Zitat von Norbert im Beitrag #60Deutsche Aussprache ist nicht englische Aussprache. Die Engländer sprechen Berlin ja auch vollkommen anders aus als wir, obwohl die Stadt in beiden Sprachen absolut identisch geschrieben wird. Sie sprechen Paris vollkommen anders aus als wir, obwohl die Stadt in beiden Sprachen identisch geschrieben wird. Und die Franzosen, die sowohl Berlin als auch Paris gleich schreiben wie wir oder die Engländer, sprechen diese beiden Städte nochmals anders aus. Arkansas kann man analog dazu betrachten, und es gibt keinen einzigen, wirklich vernünftigen Grund, sich im Deutschen hier der englischen Aussprache unterzuordnen.
Klar. Aber hier geht es nicht darum, dass "Arkansas" so gesprochen wird, wie man es im Deutschen bei identischer Schreibweise tun würde, sondern um "Arkänsäs", eine Phantasievariante, die aber für den nicht genauer Informierten "authentisch klingt".
Ich sage "Arkänso", schon um es akustisch besser von "Känsäs" zu unterscheiden, was schon 1888 (lt. WIKIPEDIA-Artikel über Arkansas) der Grund dafür war, ganz gegen die Schreibweise diese Aussprache festzulegen. Arkänsäs ist imo. selbst im Deutschen nicht korrekt, nur hört man es eben manchmal. Ich erwähne diesen Bundesstaat sowieso recht selten, besonders wenn ich von Bill Clinton erwähne, dass er dort Gouverneur war. Selbsverständlich sagen wir im Deutschen "Kalifornien" und meist "Texas". Aber sagt ihr z.B. Pennsylvanien? Aber auf "Neu York" käme auch niemand. Wenn jemand mehr oder weniger gut Englisch kann, wird er oder wohl normalerweise darauf achten, diese Namen möglichst korrekt auszusprechen.
EDIT: @berti:Dass bei "Kansas" beide Aussprachevarianten korrekt wären, wusste ich nicht...
Interessanterweise ist "Kalifornien" die einzige deutsche Übersetzung des Namens eines amerikanischen Bundesstaates, die sich wirklich etablieren konnte. Was "Texas" betrifft, gibt es ja auch genügend Deutsche, die von "London" sprechen.
Zitat von berti im Beitrag #63Interessanterweise ist "Kalifornien" die einzige deutsche Übersetzung des Namens eines amerikanischen Bundesstaates, die sich wirklich etablieren konnte. Was "Texas" betrifft, gibt es ja auch genügend Deutsche, die von "London" sprechen.
Dagegen wird unser "Berlin" von Leuten aus den englischsprachigen Ländern auch immer als "Börlinn" ausgesprochen.
In der Columbo-Folge SCHWANENGESANG wurde Arkansas übrigens schriftgetreu ausgesprochen. Soviel Selbstbewusstsein würde man wohl heute nicht mehr an den Tag legen...
Was die engliche Hauptstadt angeht: Bei MIT SCHIRM, CHARME UND MELONE wurde die Stadt eher englisch ausgesprochen, bei den frühen Staffeln, die erst vor wenigen Jahren eingedeutscht wurden, hingegen schriftgetreu, weil die Synchronisation älter klingen sollte.
Zitat von Norbert im Beitrag #66In der Columbo-Folge SCHWANENGESANG wurde Arkansas übrigens schriftgetreu ausgesprochen. Soviel Selbstbewusstsein würde man wohl heute nicht mehr an den Tag legen...
Das ist prima und auch richtig! Ich empfinde es als albern und unpassend, in einer DEUTSCHEN Fassung krampfhaft die englische Aussprache zu verwenden. Wer darauf Wert legt, soll die Originalfassung schauen.
Vor ein paar Tagen habe ich diesbezüglich ein absurdes Beispiel gehört und den Kopf geschüttelt: Das Wort 'Pony' gibt's ja auch im Deutschen, und wenn ein Charakter 'Ponyboy' genannt wird, hat das nach meiner Ansicht in der deutschen Fassung PONNI-BOY zu heissen - und nicht POUNIE-BOY (Neusynchro 'Die Outsider'; in der Erstsynchro war es richtig). [Die Neusynchro krankt zudem am Kleben an den englischen Formulierungen: "Ich wünschte, ich hätte was zu rauchen" sagt ein 16jähriger Straßenjunge - grotesk! ("Hat mal jemand 'ne Kippe?" in der Erstsynchro) - Immerhin wird Paul Newman richtig gesprochen: NUMÄN statt wie bei uns meist fälschlich zu hören NJUMÄN.]
Apropos Outsider: Ralph Macchio hatten wir ja weiter oben schon über die Aussprache gerätselt. Der stellt sich bei den Extras selbst vor als RALPH MADSCHIO, eine Variante, die es so eigentlich nicht gibt.
Findest du es dann auch angebracht, die Namen "Michael" und "Bannister" in "Lady von Shanghai" deutsch auszusprechen? Oder "Herr Tornhill" (ohne th) in "Der unsichtbare Dritte"?
Ob der Mann als 'Herr Tornhill' oder als 'Mr. Thornhill' angeredet wird, ist mir eigentlich egal - wobei es bei Namen oder anderen nicht übersetzbaren Begriffen gern auch die originale Aussprache sein darf; von zwanghaftem eindeutschen halte ich genausowenig wie vom zwanghaften Beharren auf dem Original. Wobei es sicher massenhaft Grenzfälle gibt, wo man beides akzeptieren kann.
Wenn es aber eine im Deutschen gebräuchliche Aussprache gibt wie beim o.g. Pony (oder Arkansas oder Mailand), dann sollte man diese auch verwenden und keine unnötigen Verfremdungen oder Zungenbrecher in die deutsche Fassung einbauen.
Zitat von kogenta im Beitrag #69Wenn es aber eine im Deutschen gebräuchliche Aussprache gibt wie beim o.g. Pony (oder Arkansas oder Mailand), dann sollte man diese auch verwenden und keine unnötigen Verfremdungen oder Zungenbrecher in die deutsche Fassung einbauen.
Naja, die Grenzen sind da ziemlich fließend. Mailand ist eindeutig eine Germanisierung (wie Moskau oder Lissabon - bei der Aussprache von Paris könnte man sich schon wieder streiten), Arkansas (wie man's schreibt) für mich aber nur fehlendes Wissen. Zumal mir momentan kein englischer oder amerikanischer Städte- oder Ländername einfällt, der germanisiert wurde. Apropos: Wie ist das eigentlich mit Worcester?
Ob man "Wohrtschester" als deutsches Exonym gelten lassen sollte? Bitte nicht. Aber einer Menge Leute wäre es wahrscheinlich wesentlich vertrauter als "Wuhster".
Man könnte auch noch etwas komplexer danach gehen, wann die Filmhandlung stattfindet. Beispiel Helsinki um 1900: Zu der Zeit hieß die Stadt für Deutsche (wie für Schweden immer noch) Helsingfors. Bloß - wer weiß sowas schon? Und welchem Teil des Publikums will man es recht machen?
Und wenn Deutsche aus verschiedenen Landesteilen deutsche Ortsnamen (auf hochdeutsch) verschieden aussprechen, wird das im Ausland auch nicht anders sein. Wie will man da gerade als Landesfremder die jeweilige eine allgemeingültige Aussprache festlegen?
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #70Zumal mir momentan kein englischer oder amerikanischer Städte- oder Ländername einfällt, der germanisiert wurde.
Kalifornien? Allerdings dürfte das der einzige Fall sein, der sich wirklich etabliert hat. In manchen älteren Synchros ist allerdings noch von "Nord-/Süd-Dakota" oder "Pennsilvanien" die Rede.
Zitat von kogenta im Beitrag #67Immerhin wird Paul Newman richtig gesprochen: NUMÄN statt wie bei uns meist fälschlich zu hören NJUMÄN.]
Wobei man hier fragen könnte, ob es wirklich "fälschlich" wäre: Sicher ist in den USA "Nu" für "New" Standard, aber ab und an kommt auch bei dortigen Sprechern "Nju" vor. Umgekehrt ist es witziger bei dem Vornamen "Francis", der in Synchros schon seit den 50ern meist "Fränzis" gesprochen wird, selbst wenn die Figur und der Handlungsort britisch sind.
Zitat von kogenta im Beitrag #67Vor ein paar Tagen habe ich diesbezüglich ein absurdes Beispiel gehört und den Kopf geschüttelt: Das Wort 'Pony' gibt's ja auch im Deutschen, und wenn ein Charakter 'Ponyboy' genannt wird, hat das nach meiner Ansicht in der deutschen Fassung PONNI-BOY zu heissen - und nicht POUNIE-BOY (Neusynchro 'Die Outsider'; in der Erstsynchro war es richtig).
Wäre POUNIE (meinst du wie deutsch PAUNIE?) denn im Englischen überhaupt richtig? Meinst du nicht POENIE? Im Deutschen ist die Aussprache klar: PONNIE. So hört man es in fast allen Filmen und Serien. Eine mir bekannte Ausnahme gibt es allerdings, die mir im Gedächtnis geblieben ist. In "Vom Winde verweht" gibt es eine Szene in der sich Rhetts Tochter (Cammie King) über ein Geschenk ihres Vaters freut und fröhlich ruft: "Oh, Papa, ein POENIE!" Sie spricht das PO so aus, wie man es vom englischen Nachnamen Poe her kennt. Aber warum? Eine Kindersprecherin spricht ein bekanntes Wort, wie dieses bestimmt nicht bewusst englisch aus. Hat man das Wort nach dem Krieg denn noch so ausgesprochen, weil es als Fremdwort verstanden wurde? Merkwürdigerweise bleibt diese Szene eine der wenigen in der das Wort in einer deutschen Fassung englisch ausgesprochen wurde. Ansonsten ist "Vom Winde verweht" ein Paradebeispiel für deutsch ausgesprochene Namen: ATTLANNTA, Präsident LINKOLLN usw., aber dafür wurde wiederum der Begriff YANKEE "korrekt" als JÄNKIE ausgesprochen.
Zitat von kogenta im Beitrag #67Ralph Macchio hatten wir ja weiter oben schon über die Aussprache gerätselt. Der stellt sich bei den Extras selbst vor als RALPH MADSCHIO, eine Variante, die es so eigentlich nicht gibt.
In "HIMYM" spricht Philipp Moog den Namen in der Synchro ebenso aus: RALPH MADSCHIO. Ich denke, dass man bei Eigennamen aussprachetechnisch danach gehen sollte, wie es der/die Namensträger ausspricht/aussprechen, auch wenn die Aussprache in diesem Fall weder richtig englisch noch italienisch ist. Ich kenne auch Leute, die einen hierzulande als kompliziert verstandenen Familiennamen tragen (z. B. aus Osteuropa), und die eine besondere, gemäß der Sprachauffassung des Herkunftslandes nicht mehr korrekte Aussprache verwenden. Die Aussprache des Namens hat sich bei diesen dann in der Familie seit Generationen eingebürgert. So und nicht anders wird der Name dann ausgesprochen. Ende.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #68Oder "Herr Tornhill" (ohne th) in "Der unsichtbare Dritte"?
Das ist absolut korrekt. Die Marotte, alles möglichst originalgetreu auszusprechen, dürfte wohl im deutschen Sprachraum einmalig sein (in französischen Synchronisatinen sprechen die Leute auch heute noch so, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist).
Nervig finde ich vor allem, wenn man krampfhaft versucht, alles zu amerikanisieren und englische Namen und Bezeichnungen amerikanisch ausspricht, obwohl es sich um Briten handelt und die britische Aussprache sogar im amerikanischen Original verwendet wird. Negativ treten hier MAGNUM oder auch FATHER BROWN hervor. (Robin Mästers statt Robin Masters klingt aus dem Mund von Lothar Blumhagen einfach katastrophal, während der Texaner John Hillerman im Original korrekt Masters sagt. Wenn Franz-Otto Schenk als Father Brown einen Lieutnant als Lutennent statt als Lefftennent bezeichnet, muss ich nicht erst ins Original reinhören, um zu erkennen, dass hier Mist gebaut wurde.