Mal eine grundsätzliche Frage: Bis wann haben Rainer Brandt und Karlheinz Brunnemann eigentlich gemeinsam Filme bearbeitet? Bis brandt sein eigenes Studio hatte, oder haben sie schon vorher eher getrennt gearbeitet? Ich meine mit "gemeinsam" nicht Arbeiten Brandts für Brunnemanns Studio, sondern Synchros, bei denen sie gemeinsam die Dialoge geschrieben (oder Regie) geführt haben.
Dazu des Außenvorhaltens von Gerüchten nach Möglichkeit wegen hier einfach mal alle Fragen aus meinem Interview mit Rainer Brandt, über die Karlheinz Brunnemann zur Sprache kam:
Manche Leute sagen, Sie hätten mit Karlheinz Brunnemann als Team gearbeitet, andere behaupten, Sie hätten getrennt gearbeitet. Welche Variante ist denn da die richtige?
- Wir waren ein richtig gutes Team, sind auch nach wie vor sehr gut befreundet, aber er macht ja nichts mehr. Wir haben als Team gearbeitet, aber nicht bei "diesen Dingern" [gemeint sind die Spencer/Hill-Filme]. Da waren es vielleicht ein, zwei oder drei Filme, die wir bei ihm zusammen gemacht haben, aber per Saldo habe ich die alle gemacht. Also die Erfolge jedenfalls. Viele andere haben auch irgendwelche kleinen Filme gekauft, aber die sind nicht gelaufen, weil sie nicht in dieser speziellen Form bearbeitet waren.
Wann haben Sie denn mit Karlheinz Brunnemann angefangen?
- Das muss ungefähr 1959, 1960, so in dem Dreh, gewesen sein.
Und dann haben Sie im Grunde genommen solange zusammengearbeitet, bis Sie dann Ihr eigenes Studio eröffneten?
- Ja. Wir haben die ersten richtig dicken Erfolge gemacht, weil wir beide auf dem gleichen Sender waren. Von der Idee her. Und er war ja schon ein paar Monate älter und hatte schon ein Studio und da haben wir gesagt: "Ja, Mensch, wenn du 'n Studio hast, dann könnwer doch bei dir unsere Sachen umsetzen!" und das haben wir auch gemacht. Die ersten Filme, die in dieser lässigen Art, in diesem Schnodderdeutsch, wie ich sage, gemacht worden sind, die sind ja durch Zufall bei einem anderen Studio entstanden. [er verweist darauf, dass es sich um einen Motorrad-Film aus der "Easy Rider"-Richtung handelte]...ich hab das Original gehört und den deutschen Text gelesen und gesagt: "Das is' doch absolute Scheiße, was hier steht! Das ist nämlich (eigentlich) alles doppelsinnig und unter der Gürtellinie und haut furchtbar auf die Kacke, aber was hier steht is' völliger Unsinn! Hier steht "Matratze", aber dann hat der keine Matratze für sein Bett gekauft, sondern meint irgend'ne Braut, die er zur Nutte gestempelt hat. So sieht's aus!" Und dann sagten die: "Ach so!" und dann haben wir im Atelier den gesamten Text verändert und nen anderen Film draus gemacht, so wie er eigentlich von Amerikanern gedacht war. Und weil ich diesen Slang sprechen konnte, diesen Western-Slang, sagten die zu mir: "Da hamwer noch so 'n Ding, dann mach doch gleich mal das Buch!" und so machte ich praktisch mein erstes Synchronbuch. So praktisch ganz nebenbei. Das war noch nicht bei Brunnemann oder bei mir, das war irgendeine andere Firma, bei der ich das gemacht habe und so fing das an. Und dann sagte Brunnemann: "Mensch, da hamwer nen Film, lass' den uns doch mal beede zusammen machen!" und da er auf der gleichen Schiene war, wie ich, ham wir uns wunderbar ergänzt. Das ist ja auch eine Kombination gewesen, die hat's nie wieder gegeben. Leider bis heute nicht. Dann haben wir sehr viele von diesen Kultserien gemacht. "Tennis, Schläger und Kanonen", "Die Zwei", "Mini-Max" und "Immer wenn er Pillen nahm" war auch so eine Traumserie. Diese ganzen Dinger...da habe ich viel mit ihm zusammen gemacht und später, nachdem ich dann mein eigenes Studio hatte - 1973 glaube ich - habe ich die Dinger dann alle alleine gemacht.
Haben Sie die Dialogbücher, wenn Sie Regie geführt haben, immer selbst geschrieben?
- Alle. Wenn ich die Bücher gemacht habe, hab' ich die Bücher alleine gemacht. Immer. Im Atelier haben wir (aber) noch viel dazu gemacht. Wenn du gute Schauspieler hast, die vor dem Mikrofon stehen und die haben einen guten Einfall, ich kenne den Stoff als Regisseur und sage: "Mensch, das is' ne gute Idee! Lass uns das machen!". Das passiert schon mal im Atelier, dass man hier und da was Komisches mit rein nimmt und das war bei uns - bei Brunnemann und mir - auf Zuruf! Wir haben uns da so gut ergänzt, wie es nie wieder zustande kam.
Danke, dass du so ausführliche Passagen zur Verfügung gestellt hast!
Zitat von MückeManche Leute sagen, Sie hätten mit Karlheinz Brunnemann als Team gearbeitet, andere behaupten, Sie hätten getrennt gearbeitet. Welche Variante ist denn da die richtige? - Wir waren ein richtig gutes Team, sind auch nach wie vor sehr gut befreundet, aber er macht ja nichts mehr. Wir haben als Team gearbeitet, aber nicht bei "diesen Dingern" [gemeint sind die Spencer/Hill-Filme]. Da waren es vielleicht ein, zwei oder drei Filme, die wir bei ihm zusammen gemacht haben, aber per Saldo habe ich die alle gemacht. Also die Erfolge jedenfalls. Viele andere haben auch irgendwelche kleinen Filme gekauft, aber die sind nicht gelaufen, weil sie nicht in dieser speziellen Form bearbeitet waren.
Hm, das ist natürlich wieder eine Aussage des Meisters, die man kritisch sehen kann. Würdest du als Experte der Filme von Bud Spencer und Terence Hill denn auch sagen, dass nur die mit Brandt-Synchros wirklich erfolgreich gelaufen seien?
Ich glaube eher, er meint sowas wie "Joe, der Galgenvogel" und Konsorten. Dass Spencer-Hill-Neuerscheinungen bis Anfang der 80er allgemein gut liefen, egal, wer sie bearbeitet hat, ist ja kein Geheimnis.
"Vier Fäuste gegen Rio" war der letzte wirkliche Spencer-Hill-Film und hatte in Deutschland gerade mal 600.000 Besucher. Hätte auch ohne Brandt nicht mehr oder weniger eingespielt.
Es mag sogar sein, dass irgendwann nur noch die Brandt-Synchros wirklich gut gelaufen sind, aber das liegt einfach daran, dass die Bearbeitungen dermaßen andersartig bzw. "ab des Weges" sind, dass man das den "originalnäheren" Synchros kaum zum Vorwurf machen kann, wenn die dann plötzlich exotischer wirken, als Brandt, weil man sie seltener hört. Mal davon abgesehen hat Brandt ab 1977 ja wirklich einen Großteil der Erstsynchros gemacht und die Filme, die er nicht machte waren zum Teil auch einfach an sich schwach ("Zwei Asse trumpfen auf" ist der schlechteste Film des Duos und "Die Miami Cops" genießt allgemein noch eher diesen Ruf, auch wenn ich persönlich den noch weit vor den "Assen" sehe). Von Hill solo hat Brandt sowieso fast alles gemacht und bei Buddy waren's ab 1977 auch nicht mehr viele eigenständige Filme, die ohne Brandt entstanden.
Ich kann halt auch nicht sagen "Lord of the Weed" wäre "besser" als "Der Herr der Ringe". Mag allerdings sein, dass man den "Herrn der Ringe" irgendwann nicht mehr ernst nehmen kann, wenn man zu viel "LOTW" geschaut hat. So ähnlich ist es auch mit den Brandt-Synchros. Dass insbesondere bei "Banana Joe" oder den ersten beiden "Plattfuß"-Filmen irgendjemand Brandt vermisst, bestreite ich allerdings. Es dürfte aber hinkommen, dass er eher diese Düsseldorfer Abklatsche und sowas meinte, denn über Brunnemann redet er ohnehin nicht schlecht.
Weiß zufällig jemand wer bei "Ein Haufen verwegener Hunde" Buch und Regie hatte? Ein paar "verblödelte" Sätze sind da auch zu hören, passen aber gut zum Film.
Der Freund eines Freundes erwähnte mir gegenüber den italienischen Kriegsfilm "Todeskommando Panthersprung", den er auf DVD habe. Beim Vergleichen der Audiospuren sei ihm aufgefallen, dass die deutsche Fassung einige Sprüche enthalte, wie sie damals öfter in Synchros vorkamen. Laut der Liste bei Arne stammt das deutsche Dialogbuch von Lutz Arenz. Falls jemand den Film kennt: Gehört die Synchro in diesen Thread? Und wenn ja, hat Arenz hier so übel gekalauert wie bei einem gewissen Monty Python-Films?
Zitat von Lammers"A hard day\'s night" ... Offiziell war damals Franz-Otto Krüger für die Synchro verantwortlich, aber der größte Teil der Dialoge dürfte auf jeden Fall von Rainer Brandt stammen.
Muss nicht sein. Krüger ist quasi die Ur-Vater der Kalauer-Synchros und Brandt/Brunnemann dürften sich bei ihm einiges abgeguckt haben. Schon für die Slapstick-Kompilationen von Robert Youngston ("Als Lachen Trumpf war") hatte Krüger sich doch recht weit vom Original entfernt und schrieb Verse, die manchmal ganz schön weh taten. Richtig schlimm wurde es bei Laurel & Hardy: "In Oxford" strotz nur so von peinlichen Sprüchen ("Selbst die Ochsen wollen nicht fort aus unserer Universität Oxford.") Nein, Krüger hat die Dialoge für die Beatles-Filme mit Sicherheit selbst verfasst - wobei von Brandt womöglich Anregungen kamen, wie man's noch verbessern kann.
Sind dir neben den genannten Beispiele noch andere Blödelsynchros aus Krügers Feder bekannt? Und von wann stammt die älteste seiner Arbeiten, die in diese Kategorie gehört?
Zitat von bertiSind dir neben den genannten Beispiele noch andere Blödelsynchros aus Krügers Feder bekannt? Und von wann stammt die älteste seiner Arbeiten, die in diese Kategorie gehört?
Die früheste mir bekannte Arbeit ist der Laurel-&-Hardy-Film "Die Tanzmeister". "Schrecken der Kompanie" soll ähnlich sein, aber den habe ich noch nicht gesehen. Frühere Blödelarbeiten kenne ich zumindest nicht ...
Beide Synchros sind laut Synchrondatenbank aus dem Jahre 1957. Falls niemand noch ältere Blödelsynchros kennt, dürfte Franz-Otto Krüger demnach wirklich für sich beanspruchen können, der Begründer dieses "Genres" zu sein.