Ich denke, hier liegt eine Verwechslung (von welcher Seite auch immer) mit "Der Exorzist" vor - zumal die Unterlagen der BSG hier kaum fehlerhaft sein dürften.
Ich sehe keinerlei Gründe, an Ottokar Runze zu zweifeln, hätte aber noch ein paar weitere Indizien, die gegen eine Synchronregie Wickis beim "Paten" sprechen:
Im SPIEGEL 24/74 wird über die Synchronarbeit am "Exorzisten" berichtet und dass Friedkin selbst Wicki dafür ausgesucht habe: Die Frage nach der künstlerischen Oberaufsicht über Conrad von Mob, den Chef der auf schwierige Fälle spezialisierten Synchronfirma "Aura-Film", erübrigte sich. "Exorcist"-Regisseur William Friedkin kennt zuwenig Europäer, als daß ihn die Wahl hätte quälen können. Wie in Frankreich nur Jeanne Moreau, so kam für ihn im deutschen Sprachraum nur Bernhard Wicki in Frage. Wicki, obwohl im Synchrongeschäft wenig erfahren, bot sieh an, das "apostolische Werk" (Original-Autor Blatty) in zwölf Tagen zu absolvieren. Doch Friedkin, der für nachträgliche Tonaufnahmen selbst vier Monate benötigt hatte, bestand darauf, daß dem Vorhaben keinerlei Grenzen gesteckt würden - eine Kaprice, dank welcher der germanisierte Exorzist am Ende so viel Zeit und Geld kosten wird wie "ein kleiner deutscher Spielfilm" (Wicki).
Da der "Pate" deutlich höhere Einspielergebnisse hatte als man beim "Exorzisten" erwartete (SPIEGEL 24/74, S. 108), erscheint es mir völlig widersinnig, dass bei einer Beteiligung Wickis an ersterem das vom SPIEGEL in diesem Zusammenhang nicht geschrieben worden wäre - "im Synchrongeschäft wenig erfahren" passt nicht zu "den letzten großen Blockbuster [hier natürlich als anachronistischer Begriff] auf deutsch inszeniert". Dafür war Wicki damals viel zu bekannt, als dass Spiegel-Redakteur Martin Morlock diese Querverbindung nicht gezogen hätte. Bei der Wiederaufführung des "Paten" 1979 wurde ebenfalls nichts über Wicki geschrieben - nur moniert, dass die Synchronisation so schöne Ausdrücke wie "Little Italy" plattgebügelt habe.
Im SPIEGEL 39/74 wird zudem vermerkt, dass eine "normale" Synchro knapp 30000 Mark koste, die vom "Exorzisten" hingegen - unter der Regie von Bernhard Wicki - 800000 DM. - Das passt genau zu der Zahl, die "Dr. Synchro" für den Paten genannt hat. Da das nun aber laut SPIEGEL quasi eine neue Superlative war, dürfte sich die Behauptung, Wicki habe den deutschen Paten inszeniert, damit erübrigt haben.
Helmut Krauss ist einfach genial als Don Corleone. Die "Der Pate" 1-2 Filme sind eine Ausnahme bei mir, die alten Synchros tue ich mir nicht mehr an, die sind von der Qualität her einfach mies und die Sprecher passen auch nicht wirklich. Zum Glück hat man die Filme anständig neu synchronisiert. Bei so ziemlich jedem anderen Film bevorzuge ich die alte Synchro.
Großes Augenrollen... Miese Qualität? Unpassende Sprecher? Anständig neu synchronisiert? Naja, zum Glück ist das auch nur eine Meinung. Die Neusynchro mag handwerklich solide gemacht worden sein und offenbar finden die ja so einige viel besser als die alte Synchro. Aber in so einem 70er Klassiker haben für mich so "neuzeitliche" Stimmen wie Tom Vogt, Michael Iwannek, Viktor Neumann, Lutz Schnell usw. eigentlich nichts verloren.
Zitat von Silenzio im Beitrag #189[...] Miese Qualität?
Bezieht sich vermutlich auf die Tonqualität der aktuellen Blu-ray- bzw. DVD-Auflagen. Da klingen die Erstsynchros leider tatsächlich schlechter als noch bei den DVD-Erstauflagen von 2004.
Spielt keine Rolle. Selbst wenn man die Neusynchro gut findet (was ich auch tue), sollte man klassische Synchros nicht derartig verteufeln. Aus Prinzip nicht.
Der Erstkontakt spielt eine große Rolle. Wenn man einen Film mit einer alten Synchro kennen- und liebengelernt hat, wirkt eine Neusynchro mit neuen Stimmen immer fremd. Doch selbst wenn man teilweise die alten Stimmen reaktiviert, wie z.B. bei "Jäger des verlorenen Schatzes", ist die Atmosphäre eine ganz andere.
Da ich den "Paten" erst sehr spät und mit der Neusynchro kennengelernt habe, war dies für mich der Erstkontakt. Ich kann aber auch mit der Altsynchro sowie mit der Synchro der "Saga" gut leben. Jede dieser Fassungen hat, wenn man den Film nicht dutzendfach mit ein- und derselben Synchro gesehen hat, ihre Reize. Das Fremdeln mit Alternativsynchros tritt eher auf, wenn man eine bestimmte Synchro sehr gut kennt und verinnerlicht hat.
Ich habe kürzlich die Bluray des Tom Hanks Films "Geschenkt ist noch zu teuer" erworben, den ich bislang überhaupt nicht kannte. Die Bluray enthält zwei Synchronfassungen, eine mit Joachim Tennstedt, eine mit Arne Elsholtz. Da ich beide das ersten mal gesehen habe, empfinde ich sie als gleichwertig.
Bei alten Filmen kann eine Neusynchro dann sinnvoll sein, wenn zugleich eine (gute) Bildrestauration in 2K oder 4K stattgefunden hat und man über die entsprechende Heimkinotechnik verfügt, um die Restauration zu genießen. Dann bilden neuer Ton und restauriertes Bild die angestrebte Einheit, der Film wirkt insgesamt frischer und moderner. Wenn man eine Neusynchro mit einem schlechten "Pantoffelkino" (alter, kleiner, schlecht kalibrierter TV, DVD, keine gute Soundanlage) anschaut, wirkt die neue Tonspur auf dem (scheinbar) schlechten bzw. gewohnten Bild wie ein Fremdkörper. Umgekehrt gilt dies aber auch, wenn man einen restaurierten Film auf UHD-Bluray mit HDR anschaut, dazu aber einen schlechten deutschen 2.0 Stereosound mit geringer Bitrate erhält (z.B. "Erbarmungslos" von und mit Clint Eastwood).
Leider scheinen die Filmstudios nicht zu lernen, dass man auch die deutschen Synchronspuren mit allen aufgenommenen Takes in bester Qualität archivieren sollte, um für zukünftige erweiterte Fassungen oder Neuabmischungen auf die Originalstimmen zurückgreifen zu können. Stattdessen wird anscheinend in vielen Fällen nur der endgültige Mix archiviert und alles andere in die Tonne gekloppt, obwohl es bei den heutigen Speicherkapazitäten kein Problem darstellte, alles Aufgenommene mit getrennten Spuren aufzubewahren.
Zum Glück gibt es auch Beispiele, wie man aus alten Synchronspuren noch das Optimum herausholen kann, z.B. bei "Blade Runner" oder der hervorragenden neuen Abmischung der "Blues Brothers" (Danke, Slartibartfast!). Wie hat man es dort geschafft, aus 35 alten Synchronspuren noch so viel Qualität und Räumlichkeit herauszuholen? Lagen dort noch separate Tonspuren vor, die man neu abmischen konnte?
Mit der Abmischung hatte ich ja nichts zu tun:-) Aber nein, hier lag nichts Getrenntes vor. Drum mussten ja einige vorhandene Takes neu eingesprochen werden.
„Mario Puzo’s The Godfather, Coda: The Death of Michael Corleone“ - die neue Fassung von Teil 3 kommt ab Dezember in ausgewählte Kinos. Anschließend wird er auf DVD, Blu-ray und digital veröffentlicht. Hoffentlich wird nicht neu synchronisiert.