Neue Erkenntnis, die möglicherweise einigen Widerspruch auslöst: Die ARD ist wahrscheinlich unschuldig an den Kürzungen einiger Folgen. Im direkten Abgleich der Kurz- und der Lang-Gassung von "Etüde in schwarz" habe ich festgestellt, dass hier unterschiedliches Bildmaterial in vielen Szenen vorliegt. Bei mehreren durchgängigen langen Einstellungen der bekannten Fassung gibt es in der Kurzfassung Zwischenschnitte mit Nahaufnahmen, die eindeutig zwecks gezielter Kürzung nachgedreht wurden. Es dürfte wohl das gleiche Prinzip sein wie die für die Syndication-Ausstrahlung zweigeteilten (und dafür leicht gekürzten) Star-Trek-Pilotfilme. Das würde erklären, wieso die ARD-Folgen willkürlich mal gekürzt und mal ungekürzt sind, woraus sich (außer bei "Mord in eigener Regie") keinerlei Sinnfälligkeit ergibt.
"Blumen des Bösen" ist ja eine 70-Minuten-Folge, während "Etüde in schwarz" (wohl sogar relativ kurzfristig) auf 90 Minuten gestreckt wurde; aber man hatte wohl beim Dreh schon eine "Rückkürzung" für Syndication im Kopf. (Etwas Ähnliches gab es bei "Shogun", bei dem man offenbar von vornherein an eine Kinoauswertung gedacht hat, denn es gibt einige Einstellungen und gar ganze Szenen im Kinofilm, die in der ungekürzten (!) Serie nicht auftauchen, die Szene vor dem schwarzen Schiff wurde sogar extra aufgenommen und komprimiert die wichtigsten Infos einer halben Stunde Laufzeit in ca. 3 min).
Wirklich interessant! Aber ich habe mir schon öfters Gedanken über eine mögliche alternative Fassung gemacht, ohne das zu untersuchen und zu wissen!
Aber vielleicht hat die ARD trotzdem bewußt lieber die kürzere Version genommen, obwohl man die Folge doch auch an einem Samstag länger hätte zeigen können, so wie man es z. B. bei "Wenn der Schein trügt" tat! Also kann sie in diesem Punkt durchaus schuldig sein ! Gruß, Pete!
Ich denke eher, dass die ARD nicht drauf geachtet hat, was ihr da geliefert wurde, sonst hätte man sich bestimmt für eine Einheitslänge entschieden ODER auf eine Einheitslänge gekürzt. 70 min ist schließlich nicht gerade ein Zeitformat, das typisch für deutsches Fernsehen ist.
Allerdings wäre das Syndicationsprinzip hier nur auf 2 Folgen anwendbar, nämlich "Etüde in Schwarz" (um ca. 28 Minuten gekürzt) und "Mord in eigener Regie" (um ca. 22 Minuten gekürzt). Bei letzterem dürfte da allerdings auch die Zensur eine Rolle gespielt haben. Die übrigen Folgen sind größenteils ARD-typisch von 75/70 auf 60 Minuten heruntergeschnitten, mit folgenden Ausnahmen:
- "Schach dem Mörder" (hier fehlen ca. 90 Sekunden, weiß der Geier, warum hier überhaupt gekürzt wurde) - "Playback" (hier fehlt nur die ca. 5minütige Sequenz mit Columbo in der Kunstgalerie, ein typischer "Die Szene ist uns zu doof"-Schnitt der ARD) - "Wenn der Schein trügt" (es fehlt nur der Hitler-Gruß von Jerome, und es erfolgte die bekannte Sinnverfälschung)
Bei "Schach dem Mörder" und "Playback" wirkt dieses Vorgehen besonders hirnrissig, da man hier ja extra Heidi Brühl und Oskar Werner vors Mikro bat. Und heute dürfen wir deshalb im TV nur noch Eva Kinsky und Miguel Herz-Kestranek hören.
Das 70-Minuten-Format war vielleicht fürs deutsche TV unüblich, aber aus Amerika kam damals recht viel dieser Art (Quincy, McCloud und halt Columbo).
Also, da wäre es wohl wirklich am besten und billiger gewesen zumindest für "Playback" und "Schach..." für die Fehlszenen Werner Kanitz zu holen und den Rest zu belassen, wenn er wirklich fast oder genauso wie Schwarzkopf klang (konnte seine Stimmprobe leider nicht aufrufen)! Gruß, Pete!
Er hätte vielleicht ganz gut zu Peter Falk gepasst, aber der Bruch zu Schwarzkopf wäre doch schon recht heftig gewesen - Kanitz war stimmlich eher ein Mittelding zwischen Harald Leipnitz und Joachim Höppner. Wenn berliner "Ersatzsprecher", dann hätte ich mir eher einen sehr sanft sprechenden Peter Groeger vorstellen können.
Die Kürzung von "Schachmatt" beträgt nicht 4 min, sondern nur ca. 30 Sekunden - lediglich Claytons alptraumhafte Visionen nach dem Testspiel mit Dudek wurden geschnitten (man sieht also nicht, wie er sein Hörgerät zerstört), alles andere war enthalten. Dadurch ist die Neusynchro besonders idiotisch, weil nur drei Sätze von Hans Hessling neu hätten synchronisiert werden müssen, noch dazu mit starkem Hall, er hätte also bspw. von Fred Maire gedoubelt werden können. Aber Hessling selbst lebte 1992 noch und war auch für "Der Leopard" zur gleichen Zeit nochmal ins Studio gegangen - man hätte ihn also holen und eine weitere klassische Synchronfassung retten können. Allerdings könnte es auch sein, dass das Masterband verloren gegangen war - im Gegensatz zu "Blumen des Bösen" oder "Playback" wurde das Synchronbuch nicht übernommen, sondern ein komplett neues erstellt - das deutet darauf hin, dass die alte Fassung (als Masterband) nicht mehr verfügbar war. Abgesehen von "Etüde in schwarz" finde ich nur eine Neusynchro wirklich sinnvoll: "Klatsch kann tödlich sein", denn der ist wirklich entstellt worden - vom ersten Auftritt Columbos an ist keine einzige Szene mehr komplett im Film. Ich wäre sehr dafür gewesen, nur die fehlenden Szenen neu zu synchronisieren (der Bruch zwischen Schwarzkopf und Sachtleben ist SO groß nicht) - hier aber wäre so häufig hin und her gewechselt worden, dass einem schwindlig wird.
Doch nur so wenig? Ich war von der reinen Laufzeit (verglichen mit der DVD) ausgegangen, aber wirklich vermißt habe ich auch nur diese Szene mit dem Hörgerät, und Claytons erster Alptraum am Anfang kam mir etwas gekürzt vor.
EDIT: Hab die Zeit gestoppt, insgesamt fehlen etwa 90 Sekunden.
Wirklich hirnrissig, wegen 3 Sätzen von Hessling die komplette Synchro wegzuschmeißen, zumal man bei "Lösegeld für einen Toten" ja auch eine Flickstelle gemacht hat, in der zwei völlig unpassende Sprecher Uwe Friedrichsen und Marianne Wischmann doublen (wer sind die überhaupt?).
Aber noch eine Neusynchro war (für deutsche Verhältnisse) unabdingbar: "Wenn der Schein trügt". Ich finde zwar, daß die alte Fassung genauso gut funktioniert wie die neue (und entschieden besser besetzt war), aber Zensur ist halt Zensur, egal wie sinnvoll sie auch erscheint ("Mord in eigener Regie"!).
Och naja, ich finde zwar diese falsche Übersensibilität in Sachen deutscher Vergangenheit, wie sie die ARD noch 1980 bewies, zwar deplaziert, aber letztlich ist die Nazi-Vergangenheit des Mörders nur ein MacGuffin und zu vernachlässigen - eine neue Synchro wäre für mich da nicht unabdingbar gewesen. Ich möchte zum Beispiel auch keine Neusynchro von "Sherlock Holmes: Verhängnisvolle Reise" ohne Alfred Bohl oder Hinrich Köhn hören - trotz der dämlichen Umdichtung von politischen Dokumenten zu Medikamentformeln. Ich finde den Ersatzsprecher für Friedrichsen übrigens gar nicht unpassend - nicht gut, aber auch nicht unpassend. Ich habe schon gegrübelt, wer das sein könnte, bin aber gescheitert (Thomas Albus? - aber nicht in Hamburg ...)
Zitat von Stefan der DEFA-Fan(Thomas Albus? - aber nicht in Hamburg ...)
Wer sagt denn, daß dieser Flicken in Hamburg gemacht wurde? Da hätte man schließlich auch Friedrichsen selbst nehmen können. Ich kenne diese Passage ehrlich gesagt auch nur von der DVD, auf Premiere läuft die Folge gekürzt. Wann wurde die Nachsynchro gemacht? Auf RTL war die Folge ja auch ewig nicht mehr zu sehen, welche Fassung läuft auf Super-RTL? Für die DVD wurde das ja wohl nicht gemacht, sonst hätte man bei "Mord mit der linken Hand" und "Ein Denkmal für die Ewigkeit" ja auch nachsynchronisiert (wenn man schon zu doof war, die ungekürzte Synchro aufzutreiben)?
Zitat von Lord PeterFür die DVD wurde das ja wohl nicht gemacht, sonst hätte man bei "Mord mit der linken Hand" und "Ein Denkmal für die Ewigkeit" ja auch nachsynchronisiert (wenn man schon zu doof war, die ungekürzte Synchro aufzutreiben)?
Sehe ich aus so. Wird wahrscheinlich für RTL gemacht worden sein - ein Vorgeschmack wohl auf die neu ungekürzten Folgen (ach wäre man doch bei diesem Prinzip geblieben). Bisdato waren die "Columbos" (sehen wir mal von der ersten Staffel ab) allesamt in Hamburg synchronisiert worden und "Tödlicher Jackpot" noch nicht gelaufen, deswegen bin ich von Hamburg ausgegangen. Allerdings liegt die RTL-Erstausstrahlung genau "auf halbem Weg" zwischen beiden neuen Filmen, zwischen denen der Wechsel nach München erfolgte. Das wäre auch eine Erklärung, wieso nicht Friedrichsen genommen wurde, denn wenn er schon für Hamburg zu teuer gewesen sein sollte, dann erst recht für München. Könnte Lee Grants Stimme vielleicht Dagmar Dempe sein? Sie klingt zumindest ähnlich ...
Gruß Stefan
edit: Hatte gerade eine Idee. Ben Hecker! Wenn er höher und sanfter gesprochen hätte als gewöhnlich, könnte es durchaus hinkommen. Und die Stimme von Lee Grant könnte die Reko-Stimme von Anouk Aimee aus "Sodom & Gomorrha" sein (Name ist mir leider nicht bekannt). Womit wir wieder bei Hamburg wären ...
Zitat von Stefan der DEFA-FanWird wahrscheinlich für RTL gemacht worden sein - ein Vorgeschmack wohl auf die neu ungekürzten Folgen (ach wäre man doch bei diesem Prinzip geblieben).
Wenn das für RTL war, warum hört man dann nicht eine der gängigen RTL-Stimmen (Biederstaedt oder Sachtleben)? Sehr mysteriös...
Tja, wäre man mal bei diesem Prinzip geblieben, gerade bei "Playback" und "Schach dem Mörder" wäre das doch sehr leicht gegangen. Was "Wenn der Schein trügt" angeht - RTL hatte seinerzeit (HEUTE sehen die das ja nicht mehr so eng) halt den Ehrgeiz, ALLE Columbos UNGEKÜRZT zu zeigen, und den Hitlergruß einzufügen, wäre ohne Neusynchro nicht gegangen (obwohl - Jerome hätte ja etwas in der Richtung "Und jetzt raus!" oder so sagen können...).
Zu Ben Hecker kann ich nichts sagen, hab den jetzt nicht so im Ohr. Aber Albus ist es nicht.