Im Altersunterschied-Thread bereits vor Jahren berechtigterweise genannt, aber auch hierher gehört garantiert Martin Hirthe für Miles Malleson. Schon Schürenberg wirkte ein wenig kräftig für das Ebenbild des leicht senilen Dorfbriten, aber Donnerstimme Hirthe, der auch noch altersmäßig extrem weit entfernt ist ... Es ist nicht so, dass es völlig daneben ist (auch wenn perfekt was Anderes ist), aber die Idee mutet schon reichlich seltsam an.
"Das Osterman-Weekend" kann einige sehr eigenwillige Besetzungen vorweisen: Norbert Langer für Rutger Hauer ist klanglich relativ weit von Thomas Danneberg und Manfred Lehmann entfernt, die man heute sicher am stärksten mit diesem Schauspieler assoziiert. Allerdings war Lehmann für ihn zu dieser Zeit noch kein Thema, und Danneberg hatte ihn nur ein einem Film "Blade Runner") synchronisiert. Zu der gerade am Anfang auf eine charmante Weise kühl und süffisant klingenden Moderators passte Langer recht gut; aber ansonsten wäre er für Hauer wohl kaum vorstellbar. Heinz Drache für Dennis Hopper ist gewöhnungsbedürftig, zumal Drache zu dieser Zeit nur noch sporadisch synchronisierte und man ihn als Sprecher mit einer anderen Generation von Schauspielern verbindet. Burt Lancaster hatte zwar nie einen wirklichen Stammsprecher, aber Horst Niendorf wäre in Frage gekommen, ebenso Heinz Petruo (was angesichts der Rolle sogar naheliegend gewesen wäre); und wenn man eine betont "kratzige" Stimme wollte, hätte sich Arnold Marquis angeboten. Sicher hhate Gottfried Kramer zuvor zwei Einsätze gehabt und passt zur finsteren Rolle; aber andere Kandidaten hätten sicher eher angeboten, und Kramer passt für mich nicht so ganz zur etwas "breiter" gewordenen Statur.
Zitat von berti im Beitrag #604Sicher hatte Gottfried Kramer zuvor zwei Einsätze gehabt und passt zur finsteren Rolle; aber andere Kandidaten hätten sicher eher angeboten, und Kramer passt für mich nicht so ganz zur etwas "breiter" gewordenen Statur.
Es waren sogar drei Einsätze, wenn man den erst 1975 synchronisierten Film "Ein Kind wartet" (R.: John Cassavetes, 1963) mitrechnet. Aber du meinst wahrscheinlich die damals aktuellen Filme, die er synchronisiert hatte. Ich erinnere ich mich daran, dass ich diese Besetzung seinerzeit etwas ungewöhnlich und etwas gewöhnungsbedürftig fand aber aus der Erinnerung heraus würde ich nicht sagen, dass ich die Besetzung jetzt besonders schlecht fand. Und selbst wenn hätte das den ohnehin schwachen Film (gemessen an dem, was Sam Peckinpah sonst noch so gedreht hat) auch nicht gerettet. .
Ich fand Kramer eigentlich sehr passend, auch Langer gefiel mir gut. Gut, Drache ist wirklich ziemlich gewöhnungsbedürftig. Beißt sich irgendwie mit der Erscheinung von Hopper. Ich frage mich aber eh, wer hier wohl Regie führte. Aufgrund der Besetzungen würde ich ja fast auf Horst Balzer tippen. Der hat den wirklich selten gewordenen Drache nur ein paar Jahre zuvor in "Apocalypse Now" besetzt, wo ja auch Kramer dabei war. Ist natürlich nur eine wage Vermutung. Aber würde die teils unorthodoxe Besetzung Balzer schon zutrauen.
@Lammers: "Schlecht" fand ich die Besetzungen nicht, sonst hätte ich sie unter "Fehlbesetzungen" genannt. Sie kamen mir eher komisch bzw. eben "kurios" vor. Aber da es ein etwas komischer Film ist, passen sie irgendwie auch wieder.
@Silenzio: Ein interessanter Vorschlag! Als nächstes hätte ich nämlich gefragt, ob jemand da einen Verdacht hätte (das aber wohl eher im Thread über den Film).
"Zwei glücklose Cowboys/Zwei Haudegen auf Achse" habe ich nie gesehen, aber die deutsche Besetzung bei den beiden Hauptrollen stelle ich mir absolut kurios vor. Die Synchro entstand zwar fast zehn Jahre nach dem Film, aber 1980 war GGH für Paul Newman wieder voll etabliert und wurde auch in Berlin regelmäßig besetzt. Und so extrem hatte sich seine Stimme da noch nicht verändert, selbst wenn man davon absieht, dass er bekanntlich noch in seinen letzten Jahren trotz gealtertem Klang auf Patrick Macnee und William Shatner in Serienfolgen aus den 60ern besetzt wurde. Warum entschied man sich also ausgerechnet in München gegen ihn? Manfred Schott stelle ich mir absonderlich vor. Nicht schauspielerisch, aber in Kombination mit dem Gesicht und weil er ein ganz anderer Stimmtyp war. Noch krasser erscheint mir die Sache aber bei Lee Marvin: Arnold Marquis wurde zu dieser Zeit ab und an nach München importiert. Selbst wenn er verhindert war, hätte man es mit Wolfgang Lukschy probieren können, der zu dieser Zeit noch gelegentlich synchronisierte und 1981 noch einen Einsatz für Marvin hatte ("Yukon"). Ansonsten wären Heinz Engelmann oder Günther Sauer Kandidaten gewesen. Aber Niels Clausnitzer? Der klang in "Asterix - Sieg über Cäsar" zwar ungewohnt grob und polternd, aber in Kombination mit Marvins Gesicht und Spielweise stelle ich ihn mir grotesk vor. Kennt jemand diesen Film?
Ich kenne den Film nicht, aber Marvin kann ich mir mit Clausnitzer auch nicht vorstellen. Nebenbei - Lukschy hatte sich in seinen letzten Jahren wieder auf Berlin konzentriert und wäre also auch ein Import gewesen. Engelmann und Sauer - die hätten nicht funktioniert, da scheint mir Clausnitzer doch geeigneter. Aber über Schott statt GGH bin ich auch schon (in der Liste) heftig gestolpert, denn die großen Stimmveränderungen kamen erst ab 1983 - zugegeben, GGH klang in den späten 70ern schon ziemlich knurrig, aber konnte auch anders, wie so manche Stelle aus "Star Trek - Der Film" verrät.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #609Lukschy hatte sich in seinen letzten Jahren wieder auf Berlin konzentriert und wäre also auch ein Import gewesen.
"Yukon" kenne ich zwar nicht, aber da Charles Bronson dort Gernot Duda hat, dürfte es eine Synchro aus München sein.
"Hammett" von Wim Wenders weist gleich zwei Besetzungen auf, die eher untypisch, aber nicht schlecht wirken; witzigerweise betreffen sie zwei Bond-Stimmen. Da wäre zunächst Niels Clausnitzer für Peter Boyle. Sicher, es war nicht sein einziger Einsatz für diesen; aber aus dem Mund eines wuchtigen Hünen (der in Berlin mehrere Male von Edghar Ott synchronisiert wurde) wirkt es etwas ungewohnt, da man in München eher Hartmut Neugebauer oder Wolfgang Hess (der hier zwei Mini-Rollen hatte) erwartet hätte; allerdings darf Clausnitzer sich hier von seiner kaltschnäuzigen Seite zeigen und teilweise sehr hart klingen. Aber noch kurioser wirkt GGH für Roy Kinnear: Für einen ziemlich dicken Schauspieler (der natürlich an Sydney Greenstreet im Allgemeinen und dessen Figur in der "Spur des Falken" im Speziellen angelehnt war) wirkt es schon kurios genug; aber hinzu kommt noch der tuntige Einschlag. Da hätte man eher mit Paul Bürks gerechnet, der in einer anderen Rolle zu hören ist. Ob die beiden Herren es genossen haben, auf diese Weise gegen den Strich besetzt zu werden?
Hans Nitschke für Brian Blessed - auf dem Papier liest sich das völlig absurd. Und hatte auch die Wirkung, dass ich den mir vertrauten Blessed nicht erkannte, obwohl ich wusste, dass er mitspielt. (Sicher auch eine ungewohnte Frisur, die er trägt ...) Aber das Beispiel zeigt auch, dass solche Kombis auf merkwürdige Weise funktionieren können. So geschehen in "Das vergessene Tal".
Heinz Petruo als Erzähler in "Im Zeichen der Lilie" ... Äh ... warum eigentlich? War doch typisch für ihn. Weil der Einführungstext nicht wie üblich im Präteritum, sondern im Präsenz geschrieben wurde. Dadurch klingt es wie eine Radioberichterstattung. Zu Zeiten der Ritterturniere! Und gerade mit Petruos RIAS-Hintergrund wirkt diese Passage doch fast schon komisch - wobei ich keineswegs sicher bin, dass dies nicht sogar als kleiner Scherz beabsichtigt war.
Zitat Wolfgang Spier für Linda Hunt?? Wie denn das?
Linda Hunt spielte einen Mann!
Auch ohne den Film zu kennen: Wolfgang Spier dürfte hier sicher die richtige Wahl gewesen sein, da er in seiner Autobiographie erwähnte, dass seine Stimme für die einer Frau gehalten wurde. Nachdem er bei einer Lesung im Rundfunk spontan den verhinderten Kollegen Heinz Giese vertreten hatte hätten manche Hörer beim Sender nachgefragt, wer die "nette Dame" gewesen sei, die die Geschichte so schön vorgelesen habe. Und wenn er sich am Telefon nicht mit seinem vollen Namen meldete, hätten mitunter Anrufer "Frau Spier" gefragt, ob diese "ihren Mann" holen könnte; er habe diese nicht korrigiert, sondern sich danach mit nach unten gedrückter Stimme gemeldet.