Besonders witzig ist "Notlandung auf Galileo 7" natürlich als Titel nicht - und auch völlig charmlos. Viele absurde Titel drückten ja doch etwas aus oder wurden in Zusammenhang mit gewissen Schauspielern zur Marke.
Mein Sonderpreis wäre einer für die Dämlichkeit sämtlicher Beteiligter, die offenbar die Episode bearbeiteten, umsetzten und das ein Redakteur ja auch noch begutachtete.
Daß eine Raumfähre Namens "Galileo 7" auf sich selbst notlandet, ist grotesk. Da man dauernd die Aufschrift sieht und die Bezeichnung hört, wird einem auch dauernd bewußt, wie idiotisch der Titel ist. Er impliziert schließlich, daß Galileo 7 ein Planet sei. Dieser wiederum heißt aber ganz anders.
Ähnlich dumm ist die Vorangehensweise bei "Der 4 1/2 Billionen Dollar Vertrag". Den Originaltitel könnte man perfekt mit "Der Holcroft-Vertrag" übersetzen. Aber der deutsche Titel wäre ok, wenn die Summe stimmen würde. In Buch und Film gibt es tatsächlich "four and a half billion dollars" - nur leider haben weder die für die Synchronisation verantwortlichen, noch die Schauspieler bei der Arbeit registriert, daß es sich um 4,5 MILLIARDEN Dollar handelt, da Billion im Englischen für Milliarde steht.
Durch diese Verfielfachung des Geldbetrages entsteht in der deutschen Fassung sogar ein dermaßen fortschreitender absurder Subtext, daß man dauernd den Kopf schütteln muß. Woher nahm eine Nazi-Gruppe so viel Geld zum Horten für die Wiedergutmachung in späteren Jahren? Würde es nicht den weltweiten Finanzmarkt heftig irritieren, wenn 4, 5 BILLIONEN Dollar plötzlich in Umlauf kämen?
Da hab ich andernorts schon gewettert, aber es paßte gerade hier rein. In beiden Fällen geht vom Titel eine Absurdität quer durch die deutsche Fassung, deren Urheber für soviel Unsinn ausgezeichnet werden sollten.
Auch wenn es schon kritisiert wurde: Persönlich finde ich den "Untertitel" "Ein streng geheimes Leben" eine gelungene Ergänzung zu "The Imitation Game", dessen wörtliche Übersetzung für das deutsche Publikum nichts bringen würde. Auf "The Imitation Game" zu verzichten wäre wohl vom Marketing zu viel verlangt.
Völlige Zustimmung. Ich bin kein Fan von beibehaltenen englischen Titeln; genauso wenig sollten die Titel 1:1 überrsetzt werden. Bei "Imitation Game" wäre der deutsche Untertitel völlig ausreichend und treffend gewesen. Ich verneige mich ausdrücklich vor den Redaktionen bei ARD und ZDF, die es sich noch immer zur Aufgabe machen, Filmen mit ausschließlich englischen Titeln treffende deutsche Titel zu verleihen, wie z.B. "Catch me if you can" --> "Mein Leben auf der Flucht". Wer auf Original-Übersetzungen besteht, lässt auch wo anders keine Kreativität zu, so gut sie sein mag. So wäre in "Die linke und rechte Hand des Teufels" aus den beiden Hauptfiguren nie "Der Kleine und der müde Joe" geworden...
Purismus ist bei der Lokalisation von Kunstwerken nie empfehlenswert. Dies betrifft die Dialoge, die Sprecher und eben auch die Titel. Aufgrund der unterschiedlichen Traditionen des Marketings gibt es eben auch bestimmte Titelschablonen, derer man sich bedienen kann, und zwar mit voller Absicht und nicht aus Inkompetenz heraus, wie gerne unterstellt wird. Man sollte dabei nie vergessen, dass seriöse Titel oft gar nicht erwünscht sind. Beibehaltung von englischen Titeln geschieht dabei übrigens eher selten aus Originalverbundenheit. Vielmehr setzen die Titelschmiede darauf, dass der deutsche Konsument gerade NICHT versteht, was der Titel auf deutsch bedeutet. Selbst Leute, die des Englischen mächtig sind, übersetzen nicht automatisch jeden Titel - ein Großteil könnte es aber tatsächlich nicht. Manchmal kommen dabei Titel zustande, die weder Film noch Zielgruppe gerecht werden, das stimmt. Dass dabei aber immer mangelnde Englischkenntnisse unterstellt werden, ist arrogantes Puristengehabe.
Manchmal geschehen auch Fehler, ja. Dennoch kann ich die wiederholte Nennung von "Notlandung auf Galileo 7" als "besonders krasses" Beipsiel selbst als Trekkie null nachvollziehen.
Zitat von fortinbras im Beitrag #261Da man dauernd die Aufschrift sieht und die Bezeichnung hört, wird einem auch dauernd bewußt, wie idiotisch der Titel ist. Er impliziert schließlich, daß Galileo 7 ein Planet sei. Dieser wiederum heißt aber ganz anders.
Erstmal steht auf der Raumfähre nur "Galileo". Zweitens habe ich das zum ersten Mal bewusst gelesen, als ich mich Ende der 80er intensiv mit ST zu beschäftigen begann. Da gibt es weitaus schlimmere Fälle, wie "Gefangen in einem temporären Fragment". Hier wird nicht das techno babble zum Programm; der Titel beweist auch die Unfähigkeit des Autors bzw. Redakteurs die unterschiedliche Bedeutung der Adjektive temporär und temporal zu erkennen.
Gerade bei Titeln von Serienfolgen muss man wissen, dass Titel in den USA in vielen Serien nicht eingeblendet werden. Sie stehen auch nicht in den Programmzeitschriften. Dort ist zu lesen "All New Episode", damit man weiß, dass der Rerun zu Ende ist - das wars. Nicht eingeblendete Titel entstehen unter der Prämisse einer maximalen Freiheit der Produzenten ohne jegliche Rücksichtnahme auf eine mögliche Wirkung beim Publikum. Hierzulande geht es hingegen NUR um die Wirkung beim Zuschauer. Das hierbei nur in Ausnahmefällen wörtlichen Übersetzungen zu Stande kommen, sollte klar sein.
Vielleicht sollt man mal ein paar gelungene Beispiele für deutsche Titel erwähnen, anstatt immer nur zu meckern:
- "Allein gegen die Mafia" (im Original "Die Krake" - wäre als Titel vermutlich zu lyrisch gewesen) - "Fluch der Karibik" (kurz, prägnant und viel passender als der dokuhafte "Piraten der Karibik") - "Spiel mir das Lied vom Tod" (toller Titel der sogar denen was sagt, die nur die Musik kennen) - "Tödliche Weihnachten" (griffig, reißerisch und voller Action, gerade der an sich völlig unwichtige Bezug auf Weihnachten macht den Titel erst trashy...) - "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" (in seiner Reißerhaftigkeit pefekt zum Genre passend (enthält die obligatorische "Farbe") und rückt geradezu prophetisch das Giallo-Symbol schlechthin in den Mittelpunkt. Dass die "Handschuhe" nur am Rande mit der Handlung zu tun haben, tut genauso wenig zur Sache, wie die Nebensächlichkeit des "Vogels mit den Kristallfedern" im Originaltitel.) - "Mord auf Seite Eins" (wer versteht ernsthaft was "State of Play" mit der Handlung zu tun hat? Der deutsche Titel nennt geschickt das Mileu der Hauptfiguren (Zeitung) und bleibt im Gedächtnis)
Zitat von Slartibartfast im Beitrag #263Vielleicht sollt man mal ein paar gelungene Beispiele für deutsche Titel erwähnen, anstatt immer nur zu meckern
Dieser Spielfilm ist ein ziemlich missratener Zusammenschnitt aus den UFO-Episoden "Die Siamkatze" (The Cat with Ten Lives), "Die fremde Kraft" (The Psychobombs) und "Die Zeitfalle" (Timelash) sowie diversen Szenen aus weiteren Folgen. Der blödsinnige deutsche Verleihtitel steigert das Ganze sogar noch, da 80.000 Meilen (= ca. 128.000 km) gerade mal etwa ein Drittel der durchschnittlichen Entfernung von der Erde zur in der Serie bzw. dem obigen Spielfilm vorhandenen Mondbasis sind bzw. in dieser Entfernung von Mutter Erde außer einigen Weltraummolekülen auch nix zu finden ist. Und die Ufos hatten bei ihren Flügen deutlich längere Strecken als 80.000 Meilen zurückgelegt...
Betreffend "Notlandung auf Galileo 7" - mir ist diese Unstimmigkeit bereits beim Erstkontakt aufgefallen, als ich neun Jahre alt war und das hat sehr an meinem kindlichen Verständnis für Logik gekratzt.
Dein schulmeisternder Vortrag zu den Freiheiten bei der deutschen Titelwahl schießt meiner Meinung nach weit über's Ziel hinaus, weil du hier Dinge kritisierst, die in diesem Thread nicht wirklich angekreidet werden. Titel, die ein gewisses Zielpublikum erreichen sollen, eine Eigenmarke geworden sind oder schlichtweg auf andere Art den Kern der Sache treffen, werden hier zwar durchaus angeführt, aber nicht wirlich kritisiert - zudem gibt es für viele davon auch im Thread "Gelungene Titel" ausreichend Lob. Hier geht es primär nur um wirkliche Unsinnigkeiten, für die jeder durchschnittlich begabte Mensch eine im Grunde bessere Alternative finden würde.
Kreativität kann weit über's Ziel hinausgehen und wird dann nur noch albern. Viele Titel, so unsinnig sie sind, machen Spaß, auch weil sie auf alternative Weise die Sache auf den Punkt bringen. Aber oftmals ist es nur albern, unüberlegt und nicht selten auch sehr konservativ und überheblich. Wenn gewisse Titel für das Publikum im Ausland nicht zu subtil waren, warum sollten sie es dann für's deutsche Publikum sein? Ist das dümmer als der Rest der Welt?
Nein, dahinter verbirgt sich keine "italienische Schlachtplatte" (wie es anderswo ausgedrückt wurde), sondern ein zahmer englischer Psychothriller, der unter dem originalgetreuen Titel "Diagnose: Mord" auch im DDR-Fernsehen ausgestrahlt wurde (sprich: absolut nicht blutrünstig). Hier sollte ein ganz falsches Publikum angelockt werden, dass entsprechend wohl auch sauer reagierte, als es statt blutdürstenden Kannibalen einen Psychiater vorgesetzt bekam, der die Polizei austricksen will.
Bingo!!! Der Titel ist absurd und erweckt vollkommen falsche Assoziationen. Eine Leiche wird durchaus aus dem See gefischt, aber verstümmelt ist die nicht...
"Diagnose: Mord" ist jedenfalls der deutlich bessere und passendere Titel (auch wenn nicht Dick Van Dyke mit von der Partie ist).
Zitat von Slartibartfast im Beitrag #263Ich verneige mich ausdrücklich vor den Redaktionen bei ARD und ZDF, die es sich noch immer zur Aufgabe machen, Filmen mit ausschließlich englischen Titeln treffende deutsche Titel zu verleihen, wie z.B. "Catch me if you can" --> "Mein Leben auf der Flucht".
Was aber mit dem Blick auf die Quote allerdings ein Schuss ins Knie ist. Wenn der Zuschauer beim Blick in das Tagesprogramm auf den Titel "Mein Leben auf der Flucht" fällt, denkt er wahrscheinlich eher an den typischen deutschen TV-Film, als an den Spielberg-Film "Catch me if you can".