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Dieses Thema hat 284 Antworten
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Ozymandias


Beiträge: 1.233

03.01.2022 00:02
#226 RE: "Einfärbungen" der Sprache/Stimme Zitat · antworten

Wobei Umbach sehr viel hochdeutscher klingt als früher. Für mich waren die Münchner immer das Salz in der Suppe. Die Berliner waren quasi die Amis, die Münchner die Briten.

Ein Hoch auf die Eigenheiten. Mögen sie der Branche nie ganz verloren gehen (abtrainiert werden). Dann hat es auch der Performance-Reproduktions-Algorithmus schwerer...

Ludo


Beiträge: 1.301

03.01.2022 00:06
#227 RE: "Einfärbungen" der Sprache/Stimme Zitat · antworten

Ich find's jedesmal sehr charmant bei der alten Star Trek Serie und den Kinofilmen anstelle eines schottischen Scottys einen fränkischen Scotty zu hören. Mag unbeabsichtigt sein, hat aber Charme und erfüllt wenn man ehrlich ist denselben Zweck nur in anderer Interpretation. Das fehlt heutzutage.

Samedi



Beiträge: 17.465

03.01.2022 00:08
#228 RE: "Einfärbungen" der Sprache/Stimme Zitat · antworten

Zitat von Ozymandias im Beitrag #226
Die Berliner waren quasi die Amis, die Münchner die Briten.


Wobei die Österreicher (in der Verallgemeinerung) für mich noch mehr den britischen Klang haben. Z. B. Rudolf Forster, auch wenn der nicht im Synchron tätig war.

In Deutschland wären die Briten meiner Meinung nach vor allem die Hamburger.

Ozymandias


Beiträge: 1.233

03.01.2022 00:16
#229 RE: "Einfärbungen" der Sprache/Stimme Zitat · antworten

Ich meinte keine Klangähnlichkeit, sondern ihren gefühlt speziellen Charakter. Ihren dramaturgischen Wert. Der konnte (kann nur noch selten, schade-schade) Champagner sein.

Hamburger mit hörbarem Dialekt klingen auch speziell, aber anders. Der dramaturgische Wert ist/war mehr Astra oder Karlskrone. Beispiel vielleicht Rönfeldt, der klingt, als hätte man Jan Delay totgefahren und den Korpus mit Dosenbier-Venenflutung reanimiert.

berti


Beiträge: 17.846

03.01.2022 09:52
#230 RE: "Einfärbungen" der Sprache/Stimme Zitat · antworten

Zitat von Ozymandias im Beitrag #224
Solche Threads sind fast schon gefährlich - diese markanten Eigenheiten machen einen Stimmcharakter doch erst aus. Diese geschliffen-weichgespülten aktuellen Stimmen sind so viel weniger magisch. Die Münchner Sprecher mit ihrem markanten R habe ich immer gemocht.

Wieso "gefährlich"? Wenn eine solche Färbung durchkam, war das aus meiner Sicht nie störend oder ein Makel. Es ging nur um das Phänomen, dass Regionales bei manchen durchklingt, bei anderen dagegen nicht.

Ludo


Beiträge: 1.301

03.01.2022 09:58
#231 RE: "Einfärbungen" der Sprache/Stimme Zitat · antworten

Ich habe ja immer überlegt ob es interessanter gewesen wäre Game of Thrones deutschlandweit aufzunehmen. Der Norden wäre dann in Hamburg aufgenommen worden, Königsmund in Berlin (das Stadtvolk spricht mit Berliner Schnauze), die Bauern u. Flusslande in München (bairisch) und alle hätten leichte Andeutungen des hauseigenen Dialekts gemacht. Das wäre wesentlich originalgetreuer gewesen. Dorne hätten Carlos Lobo (Oberyn Martell) und die spanischsprachigen Natives der Branche übernommen und für die Lande jenseits Westeros hätte man sicherlich auch einige orientalische, arabischsprachige Natives gewinnen können. Im Original sind es ja auch irdische Dialekte/Akzente nur halt auf Englisch. Und da es ja eine fiktive Welt ist, gilt dieses Argument "aber das spielt ja nicht in Deutschland" mMn nicht.

Ich habe ja mal im Chargenthread gemutmaßt warum wir uns in Deutschland immer so schwer tun damit? In USA und GB wird in jedem Film mehrmals mit Akzent gesprochen, was besser zur Untermalung der gesellschaftlichen Schicht/herkunft dient. In Synchros findet sich das mittlerweile garnicht mehr, alles glatt, gleich und unspektakulär. In Deutschland sprechen noch nichtmal mehr die Tatortdarsteller (inkl. Chef, Opfer, Täter usw.) im Dialekt der jeweiligen Stadt/Region (Ausnahme so bewusst-provinziell gehaltene Sachen wie "Rosenheim-Cops" oder "Bulle von Tölz"). Liegt es vielleicht daran, dass Dialekte bei uns eher als ungebildet, regionalistisch usw. gelten. Oder eher weil sie bei uns meist für parodistische Zwecke missbraucht und dadurch eher lächerlich werden?

(Wobei der gemeine Appalachian-Hillbilly auch nicht gerade unter 'intellektuellem Feingeist' im Adressbuch steht und ebenso Gegenstand zahlreicher Parodien ist. Oder man denke an Eddie Murphys Texanerparodien)

Nyan-Kun


Beiträge: 4.997

03.01.2022 17:09
#232 RE: "Einfärbungen" der Sprache/Stimme Zitat · antworten

Zitat von Ludo im Beitrag #231
Ich habe ja immer überlegt ob es interessanter gewesen wäre Game of Thrones deutschlandweit aufzunehmen. Der Norden wäre dann in Hamburg aufgenommen worden, Königsmund in Berlin (das Stadtvolk spricht mit Berliner Schnauze), die Bauern u. Flusslande in München (bairisch) und alle hätten leichte Andeutungen des hauseigenen Dialekts gemacht. Das wäre wesentlich originalgetreuer gewesen. Dorne hätten Carlos Lobo (Oberyn Martell) und die spanischsprachigen Natives der Branche übernommen und für die Lande jenseits Westeros hätte man sicherlich auch einige orientalische, arabischsprachige Natives gewinnen können.

Hätte ich auch ziemlich reizvoll gefunden das so zu machen und hätte auch zu dieser großen Serie gepasst. Mit den Dialekten ist es aber so eine Sache. Finde persönlich das man sowas selten wirklich ins deutsche übertragen kann. Es gibt im deutschen Schlicht keine adäquate Entsprechung für beispielsweise einen texanischen Dialekt oder Chicago Dialekt. Einen US-Dialekt durch irgendeinen deutschen Dialekt zu ersetzen wäre für mich keine vernünftige Entsprechung. Bei Slangs könnte man noch am ehesten versuchen das zu berücksichtigen, was meiner Erinnerung nach im Synchron auch gemacht wird. Bei Akzenten ist es nochmal was anderes. Sowas ist schon eher unproblematischer.

Stefan der DEFA-Fan



Beiträge: 15.220

04.01.2022 11:44
#233 RE: "Einfärbungen" der Sprache/Stimme Zitat · antworten

Es wirkt per se komisch, wenn Dialekt im Synchron oder auf der Bühne gesprochen wird. Da hat man gegen eine jahrhundertelange Tradition der Hochsprache zu kämpfen, die man nicht einfach auslöschen kann. Spätestens seit "Schuh des Manitu" ginge das große Gelächter los, wenn ausgerechnet Texaner mit bayerischem Einschlag sprechen würden. Und gerade für eine Serie wie "Game of Thrones", die auf einer Unmenge Pathos aufbaut, ist solch Gelächter tödlich.

Gruß
Stefan

Mein Name ist Hase


Beiträge: 3.052

09.01.2022 23:30
#234 RE: "Einfärbungen" der Sprache/Stimme Zitat · antworten

Mich hat immer enorm irritiert, dass ich bei Martin Hirthe einen deutlichen südlichen Einschlag zu vernehmen glaubte, den ich mir aber nicht erklären konnte: Geboren wurde er schließlich in Berlin, das ist ja überall nachzulesen, und gearbeitet hat er dort seit frühesten Synchronjahren auch (zunächst sogar noch in Hamburg). Gut, mit 28 Jahren ging er ans Theater nach Österreich – das verrät sogar die Wikipedia –, aber schon nach drei Jahren zog er schrittweise immer weiter zurück gen Norden … Des Rätsels Lösung liefert einmal mehr die schöne Seite Steffi-Line: Hirthe ist in der Schweiz aufgewachsen und hat noch bis zur Hochschulreife dort gelebt.

Hier ist er übrigens mal in seinem Heimatdialekt zu hören: Ich ein Groupie (D, 1970)

Gruß
Hase

iron


Beiträge: 5.215

11.01.2022 17:33
#235 RE: "Einfärbungen" der Sprache/Stimme Zitat · antworten

Neben der Tatsache, dass beide Bud Spencer gesprochen haben, also noch eine weitere Gemeinsamkeit mit Wolfgang Hess! Dass auch Hirthe gebürtiger Schweizer war überrascht mich gerade, ich hatte wahrscheinlich schon lange nicht mehr den Wikipedia-Artikel über ihn durchgelesen...
EDIT: Darin steht allerdings nichts in der Richtung, dass Martin Hirthe Schweizer Wurzeln gehabt hätte...

Demnach begann seine "Nachkriegs-laufbahn" in Klagenfurt, danach "spielte er in Graz und Wien"
https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Hirthe

Ich persönlich habe afaik. jedoch nie irgend eine österreichische, geschweige denn Schweizer Färbung in seiner Sprechweise bemerkt.

berti


Beiträge: 17.846

11.01.2022 19:11
#236 RE: "Einfärbungen" der Sprache/Stimme Zitat · antworten

Zitat von Mein Name ist Hase im Beitrag #234
Mich hat immer enorm irritiert, dass ich bei Martin Hirthe einen deutlichen südlichen Einschlag zu vernehmen glaubte, den ich mir aber nicht erklären konnte

Kannst du sagen, inwiefern dieser für dich "deutlich" war? Mir ist bei ihm nie so etwas aufgefallen.

Mein Name ist Hase


Beiträge: 3.052

11.01.2022 21:15
#237 RE: "Einfärbungen" der Sprache/Stimme Zitat · antworten

@iron: Wenn Du Dich fragst, woher ich die Information habe, lies meinen Beitrag doch noch einmal. ;-) Aber was ich tatsächlich versäumt habe – das muss ich eingestehen – ist die Angabe des Links, was ich hiermit nachhole: https://www.steffi-line.de/archiv_text/n.../07h_hirthe.htm

@berti: Ich kann Dir das anhand eines Tonbeispiels und einiger besonders markanter Beispiele erläutern. Klick. Unter anderem sind es: die Vokale, nicht nur, aber insbesondere in bestimmten Verbindungen, etwa n („der dreiundzwanzigste Januar“; „Sonntag“; „auswandern“), bei denen der Zungenrücken immer etwas nach oben geht, was für eine dunklere Färbung sorgt (versuch mal, das nachzuahmen – dadurch wird vielleicht noch deutlicher, was ich meine); grundsätzlich die etwas breiteren e-Laute, die vor allen Dingen bei den unbetonten Silben auffallen („es“, „Beruf“, „gegangen“, „Karneval“, „rechnete“); auch die i-Laute, die breiter sind („Wintermorgen“, „ich“); und besonders stark die l-Laute („vergilbt“, „Land“, „Kölner“, „Karneval“), bei denen, genau wie beim n, der Zungenrücken etwas nach oben zu gehen scheint. Und was weniger auffällt, ich aber auch zu hören meine, ist, dass er den ch-Laut wie in che etwas weiter hinten artikuliert (z. B. in dem Satz „Ich wär’ ebenso nach München gegangen“).

Das sind jedenfalls meine Eindrücke. (Hoffentlich haut mir jetzt kein Phonologe auf die Finger …)

Gruß
Hase

Stefan der DEFA-Fan



Beiträge: 15.220

11.01.2022 21:30
#238 RE: "Einfärbungen" der Sprache/Stimme Zitat · antworten

Wenn, dann würde dir höchstens ein Phonetiker auf die Finger kloppen oder ein Logopäde
Ich muss sagen - wie schon bei den allzu detaillierten Details zu Konrad Wagners Aussprache halte ich das für Hineininterpretation nach Erhalt einer Herkunftsinfo (und außerdem - aufgewachsen in der Schweiz, aber trotzdem in Berlin geboren - wir wissen nicht, wie lange er zuerst dort gelebt hat).
Ich denke da nur an eine eigene Geschichte: Als ich auf meiner ersten Tour durch berliner Synchronstudios war, meinte eine Sekretärin nach Blick in meine Unterlagen: "Ah, aus Sachsen sind Sie. Ja, ein wenig hört man das."
Als ich etwas irrtiert blickte und sie fragte, woran genau man das höre, stutzte sie und meinte nach kurzer Überlegung: "Gut, hätte ich das nicht gelesen, hätte ich nichts herausgehört."
Im Klartext: Bei mir ist nix Regionales zu hören - außer man will es hören. Und wenn ich beim guten alten Cornel Hathi was höre, dann höchstens seinen berliner Wohnsitz, aber nicht in irgendwelchen Dialektsprenkeln, sondern allenfalls in seiner Sprachmelodie.

Gruß
Stefan

Mein Name ist Hase


Beiträge: 3.052

11.01.2022 21:39
#239 RE: "Einfärbungen" der Sprache/Stimme Zitat · antworten

Autsch. Das werde ich mir wirklich nie merken können.

Zitat Steffi-Line: Er "verbrachte seine Kindheit und Jugend [...] in der Schweiz". Und gegen den Vorwurf der Hineininterpretation möchte ich mich dann doch ein bisschen wehren, denn: Natürlich habe ich jetzt für die Erklärung noch mal genauer hingehört, aber etwa die l- und e-Laute sind mir aufgefallen, bevor ich erfahren habe, dass er tatsächlich aus der Schweiz stammt. Ich hatte damals ja überhaupt keine Veranlassung, irgendeinen anderen Einschlag als einen berlinischen zu vermuten (darauf wollte ich ja auch mit meinem ersten Beitrag hinaus).

Gruß
Hase

Koboldsky


Beiträge: 3.428

11.01.2022 22:03
#240 RE: "Einfärbungen" der Sprache/Stimme Zitat · antworten

Eine leichte süddeutsche Sprachmelodie habe ich merkwürdigerweise früher auch immer bei Heinz Petruo vermutet (siehe auch ein paar Seiten vorher).
Bei ihm fand ich nämlich immer die Aussprache der e-Laute und ein leicht rollendes R ein wenig auffällig, obwohl er ansonsten eig. lupenreines Hochdeutsch sprach.

Einen Berliner Einschlag hatte er jedenfalls überhaupt nicht.

Laut Wikipedia starb er ja 2001 in Coburg. Könnte es evtl. sein, dass er gebürtig nicht aus Berlin, sondern wirklich aus dem fränkischen Raum kam - oder müsste ich doch meine Ohren etwas gründlicher putzen?

(Kommt ja auch vor, dass gewisse individuelle Spracheigenheiten, die jeder Sprecher so besitzt, fälschlicherweise als Einschlag interpretiert werden.)

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