Gert Günther Hoffmann (*1929) für David Niven (*1910) in "In 80 Tagen um die Welt" (1956). GGH im Alter von gerade mal 27 für den 46jährigen Niven - und es hat gepasst!
In Antwort auf:Lukschy für David Janssen, der übrigens 1931 geboren ist (auch wenn manche Quellen immer 1930 angeben), war allerdings eine besonders krasse Sprecher-Fehlbesetzung!!!
Ich finde ja, dass Wolfgang Lukschy in den 50ern und 60ern generell oft undynamisch besetzt wirkte und wurde. ...und dass er auch auf deutlich jüngere Schauspieler gut passte hat er ja noch bewiesen (Walter Matthau war auch immerhin 15 Jahre jünger). In den 70ern reichte dann auch kaum einer an ihn ran. Was der für einen Endspurt in seiner Synchronkarriere hingelegt hat sucht fast beispiellos seinesgleichen. Man hat bei dem Mann wirklich das Gefühl, dass die Konventionen seines Zeitalters ihn über viele Jahre zurückhielten. Dass du für jemanden wie Randolph Scott wie eine Schlaftablette wirkst ist ja z.B. nicht unbedingt dein eigenes Verschulden......nicht jeder ist halt die Genre-Allzweckwaffe Heinz Engelmann, die immer "befriedigend" funktioniert, weil man im Grunde auch die Augen zumachen und dabei umso mehr genießen kann, weil's gewissermaßen als perfekte Illusion immer und immer wieder authentisch wirkt.
Lukschy hatte halt aber auch sowas "Leiriges" in der Stimme, was für jüngere Schauspieler, unter gewissen Umständen auch für etliche Gleichaltrige, schnell lahm wirken konnte. Im Alter mit noch viel mehr Kern in der Stimme kam's dann aber einfach nur noch geradlinig, hart und cool (lustig oder tough, wie auch immer). Auch für Walter Matthau, den er ja erst dann - und leider Gottes nur 3mal - übernahm. Wenn ich eine 60er- oder 70er-Synchro hören werde, von der ich weiß, dass Lukschy in einer größeren Rolle dabei ist, freu' ich mich im Voraus wie sonst selten. Selbst auf Gregory Peck, der in den Jahren zuvor mit dem immer sehr locker wirkenden Martin Hirthe wesentlich umgänglicher als mit Lukschy kam, machte er in "MacArthur" dann noch eine richtig gute Figur. Trotzdem: Hätte man Hirthe ab 1961 oder so auf Peck gelassen und Lukschy auf Matthau wären viele Synchros viel besser, als sie durch das Gemische letzten Endes geworden sind, finde ich.
Okay, ein 55-Jähriger für einen fast noch "jugendlichen" gerade 29- oder 30-Jährigen ist dann vielleicht doch hart an der Grenze. Da konnte man schon hören, dass dies irgendwo nicht mehr so hundertprozentig zusammenpassen wollte, wirklich fehlbesetzt fand ich ihn aber trotzdem nicht. Ist natürlich alles Geschmacksache, aber Lukschy wird nun mal immer eine meiner persönlichen Lieblings-Stimmen sein.
Zitat von MückeIn den 70ern reichte dann auch kaum einer an ihn ran. Was der für einen Endspurt in seiner Synchronkarriere hingelegt hat sucht fast beispiellos seinesgleichen. Man hat bei dem Mann wirklich das Gefühl, dass die Konventionen seines Zeitalters ihn über viele Jahre zurückhielten.
Welche Rollen meinst du genau? Würde mich interessieren, ich hab Lukschy in den 70ern nicht so im Bewusstsein.
Du könntest vielleicht sogar mal einen eigenen Thread für ihn eröffnen - ist ja gerade mit dem Bonasewicz-Thread angedacht worden, auch Sprechern eigene Listen zu posten.
Gruß Markus
Mücke
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Beiträge:
02.11.2007 20:19
#142 RE: Die größten Altersunterschiede Sprecher/Schauspieler
Also absolut grandios fand ich ihn in jedem Fall für José Ferrer im "Kojak"-Pilotfilm, für Walter Matthau in "Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 1-2-3" und für Jackie Gleason in "Ein ausgekochtes Schlitzohr". Wolfgang Lukschy war zu der Zeit immerhin etwa 70 und hat gerade im "Schlitzohr" wirklich allen mit Abstand die Show gestohlen (im Grunde wie auch Gleason im Original, denke ich). Aber es ging ja schon in den 60ern los, wo er neben seinen Einsätzen für Walter Matthau z.B. auch in "Angriffsziel Moskau" hervorragend war (hier sprach Helmut Wildt nicht besonders markant für Matthau, während Lukschy in einer anderen Rolle eine stellenweise richtig fesselnde Gala-Vorstellung als für die Verhandlungen zwischen Russen und Amis zentraler Militär-Mensch einsprach) und eigentlich gefällt er mir für John Wayne nach Heinz Engelmann auch am besten (in den Filmen aus den 60ern). Mich würde interessieren, wie es kam, dass man ihn in "U-Bahn 1-2-3" nochmal für Matthau genommen hat. Und das sogar in München. Konnte Martin Hirthe da nicht oder war er gar erste Wahl bei den Machern, da die Synchro diesmal nach München ging?! Nen 70-jährigen für ne Hauptrolle eines nicht unwesentlich jüngeren Schauspielers zu besetzen, gerade in Zeiten, wo die "jungen Wilden" stark im Kommen waren, kann man aus gewissen eindimensionalen Beweggründen ja durchaus als "sehr gewagt" bezeichnen. Fakt ist aber, dass ich bei diesem Film die Synchro fast dem Original vorziehe, da sie bis auf den stereotyp und gelangweilt wirkenden Heinz Petruo fast ausnahmslos weit überdurchschnittlich top funktioniert (neben dem schlicht fantastischen Lukschy auch W. Ackva, N. Gastell, H. Weicker, N. Clausnitzer und G. Duda im besonderen). Generell ist in jedem Fall auffällig, dass Martin Hirthe ihn sowohl für Greg Peck, als auch für Matthau und dann noch als Sheriff Justice in den "Schlitzohr"-Filmen beerbte. Kann eigentlich nur Zufall sein, denn stimmliche Parallelen hatten die beiden ja nicht im geringsten....und noch dazu wirkte Hirthe zumindest für Matthau und Gleason wesentlich jünger, was ich bei denen auch irgendwie störend finde, obwohl es dem Alter der Originale ja ziemlich genau entsprach.
Thread folgt demnächst. Da kann man das ja weiter führen.
Deinem Lukschy-Loblied, vor allem, was den "alternden" Lukschy (* 1905) anbelangt, kann ich mich in einer ganzen Reihe von Punkten durchaus anschließen - nichtsdestotrotz halte ich ihn für David Janssen in "Feuersturm" (weiterhin) für eine arge Fehlbesetzung! Ähnlich daneben lag er m. E. auch z. B. für Steve Reeves (* 1926) in "Herkules und die Königin der Amazonen". Das gilt übrigens auch für Peter Pasetti (* 1916), der Reeves in "Herkules, der Schrecken der Hunnen" sprach.
Das "Passen" eines Sprechers ist nun einmal auch rollenbedingt. Beispiel Burt Lancaster: Lukschy hat ihn schon in den frühen 50er Jahren vereinzelt gesprochen ("Tal der Rache", "Verdammt in alle Ewigkeit"), dann auch in den 60ern, wo er hervorragende Ergebnisse für Lancaster ablieferte ("Elmer Gantry", "Die jungen Wilden", "Vierzig Wagen westwärts"). Aber kannst Du Dir ernsthaft vorstellen, Lukschy hätte 1955 in "Vera Cruz" statt für Gary Cooper für Burt Lancaster (dort zum Glück mit Curt Ackermann besetzt) gesprochen???
Also - Lukschy in allen Ehren. Es ist ja auch nicht allein der tatsächliche Altersunterschied zwischen Darsteller und Sprecher, der das "Passen" einer Stimme ausmacht, sondern sehr viel mehr deren Klang und natürlich auch die Diktion, die dem Zuhörer suggeriert, dass es sich wenn schon nicht um "die", so doch um "eine" passende Stimme handelt. Daher kann es eigentlich nicht verwundern, dass die von Dir erwähnte "Genre-Allzweckwaffe" Heinz Engelmann zumindest immer "befriedigend" funktionierte, wenn man auch die nicht selten leidige Überpräsenz von Engelmanns "Waffenbrüdern" Arnold Marquis, Curt Ackermann und Gert Günther Hoffmann, um nur einige zu nennen, trotz oder gerade wegen deren allseits anerkannter Qualität nicht bedingungslos gutheißen muss.
Um zum eigentlichen Thema dieses Threads zurückzukehren: Wie gut trotz erheblichen Altersunterschiedes zwischen Sprecher und Darsteller eine Stimme passen kann, hast Du mit Recht in Deinem Brad Harris-Thread vermerkt - Heinz Engelmann (* 1911) passte nahezu perfekt für Brad Harris (*1933) - von Lukschy für David Janssen behaupte ich weiterhin das Gegenteil.
Ansonsten trösten wir uns mit Nasenbärs zutreffender Bemerkung, dass "alles natürlich Geschmackssache ist".
MfG Jürgen
Mücke
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Beiträge:
04.11.2007 00:07
#144 RE: Die größten Altersunterschiede Sprecher/Schauspieler
Richtig, richtig. Ich habe ja auch nicht gesagt, dass er in "Feuersturm" passte. Habe den Film noch gar nicht gesehen. Liegt auf der Festplatte rum. Mein erster Satz sagt ja gleich aus, dass Lukschy (vor allem) in den 50ern (und auch zum Teil noch in den frühen 60ern) relativ oft undynamisch wirkt und so was ist oftmals einer Fehlbesetzung geschuldet. So wohl auch hier. Es ist bedauerlich, dass er für Stewart Granger und Errol Flynn sogar gleich regelmäßig fehlbesetzt wurde. Und der hier angeklungene Janssen-Fall ist offenbar eine weitere Folge der Tatsache, dass man Lukschys recht getragen wirkende Stimme - aus mir völlig unverständlichen Gründen - offenbar als sehr passend für Schauspieler mit flottem bis strahlendem Auftreten erachtete. Ergo: Auch für ziemlich junge Kollegen. Für Randolph Scott war's im Endeffekt wiederum recht treffend, andererseits kam der mit Heinz Engelmann halt deutlich besser weg, als er es selbst "vormachte". Genau wie z.B. auch Brad Harris erheblich von Engelmann profitierte (wobei mir Rainer Brandt da auch sehr gut gefällt). In den 50ern passte Wolfgang Lukschy neben vielen Fehlbestzungen, meiner Meinung nach, am allerbesten auf Joseph Cotten. Das lief da und das hat mit Sicherheit auch in den 70ern noch gepasst. Auch für José Ferrer (ich erinnere mich nur dunkel an "Hexenkessel") dürfte es in den 50ern schon gut gepasst haben. Und für Walter Matthau könnte ich ihn mir in Filmen wie "Als Vergeltung sieben Kugeln" auch gut vorstellen. Hat nicht sollen sein... Für Gregory Peck ging's in den 50ern auch schon, aber Peck wirkt mit Lukschy irgendwie doch recht alt. Naja...für Burt Lancaster klingt er mir dann (gerade ab den 60ern) doch etwas zu voll (mag da lieber E.W. Borchert oder Horst Niendorf). Obwohl ich mir gut vorstellen kann, dass er auch für den schauspielerisch zu glänzen wusste. Mehr dazu dann aber im Thread. Man kann die Diskussion ja notfalls dann auch dahin verschieben.
Arnold Marquis (*1921) für George Raft (*1895) in "Manche mögen's heiß" (1959)
Im Gegensatz zu Lukschy, der wohl oft für deutlich jüngere Schauspieler eingesetzt wurde, sprach Marquis anscheinend zahlreiche deutlich ältere Schauspieler (vom etwas jüngeren Bud Spencer jetzt mal abgesehen).
Zitat von FuchsBeträchtlich immerhin Thomas Danneberg (*1942) und John Travolta (*1954). Bei der Neusynchro des Films "Saturday Night Fever" sprach Danneberg sogar mit Anfang 60 nochmal den damals (1977) 23-jährigen Travolta (der im Film auch noch einen 19-jährigen spielt).
Ein ähnlicher, allerdings nicht ganz so extremer Fall: Bei der Neusynchro von "Robin Hood - König der Diebe" synchronisierte 2003 Frank Glaubrecht (*1943) Kevin Costner, der zum Zeitpunkt der Dreharbeite gerade 35/36 war (und noch etwas jünger aussah).
Zitat von PseudoEric Jelde (*1894) auf Lionel Jeffries (*1926) in Chitty Chitty Bang Bang. Aber in dem Film paßts irgendwie weil man Jeffries da locker auf mitte sechzig schätzen würde obwohl er damals erst 43 war.
Im selben Film gibt´s witzigerweise auch das umgekehrte Extrem: James Robertson Justice (*1905) wird von Alexander Welbat (*1927) gesprochen. An anderer Stelle wurde ja schon erwähnt, dass Welbat durchaus älter klingen konnte.
Als Thread-Urheber wollte ich noch einmal kurz klarstellen: Mit diesem Thread soll keinesfalls suggeriert werden, dass Sprecher zu Schauspielern bei großem Altersunterschied nicht passen. Im Gegenteil. Hier sind ja auch schon diverse Beispiele dafür genannt worden, dass es trotzdem hervorragend funktioniert.
Ich habe aber noch ein Beispiel von 10 Jahren Unterschied, wo es m.E. nicht besonders gut funktioniert: H.-G. Panczak (1952) auf Emilio Estevez (1962) in "St. Elmo´s Fire".
Es ist wohl Bradley Gregg, der in "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" den jungen Schatzgräber spielt, welcher die ganze Zeit jauchzt, als sie das Kreuz finden. Dann gäbe es hier immerhin einen Altersunterschied von 22 Jahren zwischen Gregg (*1966) und Arne Elsholtz (*1944).
Zitat von Stefan der DEFA-FanEs ist wohl Bradley Gregg, der in "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" den jungen Schatzgräber spielt, welcher die ganze Zeit jauchzt, als sie das Kreuz finden. Dann gäbe es hier immerhin einen Altersunterschied von 22 Jahren zwischen Gregg (*1966) und Arne Elsholtz (*1944). Gruß Stefan
Hmm, da bin ich jetzt etwas irritiert: hat sich Elsholtz in dem Film zwei Sprechrollen zugeschanzt? Ich kann mich momentan aus dem Stegreif nur an seinen Einsatz für Kevork Malikyan ("Meine Seele ist darauf vorbereitet - Ihre auch?") erinnern!?