Spock(!) mit Timmo Niesner. Und das nach Daniel Fehlow im Trailer. Himmel! Da kann man höchstens noch so argumentieren, dass die fremdkörperartige Wirkung wiederum gut zur Figur Spock passt. Aber dann hätte man auch Manfred Lehmann besetzen können...
Nein im Ernst:
Ich verstehe sogar, warum man hier Niesner besetzt hat. Er hat etwas leicht emotional Distanziertes in der Stimme. Kann tonlos und dadurch auch bedrohlich wirken. Kann die sterilen Wände des Raumschiffs mit "totem Leben", also eben mit viel Distanz und "Abgespacetem" erfüllen, wenn er will.
Aber: klingt nunmal wesentlich zu hoch, raubt Spock Präsenz, macht ihn erheblich "psychopathischer" und dadurch "unmächtiger" - die Röhre ist einfach nicht da, wirkt wie Stimmbruch, wenn man sich an den Vorgänger erinnert. Kommt durch Spocks entschlossene Besonnenheit halt jetzt so, wie wenn Elijah Wood ein Arschloch spielt. Zwangsläufig.
Diese Besetzung wirkt mit Herbert Weicker im Hinterkopf einfach unfreiwillig komisch. Da kann man mir erzählen, was man will.
Von tief und ziemlich gegerbt auf so ne Stimme zu schwenken und das als ein und dasselbe verkaufen zu wollen ist Quatsch.
Und Spock ist nunmal ne Kultfigur, deren althergebrachte Präsenz nicht wegzudeuteln ist und deren Stimme man im Ohr hat, wenn man sich so einen Film hier überhaupt anguckt. Denn das tut man zum größeren Teil bei so einer x-ten Fortsetzung tatsächliuch nur, wenn man irgendwie doch Trekkie ist, wenn auch nur teilzeitweise. Die Anzahl der Leute, die sich diesen Film im Kino geben, ohne einen gewissen Vorlauf durch die Serie zu haben, hält sich in Grenzen. Jede Wette. Spock kennt man einfach.
Und die harten Trekkies noch dazu vergleichen sowieso jede Blattlaus als Statist mit dem Original.
Also: Man kann hier das Original bzw. die entsprechende Synchro nicht wegdeuteln. Tatsache.
Wenn es auch nur drei Serienkultfiguren gibt, die so nen Effekt erzielen. Mr. Spock gehört definitiv, aber ganz, ganz, ganz sicher dazu.
Wenn...dann eben gerade Mr. Spock.
Am lustigsten ist noch, dass hier einer schreibt, er hätte sich durch Nico Sablik an GGH erinnert gefühlt. Wird mit Niesner in Bezug auf Weicker garantiert nicht der Fall sein können.
Es mag zwar sein, dass Timmo Niesner sich relativ gut mit Norbert Gescher ergänzt, aber dann hätte man eben eher für Leonard Nimoy jemand anderen besetzen müssen, um den Bruch und Niesner zu umgehen. Gescher hat wenig traditionellen Effekt für Spock, auch wenn er aus heutiger Sicht die eheste Kontinuitätslösung ist. Mal davon abgesehen wäre es nochmal extra unsinnig sich bei Spock an Gescher zu orientieren, nur weil er auch hier im Film auftaucht, bei Kirk allerdings an GGH (und nicht z.B. Klaus Sonnenschein). Da passt's dann nun wirklich gar nicht mehr zusammen, die ganze Logik.
Bei einem "Connery-Nachwuchs" würde ich mich auch nicht an Stimmen wie Otto Mellies orientieren, sondern immer an GGH. Z.B. wenn es zu der Emmerich-Variante des neuen Bond mit Connery im Intro und einem jungen Bond gekommen wäre...
Daniel Fehlow wäre mit seinem kratzigen, jungenhaften Einschlag ein perfekter, forscher Vorbote für den dann auf eher elegante Weise rauhen Weicker gewesen.
Aber nein.
Fehlow wirkte selbst in "Aviator" schon in ne ähnliche Richtung abgefahren. Das hätte funktioniert. Kein Zweifel. Und es hätte Spock sogar eine leicht menschliche Note verliehen und aus der "Faszinierend!"-Trash-Ecke rausgeholt, in die er bei so ner frischen Neuauflage nun auch nicht gaaaanz so tief reinmuss, wie es durch den malerischen "Frodo"-Effekt passiert. Niesner ist von der angepeilten Wirkung her eigentlich eine geradezu altbackene Besetzung, allerdings nicht im Sinne von "traditionsbewusst". Vielleicht vom malerischen Aufguss her höchstens im Geiste der Zeichentrickserie aus den 70ern. Wobei selbst die ja ungewöhnlicherweise eigentlich nicht so mit überstilisiert wirkenden Stimmen, sondern teilweise sogar den Originalsprechern besetzt wurde.
Der Cast für Spock steht somit auch völlig im Kontrast zu Nico Sablik als Kirk. Ehe man sich beschwert, dass Harry Potter James T. Kirk spricht sollte man sich wohl eher beschweren, dass Frodo Beutlin Mr. Spock synchronisiert. Denn Frodo ist stimmlich bei weitem geläufiger, als Sablik für Potter. Wenn dieser assoziative Effekt noch dazu kommt ist Hopfen und Malz verloren. Da kann Niesner spielen wie entfesselt...
Die Geschichte von einem, der Jake Gyllenhaal für Frodo Beutlin hielt, weil die Stimme Niesner sogar nur ähnelte hab ich ja schonmal erzählt. Hat also nix mit alleshörenden Synchroncracks zu tun und war in dem Sinne auch nicht wirklich sowas wie n Sonderfall.
Niesner hat einfach eine der schnell im Gedächtnis bleibenden Stimmen. Sablik nicht. Nico Sablik ist aus diesem Grunde auch geradezu automatisch wandlungsfähiger und kann durch Schauspiel mehr bewegen. Was er auch tut.
However: Timmo Niesner als Vulkanier funktioniert sicher, denn Niesner ist Profi - eine Besetzung rein deswegen zu befürworten, weil es jemand schauspielerisch kann, ist, meiner Meinung nach, nicht wirklich sinnvoll, weil es nunmal alles Profis sind; es möchte sein, dass sie es können bzw. wandlunsfähig genug sind.
Aaaaber Niesner als Spock hat mit good old Star Trek nix zu tun und demzufolge auch nicht mit Spock - entscheidend ist: höchstwahrscheinlich weniger als der Originalton dieses Films - und genau das ist es, was die ganzen Trekkies ja alle befürchtet haben. Now they got it. Es reicht um zu verschrecken, selbst wenn Niesner nen superben Job macht. Manch einer wird das Original aus Trotz dann gar nicht mehr sehen wollen und das ist das Schlimmste, was eine Synchro überhaupt verbrechen kann.
Einer hört den Unterschied zu Weicker, dem nächsten ist die Stimme an sich zu "kindlich"/hoch, ein weiterer hört Frodo, ein anderer trauert Fehlow nach, manche erinnern sich vielleicht zumindest an den Trailer mit Fehlow, die nächsten kennen Quinto anders etc.pp. Da kommt überdurchschnittlich viel zusammen. Allein deswegen, weil Niesners Stimme eine ungeeignete Markanz hat, auch wenn er vom Typ her vielleicht gut als Vulkanier passt.
Das alte Problem: Es geht eben nicht nur darum, wie gut ein Synchronsprecher seine Rolle spielt.
Ich geb's ja zu: Is' schwierig....man muss sich gleichzeitig am Originalton orientieren und dann nochmal auf ne Weise an unseren alten Synchros, wie sich das Original an der Originalserie orientiert. Praktisch doppelte Arbeit, aber sie hat halt gemacht zu werden.
Simon Pegg mit Simon Jäger. Herrgott! Noch schlimmer. Blanke Karikatur-Besetzung. Jäger hat als einer von ganz, ganz wenigen allerdings das Talent selbst abartigste Überpräsenz und "Neben-der-Spur-Besetzung" buchstäblich noch unter den Tisch zu spielen. Rechtfertigt gar nix, könnte aber reichen. Bin mal gespannt.
Bei Eric Bana hingegen behält man Kontinuität bei, obwohl er unter der Maske kaum noch zu erkennen ist. Löblich, aber im Kontrast zu den oben besagten Besetzungen eine undurchschaubare Logik.
Verstehe wer will.
Zum Glück hat man für Bruce Greenwood wenigstens nicht noch Tom Vogt besetzt und Norbert Gescher ist vielleicht auch eine ganz gute Entscheidung - da man m.E. nicht so krass drauf achten muss, dass der alte Spock möglichst klingt, wie die Stimme des jungen in älterer Version, hätte ich den auch gleichermaßen befürwortet, wenn Fehlow Quinto gesprochen hätte.
Nimoy hat genügend Präsenz jenseits von Gut und Böse. Sowas spielt da überhaupt keine Rolle mehr, läuft unter Ferner liefen, ob Niesner nun typähnlich wie Gescher klingt oder nicht. Das ist wirklich Krümelkackerei - fatale Übergewichtung von Details. Sollte Niesner aufgrunddessen besetzt worden sein, wäre das traurig.
Da leitet man praktisch eine Besetzung geradezu zwanghaft auf noch dazu inhaltlich unnötige Art und Weise von einer Halb(!)-Kontinuität ab. Ist sowas kreative Entscheidungsfindung? Grenzt eher an Fernsteuerung ohne irgendeinen subjektiven Einfluss, sollte es so gewesen sein.
Und klar: Nico Sablik hat's verdient...! Interessante Besetzung, auch aufgrund seines Alters.
Trotzdem ein wenig schade das Gesamtbild.