Ich kann mir in "Berüchtigt" für Rain weder Hagen, noch Klinger wirklich vorstellen. Seltsamerweise aber einen Berliner Gast, nämlich Friedrich Schoenfelder. Dieser hat in "Das Leben der Mrs. Skeffington" ganz ausgezeichnet gepasst. Die Rolle mag auf den ersten Blick mit jener bei Hitchcock wenig gemeinsam haben, aber auch dort spielte er in verschiedenen emotionalen Welten und Schoenfelder machte das ganz fantastisch. Oder Peter Pasetti? Der von mir als Münchener Favorit ins Rennen gebrachte Ernst Schlott dürfte wohl zu wenig bekannt sein, um den Vorschlag zu kommentieren. Schade, ein ganz wunderbarer Synchronsprecher.
Kemmer für Grant - also, ich kann mir das durchaus vorstellen. In diesem Film sogar auch einen Berliner Gast, nämlich Christian Rode.
O ja, Rode wäre durchaus auch eine Option gewesen. Für Rains werfe ich noch einen Namen in den Ring: Siegmar Schneider. Schoenfelder stelle ich mir da allerdings nicht ganz so passend vor, ihm fehlt irgendwie das "Zerbrechliche" der Rolle, was Balthoff so treffend rüberbrachte. Aber auch er war ja ein großer Schauspieler, es hätte also durchaus funktionieren können.
Da in dieser Synchro (soweit ich es überblicke) ausschließlich Münchner zu hören sind, scheint sie relativ "billig" gemacht worden zu sein (und entstand wohl auch nicht bei der Beta). Deswegen hatte ich mich auf Namen aus dem Münchner Pool dieser Jahre konzentriert. Die Verletzlichkeit der Rolle wäre aus meiner Sicht für Hagen kein Hindernis gewesen, da er in "Rio Bravo" eine relativ gebrochene Figur meisterte. Schneider war zwar vielseitig einsetzbar, aber für den kleinen und vom Gesicht her nicht gerade schmalen Rains kann ich ihn mir nicht so recht vorstellen, Schoenfelder leider auch nicht. Peter Pasetti scheint um diese Zeit praktisch nicht mehr synchronisiert zu haben, aber wenn, könnte ich ihn mir eher für Louis Calhern vorstellen (Stefan verzeiht mir das hoffentlich!).
Zumindest 1981 in "Die Märchenbraut" war Pasetti noch zu hören. Ackva fand ich schon nicht schlecht für Calhern, aber beide hätten Schürenberg das Wasser nicht reichen können. Ich glaube auch nicht an die Beta, da die Originalmusik zu hören ist - ansonsten hätte ich sie am ehesten Lothar Michael Schmitt zugeordnet, aber da seine ordentlichen Synchronisationen von "Eine Dame verschwindet" und "Die 39 Stufen" besser besetzt sind, habe ich meine Zweifel. Aber was ist mit Eberhard Storeck? Auch er hatte mit "Mord" und dem Dialogbuch von "39 Stufen" schon Hitchcock-Erfahrung und hatte ja offenbar eine Vorliebe für Marianne Wischmann in den verschiedensten Rollen.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #649Zumindest 1981 in "Die Märchenbraut" war Pasetti noch zu hören. Ackva fand ich schon nicht schlecht für Calhern, aber beide hätten Schürenberg das Wasser nicht reichen können.
Hatte er nicht zumindest ein ähnliches Gespür für ironische Zwischentöne, auch wenn seine Stimme knarzender als die von Schürenberg war?
Du fragtest nach einem ähnlichen Gespür für ironische Zwischentöne wie Schürenberg - das verneine ich. Einzelne Textstellen machen den Kohl nicht fett.
habe bislang dieses Forum mit viel Interesse verfolgt, ohne mich allerdings mit Beiträgen zu beteiligen. War vielleicht auch besser so, da ich noch ziemlich neu und unwissend in der Materie bin, aber irgendwie entwickelt sich langsam eine Art Hobby daraus.
Ich hätte eine Frage bezüglich der Erstsynchro von "Das Fenster zum Hof": Spricht Gert Günther Hoffmann da den Polizisten, der nach der Verhaftung Thorwalds etwas zu Doyle herunterruft? Man Sieht ihn (mit Hut) am Fenster der Wohnung Jeffries stehen.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #653Du fragtest nach einem ähnlichen Gespür für ironische Zwischentöne wie Schürenberg - das verneine ich. Einzelne Textstellen machen den Kohl nicht fett.
Ich habe ihn auch schon in längeren Szenen mit ironischem Unterton erlebt, insofern ist mein Eindruck hier wahrscheinlich stark dadurch beeinflusst.
Leider ist die Stimme von Marianne Wischmann für mich hier auch ein Beispiel wie eine im Grunde hübsche Frau allein durch die Stimme auch schon häßlich und zu alt wirken kann. Aber das kann ja wohl kaum die Absicht gewesen sein aber nur zu so was wäre die Wahl eigentlich vorstellbar auch wenn es unbegreifbar scheint, zumindest mit dem zu alt, oder? Wenn es sowas öfters mal gab, wäre dies auch ein Fall für so einen Thread!
Sehr alt in dem Sinn war Marianne Wischmann damals ja nicht, ca Mitte 40. Aber ihre doch recht voluminöse Stimme wirkte auf der zarten Ingrid Bergman einfach überhaupt nicht. Und der Unterschied zwischen schwerer Stimme und leichter Erscheinung erzeugt den Eindruck einer viel zu alten Stimme.
Marianne Wischmann klingt immer etwas nach "lüsternem Altjungferntum" und das passt überhaupt nicht zur Rolle in "Berüchtigt". Eine ganz grandiose Sprecherin, auch zu feinsinnigen Charakterporträts fähig, aber leider auch oft zu wuchtig und zu routiniert einseitig.
Zitat von Pete im Beitrag #657... wie eine im Grunde hübsche Frau allein durch die Stimme auch schon häßlich und zu alt wirken kann. [...] ein Fall für so einen Thread!
Hehe ja, das wäre doch mal ein origineller Thread: "Wenn die Synchro verhässlicht - Schöne Schauspieler mit hässlichen Synchronstimmen"
Und ein Thread zum Thema "Wenn die Synchronstimme nicht zum dargestellten Beruf passt" wäre auch nicht übel.
Da würde ich gleich mit Arnold Marquis starten und "...jagt Dr. Sheefer" - würde sich jemand einem Psychotherapeuten anvertrauen wollen, der wie Arnold Marquis spricht?