Bauch gelegt, wenn es um angeblich "sichere" Zuordnungen der jeweiligen Synchronstudios ging.
Zitat von marginalBrandt vorzuwerfen, er hätte in NOBODY zuviel gekalauert...mag sein, aber diesbezüglich war Brunnemann doch weitaus schlimmer. Hätte er diesen Film bearbeitet wäre das mit Sicherheit nicht "seriöser" abgegangen.
Das ist nur meine subjektive Meinung. Brunnemann konnte durchaus auch seriöse Sachen machen ("Um sie war der Hauch des Todes"). Brandt natürlich auch ("Reise nach Indien")
Zitat von marginalDie Witzchen, die du aufzählst sind ja schon in DEPARTMENT S zu hören, dementsprechend tue ich mich schwer damit, sie als "bessere Dialoge" courtesy of Brunnemann zu betrachten.
Das ist auch "nur" meine Meinung mit den besseren Dialogen. Was "Department S" angeht, da haben Brunnemann und Brandt schon gute Arbeit geleistet. Auch Brunnemann als Sprecher gefällt mir gut. Weniger gelungen ist dagegen das Spin-Off "Jason King"
Zitat von marginal Ich würde generell davon abkommen, gerade bei diesen Regisseuren solche Tag/Nach-Unterschiede zu unterstellen. Im Zweifelsfall hat sich hier schon so mancher auf den Bauch gelegt, wenn es um angeblich "sichere" Zuordnungen der jeweiligen Synchronstudios ging.
Das ist schon richtig. Einige Seiten vorher haben wir alle ja nur spekuliert über die genaue Zuordnung. Unbestritten dürfte allerdings sein, dass "Zwei außer Rand und Band" von Brunnemann ist. Würde mich sehr wundern, wenn der doch von Brandt ist. Dass er seinen Kollegen 4-5 Kleinstrollen gibt und er selber gar nicht auftaucht, würde allein schon gegen seine Regie sprechen.
Mücke
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12.08.2010 11:45
#298 RE: Beste/Schlechteste Synchro eines Spencer-Hill Films
Was ich meinem letzten Beitrag noch hinzufügen möchte, ist, dass die Facetten, von denen ich sprach, in der Regel erst durch die Synchro wirklich zu Vollendung gelangten. Hill selbst war nie ein Ausnahmeschauspieler, aber zumindest die Anlage dieser Facetten ging mit der Zeit halt noch weiter verloren und wurde durch Danneberg wiederum auch nicht wirklich verstärkt. Das hatten Leute wie Glemnitz oder Schott oder auch Reck besser drauf.
Zu ihren Zeiten allerdings hatten Hills/Girottis Rollen mitunter aber auch mehr Facetten. Dannebergs Pech war, dass er Hill übernahm, als seine Rollen quasi nur noch nach Blaupause gemacht wurden. Ich bin auch kein großer Fan von Reck - seine Rolleninterpretation weicht sehr von Dannebergs ab und dadurch fällt er auf, aber letztlich gab er nur den coolen Kerl - ohne große Facetten. Da war Glemnitz weitaus vielfältiger und ich hätte ihn gern öfter für Hill gehört. (Schott war großartig, aber für mich immer stimmlich eine Fehlbesetzung.)
Zitat Das ist nur meine subjektive Meinung. Brunnemann konnte durchaus auch seriöse Sachen machen ("Um sie war der Hauch des Todes"). Brandt natürlich auch ("Reise nach Indien")
Aber nicht für solche Filme! Der quasi aus demselben Jahr stammende "Blazing Saddles" von Mel Brooks gibt plastisch Anschauungsunterricht, wie Brunnemann NOBODY vertont hätte.
Zitat Das ist auch "nur" meine Meinung mit den besseren Dialogen. Was "Department S" angeht, da haben Brunnemann und Brandt schon gute Arbeit geleistet. Auch Brunnemann als Sprecher gefällt mir gut. Weniger gelungen ist dagegen das Spin-Off "Jason King"
Was ich meinte: ich finde die Dialoge in all den Filmen ab Mitte der 70er als ziemlichen Einheitsbrei. Mücke mag da recht eindeutig den "Schuldigen" raushören, aber es gab so viele Übereinstimmungen (bis hin zur Besetzung), dass es wenig Sinn macht, Unterschiede auszurufen. JASON KING war großartig, so derangiert, dass es schon wieder lustig war (mit dem Hauptdarsteller, zumal!) http://www.youtube.com/watch?v=8misS03SzNE