Zitat von dlh im Beitrag #100Den Film "Devil on the Mountain - Teuflische Bedrohung" hat man wohl eigens für diesen Thread synchronisiert. Auch wenn der Film nicht der beste ist, zu der Synchro fehlen mir die Worte, hört selbst. Synchron ist das Ganze übrigens auch kein Stück.
Da gibt es sicherlich noch jede Menge weitere Beispiele, aber was auch in diese Schublade gehört, ist ganz bestimmt "The Bagman" (Untertitel: Ist Jack Marshall wirklich tot ?). Mal abgesehen davon, dass der Film wie ein Porno ohne Sexszenen aussieht und die Darsteller und Sprecher so zusammenpassen wie die Entfernung der Erde zur Sonne, scheint auch noch das Dialogbuch frei Schnauze entstanden zu sein. Dass die Dialoge des Originals und der Synchro übereinstimmen kommt nicht oft vor und ist eher rein zufällig.
"Die Kompanie der Supernieten" - ein filmisches Meisterwerk der Extraklasse, nur noch übertroffen von einer wahrlichen Synchronsternstunde, u.a. Lothar Blumhagen mal wieder mit tuntiger Stimme. Eine Kostprobe:
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fortinbras
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22.08.2014 15:08
#108 RE: Hör' ich recht???-Meilensteine des Synchrontrash
"Queer as Folk": Scott Lowell als Ted Schmitt hat eine maskuline, sonore Stimme. In der letzten Staffel tritt Ted als singender Kellner auf, wo er mit schöner Bariton-Stimme Opernlieder trällert. Natürlich hat das ein Profi synchrongesungen.
In der an sich herausragenden Synchronfassung dieser Serie verkommen diese Szenen aber zur reinen Lachnummer und bisher fand das noch jeder, der's gesehen hat, unfreiwillig komisch und auch etwas haarsträubend. Der Grund?
Nun ja, vor und nach der sonoren Opern-Stimme spricht Ted deutsch mit der Stimme von Santiago Ziesmer.
Daß der diese Stimme hervorzaubern kann, verlangt schlichtweg zuviel an gutem Glauben - das ist absolut albern.
Zitat von fortinbras im Beitrag #98In dem schaurig-schönen Gruselklassiker "Die Rache des Toten" (1936) mit Boris Karloff ist vom Text her alles ok, aber in der deutschen Fassung gibt es eine akustische Eigenheit anderer Art.
Dauernd quietschen / knarren Türen beim Öffnen und Schließen. Nicht alle, aber die meisten Türen scheinen nie geölt zu werden oder mit Talgum bearbeitet. Man hört sogar, egal bei welcher Art von Tür, stets das selbe Quietschen. Als Karloff einmal ein Fenster öffnet, quietscht dies genauso wie die Türen. Und eine Türe quietscht mal nicht, zwei Minuten später aber schon.
In der Originalfassung quietscht und knarrt gar nixhts-weder eine Türe noch ein Fenster. Da geht alles normal auf.
Gruseliger wird's durch das Geknarre nicht-eher ist das Gegenteil der Fall. Es quietscht und knarrt zuviel im Film, weshalb es eher unfreiwillig komisch klingt.
Die Verfilmung des "Hundes von Baskerville" von 1939 mit Basil Rathbone und Nigel Bruce im Abstand weniger Jahre zunächst bei der DEFA und dann (im Auftrag des ZDF) in Hamburg synchronisiert. Beide Fassungen sind im Prinzip solide, aber bei der der DEFA fällt etwas unangenehm auf: Offensichtlich standen keine IT-Bänder zur Verfügung, was auch schon bei vielen der um 1981 entstandenen Synchros der Filme der Fall war; da der Film allerdings nur zu Beginn Musik hat, fiel das kaum ins Gewicht. Absolut lächerlich wirken allerdings die Szenen mit dem "Titelhelden", da dessen Bellen, Heulen etc. eindeutig von einem Menschen stammt! Standen den Geräuschemachern keine Aufnahmen mit Hundegebell zur Verfügung? Daneben waren auch die Eulen- oder Käuzchenlaute menschlichen Ursprungs, so dass gerade die Szenen, die "gruselig" wirken sollen, eher für Erheiterung sorgen. Natürlich macht der komplett im Studio gedrehte Film auch so einen "künstlichen" Eindruck, aber der Hund war wenigstens eine echte Dogge und kein kostümierter Statist.
Die ITs gab es bei beiden Synchronfassungen nicht - die der Anfangsverhandlung unterlegte Musik in der ZDF-Version stammt aus dem Film "Die Spinnenfrau" und gehört hier ebenso wenig rein wie die Musik der DEFA-Fassung.
Allerdings hat man bei der ZDF-Fassung zumindest für echte Hundelaute gesorgt. Dass in beiden Fällen Musik ausgewechselt wurde, ist klar. Aber aufgrund des geringen Einsatzes stört es mich nicht weiter. Dass Walter Niklaus in der ersten Synchro von "Gespenster im Schloss" als Rabe zu hören waren und in der Zweitfassung vom "Haus des Schreckens" die Laute der Eule machte (was hier dramaturgisch sinnvoll war), ist bekannt und wirkt auch nicht so merkwürdig wie die menschlichen Hundelaute. Kennst du daneben noch andere ernsthafte* Synchros (egal von welchem Studio), bei denen im Original tierische Laute durch die eines Menschen ersetzt wurden?
*Comedy-Versionen, in denen im Original stumme Tiere wie Pferde plötzlich sprechen, sind natürlich ein Thema für sich.
Betraf das mit den Hundegeräuschen nicht sogar auch die "Baskerville"-Verfilmung mit Jeremy Brett? Hier jedenfalls war das Synchronstudio unschuldig. Ebenfalls eindeutig als menschlich zu identifizieren ist das Gebell des kleinen Hundes in der komplett nachsynchronisierten Serie "Spuk im Hochhaus" - von ernst kann man allerdings bei diesem DDR-Kultklassiker nicht unbedingt sprechen.
Von Synchron-Trash im eigentlichen Sinne kann man wohl bei "Das Todeslied von Laramie" nicht unbedingt sprechen (trotz der typisch hölzernen Dialoge von Rudolf Lubowski: "Wer schoss?"), aber die Sprecherwahl ist teilweise seeehr eigenwillig, an Draeger für Fajardo muss man sich erst gewöhnen (er ist natürlich herrlich wahnsinnig!) Einer der Gunslinger, ein baumlanger Kerl mit jugendlich-blödem Gesicht hat eine Stimme bekommen, die nie wieder im Synchron zu hören war (kein Wunder) - jedes Mal, wenn er den Mund aufmacht, hört man eine Aussprache, die man heute in Richtung "Schwörerdeutsch" einordnen würde - und tatsächlich sagt er an einer Stelle auch (grammatikalisch völlig deplaziert) "Isch schwöre!" Die Synchro stammt von 1971!!!
"Tödliche Safari" ist ein vollkommen überflüssiger Film, den niemand gebraucht hätte. Beim Sehen bekommt man manchmal den Eindruck, den beteiligten Schauspieler sei das schon kurz nach Drehbeginn klar geworden, da sie überwiegend entweder Schmierentheater oder demonstrative Lustlosigkeit bieten. Auch manche Synchronbesetzungen wirken sehr absonderlich, etwa der quiekende Michael Habeck für den großen und bulligen Warren Berlinger oder Gernot Duda für Paul L. Smith, der sowieso schon wie ein Schlafwandler spielt, was durch Dudas Stimme noch verstärkt wird. Herbert Weicker noch einmal aus dem Mund von Herbert Lom zu hören, ist zwar erfreulich, aber beide machen einen absolut unmotivierten Eindruck. Franz Rudnick als Stimme von der Schallplatte klingt, als habe man einfach den Text vom ersten Probelesen übernommen, so dass eine Szene, die bei anderen Verfilmungen des Stoffes "dramatisch" wirkt hier einfach verpufft, ohne die Zuschauer oder die Angeklagten sonderlich zu beeindrucken. Der Höhepunkt ist allerdings der hager klingende Horst Sachtleben für den pausbäckigen und eher rundlichen Donald Pleasence. Eine autoritäre Wirkung kann die Figur absolut nicht entfalten, und wenn sich der Richter gegen Ende als wahnsinniger Mörder herausstellt, klingt es einfach nur lächerlich. Sowohl den Film als auch seine Synchro sollte man besser schleunigst vergessen.
fortinbras
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03.03.2015 20:41
#115 RE: Hör' ich recht???-Meilensteine des Synchrontrash
Ein Meilenstein des Synchron-Trash ist "Spion mit meinem Gesicht" als Ganzes natürlich nicht, auch wenn hier David McCallum vollkommen unmotiviert mit russischem Akzent zu hören ist, was sonst nicht Standard ist.
Peinlich ist allerdings jene Szene im österreichischen Hotel. Abgesehen davon daß man schon vorher bestenfalls eine "kalifornische Schweiz" sieht, wirkt auch die Gegend, die laut Insert 43 km westlich von Innsbruck liegt, alles andere als in den mitteleuropäischen Alpen.
Toni Herbert spricht den Hotelportier. Nicht nur, daß die deutsche Übersetzung seines Textes mit Worten angereichert wird, die sich wie aus einem Heimatfilm anhören (Bittschön, der Herr!, Ja, mei...) und vollkommen deplaziert wirken, auch passierte ein grotesker Fehler. Zunächst nämlich spricht der Portier ein aufgesetztes unnatürliches Wienerisch - ok, vielleicht ist es ein Wiener, der in Tirol arbeitet. Aber dann spricht er plötzlich in bayrischem Dialekt!!! Zumindest soweit Toni Herbert in der Lage ist, das nachzumachen. Als nächstes folgt ein bayrisch-wienerischer Mischmasch, ehe zuletzt wieder die Wiener Klangfärbung durchkommt.
Warum das keinem auffiel oder warum das überhaupt so gemacht wurde, da bin ich ratlos...jedenfalls ist es schon etwas peinlich.
Inzwischen buhlt man ja regelrecht um unsere Aufmerksamkeit: Hier ein Ausschnitt aus RESULTS (2015), veröffentlicht heute auf Netflix. (Die weibliche Stimme spricht übrigens für Cobie Smulders.)
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fortinbras
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22.10.2015 13:45
#119 RE: Hör' ich recht???-Meilensteine des Synchrontrash