Zitat von bertiDer Grund für die Kürzungen war aber doch, dass der Verleih den Film umbedingt nachträglich zur Komödie machen und somit verfälschen wollte.
Komödie - ja, Wille des Verleihs - ja. Aber wer sagt denn, dass die Umarbeitung zur Komödie inklusive Kürzungen nicht in Brunnemanns Hand gelegt wurde? Schließlich setzte er für andere Verleihe auch schon die Schere an, und zwar heftig ("Drei Bruchpiloten in Paris", "Lasst uns töten, Companeros"). Damals hatten (so glaube ich) die deutschen Bearbeiter noch weitaus freiere Hand als heute. Ich weiss nicht, ob Brandt etwas dagegen hätte machen können oder wollen, aber ich könnte mir denken, dass er nicht so weit übers Ziel hinaus geschossen wäre. Die Grundstruktur der Filme, die er bearbeitete, hat er nie angetastet.
Bei "Vier Fäuste für ein Halleluja" hat er bei der Uminterpretation der beiden Hauptfiguren (wie schon mehrfach erwähnt) massive Veränderungen vorgenommen, die man durchaus als Verfälschung bezeichnen könnte. Jetzt könnte man einwenden, dass diese ja nicht die eigentliche Handlung betrafen. Es ist jedoch dramaturgisch schon ein Unterschied, ob der "müde Joe" den von ihm in Schach gehaltenen Leuten androht, sie zu erschießen, wenn sie sich nicht prügeln (Horst Sommer), oder ob er dem "Sieger" ihres Kampfes die restlichen Bohnen verspricht (Rainer Brandt).
Ich glaube, "Louis, der Geizkragen" wäre so ein Fall: deutsche Länge: 75 Minuten, französisches original: 115 Minuten. Ob das nun Brandt persönlich war, weiß ich nicht, aber er hat die Synchro gemacht.
Ansonsten würde ich sagen, die "Zwei vom Affen gebissen"-Synchro rangiert qualitätsmäßig auf einem ganz anderen (Abstell-) Gleis als "Vier Fäuste für ein Halleluja" - Verfälschungen hin oder her.
Kurz mal nachgefragt: Ist die Synchro von Louis, der Geizkragen wirklich von Brandt? Auf seiner Website taucht der Film zumindest nicht auf - im Gegensatz zu den anderen Louis-Komödien, die er bearbeitet hat. Oder hört man Brandt im Film irgendwo? Habe die Komödie schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen.
Zitat von marginalIch glaube, "Louis, der Geizkragen" wäre so ein Fall: deutsche Länge: 75 Minuten, französisches original: 115 Minuten. Ob das nun Brandt persönlich war, weiß ich nicht, aber er hat die Synchro gemacht.
Schon krass: Es sind immerhin 40 Minuten, die fehlen aber zum Glück gibt es ja jetzt die ungekürzte Fassung in der Michael Pan auf Louis de Funes zu hören ist.
Zitat von DVDiscoveryDie Info stammt zum einen vom damaligen Columbia-Verleihchef, der mir erzählte, dass sie für die Hill/Spencer-Filme grundsätzlich nicht auf Brandt angewiesen waren, sondern lieber bei Brunnemann synchronisieren ließen. Zum anderen hatte ich daraufhin recherchiert und in einer älteren Filmzeitschrift einen Eintrag zur deutschen Bearbeitung des Westerns gefunden. Dort wurde Brunnemann ausdrücklich genannt.
Komischerweise steht bei Arne, dass die Synchro 1978 bei der BSG entstanden sei und Elsholtz Buch und Regie hatte. Die Frage ist, wem man hier eher glauben soll: Der Zeitschrift und dem Columbia-Verleihchef, oder Arne, der sich bei BSG-Fassungen ja auf Listen der Firma stützt? Dass im Abstand weniger Jahre gleich zwei Neusynchros (mit identischer Besetzung der Hauptrollen!) entstanden, dürfte wohl ausgeschlossen sein.
Das ist in der Tat merkwürdig. Allerdings kommen mir zwei Angaben in Arnes Datenbank bei diesem Film etwas komisch vor. Zum einen das Jahr der Synchronisation (1978) und zum anderen der Verleih (CIC). Der Western dürfte erst später synchronisiert worden sein, da der Kinostart ca. 1981 war. Und der Verleih müsste die Vertriebsgemeinschaft von Warner-Columbia gewesen sein.
Vielleicht war 1978 eine Neusynchro bei der BSG unter Elsholtz´ Regie geplant, die aber dann doch nicht zustande kam, so dass man später Brunnemann beauftragte? 1978 hätte Elsholtz allerdings doch wahrscheinlich (wie bei "Vier für ein Ave Maria") Wolfgang Hess besetzt. Sehr verwirrend!
Zitat von berti1978 hätte Elsholtz allerdings doch wahrscheinlich (wie bei "Vier für ein Ave Maria") Wolfgang Hess besetzt. Sehr verwirrend!
Elsholtz hätte auch 1981 wahrscheinlich Wolfgang Hess besetzt und Brunnemann dito. Insofern ist dieses Argument draußen. "Hector", der wahrscheinlich auch nicht auf Brandt geht, war schließlich sogar Hirthes Hauptrollen-Einstand für Bud. Ich weiß nicht mehr genau, was Christian Heger dazu recherchiert hatte, aber ich habe zumindest vorher auch bei "Hector" auf Elsholtz getippt (weil er eine relativ große Nebenrolle hatte und bei Spencer eigentlich immer nur zu hören war, wenn er auch selbst Regie führte - selbst bei "Plattfuß 2" bezweifle ich, dass Brunnemann in der Regie gesessen haben soll, zumal es im ersten auch Elsholtz war).
Marquis kam ja ausschließlich bei Brandt zum Einsatz (mal abgesehen von der weit früher entstandenen "Ave Maria"-Erstsynchro), wohingegen Hirthe (und nicht Marquis) bei den Hess-Verfechtern offenbar die zweite Wahl war (und bei Brandt, als er sich gegen Hess entschied, dito, aber dann eben natürlich hinter Marquis).
Eine Variante wäre, dass die Synchro schon 1978 produziert wurde und der Verleih den Markt damals vielleicht übersättigt fand und das Ganze deswegen bis 1981 auf Eis legte. Ist SO unwahrscheinlich nicht, da 1978 gerade so der Dreh war, als Brandt begann im Spencer/Hill-Bereich regelrecht Amok zu laufen und eine Synchro nach der anderen produzierte. Das war ja grade auch die Zeit als Marquis ins Spiel kam und sich die Filme häuften. "Gott vergibt..." war im Gegensatz zu den meisten, ich würde sogar sagen sämtlichen Spencer/Hill-Filmen, ja bereits zweimal ausgewertet worden, so dass man dann vielleicht deswegen darauf schiss. Was diese Theorie für mich am wahrscheinlichsten macht ist die Tatsache, dass ja sowohl "Ave Maria", als auch "Hügel" um 1977/78 rum neusynchronisiert wurden. Warum hätte man ausgerechnet "Gott vergibt" als Teil 1 der Trilogie erstmal völlig außen vor lassen sollen, zumal für alle drei Neusynchros allerhöchstwahrscheinlichst dasselbe Studio und ähnlich wahrscheinlich auch derselbe Regisseur beauftragt wurden (wobei ich persönlich behaupte: 'kein Elsholtz in der Regie, wenn kein Elsholtz hinterm Mikro' und bei "Hügel" war er, denke ich, nunmal nicht zu hören, auch wenn hier mal jemand schrieb, er dürfte da in der Regie gesessen haben... - ist aber auch egal, weil sich die themenbezogene Relevanz auf das Studio beschränkt). (Hinzu kommt ja noch die Theorie, dass es noch eine dritte Synchro geben soll (die Anfang der 70er für die Zweitauswertung produziert worden sein soll). Warum eine Drittsynchro, wenn nicht wenigstens im Paket mit den anderen beiden Filmen? - Ist aber ebenfalls egal, da diese These nicht erwiesen ist...) Es kann auch sein, dass man die Synchro auf Eis legte, weil Wolfgang Hess hier dummerweise nicht zur Verfügung stand und man nun einen Bruch hatte, wo man keinen hatte haben wollen. Drei Synchros gekauft, dann irgendwas Spontanes bei Hess, Synchro muss aber aus vertraglichen Gründen gemacht werden und game over... Ich bezweifle, dass die Sprecherbesetzungen vertraglich vereinbart wurden. Vielleicht erachtete man die typische Wirkung als eh gegeben und war mit Martin Hirthe dann nicht zufrieden. Der Reiz der anderen beiden Zweitsynchros ist m.E. ja sowieso haupsächlich Hess. Wer weiß. Gibt viele Varianten. Fakt ist zumindest, dass Hirthe NUR dann zum Einsatz kam, wenn der jeweils favorisierte Sprecher echt nicht konnte. Er wurde von keinem der verantwortlichen Regisseure damals für Bud favorisiert. Abgesehen davon hat Hirthe in den anderen beiden Filmen ja andere Rollen gehabt, stand dann aber vielleicht als einziger überhaupt für Bud zur Verfügung, wenn Hess eben nicht konnte und Marquis am Stück bei Brandt war oder nicht gewollt wurde.
Interessieren würde mich jetzt allerdings mal, wie es sich mit dem "Dicken in Mexiko" verhält, denn das wäre im Falle der 78er-Variante ja dann die einzige nicht von Rainer Brandt stammende Berliner Neusynchro aus den 80ern, wenn ich micht nicht irre. [Mal abgesehen von der ZDF-Fassung vom "Warzenschwein", die allerdings aus ner völlig anderen Kerbe kommt (keine Kinosynchro etc.pp.).] Zumal da ebenfalls Martin Hirthe spricht, könnte der Fall hier sehr ähnlich liegen. Der "Galgenvogel" und "Warzenschwein"-Zwei sind ja Düsseldorfer Synchros. Von daher bezweifle ich es dann auch, dass "Der Dicke in Mexiko" wirklich erst Anfang der 80er nachgelegt worden sein sollte. Als EINZIGE Berliner nicht von Brandt stammende Synchro. Brandt hat Anfang der 80er ja, wenn ich jetzt keinen Film vergesse, auch nur noch die Zweite von den "Fünf Gefürchteten" gemacht. Man muss bedenken, dass solche Aufträge ja mit Vorliebe als Serie vergeben werden, wenn man schon neusynchronisiert und einen zweiten Schub wagen will. Man versucht da ja nen neuen Anstrich zu platzieren und sowas geht nicht unbedingt nur über einen Film. Das beste Beispiel für diese Praxis sind die Filme von Stan Laurel und Oliver Hardy. Die Zweitsynchro von "Vier Fäuste für ein Halleluja" wurde ja z.B. auch nur gemacht, weil sich Danneberg und Marquis gerade gut für die beiden etablierten und Brandt dito... und nicht "aus sich selbst heraus", sondern in Reihe mit den zig Filmen, die zu der Zeit mit Marquis auf Bud und Danneberg auf Hill kamen. Dass sie rein deswegen gemacht wurde, weil Wendlandt die Erstsynchro nicht lustig fand ist in meinen Augen Quatsch, schon allein weil man die ersten beiden "Plattfüße" ja auch nicht neu synchronisieren ließ (wohlgemerkt kamen die dann also Anfang der 80er - NICHT neu synchronisiert). Das wiederum macht im übrigen auch die These mit der "Die rechte und die linke Hand des Teufels"-Zweitsynchro sehr wahrscheinlich, da der sonst extrem aus dem Rahmen fallen würde.
Ist es denn, verdammt nochmal, nicht möglich, mal bei Elsholtz oder Hess nachzufragen, wie das damals gelaufen ist? Ist ja nun gerade 100 Jahre her, die ganze Nummer.
Zitat von Chow Yun-FatIst es denn, verdammt nochmal, nicht möglich, mal bei Elsholtz oder Hess nachzufragen, wie das damals gelaufen ist? Ist ja nun gerade 100 Jahre her, die ganze Nummer.
Bei Elsholtz wäre es allerdings ein Wunder, wenn er sich (anhand der Masse seiner Synchros) genau an die einzelnen Filme erinnern könnte. Hess hat ja in einem Interview gesagt, dass er Bud Spencer nach seinem Krach mit Brandt nur noch sprach, wenn es der Verleih so wollte. Vielleicht war das der Grund, dass etwas Warner-Columbia (wie von DVDiscovery geschrieben) nach Auskunft des damaligen Verleihchefs auf Brunnemann setzte. Mücke hat vor einiger Zeit ja die These formuliert, dass man bei den Verleihfirmen ab dem Krach vor der Wahl stand "Brandt-Synchro oder Hess?" unnd deswegen wohl öfter den Auftrag an andere Regisseure gab.
@Mücke: Bist du dir mittlerweile denn nicht mehr so sicher, dass "Hector" von Elsholtz ist? Und wieso vermutest du, dass Brandt bei der Zweitfassung des "Dicken" nicht die Regie hatte?
In Antwort auf:Ist es denn, verdammt nochmal, nicht möglich, mal bei Elsholtz oder Hess nachzufragen, wie das damals gelaufen ist? Ist ja nun gerade 100 Jahre her, die ganze Nummer.
Gib mir die Nummern, dann rufe ich an...
Zitat von bertiHess hat ja in einem Interview gesagt, dass er Bud Spencer nach seinem Krach mit Brandt nur noch sprach, wenn es der Verleih so wollte.
Eben. Und genau deswegen bezweifle ich, dass es bei "Gott vergibt" nicht gewollt worden sein sollte, wenn es bei "Ave" und "Hügel" auch gewollt worden war.
In Antwort auf:Bist du dir mittlerweile denn nicht mehr so sicher, dass "Hector" von Elsholtz ist?
Ich mir schon. Weiß bloß nicht, ob Christian ne andere Info gefunden hatte. Müsstest du ja wissen, was im Buch steht.
In Antwort auf:Und wieso vermutest du, dass Brandt bei der Zweitfassung des "Dicken" nicht die Regie hatte?
Sprecherbesetzungen, Stil, etc.pp. Das Übliche halt. Schon allein, weil das Pferd nicht von Brandt gesprochen wurde, sondern von Joachim Nottke(! - Brandt-untypischer geht's kaum noch) bin ich felsenfest davon überzeugt.
Über die Synchronregie von "Hector" steht in Hegens Buch nichts. Dafür befindet sich aber im Anhang eine Liste der Filme, bei denen Brandt sich im Interview erinnerte, sie bearbeitet zu haben. "Hector" war nach meiner Erinnerung (hab das Buch erst heute Nachmittag wieder zur Hand) nicht dabei, dafür komischerweise aber "Zwei wie Pech und Schwefel". Ob der "Dicke" in der Liste auftaucht, müsste ich nachsehen. Könnte diese Zweitsynchro eventuell von Brunnemann sein? Bei "Zwei vom Affen gebissen" wäre natürlich die Frage, wieso dann in der von DVDiscovery erwähnten Filmzeitschrift Brunnemann genannt wurde, wenn die Synchro tatsächlich schon 1978 von Elsholtz gemacht wurde.
Auf Elsholtz beharre ich nicht. Ich persönlich tippe viel eher auf Brunnemann, genau wie ich auch nicht glaube, dass "Hügel" von Elsholtz ist, sondern da von Petruo oder ebenfalls Brunnemann ausgehe. Allerdings war es mit Sicherheit eine Deutsche Synchron-Produktion, wie die anderen beiden auch. Elsholtz war nur in "Ave" zu hören, weswegen ich ihn dort in der Regie sehe, in den anderen beiden aber nicht. Vielleicht war er bei den anderen beiden verhindert oder so. Bei "Plattfuß 2" ist es was anderes, weil Elsholtz da mitsprach und ich deswegen nicht an Brunnemann glaube. Warum sollte Brunnemann die Regie an sich reisen, wenn Elsholtz für eine ziemlich große Rolle eh im Studio ist und den ersten Teil schon bearbeitet hat?