Habe mir die Trailer jetzt sicherheitshalber nochmal im Original zu Gemüte geführt. Die Einstellungen sehen gut aus. Der Stil lässt vermuten, dass der Film insgesamt ähnlich ablaufen wird, wie das Botschafts-Intro in "Casino Royale". Passt auf den Craig-Bond-Stil einwandfrei und dass es in einer Rache-Story chaotisch wird ist letztlich konsequent. Amalric gefällt mir auch. Das notgeile Stieren in den Augen erinnert ein wenig an Timothy Olyphant in "Stirb langsam 4.0", der da auch von einigen verrissen wurde, wohingegen ich es für eine Meisterleistung halte. Tja. Manche feiern Ostern halt an Weihnachten. Man sollte die Hoffnung nicht aufgeben, bevor man den Film gesehen hat. Man muss auch nicht an Connery oder Moore messen - ist genauso unsinnig, wie z.B. bei den "Star Wars"-Filmen. Der Film genießt mein vollstes Vertrauen. Wäre schade, wenn ich der einzige wäre. Forster ist prinzipiell ein achtbarer Regisseur. Der wird sich was dabei gedacht haben. Ist vielleicht neu in der Sparte. Aber was soll's. Das schlimmste, was man machen kann, ist Leute auf ein Image festzunageln.
Der Film weiß sehr gut zu unterhalten (auch die Synchro), obwohl bzw. weil er ähnlich wie Casino Royale kein "klassischer" Bond ist. Die Synchronsprecher aus Casino Royale sind wieder alle an Bord, also auch Wolfgang Condrus für Jesper Christensen. Bodo Wolf spricht dafür Tim Pigott-Smith (Außenminister). David Harbour (Gregg Beam) wird von Jörg Hengstler gesprochen. Hans-Jürgen Dittberner ist für einen MI6-Mitarbeiter zu hören - den Rollennamen konnte ich mir nicht merken.
EDIT: Hab gerade einen kleinen Artikel über Dietmar Wunder auf bild.de gefunden. Sagt zwar nicht viel Neues aus, aber schön zu sehen, dass die Synchronbranche ein wenig Aufmerksamkeit bekommt (auch wenn's BILD ist ).
Ich fand Oliver Rohrbeck ein wenig fehlbesetzt. Da hat mir der Native im Trailer wesentlich besser gefallen. Rohrbeck liefert zwar eine gute Arbeit ab, aber seine Stimme ist zu markant - die Figur Greene ist aber bewußt eine "Allerweltsperson". Rohrbeck ist zu präsent und man hat seine Stimme für andere Figuren einfach immer vor Augen. Der französische Akzent kommt auch nur mäßig rüber und wirkt sehr unecht. Sry, aber da hätte mir ein anderer Sprecher besser gefallen.
Der Rest der Synchro ist solide gute Wertarbeit, Dietmar Wunder ist mittlerweile eine perfekte Besetzung. Er kommt noch besser runter von Craig als im ersten Teil.
Wie ich den Film finde, hab ich ja vorher schonmal beschrieben - jetzt beim zweiten sehen auf deutsch: Es gibt Licht und Schatten. Hinter mir saßen heute zwei Mädels die am Ende nur meinten: Kann mir jetzt mal einer den Film erklären... :)
Sie vermissten außerdem Bond-Zutaten und waren genervt von der zweiten Actionsequenz (nach dem Opening), weil sie (genau wie ich beim ersten udn auch beim zweiten gucken) nicht sehen konnten, was eigentlich passiert - es war einfach zu schnell geschnitten.
Von einigen anderen Sequenzen waren sie begeistert, die ich wiederum völlig abstrus fand (Bregenz).
Wäre der Film "klassischer" geschnitten und die Actionszenen etwas bekömmlicher für die Augen, Quantum wäre ein guter Film, weil Daniel Craig ein genialer Bond ist und weil ich durchaus auch Bond Zutaten sehe. Er liebt jetzt alles elegante, trinkt, weigert sich in einem billigen Hotel zu übernachten und legt quasi im Handstreich eine der Nebendarstellerinnen flach - Craig gibt einen verschmitzten Bond mit coolen Sprüchen, der sich aber jederzeit in eine eiskalte Killermaschine verwandeln kann. Das hat was.
Zitat von ronnymillerdie Figur Greene ist aber bewußt eine "Allerweltsperson"
Richtig. Und soviel auch zum Thema eine Bedrohung durch das Böse sei durch Greene nicht zu spüren, er wirke allenfalls wie ein Senior-Partner (siehe u.A. TV Spielfilm). Greene ist ein eher kleines Licht bei Quantum, im Grunde genommen kaum wichtiger als Le Chiffre. Ich halte Mathieu Amalrics Auftritt für eine der nuanciertesten Bond-Schurken-Performances überhaupt. Spitzenmäßig gespielt! Besser als so ziemlich alles, was es in den letzten Jahren überhaupt bei Bond an Schurken gegeben hat. Beinahe seit Gottfried John und Robert Davi (abgesehen von den Leuten aus "Casino Royale", die sehr gut kombiniert waren) würde ich sagen.
WARNING - THE FOLLOWING COMMENT MAY CONTAIN SPOILERS : Der Vorwurf, dass der Film an Action überlastet sei (bezieht sich auf Kritiken, die ich woanders gelesen habe) ist auch Quatsch mit Soße, denn die Leute müssen dann wohl die halbe Stunde oder noch mehr zwischen der Boot-Szene und dem Flugzeug verpasst haben. Das Bisschen in der Oper ist ja nicht der Rede wert. Es mag sein, dass man in die Story noch ein paar Zutaten mehr hätte packen können, aber zuviel Action hat der Film definitiv nicht! Die überraschende Einführung der Flugzeug-Attacke ist übrigens auch genial gemacht. Da sieht man mal nicht zuerst eine Totale wie sich bedrohlich ein Flugzeug "anschleicht". Ich fand den Schnitt der Action in Ordnung. Die Verfolgungsjagd über die Dächer ist grenzlastig schnell, aber Fakt ist, dass es Systematik hat. Chaos ist etwas anderes. Die Action hier ist was für gute Beobachter und Mitdenker und daher könnte man schon fast sagen regelrecht intellektuell. Ich habe mich bei dem Film keine Sekunde gelangweilt. Selbst die Sterbeszenen waren verhältnismäßig stark ergreifend. Man sollte nicht vergessen, dass die ganze Story hier nicht auf "Zerstörung der Welt und nur Bond kann es verhindern" abzielt. Im Grunde genommen ist "Ein Quantum Trost" nur ein Intermezzo und dementsprechend auch nicht zweieinhalb Stunden lang. Für Bond genügt es, was er hier findet, um getröstet zu sein. Er braucht dazu auch nicht mehr Informationen (in der Story). Quantum ist deswegen ja z.B. noch nicht komplett enttarnt. Bei anderen Reihen wird sowas als Animationsfilm abgedeckt (Batman, Matrix), hier ist es halt löblicherweise als Realfilm gemacht worden. Spannend wird sein, ob Bond Quantum weiter auf der Spur bleibt oder sich jetzt erstmal völlig davon löst. Bleibt im Endeffekt ja offen. Bond-Elemente gibt es übrigens reichlich. Allein das Schlussszenario mit der Grotte und später in der Wüste ist so stark Bond, wie es stärker kaum geht. Ich find's lustig, dass alle Welt "die Bond-Elemente" vermisst, nur weil der Spruch nicht kommt und kein Martini bestellt wird. Bond besteht schon aus noch paar anderen typischen Sachen...vorausgesetzt natürlich man kennt die alten Filme auch...und legt Bond nicht nur auf die paar Klischees fest, die die Spatzen von den Dächern pfeifen. Der Vergleich mit der "Bourne"-Trilogie ist sehr oberflächlich.
Es gibt eine Szene in der das Mädchen zu Bond sagt, dass er etwas verdammt Effizientes hätte und genau dieser Spruch passt auch perfekt auf den Film als Gesamten!
Ich finde übrigens, dass man Oliver Rohrbeck durch den Akzent und sein sehr gutes Schauspiel kaum wiedererkannte. Hier kann man aufgrund der besonderen Vorzeichen mal wirklich sagen, dass ein Laie kaum bemerken wird, dass er die Stimme kennt. Der Native war deswegen aber trotzdem nicht zwangsläufig schlechter.
Irgendein Genie hat den Schurken in der imdb beim Videospiel doch tatsächlich als "Maurice Greene" eingetragen... Oder wurde der da wirklich nach dem Leichtathleten benannt...?!
Zitat von MückeIch find\'s lustig, dass alle Welt "die Bond-Elemente" vermisst, nur weil der Spruch nicht kommt und kein Martini bestellt wird.
Na, na, da hat aber jemand nicht ganz aufgepasst : Bond trink sechs Martinis im Film. Der Barkeeper erwähnt ja, aus welchen Zutaten der Drink besteht, von dem Bond bereits sechs Stück intus hat, und das waren Martini-Zutaten (auch wenn man nicht mit der Nase drauf gestoßen wird und das Wort "Martini" selbst nicht fällt).
Das Wort Martini fällt - der Barmann sagt es (!) - allerdings überlege ich gerade, ob der Drink im Film geschüttelt oder gerührt wurde - der Barkeeper hats jedenfalls erwähnt, ich kann mich nur nicht erinnern
Zitat von MückeIch find's lustig, dass alle Welt "die Bond-Elemente" vermisst, nur weil der Spruch nicht kommt und kein Martini bestellt wird.
Na, na, da hat aber jemand nicht ganz aufgepasst : Bond trink sechs Martinis im Film. Der Barkeeper erwähnt ja, aus welchen Zutaten der Drink besteht, von dem Bond bereits sechs Stück intus hat, und das waren Martini-Zutaten (auch wenn man nicht mit der Nase drauf gestoßen wird und das Wort "Martini" selbst nicht fällt).
Umso besser. Ich hatte irgendwas Gegensätzliches allerdings im Vorfeld gelesen. Irgenjemand hatte sich über die komplizierten Bestandteile des Drinks lustig gemacht und sich mokiert, warum es nicht beim guten alten bloßen Martini geblieben sei oder sowas ähnliches. Bei den Drinks habe ich mehr auf die Zutaten wie die Zitronenschalge geachtet. Der Spruch "Geschüttelt, nicht gerührt" kam halt nicht.
Habe den Film gestern auch gesehen und finde ihn ebenfalls sehr gut - jedoch sind mir die anfängliche Verfolgungsjagd und die Szene "über den Dächern" aber viel zu schnell. Dynamik ist ja in Ordnung - das war mir persönlich jedoch etwas zu unübersichtlich. Eine Prise weniger hätte es da getan. Auch hätte ich mir ein längeres Briefing beim MI6 gewünscht. Der Film war nur 107 Minuten lang - da hätte man noch 3 Minuten dafür spendieren können. Wirkte etwas abrupt, das Ganze.
Die Synchro fand' ich hervorragend - auch Oliver Rohrbeck passte mMn sehr gut zu Green. Ich finde, dass vor allem Dietmar Wunder sehr sehr klasse auf Craig liegt. Hätte ich vor Casino Royale nie im Leben gedacht - aber es ist super. Vor allem auch die typischen Bondsprüche sind einfach allererste Sahne. Apropos Sprüche: Ebenso gutes Dialogbuch!