Zitat von fortinbras im Beitrag #102Einen besseren Thread als diesen hier finde ich nicht: ist schon mal aufgefallen, dass in vielen frühen Nachkriegssynchronisationen der englische Vorname "John" ganz anders ausgesprochen wird als man es später und heute tat?
Ich nehme diesen sonderbaren Faden auf und zweckentfremde es mal weiter: Mich verblüfft (und erfreut es irgendwie auch), dass mir bislang in keiner Synchro (auch jüngeren Datums) untergekommen ist, dass die Königin der Detektivliteratur mit "Äggäßa" Christie ausgesprochen wurde.
fortinbras
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08.06.2015 16:36
#108 RE: Fremdsprachenkenntnisse bei Synchronsprechern
"Agassi" wie Andre hab ich für sie zumindest schon mal wo gehört...
"Ägäßa" klingt so eigenwillig und beinahe nicht humanen Ursprungs. "Agatha" hat etwas anregend Altmodisches an sich, so heissen mörderische Omis nun mal.
Zitat von John Connor im Beitrag #107Mich verblüfft (und erfreut es irgendwie auch), dass mir bislang in keiner Synchro (auch jüngeren Datums) untergekommen ist, dass die Königin der Detektivliteratur mit "Äggäßa" Christie ausgesprochen wurde.
Auch nicht durch Siegmar Schneider in "Mord mit kleinen Fehlern"?
ein Problem ist auch der Name "Geoffrey", der genauso ausgesprochen wird wie "Jeffrey" und nicht "Joffrei". Ist halt nur die britische Schreibweise. Frank Glaubrecht, Andreas Fröhlich haben das alle schon versemmelt. Da merkt man dann doch, dass die amerikanische Übermacht in den Medien das Sprachgefühl verzerrt.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #112Positives Beispiel: Der Rathbone-Holmes "Das tödliche Ritual" - hier wird von allen Sprechern die Figur des Geoffrey Musgrave korrekt ausgesprochen.
Aber dafür wird "Manor" in beiden Synchros "Mehner" (und nicht "Männer") ausgesprochen.
Zitat von fortinbras im Beitrag #97Letztendlich dürfte die Oberverantwortung stets beim Synchronregisseur liegen, aber es ist interessant, daß es manchesmal bei Sherlock Holmes um den Hund von B-a-skerville geht und manchesmal um jenen von B-e-skerville. Allerdings fiele mir gerade kein Beispiel ein für eine Verfilmung, in der abwechselnd beides vorkommt.
Baskerville ist britisches Englisch, Bäskerville hingegen amerikanisches. Der entsprechende Rathbone-Film enthält je nach Synchronisation die unterschiedlichen Aussprachen. In der (unvollständigen) DEFA-Fassung wird der Name korrekt britisch ausgesprochen, in der ZDF-Fassung falsch amerikanisch.
"Bäskerville" habe ich allerdings auch schon von britischen Schauspielern gehört, so etwa in den Verfilmungen des Stoffs mit Peter Cushing und Ian Richardson. In der englischen Fassung von "Der Name der Rose" kommen beide Versionen vor ("Bäskerville" bei Sean Connery, "Baskerville" bei Michel Lonsdale).
Am Anfang von "Serenade zu dritt" wurde die Zweisprachigkeit in die deutsche Fassung übertragen, so dass in der Szene im Zug Margot Leonard und Hartmut Reck (für Miriam Hopkins und Gary Cooper) einen Dialog auf Französisch haben; später im Film spricht auch Claus Biederstaedt einige Sätze in dieser Sprache.
1. Der Jack Ryan Thriller Der Anschlag Ciaran Hinds als russischer Präsident Nemorov. Bei der Vorstellungsrunde mit der US Delegation wird mit der deutschen Stimme Hans Jürgen Wolf russisch gesprochen. Später als er mit seinem Stab zusammen ist, wurde es bei den Originalstimmen belassen.
2. The Boondock Saints. Auftritt der beiden heiligen Brüder Connor MacManus und Murphy MacManus. In der Kneipenszene am St. Patricks Day führen Axel Malzacher und Philipp Brammer mit dem Mob um Ivan Checkov (Ekkehardt Belle) etwas gepflegte Konversation auf russisch. Laut einem mir bekannten russischen Muttersprachler war das lustig gesprochen von beiden. Später dann gegen Ende flucht bzw. klagt Mafiaboss Giuseppe Yakavetta (Reinhard Brock) einige Sätze auf italienisch.
Zitat von bertiLaut einem Schauspielerlexikon von 1986 spricht Christian Rode Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Neugriechisch und Italienisch.
In des gestrigen "Criminal Minds"-Folge (04.05) konnte man Christian Rode fließend (und imo auch sehr gut) Spanisch sprechen hören.
In zwei Szenen von "JFK" (bei der inszenierten Schlägerei mit Oswald und später bei der Party, in der auf Kennedy geschimpft wird) durfte er in einem enormen Sprachtempo zwischen Deutsch und Spanisch wechseln, wobei er absolut "natürlich" klingt.
Um den Thread hervorzukramen. Ich habe gestern Abend den Film "Meine Cousine Rachel" mit Olivia de Havilland und Richard Burton gesehen. Ein super Film mit überraschendem, "offenem" Ende.
Gegen die Synchro kann man wirklich nichts sagen, ein wirklich schöner Cast: Lauenstein für Olivia de Havilland ist wieder hervorragend. Da ich davon ausgehe, dass de Havilland aufgrund ihres damaligen Images als freundlich und herzensgut ("Vom Winde verweht") für die eher undurchsichtige und rätselhafte Rachel Ashley besetzt wurde, war es ein kluger Schachzug auch hier Lauenstein zu besetzen, die sehr getragen und salbungsvoll spricht.
Allerdings hapert es in der Synchro an der Aussprache. Die Vornamen sind hierbei ein recht eminentes Problem. Sie werden fast alle deutsch ausgesprochen. So sprechen Sebastian Fischer (Richard Burton) und Tilly Lauenstein im Gespräch, wie bereits bezüglich "Alles über Eva" von mir angeführt, beide einvernehmlich von "Föbe", statt "Fibie" (gemeint ist Phoebe). Die Titelgebende Rolle heißt im Deutschen "Rachel" (mit Buch-ch) und nicht "Reijtschel" (gemeint ist Rachel). Letzteres wäre halb so wild, wenn da nicht die Kombination mit dem Nachnamen Ashley wäre. Dieser wird von den deutschen Sprechern wiederum englisch ausgesprochen. Der Mix aus Deutsch und Englisch ist etwas unglücklich. Klar existiert im Deutschen die Aussprache des Namens Rachel mit Buch-ch, handelt es sich doch schließlich um einen biblischen Namen, aber gebräuchlicher ist hierzulande die Aussprache "Rahel". Der Name Ambrose wird von den Sprechern auch nicht englisch ("Emmbroes") sondern deutsch-französisch ausgesprochen: "Ambroos" oder "Ammbroos"! Auch der Name Philip scheint Probleme bereitet zu haben. So verzichten auch hier alle Sprecher auf die Beigabe eines britischen Zungeschlags, sondern sprechen entweder von deutsch "Fillipp" oder französisch "Filíp". Auch im Fall des Namens Louise ("Luies") blieb man im Deutschen bei "Luise". Die Namen Corbett und Seecombe wurden hingegen englisch ausgesprochen, ebenso wie Plymouth, was allerdings nicht weiter verwundert, handelt es sich doch um einen Eigennamen. Mysteriös. Wieso diese Differenzierung? Entweder es wird alles deutsch oder alles englisch ausgesprochen. So wirkt es doch etwas absonderlich. Dass Fischer einmal patzt und das französische Wort Collier deutsch ("Kolliir") ausspricht, ist amüsant.
Allgemein gefragt: Man hört ja immer, dass man damals in Synchros die Namen vielfach aussprach, wie man sie las, aber die Sprecher haben damals doch den gesamten Film oder zumindest ihre Szenen gesehen. Da müssen sie doch gehört haben, dass die Schauspieler im Original den Namen "Fibie" und nicht "Föbe" aussprechen. Gerade als Schauspieler sollte man in diesem Fall doch dann den Ehrgeiz besitzen, den Namen ebenso auszusprechen, zumal die Handlung in diesem Film eben klar erkennbar in England spielt. Das ist doch seltsam? Woran mag es gelegen haben, dass es vielfach zu "verdeutschten" Aussprachen kam? Oder könnte die Regie gesagt haben, da etwa "Meine Cousine Rachel" im 19. Jahrhundert spielt, dass es im Deutschen "historisch" angemessener sei, die Namen nicht englisch auszusprechen? Ich weiß es wirklich nicht. Da im gesamten Film keiner der Sprecher versucht eine englische Aussprache zu gebrauchen (außer bei den genannten Ausnahmen), muss es da ja innerhalb des Casts einen gewissen Konsens gegeben haben. Kann mir das vielleicht einer näher erläutern?
Kann ich dir nur zustimmen! Es freut mich, dass ich mit meiner Meinug offenbar nicht alleine dastehe (siehe Pseudo-Aussprachen fremdsprachiger Wörter/Namen, "Arkansas" usw.). Strenggenommen wäre dein Beitrag eigentlich dort besser aufgehoben, aber trotzdem an dieser Stelle nur so viel dazu: Neben Rachel existiert noch die Schribweise "Raquel", die im Englischen Sprachraum - also den USA in GB usw. auch recht gebräuchlich zu sein scheint. In "ALF" war ich lange der Ansicht, dass Norbert Gastell, die Stimme hinter "Trevor Ochmonek") diesen Namen von seiner Seriengattin falsch aussprechen würde ("Reckl"). Doch im Titelsong von "Ein Colt für alle Fälle" gesungen von Lee Majors ist er allerdings tatsächlich in dieser Form zu hören.
Was du über deutsch ausgesprochene Vornamen und englisch ausgeprochene Familiennamen geschrieben hast, erinnert mich an "Herrn Käplän" in "Der unsichtbare Dritte", den ich vor Jahren erwähnt hatte...;).