Zitat von berti im Beitrag #514Paul Klinger für Ray Milland in "Lebendig begraben"
Dass dies auch eine meiner Liebslingsrollen von Klinger wäre, würde ich jetzt nicht unbedingt sagen (da würde ich im direkten Vergleich dann doch seiner Leistung für Tyrone Power den Vorzug geben, und für Milland halte ich nach wie vor Hans Nielsen in BEI ANRUF MORD für unschlagbar), aber dies war die allererste Rolle, in der ich Klinger als Synchronsprecher bewusst wahrgenommen habe (insofern muss er dann doch Eindruck auf mich gemacht haben). Der Film hat aber aus einem anderen Grund eine besondere Bedeutung für mich. Ich sah ihn noch als Schüler und verdanke ihm mein erstes Angeber-Fremdwort überhaupt: Katalepsie! Ich weiß nicht, wie viele Leute ich damals mit der rheotorischen Frage genervt habe, ob sie denn wüssten, was Katalepsie bedeute!
Zitat von John Connor im Beitrag #515(da würde ich im direkten Vergleich dann doch seiner Leistung für Tyrone Power den Vorzug geben, und für Milland halte ich nach wie vor Hans Nielsen in BEI ANRUF MORD für unschlagbar)
Nielsen hätte ich mir hier auch gut vorstellen können, zumal seine Synchronrollen zu dieser Zeit deutlich seltener als Klingers gewesen sein dürften. Aber andererseits hatte Klinger nach meinem Eindruck (der natürlich auch falsch sein kann) seltener Charakterrollen als der späte Nielsen, der zu Beginn seiner Karriere auch öfter als Draufgänger besetzt worden war.
Herbert Weicker für Herbert Lom in drei "Pink Panther"-Filmen Beeindruckend, wie Weicker hier die Wandlung Dreyfus´ vom genervten Chef über das neurotische Nervenbündel zum gemeingefährlichen, mörderischen Wahnsinnigen darstellt und dabei das komische Potenzial der Rolle voll ausspielt! Zu nennen wäre als Beispiel etwa die Szene in "Der rosarote Panther kehrt zurück", in der Dreyfus erst seinem Therapeuten sein Leid klagt, sich dabei in eine Mordphantasie hineinsteigert und dann entsetzt über das ist, was er (unfreiwillig) getan hat. Oder im "´besten´ Mann bei Interpol" der Anfang, wenn er zunächst geheilt erscheint und dann (dank Clouseaus überraschendem Besuch) die Ergebnisse einer mehrjährigen Behandlung innerhalb weniger Minuten zerstört werden. Oder schließlich im "irren Flic" zuerst eine Szene (bei seiner Entlassung), in der man kaum glauben möchte, dass Dreyfus zuvor wahnsinnig war, und später seine Befürchtung gegenüber dem Arzt, dass er wieder den Verstand verlieren könnte, sollte Clouseau tatsächlich noch am Leben sein. Klaus Miedel kann ich mir hier nicht vorstellen. Und mich schaudert der Gedanke, dass in Berlin (bei Brandt oder Brunnemann) Arnold Marquis hätte besetzt werden können. Nein, Weicker war hier die beste Besetzung, zumal er (ebenso wie Lom) die Chance bekam, ein Finsterling-Klischee parodieren zu können.
Zitat von Silenzio im Beitrag #338Curt Ackermann für Sterling Hayden in dem kleinen Film Noir-Meisterwerk "Von der Polizei gehetzt" von André De Toth
Schade, dass es diese Kombi nur noch einmal gab, Curt Ackermann bringt die Sprechrolle des erbarmungslosen Polizisten einfach kongenial rüber. Auch sonst bietet der Film einige Glanzbesetzungen, z.B. Wolf Martini für Ted de Corsia, Alfred Balthoff für Jay Novello, Paul Edwin Roth für Gene Nelson und auch die Kombi Horst Niendorf-Charles Bronson gefällt irgendwie.
Ich weiß nicht ganz genau warum, aber aus irgendeinem Grund kann ich auf Sterling Hayden niemand anderen als Wolf Martini so richtig akzeptieren.
Martini hat ihn zwar gar nichtmal so oft gesprochen, aber irgendwie ist das eine dieser Kombis, wo du nach 1-2 Filmen das Gefühl hast: "Muss immer so gewesen sein!"
Hayden hat auch im Original eine ziemlich besondere Stimme. Ackermann klingt mir ein wenig zu glatt - ihm fehlt dieser nölige, bei Bedarf schnell auch mal etwas proletenhafte Unterton in der Stimme.
Dass Martini hier obendrein auch noch einen Gegenpart spricht, ist besonders ärgerlich, wobei er bei deCorsia definitiv genial vom Gesicht kommt (eine prototypischere Gangster-Kombi ist kaum möglich).
In einer Hinsicht macht Ackermann aber absolut Sinn: Sterling Hayden klingt im Original beinahe wie Robert Mitchum. Und bei dem funzte Ackermann bekanntlich unerreicht gut.
Hm. Ja, Martini für Hayden passte ansonsten auch sehr gut. Für das Spätwerk von Hayden war dann zumindest noch Wolfgang Lukschy eine ziemlich geniale Besetzung.
Dieter Bellmann für Henry Silva in KILLER KENNEN KEINE GNADE (DEFA Leipzig od. Weimar?)
Ich hab bisher noch nicht viel Sprecher für Silva erlebt - Reinhard Glemnitz kam in NICO nicht schlecht. War mir aber an gewissen Stellen zu dick aufgetragen... Wie dem auch sei, Bellmann passt ausgezeichnet.
Keine Ahnung, ob es hier schon erwähnt wurde (ich habe jedenfalls nichts gefunden), aber anläßlich des "Blair Witch Project"-Threads wollte ich hier Veronika Neugebauer für Heather Donahue in "Blair Witch Project" nicht unerwähnt lassen. Ihre Leistung war hier wirklich großartig. Von anfänglicher Begeisterung über Misstrauen bis hin zu Hysterie und den daraus resultierenden Weinkrämpfen hat sie wirklich alle Register ihres Könnens gezogen. Und mir kann keiner erzählen, dass die Weinkrämpfe nicht echt waren. Im "Handbuch Synchronisation" wird das Thema übrigens auch behandelt, allerdings zu einem anderen Film (S. 114/115). Wer den Film "Blair Witch Projetct" noch nicht kennt, aber mal was hören will, hier ist der Trailer: http://www.youtube.com/watch?v=XCfj6w8ewDU
Die Zweitsynchro von "Schneewittchen" enthält fast nur solche Beispiele, wenn man von Ausnahmen wie einem gerade in einer Schlüsselszene emotional laschen Arnold Marquis (!) oder einem mit unnötiger Aggressivität die Rolle verfehlenden Klaus Miedel absieht. An erster Stelle zu nennen ist Gisela Reißmann als gebieterische, verschlagene Königin und später bedrohlich krächzende Hexe. Uschi Wolff verleiht der Titelfigur einen ungeheuren Charme, die sieben Zwerge sind allesamt grandios besetzt (besonders der nicht oft zu hörende Karl Hellmer wäre hier zu nennen), und Heinz Petruo verbreitet als Erzähler gleich zu Beginn eine märchenhafte Stimmung. Zwar hat diese Fassung auch einige sprachliche Kritikpunkte (siehe Edigriegs Ausführungen dazu), aber trotzdem ist es eine Schande, dass Disney sie aus dem Verkehr zog und durch eine ebenso überflüssige wie schauspielerisch weit schwächere Synchro ersetzte!
Petruos Stimme hat für mich so gar nichts Märchenhaftes - er bleibt eher der seriöse allwissende Off-Kommentator. Schoenfelder war da schon wesentlich besser gewählt (wenn auch nicht weniger klischeehaft, versteht sich).
Für mich klingt er normalerweise auch nicht so, aber gerade bei seinem Einsatz gegen Ende fand ich ihn überraschend gefühlvoll - und Schoenfelder im Vergleich leider ziemlich unmotiviert.
Herbert Weicker für Yaphet Kotto in "Leben und sterben lassen"
An erster Stelle sticht natürlich heraus, dass er die Tatsache, dass Kanaga und Mr. Big eine Person sind, durch ein sehr unterschiedliches Anlegen beider Rollen kaschierte: Als Gangsterboss knurrt und bellt er, dass es eine Freude ist ("Namen sind was für Grabsteine, Baby!"). Den Premierminister dagegen spricht er völlig anders. Bei Kanangas erster Dialogszene (dem fingierten Diktat) ist er ganz der kühle, rhetorisch geschulte Politiker, später (als er seine Pläne enthüllt und im Finale) ein charmanter Plauderer mit verschmitzten Untertönen (etwa, als er Bonds Waffe bestaunt). Ungeheuer emotional klingt er dagegen, als er Solitaire enthüllt, dass er weiß, dass sie mit Bond geschlafen hat und dadurch nicht mehr hellsehen kann: Ein Monolog voller innerer Schmerzen, die schließlich in einem gekreischten "Wusstest du das nicht?" herausbrechen.
Oh ja - herrlich auch folgende Dialogzeile: "Diese Waffe ... also die ist wirklich FASZINIEREND" - ob der Autor sie wohl absichtlich eingebaut hat? Oder entspricht sie dem Original?
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #528Oh ja - herrlich auch folgende Dialogzeile: "Diese Waffe ... also die ist wirklich FASZINIEREND" - ob der Autor sie wohl absichtlich eingebaut hat? Oder entspricht sie dem Original?
Ich meine, er sagt es im Original auch, bin aber nicht sicher, ob das Wort "faszinierend" wirklich fiel. Hat jemand zufällig gerade die DVD zur Hand? Jedenfalls ist das genau die Szene, die ich mit den "verschmitzten Untertönen" ("Miss Solitaire pflegte alles über die Zukunft zu wissen, besonders, was Todesfälle betrifft") meinte, weshalb ich sie insgesamt ebenfalls "herrlich" finde.