Zitat von JohaWie\'s im Französischen [...] aussieht kann ich leider auch nicht sagen.
Laut einer wikipedia seite (police commissioner) hat das französische Wortgegenstück einen viel niedrigeren Rang.
Zitat von JohaWie gesagt, ich finde es eigentlich unnötig, dass der Zuschauer Nachforschungen anstellen muss, um die Bedeutung eines Begriffs herauszufinden. Das sollte doch die Aufgabe der Übersetzer sein.
Aus Zuschauersicht völlig richtig. Aber als Diskussionsgruppe, die sich darüber unterhält müssen wir nachforschen. Sonst sind wir nur eine Gruppe Fans, die Sprecherlisten sammelt.
ich habe TDK noch nicht gesehen, aber ist es für den Zuschauer überhaupt wichtig zu wissen was ein Commissioner ist? Abgesehen davon dass man es als Anrede für... ja für wen eigentlich (?) erkennt. Ist Gordon in TDK schon Commissioner?
Naja...inwieweit soll ich denn hier jetzt was zum Inhalt sagen? Nur soviel: Ganz unwichtig ist es auf jeden Fall nicht. Wenn du Einzelheiten wissen möchtest, kann ich dir das ja in einer PN schicken.
Warum wurde eigentlich irgendwann mal beschlossen, Häuserblöcke im englischen "Blocks" zu belassen? Seit ich Filme kenne sind es immer Sätze wie "Das sind 20 Blocks, wie willst du das schaffen?". Wären es nicht 20 Blöcke?
Zitat von JanBingWarum wurde eigentlich irgendwann mal beschlossen, Häuserblöcke im englischen "Blocks" zu belassen? Seit ich Filme kenne sind es immer Sätze wie "Das sind 20 Blocks, wie willst du das schaffen?". Wären es nicht 20 Blöcke?
blcok ist afaik kurz für city-block. Aber warum man im Plural Blocks sagt, ist eine gute Frage.
Kennt jemand Beispiele, in denen sie im Plural Blöcke genannt werden?
Zitat von WotanIch hab auch mal irgendwo gelesen, daß es früher (60er/70er Jahre) in Deutschland völlig unüblich war jemanden mit "Hallo" zu begrüßen. Das Wort gab es zwar, aber erst durch die permanente Synchronisation des im Englischen zur Begrüßung üblichen "Hello" sei auch "Hallo" im Deutschen als Begrüßungsfloskel übernommen worden und ist heute ganz normal. Ob's stimmt weiß ich nicht.
In Sabine Pahlkes "Handbuch Synchronisation" wird beschrieben, dass durch Synchronisation ein "stakkatoartige(s)" "oh, oh" das früher übliche "Oh je" ersetzt habe. Als ein ähnlicher Fal wird das "zuerst lang- und am Schluss hochgezogene Wort ´okay´" genannt, dass Erik Paulsen als im Deutschen "debil" klingend bezeichnet (S. 54). An anderer Stelle heißt es, dass Martina Treger "unter ihrer Regie Sätze in der Sprachmelodie mit einem Punkt enden und nicht, wie in den USA üblich, am Ende mit einem Bogen nach oben fragend nach oben schweben und dort hängen bleiben" lasse. Daher werde bei ihr z. B. ein "okay" kurz betont (S. 123f.).
Ich halte es durchaus für gerechtfertigt, die amerikanische Sprechweise ein wenig ins Deutsche zu übertragen. Es sind ja nun einmal Amerikaner, die wir auf der Leinwand sehen. Und die Filme spielen in Amerika und nicht in Ostwestfalen. Wenn also Ulrike Möckel völlig überdreht Meg Ryan spricht und sich nicht wie eine deutsche Hausfrau artikuliert, finde ich das völlig in Ordnung. Die etwas hölzerne Sprachmelodie, wie sie dem Deutschen beim normalen Gebrauch eigen ist, paßt nicht auf Gestik und Mimik amerikanischer Schauspieler. Stellt Euch vor, Thomas Danneberg würde John Travolta mit seiner normalen Sprechstimme synchronisieren, statt diesen amerikanischen Singsang zu imitieren. Oder Joseline Gassen spräche mit ihrer normalen deutschen Schauspielstimme Bette Midler. Amerikaner sind ein wenig hysterisch und müssen auch so synchronisiert werden.
Bei der Synchronisation englischer Filme wird ja auch der leicht nasal-steife Duktus imitiert. Man denke nur an Monty Python.
Die Frage ist allerdings, ob dadurch nicht ein illusionsstörender Effekt auftritt, der es dem Zuschauer ständig bewusst macht, dass er einen synchronisierten Film sieht.
Das ist meines Erachtens ein zweischneidiges Schwert. Einerseits kann es merkwürdig wirken, wenn ein fremder Duktus in Kombination mit der deutschen Sprache auftritt, andererseits aber auch dann, wenn ein deutscher Duktus nicht zu den fremden Personen mitsamt ihrer Mimik und Gestik passt. Kompromisse sind da wohl nötig, klare Antworten nicht möglich.
Allerdings (worauf Joha schon hingewiesen hat) ist es bei älteren Synchros meist gelungen, einen nicht zu "fremd" wirkenden Duktus zu vermeiden und trotzdem eine Synchro zu schaffen, bei der Bild und Ton harmonierten. Aber in der "guten alten Zeit" stand natürlich auch mehr Zeit für die Bearbeitung zur Verfügung.
Meine Zustimmug, Taccomania! Diese Sprachmelodie ist eben Teil der Ilusion und der Hyperfiktion. Damit verschmilzt die deutsche Sprache besser mit den z.B. amerikanischen Figuren und dem amerikanischen Umfeld.
Ich glaube, der Thread ist inzwischen viel zu diffus geworden und weit vom Thema abgewichen. Natürlich gibt es auch das Phänomen des amerikanisierten Satzbaus, aber das war nicht gemeint. Es geht ausdrücklich nicht um Alltagssprache, wie oben immer wieder eingewendetwurde. Filme sind in den seltensten Fälle Abbilder des Alltags. Es handelt sich meist um stark elementarisierte Geschichten, die mit ganz bestimmten Stilmitteln erzählt werden. Dazu gehört auch eine verkürzte Sprache, die normalerweise auf die Seh- und Hörgewohnheiten DES KINOS (nicht des Alltags) codiert ist. Das Phänomen der amerikanischen Sprachmelodie hat erstmaal nicht mit dem Inhalt des Dialogs zu tun. Unter einem laxen Regissuer würde jeder Sprecher erstmal versuchen, die Melodie des Originals nachzuahmen. Und genau das ist in über der Hälfte aller Fälle falsch. Mit "Melodie" sind z.B. bestimmte Hebungen und Senkungen der Stimme gemeint, die am besten bei Wiederholungen von Satzteilen durch verschieden Gesprächspartner auffallen. Wie fast überall sind im Deutschen Wiederholungen verpönt, also entsteht bei Nachfragen und Verneinungen ein deutlicher Unterrschied.
Ein (korrektes) Beispiel aus DEEP SPACE NINE: OV: Q: "You hit me. Picard never hit me." Sisko: "I am not Picard."
Synchro: Q: "Sie haben gewonnen. Also Picard hat mich nie geschlagen." Sisko: "Ich bin nicht Picard."
In einer falschen Betonung hätte man auf Deutsch womöglich gehört: "Ich bin nicht Picard."
Ein weiteres (falsches) aus TNG: Spock: "We're here to initiate a reunification." Picard: "A reunification." (Betonung der Frage wiederholt, also Stimme am Ende gesenkt.)
Spock: "Wir wollen hier über eine Wiedervereinigung verhandeln." Picard: "Eine Wiedervereinigung." (Betonung wie im Original.)
RICHTIG wäre gewesen: "Eine Wiedervereinigung?" (Stimme nach oben gezogen, wie bei einer unabhängigen Frage, um die Betonung des ersten Satzes nicht zu wiederholen.)
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass man aus künstlerischen Gründen natürlich Ausdrücke, Satzbau und auch die Sprachmelodie in einer Übersetzung übernehmen kann. SOLANGE DIES BEWUSST UND MIT ABSICHT GESCHIEHT. Diejenigen, die jeder Veränderungen der deutschen Sprache kritiklos das Wort reden, ist oft nicht klar, dass die meisten der ach so wertvollen Fremdeinflüsse aus Unwissenheit oder Bequemlichkeit übernommen werden. Warum es wünschenswert sein soll, Fehler plötzlich nicht mehr als solche zu sehen, nur weil sie von immer mehr Leuten gemacht werden, ergibt einfach keinen Sinn. Analysiert man nämlich die Art dieser Veränderungen, kommt man zwangsläufig zu dem Schluss, dass es sich bei einem Großteil um Verflachungen der Sprache handelt. Es mag bequem sein, den Genetiv abzuschaffen (1 Fall weniger), die Reflexivverben abzuschaffen (ein Wort weniger), "false friends" zu "true friends" zu erklären (die "finale Staffel", "das habe ich nicht sofort realisiert" etc.). Aber die Sprache verliert dadurch an Möglichkeiten sich präzise und vielfältig auszudrücken. Auch wer sie noch in dieser Form beherrscht, wird irgendwann nicht mehr verstanden werden. Von "Bereicherung", wie oft argumentiert wird, kann also keine Rede sein.
Startibartfast, Deinem Beitrag stimme ich voll und ganz zu !!!
Eine deutsche Synchro hat sich in aller Regel nach den DEUTSCHEN Sprach-Gepflogenheiten zu richten. Andernfalls verkommt das Synchronisieren zum reinen Übersetzungs-Service und ruiniert zudem die deutsche Sprache - was leider schon ziemlich weit fortgeschritten ist.
Besonders die letzten 3 Sätze Deines Beitrags möchte ich ausdrücklich unterstreichen!
Aber scheitert die Betonung nicht an der Lippensynchronität?
So wie ich das hier herauslese, scheint man sich an den Lippenbewegungen zu orientieren, da mit es nicht "schräg" aussieht wenn der Mund zwar betont, die Stimme aber normal spricht und später genau umgekehrt.
Sehe das Problem bei "finale Staffel" und "realisieren" nicht. Genau genommen sind diese beiden Begriffe gar nicht aus dem Englischen entwendet, sondern liegen in der lateinischen Sprache begründet. Somit kann man nicht wirklich von einer kompletten Ver-/Einamerikanisierung sprechen, sonderns höchstens davon, dass im Englischen Begriffe bzw. Ableitungen davon gebildet und diese dann ins Deutsche übertragen wurden (lat. "realitas" -> "Reality" -> "realize" -> realisieren").
Ich hoffe, ich habe deinen Standpunkt richtig verstanden, ansonsten bitte ich um Entschuldigung
Zitat von hudemxAber scheitert die Betonung nicht an der Lippensynchronität? So wie ich das hier herauslese, scheint man sich an den Lippenbewegungen zu orientieren, da mit es nicht "schräg" aussieht wenn der Mund zwar betont, die Stimme aber normal spricht und später genau umgekehrt.
Wenn du wüsstest, wie wenig das heutzutage interessiert. Die meisten Kinodialoge in der Halbtotalen werden wortwörtlich übetsetzt, ohne auf Labiale zu achten. Fällt auch wirklich kaum auf, wenn es nicht grade ein "extremer Close-up" ist. Ansonsten reden wir ja von "durchegsprochenen" Dialogen, wo der Mund nicht plötzlich besonders angespannt aussieht. Betonungen enstehen durch die Stimmen, nicht die Lippen. Und zuletzt genügt es in einem Satz, der in normalem Tempo gesprochen wird, wenn die Labiale zeitnah zu hören und zu sehen sind. Deckungsgleichheit ist nicht nötig.
Lippensynchronität wird häufig als Rechtfertigung für amerikanisierte Dialoge herangezogen - zu Unrecht. Wenn man nicht grade einen unbelehrbaren Supervisor im Studio hat, kann der Autor immer vom Original so abweichen, dass ein passender DEUTSCHER Satz entsteht, der perfekt auf die Lippenbewegung passt. Wie gesagt, umgekehrt wird eher ein Schuh draus: Man klebt heute am Original, selbst dann, wenn dadurch die Lippensynchronität leidet.
Zitat Sehe das Problem bei "finale Staffel" und "realisieren" nicht. Genau genommen sind diese beiden Begriffe gar nicht aus dem Englischen entwendet, sondern liegen in der lateinischen Sprache begründet. Somit kann man nicht wirklich von einer kompletten Ver-/Einamerikanisierung sprechen, sonderns höchstens davon, dass im Englischen Begriffe bzw. Ableitungen davon gebildet und diese dann ins Deutsche übertragen wurden (lat. "realitas" -> "Reality" -> "realize" -> realisieren").
Also, die Änderung der Bedeutung kam eindeutig aus dem Englischen. Im Deutschen (wie im Lateinischen) bedeutet "realisieren" "verwirklichen", das Englischen "realize" jedoch "erkennen/verstehen" und so wird es immer häufiger hierzulande ebenfalls verwendet.