Komischerweise wurde "Citizen Kane" noch nicht erwähnt. Zum Zeitpunkt der Dreharbeiten war Orson Welles (*1915) 26; synchronisiert wurde er 1962 von Hans Nielsen (*1911), der damals fast genau doppelt so alt war! Auf den älter geschminkten Kane passte er aber ganz gut.
Fällt mir jetzt erst auf: Volker Brandt (*1935) auf Paul Reiser (*1957) in "Verrückt nach Dir" und "Aliens - Die Rückkehr", Altersunterschied von 22 Jahren. War aber eine geniale Kombination.
Mücke
(
gelöscht
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02.11.2008 23:33
#199 RE: Die größten Altersunterschiede Sprecher/Schauspieler
Arnold Marquis (*1921) für Joel McCrea (*1905) in "Duell in Dodge City"
Darüber hinaus auch eine recht kuriose Besetzung, denn mehr Anti-Rauhbein als Joel McCrea geht fast nicht. Trotzdem hatte das ganze Pepp, wirkte bei weitem nicht unfreiwillig komisch und Arnold Marquis funktionierte tatsächlich Welten besser als Siegfried Schürenberg.
Der klassische Universal-Horrorfilm "Frankensteins Braut" wurde in den USA 1934, in Deutschland erst 1970 gezeigt. Colin Clive (zum Zeitpunkt der Dreharbeiten 34) wurde von dem Mittfünfziger Holger Hagen synchronisiert. Eine ziemlich unkonventionelle Besetzung, zumal Ottokar Runze (Clives Sprecher aus dem Vorgängerfilm) damals ja noch zur Verfügung gestanden hätte und es über seine Stimme hier mal hieß, sie habe sich über Jahrzehnte kaum verändert.
Roland Nitschke (*1952) für Eli Craig (*1972) und vor allem Klaus Kindler (*1930) für Toby Stephens (*1969) (39 Jahre - rekordverdächtig).
Okay, die Sprecher der alten "Space Cowboys" sprachen auch ihre jungen Alter Egos, deshalb, aber - es funktioniert sogar! Bei Nitschke wunderte mich das weniger, aber bei Kindler finde ich es verdammt beeindruckend, vor allem, da es kurz vor seinem (für mich viel zu frühen) Tod gewesen sein muß.
Wolfgang Lukschy (*1905) war von 1951 bis 1962 der wichtigste Sprecher für Gregory Peck (*1916). Er sprach ihn 1952 auch in dessen 1945 bzw. 46 gedrehten Filmen "Duell in der Sonne" und "Ich kämpfe um dich". Der damals 29/30jährige Peck wurde also von dem Endvierziger Lukschy synchronisiert. Speziell beim "Duell in der Sonne" fällt das auf, den Pecks Rolle war dort ja ziemlich jugendlich und aufsässig angelegt.
Und gleich nochmal Lukschy: In "16 Uhr 50 ab Paddington" sprach er Charles Tingwell (*1923) als Inspektor Craddock, 1977 den ebenfalls 18 Jahre jüngeren Charlton Heston in "Der Prinz und der Bettler". Gerade diese Besetzung finde ich erstaunlich, da dies nicht nur wohl eine seiner letzten Synchronrollen war, sondern man hier auch nicht Helmo Kindermann nahm, der damals ja noch im Geschäft war.
Aprops Charlton Heston (*1923): Der wurde in den 50ern/60ern mehrfach von Wilhelm Borchert und in den 60ern auch in zwei Filmen von Paul Klinger synchronisiert (beide *1907).
Aktuell in "Tintenherz": Maddalena Kerrh (*1938) für Lesley Sharp (*1964), wobei die entsprechende Rolle ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel haben dürfte.
In "Die Manions in Amerika" sprach Frank Glaubrecht wie üblich Pierce Brosnan - allerdings ist er ohnehin 10 Jahre älter, der Film entstand 1981, die Synchro erst 1997 - Brosnan also war 28, Glaubrecht dagegen schon 54. Trotzdem funktionierte es fabelhaft.