@Hase: Danke für die Erläuterung! Wobei ich gestehen muss, dass mir diese Merkmale nicht als "südlich" aufgefallen wären. Und selbst nach deinen Erläuterungen konnte ich in dem als Beispiel verlinkten Ausschnitt nichts Derartiges heraushören. Kannst du bei Wolfgang Hess etwas Ähnliches heraushören?
@Koboldsky: Ich muss gestehen, dass mir Heinz Petruo als Erster einfiele, wenn es um einen Sprecher seiner Generation ginge, der sauberstes Hochdeutsch ohne jede regionale Färbung sprach (zusammen mit Helmo Kindermann).
Bei GGHs Synchronrollen habe ich auch niemals einen regionalen Hauch gehört (bei vielen seiner Filmrollen dagegen schon, da hielt er - oft rollenbedingt - sein Berlinerisch kaum zurück). Ausnahme ausgerechnet die münchner Synchro "Pan Tau fährt Taxi", bei dem man eine deutliche berliner Sprachmelodie hört - ein Schelm, wer Böses dabei denkt (denn der Taxifahrer ist ein ausgesprochen unangenehmer Zeitgenosse).
Wie trügerisch solche Eindrücke sein können, zeigt sich am Beispiel Klaus Miedels. Sehr markant ist sein höchst österreichisch klingendes "ei", dass eher wie ein gedehntes "ee" wirkte - prädestinierte ihn für Aussis ("Adios Sabata"). Nur ... dort hat er nie gelebt, nicht mal in der Nähe. Von Abstechern nach Köln, Trier und Krefeld abgesehen war Berlin immer seine Hochburg. Und det balina "Weeßte" is hia keen Arjument - dieses "ee" sitzt viel weiter hinten im Rachen.
@berti: War einen Versuch wert – bei meiner Testperson zu Hause hat's geklappt.
Wolfgang Hess wollte ich vorhin selbst noch als Gegenbeispiel anbringen: Bei dem höre ich nämlich (zu meiner eigenen Verblüffung, immer wieder), egal, wie sehr ich mich auch anstrenge, überhaupt keinen Dialekteinschlag.
@Stefan: Es ist ja aber nie nur ein isoliertes Merkmal, das solche Schlüsse zulässt. Selbst wenn in Miedels Fall das ei – und da stimme ich Dir vollkommen zu – der typisch österreichischen Aussprache zu entsprechen scheint: Rundherum hört man wieder andere lautliche Charakteristika, die vom Österreichischen weit entfernt sind (ohne, dass ich sie im Zusammenspiel genauer zuordnen könnte).
Übrigens: Den Ursprung dieser Aussprache des ei kann man wohl auf den Einfluss des Französischen zurückführen. Wie ich darauf komme? Wenn er in einer Rolle Französisch spricht, treibt er diese Aussprache auf die Spitze, zu hören z. B. hier: https://www.youtube.com/watch?v=gzUlR__FJkI.
Dass solche Eindrücke (wohlgemerkt: für einen Laien – und da schließe ich mich selbstverständlich nicht aus) immer trügerisch sein können, will ich keinesfalls bestreiten. Wenn die Eindrücke dann aber auch noch exakt zur Herkunft passen – dann sehe ich schlicht keinen Grund, von zufälligen, persönlichen Eigenheiten auszugehen.
Klaus Miedel muss in Billy Wilders "Extrablatt" Wienerisch sprechen - für Martin Gabel als "Dr. Max Eggelhofer". Das macht er so, wie sich ein (Nord-)Deutscher denkt, dass ein Wiener spricht. Sehr eckig und unmelodisch. Hätte er wirklich einen Draht zu Österreich, wäre das ganz anders ausgefallen.
Vielleicht auch Bayer? Denn in Reinecks Profil ist München als Wohnort angegeben. Aber der regionale (und akustische) Bezug zu Österreich ist dort natürlich viel stärker ausgeprägt als in Berlin, Köln oder gar Hamburg.
Ich glaube, man erkennt das immer an der Melodie. Viele Dialakt-Nachahmer (z.B. Peter Frankenfeld) kriegen erstaunlich gut gewisse Eigenheiten hin, tun sich aber schwer mit der reginal-typischen Tonlage. Klaus Miedel imitiert und ahmt sehr gut nach, keine Frage. Wäre das Österreichische ein Teil seiner "Muttersprache", würde er glaubwürdiger "singen".
@Hase: Nach Steffi online und Martin Hirthe hätte ich eigentlich gleich auf deinen Hinweis hin "auf eigene Faust" auch ohne Link suchen können... Ich war halt der Meinung, dass die Info zusätzlich im Wikipedia-Artikel über Hirthe enthalten sein müsste, was sich eben im Nachhinein als Irrtum herausgestellt hat. Mit deiner Analyse anhand von Beispielen hast du dir viel Mühe gegeben und uns deine Beobachtung von MH's Sprechweise darzulegen und deutlich zu machen, gratuliere!
Einen gewissen Eischlag glaubte ich da und dort zu hören, aber vorwiegend eher an anderer Stelle im als in den von dir angeführten Beispielen... um einen genaueren Eindruck zu bekommen, werde ich morgen noch einmal genauer hineinhören und dann nochmal dazu äußern!
Obwohl GGH und Arne Elsholtz eine ganze Weile in München gearbeitet und gelebt haben, hat sich bei beiden interessanterweise das "Münchnerische" nie wirklich in der Sprache abgefärbt.
Kenne mich sprachwissenschaftlich jetzt überhaupt nicht aus, aber nimmt man nicht auch im Erwachsenenalter gewisse sprachliche Eigenheiten der Umgebung an?
Jemand, der in Berlin aufgewachsen ist, wird nicht plötzlich wie ein Ur-Bayer sprechen, das ist klar - aber ich meine eher Besonderheiten bei der Betonung bestimmter Wörter usw., falls ihr versteht, was ich meine... (Bei nach Amerika ausgewanderten Deutschen manchmal gut zu hören)
Natürlich spricht man im Synchron Hochdeutsch, aber oft kann man schon anhand der Sprachmelodie erahnen, woher jemand kommt bzw. kommen könnte.
Zitat von Koboldsky im Beitrag #250Kenne mich sprachwissenschaftlich jetzt überhaupt nicht aus, aber nimmt man nicht auch im Erwachsenenalter gewisse sprachliche Eigenheiten der Umgebung an?
Doch doch, das geht schon und manchmal schneller, als einem lieb ist. Nicht so, dass man es nicht abschalten kann, aber bei einem anderen Hoffmann - Benno - habe ich z.B. heraus gehört, dass er sich ausgesprochen schnell auf das süddeutsche harte S einstellte. Zwar hatte er zuvor schon in Remagen und München synchronisiert, aber nachdem er seinen Schwerpunkt von Berlin nach München verlagert hatte, ging das ziemlich schnell und deutlich hörbar (besonders im Columbo "Ein Denkmal für die Ewigkeit" hört man es).
Zitat von berti im Beitrag #210Neulich wurde ein Soundfile von Erich Fiedler aus "Eine Stadt geht durch die Hölle" gepostet, in dem er sagt: "Gegenseitje Wertschätzung ist das Wichtigste im Geschäftsleben." Interessantes Hörerlebnis, selbst bei einem sonst so "gestochen" sprechenden Mann einen Berliner Einschlag zu hören!
Für Oscar Beregi jr. sagt er am Anfang von "36 Stunden": "Herr Jeneral" Daneben ergab ein Nutzen der Suchfunktion, dass ich am 6. März 2013 ein weiteres Beispiel für einen berlinernden Erich Fiedler genannt hatte.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #223Bei allem Respekt - das halte ich für Einbildung. Oder für eine Verwechslung mit Schürenberg, bei dem brach das immer wieder mal durch ("Göttor? Ssseid wann sind Dorfdrottel denn Göttor?" - da war es besonders heftig).
Aber hat Schürenberg denn eine zeitlang im Rheinland gelebt? Laut Wikipedia stammte er ja aus Ostwestfalen und dort ist ja eigentlich kein rheinischer Dialekt vorherrschend. In Westfalen und im Sauerland ist ja z.B. dieses typisch langezogene 'i' u. 'e' in Verbindung mit dem r üblich: (Wiiirkung, Biiirgit, wiiird, geeerne). Hast du sowas denn bei Schürenberg auch beobachtet?
Zitat von Ludo im Beitrag #253Aber hat Schürenberg denn eine zeitlang im Rheinland gelebt? Laut Wikipedia stammte er ja aus Ostwestfalen und dort ist ja eigentlich kein rheinischer Dialekt vorherrschend. In Westfalen und im Sauerland ist ja z.B. dieses typisch langezogene 'i' u. 'e' in Verbindung mit dem r üblich: (Wiiirkung, Biiirgit, wiiird, geeerne). Hast du sowas denn bei Schürenberg auch beobachtet?
Ich glaube eher, dass damit ein thüringischer bzw. sächselnder Einschlag gemeint ist (viele Westdeutschen können das sicher nur schwer unterscheiden); Siegfried Schürenberg wurde zwar in Detmold geboren, ging aber (laut Andreas Neumanns Buch) in Gera zur Schule.
Achso, ich dachte das bezog sich auf die Wagnerbrüder und Stefan hätte das im Zusammenhang mit Schürenbergs vermeintlichen rhein. Akzent genannt, nur war ich irritiert über das '...drottel' (Göttor kann man durchaus als rhein. Lautmalerei betrachten, wenn "Gött" betont ist und -or verwaschen herunterfällt). Ich stamme selbst aus NRW und kenne mich ein bisschen mit den hier örtlichen Sprachgepflogenheiten aus und war wie gesagt etwas verwundert über diese "drottel-Annahme".