Zitat Also, die Änderung der Bedeutung kam eindeutig aus dem Englischen. Im Deutschen (wie im Lateinischen) bedeutet "realisieren" "verwirklichen", das Englischen "realize" jedoch "erkennen/verstehen" und so wird es immer häufiger hierzulande ebenfalls verwendet.
Hmm ja, stimmt eigentlich. Das ist mir in dieser Form noch gar nicht aufgefallen bzw. habs erst jetzt wirklich "realisiert"
Na wenigstens wirds eingedeutscht. Mehr Probleme habe ich mit einzelnen Wörtern, die gar nicht übersetzt wurden, obwohl es möglich, ja sogar nötig gewesen wäre: "Das ist vielleicht strange" klingt ja soo viel besser als "Das ist vielleicht komisch" ...
Zitat von weynHmm ja, stimmt eigentlich. Das ist mir in dieser Form noch gar nicht aufgefallen bzw. habs erst jetzt wirklich "realisiert"
Na wenigstens wirds eingedeutscht.
Allerdings ist "realisieren" ein eher sperriger Begriff, der nicht einmal eine Lücke schließt. Im Gegenteil gibt es im Deutschen genügend angenehmer (und anschaulicher) klingende Begriffe wie "klar werden", "sich klar machen", "begreifen", "erfassen", "verstehen" etc., die dadurch verdrängt werden.
Dieses Phänomen der Verdrängung von klaren Ausdrücken geschieht sogar teilweise ganz absichtlich. Man nennt es im angelsächsischen "Sesquipedalianism". Es bezeichnet die Eigenart, das Gegenüber durch eine besonders komplizierte Sprache einzuschüchtern oder vorzutäuschen, man sei besonders gebildet. Im Englischen geschieht dies meist durch besonders lange Sätze, im Deutschen vor allem durch Fredmwörter.
Verzeihung, dass ich jetzt schon wieder Wolf Schneider erwähne, aber der kann ein Lied davon singen: Neben der PC, überflüssigen Anglizismen in Werbung und Medien sowie dem Bürokratenjargon kritisiert er besonders das Fachchinesich der Wissenschaftler, besonders der Soziologen. Dies solle im Grunde banale Aussage als kompliziert verkaufen, auf diese Weise imponieren und Außenstehende daran hindern, Fachdiskussionen verfolgen zu können. Oder dachtest du selber jetzt auch an seine sprachkritischen Texte?
Wolf Schneider ist ein von mir sehr geschätzter Autor. Aber ich habe beim Schreiben nicht nur an ihn gedacht. In manchen Punkten stimme ich ihm auch mal NICHT zu. Aber, dass jemand wie er häufig als Eiferer diskreditiert wird, obwohl seine Argumente aus der Sache heraus mehr als einleuchtend sind, halte ich für skandalös.
Zitat von iron[quote="Slartibartfast"] Zusammenfassend lässt sich sagen, dass man aus künstlerischen Gründen natürlich Ausdrücke, Satzbau und auch die Sprachmelodie in einer Übersetzung übernehmen kann. SOLANGE DIES BEWUSST UND MIT ABSICHT GESCHIEHT.
Damit bin ich einverstanden, darauf wollte ich mit meinem Beitrag hinaus. In meinem Posting ging es mir aber nicht um den Satzbau, der muss der deutschen Grammatik entsprechen.Die bloße Widerholung ohne Anhebung der Stimme wie du in deinen Beispielen beschriebem hast, drückt im Deutschen eher Verlegenheit und Unsicherheit aus, aber keine Frage.
Zitat von Mew Mew Boy 16Da du es scheinbar nicht schaffst, hier ein letzter Hinweis... Speicher dir das ab und klappts auch mit dem Posting-Nachbarn.
Normalerweise kenn' ich mich mit der Zitatfunktion und Editieren schon gut aus (hat auch schon vorher geklappt), aber gestern war ich wohl nicht so ganz bei der Sache! Danke für deine Hilfe!Inzwischen habe ich deinen Hinweis schon ein paarmal durchgelesen Hoffentlich habe ich mich hier mit meinen Fehlern nicht zu sehr blamiert und ihr tragt mir meine Versehen nicht zu lange nach! Noch eine Frage: Was möchtest du mir eigentlich genau mit deinem zweiten Satz mitteilen?
Ich grabe diesen alten Thread mal aus, weil ich auf eine Sache gestoßen bin, die ganz gut in dieses Forum passt und mir kein besserer Ort dafür eingefallen ist: In Matthias Heines "Seit wann hat geil nichts mehr mit Sex zu tun? 100 deutsche Wörter und ihre erstaunlichen Karrieren" gibt es ein Kapitel über den Begriff "Nerd" (S. 208-213). Erstmals sei dieser von Dr. Seuss 1950 in einem Gedicht verwendet wurde, habe aber erst in den 80ern/90ern seine heutige Bedeutung bekommen. Allerdings sei es noch 1993 nötig gewesen, diesen in der Zeitschrift "Scientific American" zu erklären. Laut Heiden habe erst der Erfolg der Serie "The Big Bang Theory" das Wort auch hierzulande fest etabliert. Zuvor sei es (wie der Sprachwissenschaftler Andreas Osteroth festgestellt habe) im Dialog von Filmen und Serienepisoden noch mit "Eierkopf", "Versager", "Idiot", "Trottel", "Blödmann" , "Computerfreak" oder "Streber" übersetzt worden, als "nur Nerds das Wort Nerd" kannten. "Mittlerweile" sei "es so allgegenwärtig, dass Menschen, die sich sprachlich absetzen wollen, eher das nahezu gleichbedeutende ´Geek´ benutzen". In diesem Forum gab es 2015 auch eine Diskussion darüber, als in einem Film "Nerd" mit "Trottel" übersetzt wurde, obwohl dies doch eigentlich "das Gegenteil" bedeute. Beim Gebrauch der Suchfunktion stellt sich heraus, dass ronnymiller 2009 meinte, "Nerd" sei "kein geläufiger Begriff bei uns", 2015 dagegen, er sei "als Wort im Deutschen früher nicht bekannt, jetzt aber geläufig".