Bei dem Interview mit Ilona Otto ist mir wieder bewusst geworden, dass die Zeit, in der bei Serien gemeinsame Aufnahmen die Regel waren, noch gar nicht so lange her ist (15-20 Jahre).
Wobei 15-20 Jahre ich eher schon als länger her bezeichnen würde. Es kommt vielleicht einem nur nicht so bewusst vor, weil man diese Jahre eben noch bewusst erlebt hatte und nicht aus Erzählungen, weil man noch zu jung war oder gar nicht auf der Welt war.
Ach ja im Interview meinte Ilona Otto, dass einmal über ihre Nichtbesetzung auf eine Schauspielerin, die sie sonst paar mal gesprochen hatte gegenüber einer Kollegin, die sie dann gesprochen hatte geflunkert wurde. Da war die Rede davon, dass Otto keine Zeit hatte. Dabei wurde sie nicht einmal gefragt. Solche Sachen haben für mich ein gewisses Geschmäckle. Wenn die Verantwortlichen da lieber jemand anderes haben sollen sie es sagen. Könnte aber auch sein, dass man befürchtet die Kollegin könnte aus Solidarität abspringen oder das Rollenangebot ausschlagen. Da könnte eine solche Notlüge lästige Nachfragen und Scherereien arsparen.
Zitat von JamesWhiteu im Beitrag #5462https://youtu.be/WgFTx-xix_E Mal wieder eine Traileranalyse von Max Felder.
Ui, der fast schon legendäre Trailer - bisschen wie 'nen Rollifahrer die Treppe runterschubsen, oder? Leichte Beute. War das Teil nicht in Luxemburg oder London gemacht worden? Oder USA, darum auch die starke Ami-Aussprache? Ja, da passte gar nichts. Grauenhaftes Non-Spiel, Spannung wie 'n nasser Waschlappen, Casting grausig, auch die "Müschung", wie Felder sagt, völlig daneben.
Ich fand nur unterhaltsam, dass der Haupttyp wie ein betrunkener Martin Keßler klingt (seinen Sound mag ich aber, er macht es noch am besten). Man sollte festhalten, dass die tatsächliche Hamburger Synchro gelungen ist.
Zitat von Nyan-Kun im Beitrag #5465Wobei 15-20 Jahre ich eher schon als länger her bezeichnen würde. Es kommt vielleicht einem nur nicht so bewusst vor, weil man diese Jahre eben noch bewusst erlebt hatte und nicht aus Erzählungen, weil man noch zu jung war oder gar nicht auf der Welt war.
Sicher. Allerdings dürfte der Wechsel von gemeinsamen zu getrennten Aufnahmen ein extremer Einschnitt in der Arbeitsweise sein, weswegen die Zeiten, in denen es noch anders war, wie eine "andere Welt" wirken. Dadurch wirkt es dann fast überraschend, dass man bei Serien noch zu Beginn des Jahrtausends meist nicht allein im Studio war.
Das „Kunst & Pop”-Magazin des Deutschlandfunks „Corso” brachte gestern ein Interview mit der Schauspielerin Dela Dabulamanzi über strukturellen Rassismus im Synchron: Weiße Stimmen synchronisieren schwarze Gesichter, aber schwarze Stimmen werden kaum auf weiße Gesichter besetzt (ha, schön das Genderproblem umschifft ) und oft zu lächerlichen Akzenten genötigt. Anlass ist die Absicht der „Simpsons”-Macher, nicht-weiße Figuren (z.B. Apu) auch tatsächlich nur noch von PoC sprechen zu lassen. --> DLF Corso
Die Simpsons kann man doch eher in die Comedysparte einordnen. Jeder Mensch weiß, dass der indische Akzent von Apu völlig überzogen und nicht ernstzunehmen ist. Es gibt zahlreiche Filme in denen auch deutsche z.B. aufs Korn genommen werden. Da werden Klischees ausgepackt, die sehr amüsant sind, meiner Meinung nach. Dass sich dann einige Leute auf den Schlips getreten fühlen ist natürlich auch logisch. Von Frau Dabumalanzi habe ich noch nie etwas gehört. Gibt es irgendwo Stimmproben von ihr? Habe leider nichts gefunden. Man kann jetzt nur spekulieren, weshalb sie nicht so oft oder nicht auf weiße Schauspieler besetzt wird. Entweder sind überwiegend Nazis in den Aufnahmeleitungen oder man hat sie einfach nicht auf dem Schirm oder ihre Qualitäten liegen ganz einfach woanders. Synchron ist nicht jedermanns (jederfraus) Sache.
Ich hingegen habe sie schon immer wieder mal im Synchronbereich gehört, auch wenn mir der Name nicht immer direkt bekannt war. Tatsächlich in erster Linie auf dunkelhäutige Personen und dann auch mit Akzent. Es wäre unfair über sie zu urteilen, ob sie ganz normal auch auf weiße Darsteller passt, weil ich sie auf solchen Personen noch nie gehört habe. Nachdem Interview würde ich es ihr aber schon zutrauen. Das ganze hat wie ich finde auch weniger mit Rassismus und mehr mit Klischee-/Schubladendenken zu tun. Wie oft wurde ein bestimmter Sprecher ständig auf Komödienrollen besetzt, obwohl die theoretisch durchaus mehr könnte? Bei Frau Dabumalanzi vermute ich, dass ein paar sie auf die entsprechende Schublade besetzt haben und nun immer wieder so besetzen. Da bräuchte es Aufnahmeleiter und Regisseure die dann gegen den Strich besetzen.
Zitat von Psilocybin im Beitrag #5469Die Simpsons kann man doch eher in die Comedysparte einordnen. Jeder Mensch weiß, dass der indische Akzent von Apu völlig überzogen und nicht ernstzunehmen ist. Es gibt zahlreiche Filme in denen auch deutsche z.B. aufs Korn genommen werden. Da werden Klischees ausgepackt, die sehr amüsant sind, meiner Meinung nach. Dass sich dann einige Leute auf den Schlips getreten fühlen ist natürlich auch logisch. Von Frau Dabumalanzi habe ich noch nie etwas gehört. Gibt es irgendwo Stimmproben von ihr? Habe leider nichts gefunden. Man kann jetzt nur spekulieren, weshalb sie nicht so oft oder nicht auf weiße Schauspieler besetzt wird. Entweder sind überwiegend Nazis in den Aufnahmeleitungen oder man hat sie einfach nicht auf dem Schirm oder ihre Qualitäten liegen ganz einfach woanders. Synchron ist nicht jedermanns (jederfraus) Sache.
Deine schnelle Antwort lässt vermuten, dass du das Interview noch nicht vollständig gehört hattest, daher sei dir die Antwort verziehen , die m.E. doch etwas zu kurz greift. Wenn man einem echten Deutsch-Italiener sagt, er solle seinen Akzent ein bisschen mehr hochschrauben, weil er nicht italienisch genug sei, dann sitzt das Problem doch ein bisschen tiefer. Auch ich finde, dass bei Synchronisationen von Comedy-/Satire-Shows und ernsthaften Filmen ein gewisser Unterschied gemacht werden kann, und sehe den Austausch Azarias auf Apu nach… Jahrzehnten eher kritisch. Soweit ich die Anmoderation verstanden habe (hab’ die „Simpsons” nie regelmäßig gesehen), gibt es in der Serie eh nur den Inder und einen weiteren Schwarzen. Da scheint mir dann eher das eigentliche Problem zu liegen. Die Einführung weiterer PoC-Figuren, die dann auch mit PoC besetzt werden könnten oder sollten, erscheint mir – wenn man sich schon des Themas annehmen will – da weit zielführender, zumindest solange weiße (bzw. gelbe) Figuren nicht von Nicht-„Caucasians” gesprochen werden. Selbstverständlich ist das Problem in den USA wegen der größeren Diversität der Bevölkerung wesentlich dringlicher, denn so viele schwarze Schauspieler haben wir in Deutschland ja nun auch wieder nicht. Was nicht heißt, dass die, die wir haben, nicht ihren Teil vom Kuchen abhaben sollen. Bei uns würde das Problem wohl eher bei anderen (v.a. türkisch-stämmigen) Schauspielern liegen, die sich auch seit Jahren beschweren, dass sie nur Drogendealer u.ä. spielen dürfen. Na, immerhin hatten wir einen schwer bewaffneten Waschbären, der mit türkischer Stimme sprach, ohne nach Türke zu klingen…
Ich will zwar jetzt nicht rassistisch klingen (tut es aber wahrscheinlich trotzdem), aber ist es nicht auch so, dass Schwarze oftmals andere Stimmfarben/-typen haben als Weiße?
Mir kommt es so vor, als hätten weiße Schauspieler meistens - keine Ahnung - "dünnere" Stimmen, während viele Schwarze (nicht alle) oft recht kräftig klingen und vollere Stimmen haben.
Ich will um Gottes Willen nicht unterstellen, dass schwarze Sprecher niemals weiße Schauspieler sprechen könnten (umgekehrt funktioniert es ja auch, wie wir bei Charles Rettinghaus oder Engelbert von Nordhausen sehen). Trotzdem finde ich aber, dass es einen gewissen stimmlichen Unterschied evtl. gibt, denn warum klingt "schwarzer" und "weißer" Rap sonst so unterschiedlich?
Zitat von Koboldsky im Beitrag #5472Ich will zwar jetzt nicht rassistisch klingen (tut es aber wahrscheinlich trotzdem), aber ist es nicht auch so, dass Schwarze oftmals andere Stimmfarben/-typen haben als Weiße? Mir kommt es so vor, als hätten weiße Schauspieler meistens - keine Ahnung - "dünnere" Stimmen, während viele Schwarze (nicht alle) oft recht kräftig klingen und vollere Stimmen haben. Ich will um Gottes Willen nicht unterstellen, dass schwarze Sprecher niemals weiße Schauspieler sprechen könnten (umgekehrt funktioniert es ja auch, wie wir bei Charles Rettinghaus oder Engelbert von Nordhausen sehen). Trotzdem finde ich aber, dass es einen gewissen stimmlichen Unterschied evtl. gibt, denn warum klingt "schwarzer" und "weißer" Rap sonst so unterschiedlich?
Ohne das jetzt irgendwie belegen zu können, denke ich nicht, dass Stimmen an sich „schwarz” sind, es ist mehr der Sprachduktus, der sich eher aus der Sozialisation als der Hautfarbe herleitet. Viele Schwarze, die wir im Kino hier so zu sehen bekommen, sollen aus einem bestimmten Milieu stammen, in dem sie mit einer bestimmten Art zu sprechen aufgewachsen sind, und die deutsche Synchronisation versucht das durch eine eigene Art zu sprechen einzufangen, an die wir uns dann als „schwarz” gewöhnt haben. Ich glaube, viele Schwarze übernehmen diesen Tonfall auch absichtlich, um sich von den Weißen abzugrenzen und so ihre schwarze Identität zu betonen (wie früher der Afro). Ist aber reine Vermutung meinerseits, ich kenn’ selbst keine Schwarzen persönlich, geschweige denn amerikanische. Aber auch das ist eine Frage von Tonfall und Rhythmus, nicht der Stimme selbst.
Gutes deutsches Beispiel, finde ich immer, dass es keine „schwarzen” Stimmen gibt, ist Christofer von Beau aus „SOKO München” (früher „SOKO 5113”): Der Mann klingt so bayrisch wie nur irgendein Münchner, und wenn man’s nicht weiß und ihn nur hört, würde ihn niemand für einen Dunkelhäutigen halten. Erfreulich auch, dass seine Herkunft anscheinend auch fast nie thematisiert wird. (Soweit ich weiß, ich kuck’ die Serie ungefähr genauso regelmäßig wie die „Simpsons”.) Und auch Frau Dabulamanzi klang für mich am Telefon jetzt nicht „schwarz”.
Aber das alles führt jetzt vielleicht ein bisschen zu weit vom eigentliche Thread-Thema weg. Falls es dazu weiteren Diskussionsbedarf gibt, könnte es ja jemand in ein neues Thema auslagern…
Zitat von Andy-C im Beitrag #5473Ohne das jetzt irgendwie belegen zu können, denke ich nicht, dass Stimmen an sich „schwarz” sind, es ist mehr der Sprachduktus, der sich eher aus der Sozialisation als der Hautfarbe herleitet. Viele Schwarze, die wir im Kino hier so zu sehen bekommen, sollen aus einem bestimmten Milieu stammen, in dem sie mit einer bestimmten Art zu sprechen aufgewachsen sind, und die deutsche Synchronisation versucht das durch eine eigene Art zu sprechen einzufangen, an die wir uns dann als „schwarz” gewöhnt haben. Ich glaube, viele Schwarze übernehmen diesen Tonfall auch absichtlich, um sich von den Weißen abzugrenzen und so ihre schwarze Identität zu betonen (wie früher der Afro). Ist aber reine Vermutung meinerseits, ich kenn’ selbst keine Schwarzen persönlich, geschweige denn amerikanische. Aber auch das ist eine Frage von Tonfall und Rhythmus, nicht der Stimme selbst.
In gewisser Weise trifft es das schon sehr gut. Die Dunkelhäutigen in Amerika haben bedingt durch die Geschichte eine gänzlich andere Sozialisation als etwa die in Frankreich, Deutschland oder den zahlreichen afrikanischen Staaten. Das macht sich auch von der Art zu sprechen, dem Stimmklang usw. bemerkbar. Die deutsche Synchronisation überträgt das dann entsprechend ins deutsche. Jedenfalls in etwa. Dunkelhäutige kenne ich aus meiner Schulzeit mehr als genug. Die hatten alle nicht wirklich volle Stimmen. Klangen eher hoch und wenn man nur deren Stimmen hören würde könnte man da auch kaum Rückschlüsse auf die Hautfarbe ziehen. Anders sieht es bei Dunkelhäutigen mit afrikanischen Wurzeln aus, die vielleicht auch ihre Kindheit in den entsprechenden Ländern verbracht haben. Die haben dann teils einen leichten Akzent. Hat aber im Grunde genommen alles nichts mit den typischen "schwarzen" Stimmen zu tun, die man aus Amerika kennt.
Englische Sprache zwischen Afro-Amerikanern (=/= alle Schwarze) und Nicht-AfAm unterscheidet sich, eben bedingt durch die verschiedene Sozialisation, Volksgeschichte etc., weshalb auch andere Stimmfarben/-typen durch Duktus entstehen. https://en.wikipedia.org/wiki/African-Am...nacular_English (In Jamaica und andernorts hast du ja noch von denen soch unterscheidende Stimmfarben / Dukten. Bin kein Sprachwissenschaftler, also nehmt ruhig meinen Post auseinander.) Im dt. Raum hast du aber nicht dieselbe Historie wie die USA. Drum ist das Denken, dass eine schwarze Person nur auf schwarzen Personen passen würde, falsch. Typecasting wegen der Stimmfarbe (Schmitz zB) ist schon was legitimes im Synchron, aber dass es ein Colorcasting aufgrund der Herkunft/des Aussehens gibt, ist problematisch.
Zitat von Psilocybin im Beitrag #5469Die Simpsons kann man doch eher in die Comedysparte einordnen. Jeder Mensch weiß, dass der indische Akzent von Apu völlig überzogen und nicht ernstzunehmen ist.
Jeder weiß es? Wenn's jeder weiß, dann würde nicht jede indische Person, v.a. in den USA, mit irgendeiner Apu-Imitation von nicht-indischen Personen blöd angelallt werden oder gefordert, diesen Akzent in Medien oder privat nachzumachen. Das ist Wunschdenken. Kömodie bedeutet nicht, dass es harmlos ist. Mitnichten.*
Zitat “When I go into an audition, they want me to do an accent,” says Kumail Nanjiani, a Pakistani-born comedian [...]
“I already have a Pakistani accent, but they want me to do ‘the Apu accent,’” Nanjiani says. “A lot of people think of that as being the go-to comedy Indian accent.”
Stereotypen sind ernstzunehmen, da die Auswirkungen ernst sind. Apu ist ja noch ein Relikt der Zeit in der ausländische Figuren großteils nur mit überzogenen Akzenten sprechen durften und die Figur hat auch seinen Teil beigetragen, dass es weiterhin so gefordert wurde.
* Ich hätte auch einen amerik. "Comedian" posten können, der neben antisemitischer Mythen auch noch Rekorde für N-Bombs als Bsp. aufstellen will, für die die aus rassistischen Mikroagressionen nicht schlauer werden, aber nein danke. Es sollte ein allgemeineres Negativ-Bespiel der Gesellschaftskultur reichen.