Demnächst wird Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen. Eine Sache, die viele äußerst kritisch sehen - nicht nur, weil man das bei Päpsten vielleicht generell nicht tun sollte.
Das Pontifikat dieses Papstes wird meiner Meinung nach deutlich überbewertet.
Das von Johannes XXIII. einberufene Konzil brachte eine immense Erneuerung in den alten Kuhstall und unter Paul VI., auch wenn er dann zum Zauderer wurde und einige Themenbereiche sabotierte, wurden viele Forderungen und Ziele des Konziles umgesetzt.
Unter Johannes Paul II. kamen viele der noch umzusetzenden Projekte zum Stillstand. Ja, er brachte Versöhnungen zuwege vor allem mit dem Judentum, stärkte die Okumene (wobei es hier auch Ambivalenzen gab) oder trat als Vermittler zwischen Ost und West auf. Aber gesellschafts- und kirchenpolitisch war er in vielerlei Hinsicht samt seinem Stab eine Katastrophe.
Es wird oft so getan, als habe er den "Ostblock" im Alleingang zu Fall gebracht. Er war nicht ohne Einfluss, vor allem in seiner polnischen Heimat und ein Papst aus dem Osten mußte irgendwie zwangsläufig ein Mittler sein. Das hat er auch immer wiedder gemacht, das ist definitiv richtig. Dennoch: Johannes Paul II. hat nicht das Ende des Warschauer Paktes herbeigerufen oder umgesetzt, das war ein Prozess, der sich so entwickelte und vor allem in erster und letzter Konsequenz von der Politik gemacht wurde.
Unter seinem Pontifikat wurde die Sexualmoral drastisch konservativer und wenn auch die Anzahl weiblicher Ministrantinnen zunahm, gab es frauenpolitisch viele bedenkliche Rückschritte. Die Ausgrenzung Geschiedener, Homosexueller, etc, nahm stark zu. Auch der Kampf gegen die Antibabypille und das Kondom wurde intensiviert.
In Österreich führte seine Personalpolitik in den späten 80ern mit den reaktionären Marien-Verehrern Kurt Krenn und Hermann Groer zu Skandalen, Unverständnis, einer Welle von Kirchenaustritten und zu einem Schaden innerhalb der einheimischen Kirche, von dem diese sich bis heute nicht erholt hat. Weltweit gingen einige Skandale auf seine Kosten, weil er unbeirrt an reaktionären Kräften festhielt, die keinen Zugang zum Leben hatten. Unter seinem Pontifikat wurden viele Kirchenskandale und Probleme erzwungen totgeschwiegen und ignoriert. In kaum einem Pontifikat des 20. Jahrhunderts wurden interne Kirchenkritiker so intensiv mundtot gemacht. Der spätere Papst Benedikt XVI. hatte in seiner früheren Funktion im Vatikan übrigens vor den Folgen diverser Besetzungen für die Kirche gewarnt - nicht nur er. Als es dann zu den Skandalen kam, wurde so lange wie möglich nichts getan oder geschwiegen.
Ein Diktator eines afrikanisches Landes, das absolut verarmt ist, baute dem Papst eine Riesenkathedrale. Johannes Paul II. reiste hin, weihte sie ein und fand nicht einmal mahnende Worte dafür, wie sehr das den sozialen Maßstäben Jesu oder auch der Kirche widerspräche. So manchen Vorteil seine Missionen um die Welt auch mit sich brachten: die Reisen, deren Kosten immer vom Besuchsland getragen werden, waren immens - und nicht selten traf es arme Länder. Mag er selbst ein relativ bescheidenes Alltagsleben geführt haben (das er mit Reisen wohl kompensierte, um es launig auszudrücken), so nahmen Luxus und Geldgier vieler einflußreicher Kirchenleute unter diesem Pontifex zu, bzw wurde nichts unternommen, das Gebaren mancher zu stoppen.
Er verkaufte sich medial ausgezeichnet und erschuf ein Trugbild von sich, dem viele bis heute Glauben schenken. Johannes Paul II. hat der Meinung vieler Menschen nach der katholischen Kirche deutlich mehr geschadet als genutzt und ein erheblicher Teil der gegenwärtigen Probleme gehen auf ihn und seine Politik zurück.
Warum wird er nun also heilig gesprochen? Weil er Krampfadern, Blähungen oder Blutergüsse aus dem Jenseits heilt???
Meine Theorie: die Kirche/der Vatikan ist sich der Problematik dieses Pontifikates bewußt, kommt den vielen Verehrern mit dieser Geste entgegen und hofft, daß dann alle zufrieden uns still sind, damit man sich den wichtigen Dingen widmen kann.
Was sagen die altehrwürdigen Germanen zum Songcontestsieg unserer Conchita Wurst? Hat das nun ein gesellschaftspolitisches Signal oder nicht?
Ich sage nein. Weil so was kann nicht die Gesellschaft verändern. Da müsste ja auch ein Filmhit wie WER DIE NACHTIGALL STÖRT mehr Toleranz ausgelöst haben.
Als frisch konvertierter Highlander kann ich zu der ESC-Performance von Fräulein Wurst nix sagen, weil ich sie nicht gesehen habe, aber von seriösen Illustriertenberichten her hätte ich rein unter künstlerischen Gesichtspunkten eher für Cleo aus Polen votiert. Ein Skandal, dass sie leer ausgegangen ist.
Ein gesellschaftspolitisches Signal sehe ich im faktischen Sieg aber schon – ich glaube, als Ikone wird Conchita dafür sorgen, dass der akkurat rasierte Vollbart wieder aus der Mode kommt. Schließlich gab es nach Hans Werner Olms Bemerkung in einer Talkshow, die underercut-Frisur erinnere ihn doch sehr an die Hitler-Jugend, auch ein sichtbares Umdenken in modebewussten Teenie-Kreisen.
War vorhin wählen. Kam mir voll insidermäßog vor, als ich Anne Helm in der Piratenliste "erkannt" habe. Als Beruf war tatsächlich "Synchronsprecherin" angegeben. Mich würde mal interessieren, ob das die meisten so angeben würden oder ob sie sich eher als Schauspieler/innen sehen.
Muss nicht unbedingt von ihr kommen, evtl. hat sie "Synchronschauspielerin" angegeben und der zuständige Zetteldesigner hats dann umgeschrieben. Ist wie bei den Filmabspännen, wo u.U. nicht mal der Name richtig geschrieben wird.
Bringt mich aber auf 'ne interessante Scherzfrage: Welchem SynchronSCHAUSPIELER würdet ihr Eure Stimme geben, wäre er/sie politisch in Eurem Wahlkreis tätig? Meine erste Wahl: Charles Rettinghaus - positiv seriöse Ausstrahlung, wortgewandt und willensstark
Zitat von Edigrieg im Beitrag #66Welchem SynchronSCHAUSPIELER würdet ihr Eure Stimme geben, wäre er/sie politisch in Eurem Wahlkreis tätig? Meine erste Wahl: Charles Rettinghaus - positiv seriöse Ausstrahlung, wortgewandt und willensstark
Rettinghaus? Nö, ist mir zu eitel, windig und betont auf Berufsjugendlicher. Dieses Land braucht einen integren, aufrechten Henry Fonda-Typen, dem aber in seinen Präsidentenrollen m.E.etwas die bisweilen nötige Ironie abging, daher geht Borchert bei mir ganz knapp leer aus - folgerichtig: Paul Klinger! Wenn es aber unbedingt ein lebender Sprecher sein müsste, ginge meine Stimme an Wolfgang Condrus!
Unter der ÖVP-Innenministerin Maria Fekter nahmen die Abschiebungen drastisch zu und füllten fast täglich die Zeitungen. Die Abschiebepraxis wurde zurecht heftig kritisiert, ebenso wie die oft jahrelang dauernden End-Entscheide des Asylgerichtshofes. Die Intensität und Härte dieser Vorgänge hatte einen leicht durchschaubaren Hintergrund: sich rechter als rechts zu geben, als den FPÖ-Wählern zu zeigen, daß die ÖVP die bessere FPÖ wäre. Genutzt hat das ohnehin nichts.
Es war ein ziemlicher Zynismus, daß unter besagter Ministerin Geld frei wurde zum Ausbau besserer und größerer Schubhaftzentren, in denen die Unterkünfte hervorragend waren und vor allem auch das Spielzeug- und Friezeitangebot für abzuschiebende Kinder stark ausgebaut wurde.
Mittlerweile sind diese Sachen auf ein Normalmaß gesunken und es ist Alltagsroutine bei der Fremdenpolizei.
Nunmehr wird von den selben Medien, die vor nicht allzu langer Zeit die Abschiebepraxis und die Unterbringung vor allem von Kindern stark kritisierten, angeprangert, daß die vergrößerten Schubhaftzentren halb leer stünden und den Steuerzahler viel Geld kosten. In einer Zeitschrift war gar zu lesen, ob die Fremdenpolizei ihrer Arbeit nicht mehr nachkäme. Das fand ich eine ziemliche Geschmacklosigkeit und sehr zynisch.
Leider ist es mit unserer schrecklichen Bürokratie und dem Kompetenzdschungel so, daß in den Schubhaftzentren nur Leute untergebracht werden dürfen, die in absehbarer Zeit abgeschoben werden. Menschen aus überfüllten Asylantenauffangzentren dürfen dort nicht versorgt werden. So gibt es in einem Gebäude, das für 400 Schubhäftlinge mit Schwerpunkt auf Kindern eingerichtet ist, derzeit nur 20 Insassen. Allerdings ist der volle Personalbestand vor Ort. Nur fände ich es einen vollkommen falschen Weg, deshalb die Abschiebepraxis wieder zu ändern...
Ich hab grad wieder mal Leones DOLLAR-Trilogie gesehen.
Wenn man bedenkt, dass in den USA Leute gleich von der Polizei abgeknallt werden, wenn die sich bedroht fühlt, gewinnt man den Eindruck, dass sich seit dem wilden Westen wenig verändert hat.
Zuerst Abzug drücken, dann erst nachdenken.
Und mich gruselts, wenn eine gottseidank unbedeutende Politikerin bei uns wieder davon faselt, dass man das Waffengesetz lockern soll.
Ok, bitte! Unlängst, das hab ich echt noch nie erlebt, ist ein Typ beim Lidl ausgeflippt wegen der neuen türkischen Kassierin. Der wurde so hysterisch, dass er fast kollabiert wäre - kein Witz! Dann holt er halt nächstesmal seine Knarre raus, knallt die ab und das wars. Pengpeng, tülütüüü!
Sein karges Leben verdankt dieser Thread auch nur mehr mir und meinem Anhängsel...
Nachdem in Paris nun wieder mal der Beweis geliefert wurde, was Fanatiker aus Glauben und Religion zusammenreimen, mußte ich unwillkürlich an Richard Tauber denken.
Da gibt es eine kleine Anekdote von ihm, die im Zweifelsfall hübsch erfunden ist.
Der große Sänger stand in London auf der Bühne in "Gräfin Mariza". Justament als der große Gassenhauer (für die Youngsters: Showstopper) "Komm, Zigan!" ertönen soll, gab es Bombenalarm. London wurde von deutschen Fliegern heimgesucht.
Als Tauber nach der Entwarnung wieder die Bühne betrat, sagte er laut zum Publikum: "And now let's come back to reality!" Und dann sang er weiter...
Zitat von berti im Beitrag #7997Jürgen Neu keine Kritik an ihren Dialogbüchern zuließen, haben sicher manche Forumsmitglieder zustimmend genickt.
Ich finde das hört man in vielen seiner Produktionen dann leider auch heraus und zu Balzer gibt es ja die Anekdote in dem Leinert-Buch, dass er mit der Anwesenheit der Supervisorin bei SdL garnicht zufrieden war und sie erstmal ziemlich herablassend behandelt hat (wobei ich das als Regisseur bei Supervisoren ja noch verstehen könnte...)
Ob sich Rettinghaus einen Gefallen tut, Giovanna Winterfeldt als nächsten Gast zu haben? Wenn es nur rein ums Synchron geht, von mir aus, aber die gute Frau ist ja in letzter Zeit ein wenig ins querdenkerisch-polemische abgedriftet.
Zitat von berti im Beitrag #7997Jürgen Neu keine Kritik an ihren Dialogbüchern zuließen, haben sicher manche Forumsmitglieder zustimmend genickt.
Ich finde das hört man in vielen seiner Produktionen dann leider auch heraus und zu Balzer gibt es ja die Anekdote in dem Leinert-Buch, dass er mit der Anwesenheit der Supervisorin bei SdL garnicht zufrieden war und sie erstmal ziemlich herablassend behandelt hat (wobei ich das als Regisseur bei Supervisoren ja noch verstehen könnte...)
Ob sich Rettinghaus einen Gefallen tut, Giovanna Winterfeldt als nächsten Gast zu haben? Wenn es nur rein ums Synchron geht, von mir aus, aber die gute Frau ist ja in letzter Zeit ein wenig ins querdenkerisch-polemische abgedriftet.
Sie hat vielleicht eine andere Meinung als du, aber diese Meinung zu akzeptieren, sollte ja kein Problem sein, oder? Wenn sie eine Position vertritt, mit der du nicht einverstanden bist, kannst du auch gerne Argumente dagegen vorbringen. Einfach zu behaupten, jemand sei "querdenkerisch-polemisch" und deswegen kein guter Gesprächspartner, ist ziemlich engstirnig, findest du nicht?
Zitat von Ludo im Beitrag #7998Ob sich Rettinghaus einen Gefallen tut, Giovanna Winterfeldt als nächsten Gast zu haben? Wenn es nur rein ums Synchron geht, von mir aus, aber die gute Frau ist ja in letzter Zeit ein wenig ins querdenkerisch-polemische abgedriftet.
Gerade wegen der beiden gegensätzlichen Meinungen bin ich durchaus gespannt auf das Interview.