Für Gilbert R. Hill in "Beverly Hills Cop II" wurde er im selben Jahr allerdings schon nicht mehr besetzt. Das kann allerdings auch mit der Regie zu tun gehabt haben (Judge Reinhold hat hier ja auch Meister statt Paulsen). Aus dem Zeitraum 1984/85 sind mir jedenfalls noch relativ viele Rollen bekannt, weshalb mir sein Ausstieg so komisch vorkommt.
Jetzt habe ich erstmals diesen Thread durchgelesen und finde das sehr spannend! Ein paar Informationen kann ich vielleicht beisteuern (falls das noch aktuell ist):
* Horst Schön: mit ihm hatte ich 2001 kurz Briefkontakt. Da lebte er in Spanien und schrieb, dass er ausser Leslie Nielsen nichts mehr machen würde und den auch nur, solange man ihn für die Reise bezahle. Er genieße sein Leben, das schauspielerisch ja auch aus mehr als "nur" Synchronarbeit bestand.
* Margot Leonard: sie lebte ohnehin auch schon zumeist in Italien und nachdem ihr Mann in den Ruhestand ging, ist sie auch kürzer getreten. Durch eine schwere Erkrankung ihres Mannes war sie über viele Jahre privat mehr als überlastet. Nur George Tabori und Michael Verhoeven konnten sie in den späten 80ern für "Mutters Courage" (Pauline Collins) nochmal reaktivieren. Der stimmliche Unterschied zu 1980/81 ist gewaltig!
* Marion Degler: auch sie hat sich, mittlerweile in ihren 80ern, trotz guter Gesundheit vom Geschäft zurückgezogen. Einer österreichischen Zeitung gegenüber erwähnte sie allerdings, dass man Sophia Loren schon vorher umbesetzt hätte und zudem tue sie sich das in ihrem Alter nicht mehr an, unter dermaßen schlechten Bedingungen zu arbeiten.
* Friedrich Joloff: angeblich hat er sich mit seinen zig Fernsehrollen ein nettes Sümmchen verdient und auch seine Synchronarbeit dürfte gut bezahlt gewesen sein. Zumindest in einem alten Zeitungsartikel von 1981 war davon die Rede, da lebte er in Italien und genoß das Leben.
Ein klassisches Beispiel für frühen "Ruhestand": Rolf Ludwig. Während der Synchronisation des ersten Olsenbande-Filmes kam es zu einem gewaltigen Krach im Studio (laut Erhard Köster, weil Ludwig das "Binden des Schlipses" noch ein wenig mehr in die Sprache "einbringen" sollte - Hella Graf war offensichtlich eine perfektionistische Regisseurin, aber auch Ludwigs Alkoholismus, den er später selbst sehr kritisch besprach, dürfte eine Rolle bei diesem Ausbruch gespielt haben), nachdem er sämtliche weitere Tätigkeit für das DEFA-Synchronstudio aufkündigte. Hörspielrollen sprach er noch haufenweise (und grandios!), Filmrollen spielte er nach wie vor, aber diesem Grundsatz blieb er treu - leider!!!, denn er zählte zuvor zu den regelmäßigsten Besuchern unter den wirklichen DDR-Stars und war in jeder Rolle großartig. Nur Dagmar Nawroth schaffte das Kunststück, ihn für eine Folge von "Dick Turpin" ein einziges Mal mit seinem Grundsatz brechen zu lassen.
Zitat von Gast im Beitrag #2Horst Niendorf hat sich auch schon so um die 5 Jahre vor seinem Tod im Jahre 1999 zurückgezogen, so weit ich weiß. War damals an sich auch "nur" knapp über die 65.
In seinem Fall dürfte es 8/9 Jahre gewesen sein, da er 1999 starb und in der Synchronkartei keine Rolle nach 1990 verzeichnet ist. Außerdem finde ich es bei der "nackten Kanone"-Trilogie auffällig, dass er George Kennedy nur im (1989 in die deutschen Kinos gekommenen) ersten Teil sprach. Oder wüsste jemand eine Synchronrolle von ihm, die definitiv aus der Zeit nach 1990 stammt?
Kann denn die Möglichkeit ausgeschlossen werden, dass diese Synchro mehrere Jahre auf Eis lag? Denn schon in den Jahren vor 1990 war Niendorf bei Hackman eigentlich schon von Neugebauer, Sonnenschein und Nordhausen abgelöst worden.
Eine andere Synchronrolle fällt mir grad noch ein: Ugo Tognazzi in der Neusynchro von "La Califfa" (1970). Keine Ahnung von wann die Synchro ist, der Besetzung nach muss es aber erst nach der Wende gewesen sein.
Ich vermute, dass er kaum noch besetzt wurde, weil nur wenige Regisseure und Caster sich bewusst waren, dass er noch zur Verfügung stand. Ist man einmal aus dem Geschäft raus, kommt man nur schwer wieder rein - Augustinski ist ein unerfreuliches Beispiel der Gegenwart. Der ost-berliner Kult-Komiker Gert E. Schäfer galt zeitweise sogar so gründlich als verstorben, dass er nicht einmal für die Nachsynchronisation von "Das Kleid" ins Studio geholt wurde, obwohl ansonsten ALLE noch lebenden Darsteller sich selbst synchronisierten (Schäfer überlebte dieses Gerücht noch um einige Jahre und trat sogar noch in "Praxis Bülowbogen" auf).
Entweder in einem Nachruf auf ihn oder in einem Artikel anlässlich seiner (letzten?) Serienhauptrolle in "Herz und Schnauze" meine ich gelesen zu haben, dass er in den 90ern einige Zeit in Spanien gelebt haben soll. Keine Ahnung, ob das stimmt, aber es würde eine Synchronstudio-Abstinenz in der noch ungexxxten-Zeit erklären.
Zitat von Aristeides im Beitrag #85Entweder in einem Nachruf auf ihn oder in einem Artikel anlässlich seiner (letzten?) Serienhauptrolle in "Herz und Schnauze" meine ich gelesen zu haben, dass er in den 90ern einige Zeit in Spanien gelebt haben soll. Keine Ahnung, ob das stimmt, aber es würde eine Synchronstudio-Abstinenz in der noch ungexxxten-Zeit erklären.
Daran hatte ich auch gedacht. Da bei Imdb abgesehen von einem Gastauftritt in einer Serie auch keine Tätigkeit als Schauspieler nach 1991 aufgelistet wurde, könnte es sein, dass er ausgesorgt hatte. Trotzdem würde mich bei seinem Einsatz für Gene Hackman interessieren, ob die Synchro nicht eventuell schon viele Jahre zuvor entstanden sein könnte. Oder sind dort z. B. Sprecher zu hören, die bis zum Mauerfall nur in der DDR gearbeitet haben?
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #84Ich vermute, dass er kaum noch besetzt wurde, weil nur wenige Regisseure und Caster sich bewusst waren, dass er noch zur Verfügung stand. Ist man einmal aus dem Geschäft raus, kommt man nur schwer wieder rein - Augustinski ist ein unerfreuliches Beispiel der Gegenwart.
Könnte Andreas Mannkopff ein weiteres Beispiel dafür sein? Bei ihm hatte ich nämlich vor einigen Jahren auch mal gedacht, er hätte sich völlig zurückgezogen.
Die Schauspielerei, egal in welchem Sektor, ist ein vergänglicheres Gewerbe als die meisten anderen... Und heutzutage, wo durch zig Fernsehprogramme, Kino und Dvd-Veröffentlichungen der Output vielfach höher ist als noch vor vergleichsweise kurzer Zeit, wird man wohl schneller durchs Gitter fallen. Und nicht nur viel schneller arbeiten müssen. Manches ist vielleicht auch ein Generationenproblem. Viele in der Branche, etwa Marion Degler, können und wollen ( bzw konnten und wollten) die veränderten Arbeitsbedingungen nicht akzeptieren. Wobei hier oft weniger der finanzielle Aspekt eine Rolle spielt. Am Arbeitsplatz Kollegen zu treffen, zu plaudern, Erinnerungen austauschen, klatschen und tratschen, sich auf die Arbeit vorbereiten, sich im Duett oder in kleineren Grüppchen die Rollen erarbeiten, proben-das läuft heute anders ab. Hörte da schon von der "Einsamkeit und Leere im Studio, die die Entfaltungsmöglichkeit hemmt, da man schliesslich Partner zum Spielen braucht!" Ältere Generationen, die das oft jahrzehntelang anders gekannt haben (dazu zählt auch Andreas Mannkopff, der zumindest Mitte der 60er schon aktiv war), tun sich da sicher viel schwerer als all jene, die wesentlich später geboren wurden. Für viele jüngere Top-Sprecher ist das X-en normal, sie verstehen sich darauf. Früher war es eher Ausnahme. Menschen wie Niendorf, Mannkopff, Degler, uva, die nebenher auch ausgesprochen aktiv in anderen Bereichen waren, wo man ja auch das Zusammenspiel intensiv erlebt, sind wohl etwas sensibler als jene, die ausserhalb des Synchronstudios kaum etwas machen. Wobei es natürlich in den Synchronstudios auch heute kollegiale, nette Kontakte gibt und sich die Leute kennen. Teils hat das schnellere Arbeiten wohl auch mit der veränderten Technik zu tun, das hat auch Vorteile. Tilly Lauenstein war ja bis zuletzt aktiv und nahm auch die neuen Techniken recht locker, dennoch erwähnte sie einmal, dass man früher an einem 80 Minuten-Film dreimal so lang arbeitete als am Mammut-Film "Titanic" und dass der Unterschied nicht nur mit modernerer Technik zu tun habe. Das Beobachten der Kollegen, das Bewundern auch des Nachwuchses wäre oft so schwer geworden und wenn sie in einem ge-x-ten Film höre, wie wunderbar trotzdem manche der jungen Leute sprechen, erwecke das schon eine kleine bittere Note-denn um wieviel noch besser wäre wohl das richtige Zusammenspiel gewesen?
PS.: abgesehen davon kann ja jemand auch ganz einfach nur in Pension gehen wollen. Auch Schauspieler sind nur Menschen, und obwohl man hier im Alter vergleichsweise viiiiiiel mehr arbeiten kann als in anderen Branchen, so mag jemand eben auch einfach mal nicht mehr. Wenn man dann aber nicht Superstar XYZ ist, geht's halt rasch mit vergessen...
Zitat von berti im Beitrag #1Ekkehardt hat neulich erwähnt, dass Alexander Allerson sich bester Gesundheit erfreue, aber kein Interesse mehr an der Synchronarbeit hätte.
Liegt Allersons Ausstieg eigentlich schon länger als 15 Jahre zurück? Da er kaum größere Rollen gesprochen hat, fehlt mir bei ihm der Überblick.