Dux wäre ideal gewesen für das feine Elegante, das Zucco ausstrahlte (und hätte eine ziemliche Ähnlichkeit gehabt zu Klaus Glowalla, der in "Verhängnisvolle Reise" sprach), Kramer wiederum wäre perfekt gewesen für die Balance zwischen vornehmer Ruhe und harter Brutalität, wie sie Atwills Moriarty hatte (der sich auch mal selbst die Finger dreckig macht).
München - Berlin-Differenz und andere Charaktere, aber immerhin, in kurzem Abstand, doch sehr bemerkenswert: In der Erstsynchro von "Mord, mein Liebling" (1972) und "Der Tod kennt keine Wiederkehr" (1973) werden Philip Marlowe und seine Femme Fatale von Klaus Kindler und Hallgard Bruckhaus synchronisiert.
Nicht wirklich Kontinuität, aber definitiv aufeinander bezogen: In der Rathbone-Verfilmung "Der Hund von Baskerville" (DEFA 1984) wurde der Mörder Stapleton von Peter Rauch gesprochen. Wenige Jahre später sprach Rauch wieder in "Der Hund von Baskerville" (mit Jeremy Brett), diesmal aber das anvisierte Opfer Henry Baskerville. Und nachdem ich Reddemann für Lestrade bereits erwähnte, möchte ich Gerda Gmelin hinzufügen, die sowohl in einigen >Rathbones< als auch in einigen >Bretts< die Mrs. Hudson sprach.
Die Fortsetzung des Neil-Simon-Films "Immer noch ein seltsames Paar" beginnt mit ein paar Seitenhieben auf das Original: Oscar lebt jetzt im Rentnerparadies Florida (das er im ersten Film furchtbar fand) und bewirtet (statt seiner Kumpels) nun eine Riege älterer Damen bei der gemeinsamen Pokerrunde. Aber auch die Synchronsation nimmt das Spiel mit der Variation auf: Die einzige männliche Ausnahme am Pokertisch, Kumpel Abe, wird synchronisiert von Wolfgang Spier, der - als deutsche Stimme von John Fiedler - schon 30 Jahre vorher mit Oscar Karten drückte.
David Nathan hatte sich als Stammsprecher von Christian Bale durchgesetzt und diesen natürlich auch in als Batman/Bruce Wayne in "Batman Begins" und "The Dark Knight" gesprochen. Im Animationfilm "Gotham Knights", der im Vorfeld von letzterem Direct-To-DVD erschien, wurde er wieder als Batman besetzt, welcher im Original von Kevin Conroy, dem Batman-Sprecher aus den Animated-Serien gesprochen wurde. In diesem Fall war die deutsche Fassung mit Nathan sogar passender, da Conroy mit Anfang 50 etwas alt für den im Film noch jungen Bruce Wayne klang. Und im Videospiel "Batman - Arkham Asylum" wurde Nathan dann letztes Jahr wieder auf Batman besetzt, dem im Original auch wieder von Conroy gesprochen wurde. So hat er sich vom Stammsprecher eines Schauspielers schon fast zum Stammsprecher eines fiktiven Charakters entwickelt.
Hab ja auch nichts anderes behauptet. Es ging nur darum dass er schon auf diesen Charakter in anderen Medien besetzt wurde, nachdem er Christian Bale in dieser Rolle gesprochen hat. Mit Eberhard Haars Stimme bin ich auch aufgewachen, wenn ich heute ein Batman-Comic lese habe ich auch automatisch dessen Stimme im Kopf. Allerdings muss man da realistisch bleiben, Haar wird langsam einfach zu alt für die Rolle und früher oder später muss da jemand neues her. Batman wird in den meisten Fällen als ein super vitaler und druchtrainierter Mann um die 30 dargestellt und da wird Haar im Laufe der nächsten Jahre einfach nicht mehr passen. Ist mit Kevin Conroy im Original auch nicht anders, allerdings verstellt dieser seine Stimme im Gegensatz zu Haar mehr. Bei Public Enemies fand ich die Besetzung Albrecht/Haar auf jeden Fall cool, da man ja auch im Original den alten Animated-Cast zusammengetrommelt hat. Bei Arkham Asylum war Nathan aber definitv die bessere Wahl.
Gehört nur so halb hier rein, ist aber dennoch erwähnenswert:
In MAD MISSION 2 spielt ein Charakter mit, welcher "Filthy Harry" heißt und von einem Darsteller verkörpert wird, der sicher nicht zufällig eine große Ähnlichkeit mit Clint Eastwood besitzt (das Ganze ist natürlich eine Parodie auf einen sehr bekannten Kinopolizisten). Dieser Herr hat in der deutschen Fassung die Stimme von Rolf Schult.
Eine Rollenkontinuität aus dem Bilderbuch wurde mir kürzlich erst bewusst.
In der 1961 produzierten, Hamburger Synchronisation des Weihnachtsklassikers "Ist das Leben nicht schön" sprach Heinz Klevenow für Lionel Barrymore als alter Mr. Potter: eine böse Gegenfigur zu James Stewarts Helden, für die klar Ebenezer Scrooge aus Dickens Weihnachtsgeschichte Pate stand. 1966 zeigte die ARD hierzulande am Weihnachtsabend erstmals die berühmte Dickens-Verfilmung mit Alastair Sim (GB 1951). Die deutsche Fassung wurde ebenfalls in Hamburg hergestellt, und diesmal sprach Klevenow Scrooge persönlich.
Bei der Sitcom "Die Nanny" gesellt sich zu Frans Mutter in der letzten Staffel auch ihr (bis dahin immer im Hintergrund gebliebener) Vater. Synchronisiert wird er von Norbert Gastell, Mutter Sylvia durchgehend von Marianne Wischmann. Das weckt natürlich Erinnerungen an ein anderes "seltsames Paar": ALFs Nachbarn, die Ochmonecks.
Manchmal entsteht dieses Phänomen schlichtweg dadurch, dass eine Rolle von verschiedenen Schauspielern verkörpert wird, die den selben Stammsprecher hatten. Bevor Arnold Marquis George C. Scott in dessen Oscar-gekrönten Rolle als General Patton in "Patton - Rebell in Uniform" synchronisierte, hatte er Patton bereits einige Jahre zuvor gesprochen: Und zwar in "Brennt Paris?", wo dieser von Kirk Douglas verkörpert worden war.
In dem mehrteiligen Fernsehfilm "Jesus von Nazareth" spielte Rod Steiger Pontius Pilatus und wurde von seinem damaligen Stammsprecher Martin Hirthe synchronisiert. Viele Jahre früher hatte Telly Savalas in "Die größte Geschichte aller Zeiten" den Pilatus gegeben; wie in mehreren Filmen danach mit Hirthes Stimme.
Hirthe auf Steiger...das ist auch so ein Kapitel für sich. Während er mir für Telly Savalas, trotz dass Edgar Ott später für ihn Kultstatus erlangte, recht gut gefiel, verwässert er Steiger m.E. total. Steiger war schauspielerisch, meiner Ansicht nach, ein ähnliches Kaliber wie auch Marlon Brando. Doch während Brando mit Juhnke quasi abgesondert wurde, zog man über Steiger einen Vielsprecher wie Hirthe, der hier zum Teil noch dazu klischeeiger denn je spielte. In "Todesmelodie" hatte diese Kombi nicht unwesentlichen Anteil daran, dass ich auf den Film überhaupt nicht konnte. Das wirkte im Endergebnis, als wenn Steiger mehr schlecht als recht Fernando Sancho imitieren würde und sampelte den Film dadurch von Leone auf einen Durchschnittsitalowestern herunter, vor allem weil auch keine speziellen Manierismen oder sonst etwas herausstachen. Daneben noch der trockene Niendorf für James Coburn. Fürchtertlich.
Der beste und quasi auch exklusivste Steiger-Sprecher war, für meinen Geschmack, Rolf Boysen, der ihn leider nur in "An einem Freitag um halb zwölf" sprach.
Gottfried Kramer wurde infolge seines Einsatzes auf Marlon Brando in "Der Pate" nicht nur im dritten Teil dann auch für Al Pacino besetzt.... In dem offensichtlich stark vom "Paten" inspirierten "Der Don ist", kam er in einer quasi dem Don Corleone entsprechenden Rolle für Anthony Quinn zum Einsatz. Interessanterweise offenbarte sich so eine sehr gute Alternative für Quinn, die sich als Nachfolger von Wolf Martini und Gerhard Geisler generell gut gemacht hätte.