Neulich mal wieder VOLCANO auf Disney+ geschaut. Ich liebe Joachim Tennstedt, aber hier auf John Carroll Lynch passt er gar nicht. Kann mich auch im Laufe des Filmes nicht daran gewöhnen, das klingt einfach durchgehend falsch und hat mich wie selten was rausgerissen.
Ich habe lange überlegt, ob ich es hier oder "Synchronstimmen, die man eigentlich ganz anders kennt" posten soll; aber eigentlich passt nur einer der drei Fälle ganz dorthin, deshalb die Entscheidung für diesen Thread.
"Nur Vampire küssen blutig" hat gleich drei sehr ungewöhnlich Besetzungen zu bieten:
Mike Raven wirkt optisch wie eine Mischung aus Christopher Lee und Vincent Price, weshalb in München zu dieser Zeit eigentlich mit Herbert Weicker zu rechnen gewesen wäre, vielleicht auch mit Christian Marschall (letzterer hat eine andere Rolle). Stattdessen entschied man sich für Paul Klinger (wahrscheinlich zugleich seine letzte Synchronrolle), der hier teils sehr belegt und heiser spricht, in der schwarzen Messe zu Beginn auch mit einer Grabesstimme, die mir mindestens so viel Schauer über den Rücken jagte wie seine letzten Sätze für Ray Milland in "Lebendig begraben.
Holger Hagen für Michael Brennan als eher grober Dorfwirt war auch nicht zu erwarten. Sicher klang Hagen bei seinen Einsätzen für Richard Burton mitunter auch sehr dreckig, aber hier knurrt er so grimmig, als wollte er Eduard Wandrey Konkurrenz machen (der in Berlin vielleicht sogar besetzt worden wäre); in München hätte ich hier hier eher mit Gernot Duda (anderweitig vergeben) oder Benno Hoffmann gerechnet, vielleicht sogar mit Wolfgang Hess (der auch für Schauspieler überzeugte, die deutlich älter waren als er selbst).
Klaus Kindler für Michael Johnson als romantischer Dichter und vor Liebe schließlich blind werdender Liebhaber war auch nicht naheliegend, da er zu dieser Zeit öfter auf zynische und toughe Helden besetzt wurde. Sicher konnte er auch anders, aber in München wäre damals z. B. Manfred Seipold wahrscheinlicher gewesen, vielleicht auch Eckart Dux (der zwar älter als Kindler war, aber lange auch für deutlich jüngere Schauspieler/Rollen überzeugte).
Als relativ kurios würde ich auch die Besetzung von Florian Halm für Josh Brolin in Men in Black 3 bezeichnen.
Seinerzeit verursachte die Besetzung auch ein wenig Unruhe im Forum, da Brolin eher mit rauchigen Stimmen wie beispielsweise K. Dieter Klebsch oder Oliver Stritzel verbunden wird. Rollenbedingt hätten beide allerdings in MiB gar nicht gepasst, da Brolin hier die jüngere Version von Tommy Lee Jones (Ronald Nitschke) als Agent K darstellen sollte. So unpassend sich Halm auf dem Papier auch liest: Als "junger Agent K/Ronald Nitschke" funktioniert seine Stimme hier gar nicht so schlecht! Auf normalen Brolin-Rollen wäre Halm natürlich undenkbar gewesen.
Um ganz ehrlich zu sein, fällt mir aber auch niemand sonst in dieser Altersklasse ein, der Ronald Nitschke nahegekommen wäre und gleichzeitig auf Josh Brolins Gesicht gepasst hätte. In einem Trailer war es m. W. Thomas Nero Wolff, aber den finde ich jetzt auch nicht sonderlich naheliegend.
Ganz doof gesagt: ich hätte Nitschke einfach für beide Parts genommen. Stimmlich (2012) hätte er damals noch gut als Mittvierziger durchgehen können und zu Brolin an sich (der optisch auch schon immer sehr viel älter aussah, als er ist und überdies standardmäßig von jemandem gesprochen wird, der 1 Jahr älter als Nitschke ist) hätte er eh gepasst. Halm war leider maximal weit weg von Nitschke, auch wenn er dessen Tonfall gut kopiert hat.
Stimmt und ich finde es ärgerlich, dass man diese Chance nicht nutzte.
Allerdings kann ich nicht zustimmen, dass Nitschke 2012 noch als Mittvierziger durchgehen konnte. 10 Jahre zuvor bestimmt, was man ja auch an seiner (zugegebenermaßen ebenfalls kuriosen) Besetzung für Nicolas Cage in "Tricks" und "Adaption." sehen konnte, aber danach ist seine Stimme nochmals einen Tick tiefer und rauer geworden.
Wahrscheinlich hätte es aber geholfen, wenn er für Brolin seine Stimme leicht angehoben hätte.
Jaa guuuut, 10 Jahre zuvor war er ja auch erst 52, das ist ja von Mitte 40 jetzt nicht sooo weit weg
Nitschke ist für mich tatsächlich auch seit Jahrzehnten einer dieser alterslosen Stimmen; hart und reif ja, aber irgendwie nie einer bestimmten Altersklasse zuordenbar. Ob er sich in den letzten paar Jahren so verändert hat, kann ich nicht sagen aber rein vom Klang her könnte ich bei ihm jetzt nicht differenzieren, ob da eine Aufnahme von 1996, 2005 oder 2014 vorliegt.
Zitat von Koboldsky im Beitrag #663Auf normalen Brolin-Rollen wäre Halm natürlich undenkbar gewesen.
@Koboldsky, ich habe eben nochmal in der SK die Sprecher von Josh Brolin abgerufen und da fiel mir auf, dass er erst gegen Mitte der 2000er, eigentlich sogar erst mit der Etablierung von Klebsch in NCFOM auf diese "Grollstimmen" gemünzt ist (auch wenn es dem Original in etwa entspricht). Zuvor waren es nämlich meist Sprecher wie Michael Iwannek, Torsten Michaelis, Axel Malzacher, Philipp Moog, Christian Stark und Matthias von Stegmann. Ergo, alles Sprecher die weit, bis sehr weit weg von Stritzel oder Klebsch sind. 1994 war es einmal Jan Spitzer, der zumindest in die "klebsch-stritzelsche" Richtung geht und 1999 war es gleich 2x Tom Vogt, welcher immerhin in Sachen Stimmtiefe mithalten kann.
Noch kurioser wird es eigentlich, wenn man sich mal die Altersspanne der besetzten Sprecher anschaut. Sie reicht von Helmut Gauß bis Tobias Kluckert
Ich fand ja, dass Michael Iwannek am besten zu Brolin passte. Hab die Kombi in "W." gehört und für mich war er stimmlich perfekt: Nicht besonders hoch, aber auch nicht besonders tief. Mag sein, dass Brolin im O-Ton relativ dunkel klingt, aber zu seinem Erscheinungsbild passt jemand mit einer mittleren Stimmlage aus meiner Sicht am besten.
Klebsch fand ich nie so wirklich gut auf ihm, da er Brolins O-Stimme IMHO sogar überzeichnet und fast wie eine Karikatur derselben wirkt (was z. T. am Stimmalter liegen könnte). Im Vergleich zu Helmut Gauß (wie kam man denn bloß darauf??) finde ich ihn aber noch harmlos.
Die ersten beiden Toy Story-Filme sind ohne die wunderbare Besetzung von Peer Augustinski als Cowboy Woody ja kaum vorstellbar. Dennoch mutet die Besetzung aus damaliger Sicht (1995) möglicherweise etwas seltsam an. Sogar noch mehr als Michael Bully Herbig später. Warum? Da gibt es aus meiner Sicht drei Punkte:
1.) Die Rolle wird im Original von Tom Hanks, nicht von Robin Williams oder anderen Augustinski-Darstellern, gesprochen. Oftmals wird selbst bei animierten Figuren auf Kontinuität zum Original-Schauspieler geachtet bzw. die Stammbesetzung genommen (wenn man sich nicht für eine Promibesetzung entscheidet). Wieso hat man sich hier also gegen Arne Elsholtz entschieden, der die logische Schlussfolgerung für Hanks gewesen wäre?
2.) Überhaupt finde ich Augustinski mit seiner eher helleren, leicht belegten Stimme für die Cowboy-Rolle nicht besonders naheliegend und stimmlich dürfte er bereits Mitte der 90er etwas zu alt geklungen haben. Wie ist man also darauf gekommen, Augustinski könnte gut dazu passen? Am Ende hat die Besetzung super funktioniert, aber auf dem Papier könnte man schon ein bisschen ins Stutzen kommen.
3.) Toy Story ist eine Münchner Synchro. Was macht Augustinski in München oder wieso wurde er extra importiert? Selbst wenn man seinen Stimmcharakter als passend empfand, hätte es auch direkt in München Leute gegeben, die vom Typ her in seine Richtung gegangen wären (Ulrich Frank, Christian Tramitz).
Glaubt ihr, ich steigere mich da zu sehr rein und es ist in Wahrheit nicht so kompliziert oder könnt ihr es nachvollziehen?
Zitat von Koboldsky im Beitrag #669Die ersten beiden Toy Story-Filme sind ohne die wunderbare Besetzung von Peer Augustinski als Cowboy Woody ja kaum vorstellbar. Dennoch mutet die Besetzung aus damaliger Sicht (1995) möglicherweise etwas seltsam an. Sogar noch mehr als Michael Bully Herbig später. Warum? Da gibt es aus meiner Sicht drei Punkte:
1.) Die Rolle wird im Original von Tom Hanks, nicht von Robin Williams oder anderen Augustinski-Darstellern, gesprochen. Oftmals wird selbst bei animierten Figuren auf Kontinuität zum Original-Schauspieler geachtet bzw. die Stammbesetzung genommen (wenn man sich nicht für eine Promibesetzung entscheidet). Wieso hat man sich hier also gegen Arne Elsholtz entschieden, der die logische Schlussfolgerung für Hanks gewesen wäre?
2.) Überhaupt finde ich Augustinski mit seiner eher helleren, leicht belegten Stimme für die Cowboy-Rolle nicht besonders naheliegend und stimmlich dürfte er bereits Mitte der 90er etwas zu alt geklungen haben. Wie ist man also darauf gekommen, Augustinski könnte gut dazu passen? Am Ende hat die Besetzung super funktioniert, aber auf dem Papier könnte man schon ein bisschen ins Stutzen kommen.
3.) Toy Story ist eine Münchner Synchro. Was macht Augustinski in München oder wieso wurde er extra importiert? Selbst wenn man seinen Stimmcharakter als passend empfand, hätte es auch direkt in München Leute gegeben, die vom Typ her in seine Richtung gegangen wären (Ulrich Frank, Christian Tramitz).
Glaubt ihr, ich steigere mich da zu sehr rein und es ist in Wahrheit nicht so kompliziert oder könnt ihr es nachvollziehen?
Ich sehe das komplett genauso, Koboldsky. Deswegen dachte ich früher auch immer, Woody wird im Original von Tim Allen gesprochen. Dabei sprach dieser ja im Original Buzz. Ich frage mich auch wie die auf Augustinski gekommen sind.
Zitat von Koboldsky im Beitrag #669Toy Story ist eine Münchner Synchro. Was macht Augustinski in München oder wieso wurde er extra importiert? Selbst wenn man seinen Stimmcharakter als passend empfand, hätte es auch direkt in München Leute gegeben, die vom Typ her in seine Richtung gegangen wären (Ulrich Frank, Christian Tramitz).
War er zu dieser Zeit nicht Münchner? 1994/95 synchronisierte er dort immerhin die Titelrolle in "Asterix in Amerika" und Jeffrey Jones in "Ed Wood".
Eric Roberts hatte bei der Vielzahl seiner Filme sicher schon den einen oder anderen merkwürdigen Sprecher. Peter Zintner in "T.N.T. - Für immer in der Hölle" gehört zweifellos dazu. Erstmal ist es überhaupt kurios ihn in einer Kölner Synchro zu hören. Gut, wahrscheinlich durch seine Präsenz bei "Verbotene Liebe". Aber dann eine derart schneidende Stimme wie die von Zintner für Roberts ist schon ziemlich kurios. Pluspunkt ist, dass Roberts hier ganz anders aussieht, als ich ihn von anderen Filmen kenne. Hier mit Vollbart und Brille. Da geht das halbwegs in Ordnung. Aber kurios bleibt es dennoch. Allein wie man gerade auf Zintner kam. "Verbotene Liebe" hin oder her.
Horst Raspe für Sue Lloyd. Genau, wieder mal ein Mann für eine Frau. Allerdings ergibt sich das aus der Rolle: Claude Russeau ist ein Transvestit. Und kurioserweise sieht Sue Lloyd tatsächlich aus wie ein glaubhaft geschminkter Mann. Insofern ist die Besetzung zwar kurios, aber weder unpassend noch schlecht. So geschehen in "Inspektor Closeau - Der irre Flic mit heißem Blick" (gleichzeitig ein Fall für den Thread "Unsinnige Titel").