Interessant, dass man beim Gag vor dem Vorspann einen (EDIT: mutmaßlichen) inhaltlichen Fehler ausgebügelt hat, statt wörtlich zu übersetzen.
Original: - Without you, I'll get hung for this. - No, no, Mr Bewick, not at all. ... Hanged, yes.
Deutsche Fassung: - Ohne Sie werde ich hier gehängt. - Nein, Nein, Mr. Bewick, ganz und gar nicht. ... Hier werden Sie erschossen.
Mit dem Siezen zwischen den beiden Hauptfiguren komme ich viel besser klar als ich dachte; für den Moment als Sherlock John sarkastisch mit "Doktor" anredet, war es sogar von Vorteil. Dass auch Johns Affäre Sarah ihn siezt, war dann aber doch zuviel. Dass der erste Fall "Ein Fall von Pink" statt "Eine Studie in Pink" hieß, ist noch ärgerlicher nachdem Watson ihm in Episode drei auch auf deutsch den besseren und dadurch abweichenden Namen gab.
Clarén klang auf dem Papier schon gelungen und hat auch in der Tat gut funktioniert.
Mir sind zwei inhaltliche Abweichungen von Dialogen aufgefallen. Einmal mit dem "Hängen/Erschießen" vor dem Vorspan und dann ein zweites Mal beim Wortspiel "5 peeps" (Anspielung an "five orange pips", dem Titel einer SH-Geschichte). In der DV sagt Sherlock sinngemäß, dass das "Zeitzeichen" bedeutet, dass die Zeit abläuft, es ist quasi "fünf vor zwölf". Ist aber eine adäquate Ersetzung, da das Wortspiel so nicht übertragbar wäre.
Es störte mich jedoch, dass Sherlock und John sich nach wie vor siezen. In anderen Synchros (französisch, russisch) waren sie seit der 2. Folge per Du (ist ja auch naheliegen, da sie sich mit Vornamen anreden).
"Interessant, dass man beim Gag vor dem Vorspann einen inhaltlichen Fehler ausgebügelt hat, statt wörtlich zu übersetzen."
Meine Frage wäre, inwiefern ein inhaltlicher Fehler ausgebügelt wurde. Im Audiokommentar sagt Gattis, daß er für den Gag mit dem "hung/hanged" extra recherchiert hat, in welchem Land noch gehängt wird. Inhaltlich sollte es also eigentlich korrekt sein.
Davon ab fand ich Clarén zum Glück weniger aufdringlich overactend als das Original.
Hmm, ok, den Audiokommentar habe ich nicht gehört. Bei Wikipedia steht nur: 134 Weißrussen sollen zwischen Dezember 1996 und Mai 2001 gesetzlich erschossen worden sein. Seitdem nehmen die Hinrichtungen ab; genaue Zahlen gibt der Staat nicht bekannt. Daher nahm ich zunächst mal, an dass die Aussage der deutschen Fassung richtig und die des Originals falsch ist. Aber vielleicht ist die Wikipedia da missverständlich und vielleicht beruht die Übersetzung auf eben dieser Aussage. Vielleicht ist das Erhängen aber auch gesetzlich möglich und wird nur nicht praktiziert.
Im Voraus hatte ich auch mit gehangen/gehängt gerechnet.
EDIT: Die englische Wikipedia macht noch detailliertere Angaben: The method used to carry out the sentence is execution by shooting. Instead of a squad of shooters, the condemned is shot in the back of the head by a single shooter.
Bei gehangen und gehängt geht es nicht um die Hinrichtungsart, sondern darum, dass Sherlock die korrekte Grammatik wichtiger nimmt, als das Leben des Gefangenen, denn er korrigiert den Gefangenen von Anfang an, von daher ist das "erschossen" gut gemeint aber fehl am Platze.
Mir ist klar, worum es im Original geht. (Jedem hier vermutlich.) Trotzdem ist das Hängen sachlich (offenbar) falsch und dass Sherlock es nicht merkt, eher ungewöhnlich. Ob ihm nun die Grammatik oder die Hinrichtungsmethode wichtiger als das Leben ist, macht so einen großen Unterschied nun auch wieder nicht, zumal das noch schlimmere schelmische Grinsen dabei ja nicht verloren geht.
Man hätte vielleicht auch erschießt/erschossen daraus machen können um bei der Grammatik als Fehlerquelle zu bleiben, aber der Fehler wäre dann doch schon unglaubwürdig merkwürdig.
Mir ist aufgefallen, dass mehrmals die Sprecher einige Jährchen jünger sind als die Schauspieler, obwohl sonst meistens das Gegenteil der Fall ist: Sebastian Schulz als Watson, Gerrit Schmidt-Foß auf Watsons Studienfreund und in der 3. Folge Olaf Reichman als Kenny Prince. Seltsam.
Allerdings ist Sherlock auch weniger eine Serie als eine Reihe von Fersnehfilmen. Und 3 Filme pro Jahr finde ich völlig in Ordnung. Bei 90 Minuten entspricht das in etwa der länge von 6 Folgen pro Staffel, was dem üblichen britischen Format entspricht. Dort setzt man halt eher auf Qualität statt Quantität.