Zitat von Psilocybin im Beitrag #3750Der O-Ton ist in der Regel auch immer besser. Ausnahmen sind natürlich vorhanden. Ich verstehe auch seine Kritik an Synchronisation.
Was die authentische Sprache und die verschiedenen Dialekte betrifft sicherlich (wobei sprachlich sehr anspruchsvolle Filme wie "Macbeth" oder auch mal Filme, wo die Leute extrem am Nuscheln sind inklusive dickem Dialekt für einen Nicht-Muttersprachler schon ziemlich heftig sind. Da hat man es ohne Untertitel schon sehr schwer).
"Was die authentische Sprache und die verschiedenen Dialekte betrifft sicherlich (wobei sprachlich sehr anspruchsvolle Filme wie "Macbeth" oder auch mal Filme, wo die Leute extrem am Nuscheln sind inklusive dickem Dialekt für einen Nicht-Muttersprachler schon ziemlich heftig sind."
Nach dem, was ich in amerikanischen Podcasts höre, auch für Menschen, die mit der englischen Sprache aufgewachsen sind, besonders was sowas wie den erwähnten Nuschel-Macbeth oder "Trainspotting" angeht.
Wenn ich mir die entsprechende Stelle im Interview nochmal etwas genauer durchlese fällt mir erst auf, dass Eidinger Synchronfassungen nicht so toll findet, weil sie nicht wie das Original sind und bedingt durch die Arbeitsweise im Synchronstudio von der Originalinterpretation der Rolle abweichen. Da kann ich ihn sogar etwas verstehen. Über das Thema, dass Synchronfassungen nahezu immer vom Original etwas abweichen (sei es vom Text oder der Auslegung der Rolle) und die Frage wie weit man gehen darf usw. wurde hier im Forum auch schon dutzende Male diskutiert.
Eidingers erste Antwort zum Thema kann ich ja halbwegs nachvollziehen; er hat offensichtlich schlechte Eerfahrungen gemacht, die er extrem verabsolutiert und verallgemeinert. Sein Plädoyer für Offenheit und Verständinis möge er genauso für uns Synchroninteressierte gelten lassen! Ich empfinde es als eine bedenklich fundamentalistische Einstellung ihrer Eltern, dass sie ihrer Tochter einfach verboten haben, Synchronisiertes anzuschauen und sie dazu gebracht (oder eher "gedrillt") haben. Seine vereinfachende Haltung könnte man plakativ so zusammenfassen: "Wenn du Synchronfassungen magst, hat man dich schlecht und falsch erzogen!"
Diese selbstgerechte Haltung gepaart mit einem pauschalen Schwarz/Weiß-Denken ist auch das was mich an Eidinger in dem Interview negativ aufgestoßen ist.
Wo hat Filmstarts das eigentlich je gesagt? Klingt mir eher so, als wollte der Interviewer dem Herrn Eidinger einfach nur zustimmen um sich einzuschleimen
Lars Eidinger: Das ist eine Frage der Erziehung. Wir haben unsere Tochter auch dazu gebracht. Wir haben ihr gesagt, du schaust es entweder im Original oder gar nicht. Erst hat sie die Türen geschmissen, aber mittlerweile will sie gar keine Synchronfassungen mehr sehen.
Das Gespräch, hätte ich gerne gesehen. ,,Wenn du nicht im OV guckst, bekommst du kein Taschengeld und darfst gar nichts sehen”
Solch einfache Aussagen wie "Synchro shit, Original good" und dazugehörige Boykott-Appelle erinnern mich an meine Jugendphase vor nicht allzu langer Zeit. So nach dem Motto "I'm 14 & this is deep" gemixt mit dem Gefühl von intellektueller Überlegenheit. Auch wenn ich nachvollziehbare Begründungen zu Anfang hatte, irgendwann brachte mich diese Haltung nach Absurdistan. Natürlich ist es legitim zu sagen "Original ist (fast) immer besser", solange man nicht im selben Atemzug mitmeint "Synchro ist scheiße". Synchronisationen können schlechter sein, aber auch gleichzeitig nicht schlecht. Wie Herr Eidinger seine Meinung auslebt, ist höchst... alarmierend. Wenn er sich so sehr von Synchronisationen geschädigt und beleidigt fühlt, dass er den Haushalt auf freiheitsraubende Weise im Unterhaltungskonsum kontrolliert (Zensur oder so), dann hat er wirklich 'ne Meise. Einerseits kann man als Familienvater schon sagen, dass das Kind etwas nicht kucken darf – egal ob pädagog. oder egoist. Gründen –, aber wenn diese Entscheidungen aufgrund einer künstlerischen Banalität wie Vertonungen gemacht werden, dann macht das keinen normalen Eindruck auf mich.
Edit:
Zitat von Archer im Beitrag #3760Wo hat Filmstarts das eigentlich je gesagt? Klingt mir eher so, als wollte der Interviewer dem Herrn Eidinger einfach nur zustimmen um sich einzuschleimen
Nehme ich auch so wahr. Gibt ja in dem Team schon Leute, die nicht so eine Aversion gegenüber Synchros haben. Einer zumindest berichtet ja gerne mal darüber und über uns ;D.
Von diesem Interview hatte ich früher schon gehört und konnte es nun endlich selbst in Augenschein nehmen. Nicht nur beeindruckend, sondern sogar einer der besten und tiefgründigsten Beiträge, der mir zu diesem Thema bisher untergekommen ist! Die Einblicke in die Bearbeitungsphase der "klassischen" Zeit war schon alleine Gold wert, daneben war es interessant, wenn man auf diesem Weg wieder etwas über manche längst verstorbene Größe der Branche erfahren konnte. Zusätzlich reizvoll waren die vielen Szenenausschnitte zum Vergleich zwischen Originalton und Synchro, bei denen schauspielerisch sehr anspruchsvolle Momente ausgewählt wurden, durch die man einen guten Eindruck von der Intensität bei der Arbeit bekam.