Vielleicht habe ich da den falschen Begriff gewählt. Sorry.
Ich finde, dass es hin und wieder durchaus gelungen ist, den Titel im Deutschen noch etwas "aufzubessern", wenn man das so sagen kann. Spontan fällt mir da z. B. "The Haunting" ein. Der deutsche Titel "Bis das Blut gefriert" klingt in jedem Fall besser, als die mögliche plumpe Übersetzung "Der Spuk". Zumal das deutsche Wort Spuk was den Klang angeht weit hinter dem englischen haunting zurücksteht. Den deutschen Titel des Buches, nämlich "Spuk in Hill House" finde ich hingegen recht gut.
Beim Thread über vom Original abweichende englische Titel versuche ich, mich auf englischsprachige Produktionen zu beschränken, da man den "falschen" Titel in diesem Fall wirklich für den "originalen" halten könnte. Daher nenne ich ein Beispiel lieber hier: Bei dem schwedischen Polizeithriller "Noll tolerans" hätte nichts dagegen gesprochen, ihn "Null Toleranz" zu nennen. Stattdessen entschied man sich dagegen für "Zero Tolerance - Zeugen in Angst".
Naja, man muss halt alles deutsch spannender machen oder in Hinblick auf irgendwas umtiteln, das gerade "in" ist und dann daran erinnern, "anlehnen". Concorde hat jetzt den langgesuchten Kriegsfilmklassiker "Stahlgewitter am Montecassino" mit Robert Mitchum und Burgess Meredith veröffentlicht. Dem hat man jetzt auch ganz gross den OT verpasst "G. I. Joe", der ursprüngliche Kinotitel ist nur als Untertitel klein vermerkt. Und das Cover ist auch sehr auf modern getrimmt. Ähnlich bescheuert, aber diesmal im Lande bleibend, der witzige Film "Inspektor Bloomfields erster Fall-Ich spreng euch alle in die Luft" mit Götz George, Eddie Arendt, Herbert Fux und GGH (!), heisst auf Dvd "Der Superbulle" und zeigt ein peinliches Cover, in das man Georges 80er-Schimanskigesicht in ein Artwork integriert hat, das an stupide Actionfilme a la Stallone und Co. erinnert.
Weiß eigentlich jemand, warum die entzückende Komödie "The Million Pound Note" zu deutsch "Sein größter Bluff" heisst???
Um wessen Bluff handelt es sich? Um Gregory Pecks? Nöööö-der blufft nicht. Der hat ja die ominöse Banknote! Die Bankleute? Dann müsste es "Ihr größter Bluff" heissen, denn mindestens zwei sind daran beteiligt. Wobei sich auch hier die Frage stellt, wo der Bluff sein soll, denn die geben ja für ein Experiment besagte Note weiter, die echt ist. Ist "sein größter Bluff" der, dass gegen Ende des Filmes die Note mal schnell verschwindet und Gregory Peck versucht, das kurzfristig zu vertuschen??? Trotzdem wäre das reichlich wenig für einen so allumfassenden Titel.
Der letzte Film von Gary Cooper heisst im Original "The Naked Edge". Das wortwörtlich zu übersetzen ist natürlich schwer, aber Titel wie "Bis zum Äussersten", "Am Rande des Abgrundes", "Schatten der Zweifel" oder "Dunkle Schatten", blablabla, alles wäre passender gewesen.
"Ein Mann geht seinen Weg" hört sich nach einem Western an, in dem Gary Cooper rechtschaffen als Held eben seinen Weg geht und tut, was er immer tut. Ein wesentliches Element des Filmes aber ist, daß Deborah Kerr als seine Ehefrau nach und nach den Verdacht hat, er sei eben NICHT seinen Weg gegangen. Cooper ist in diesem Film relativ passiv, stellenweise mysteriös und ungewöhnlich undurchsichtig.
Vielleicht wollte man dem zum Filmstart bereits verstorbenen Star eine Art "Titeldenkmal" setzen.
Der von Harry Alan Towers produzierte Film "Code 7, Victim 5" bzw. "Victim Five" erhielt den merkwürdigen deutschen Titel "Die Verdammten der blauen Berge", der eher an einen Western denken lässt, nicht jedoch an einen Film, der in der (damaligen) Gegenwart spielt. Zusätzlich ist im Dialog nirgends von "blauen Bergen" die Rede. Dies wäre auch sehr merkwürdig, da Südafrika Ort der Filmhandlung ist. Laut Wikipedia werden verschiedene Gebirge als "blaue Berge" bezeichnet, aber keines davon befndet sich in diesem Land. http://de.wikipedia.org/wiki/Blaue_Berge
Nu sei mal nicht so streng. Erstens war Wikipedia 1965 nur einer Minderheit bekannt, zweitens waren die Farben gelb und rot in Barkers Berge-Trilogie schon vergeben. "Der Verdammte der lilanen Berge" hätte da ja noch kuriosere Assoziationen geweckt. (Aber es stimmt schon, bevor ich den Film kannte, dachte ich auch, es sei en Western).
Ach sieh an. Und ich dachte, es hätte sich um einen anspruchsvollen Coming-of-Age-Film im Stile von DER FRÜHSTÜCKS-CLUB oder DIE LÜMMEL VON DER ERSTEN BANK gehandelt.
Zitat von John Connor im Beitrag #232Nu sei mal nicht so streng. Erstens war Wikipedia 1965 nur einer Minderheit bekannt, zweitens waren die Farben gelb und rot in Barkers Berge-Trilogie schon vergeben. "Der Verdammte der lilanen Berge" hätte da ja noch kuriosere Assoziationen geweckt.
Die Nennung von "Bergen" im Titel war allerdings generell unnötig, da lediglich das Finale auf einem Berg, der Rest des Films jedoch eher in niedrigeren Landschaften spielt.
Du denkst zu logisch und zu pragmatisch, in der Kunst zählen doch primär Assoziationen. Wie du siehst hätte der existierende Titel damals sowohl Western-Fans wie mich als auch Teenieploitation-Fans wie Tobias angelockt.
Ich wollte selbst schon lange "Die Verdammten der blauen Berge" als Beispiel für diesen Thread bringen, ich bin aber nicht dazu gekommen und hatte es inzwischen fast schon vergessen. Nachdem Berti jetzt den selben Einfall wie ich gehabt hat, brauche ich jetzt nur noch zu antworten. Bei diesem Titel habe ich persönlich wie berti einen Western erwartet und war dann sehr verwundert, stattdessen einen Krimi zu sehen, der in der Entstehungszeit spielt. @John Connor, wenn es wirklich so ist dass in erster Linie Assoziationen zählen, möchte ich keine Filmtitel, die wie dieser in mir falsche Erwartungen wecken. Außerdem finde ich diesen Titel zu reißerisch für diesen Film, der meiner Wahrnehmung nach streckenweise wie eine leichte Krimikomödie wirkt. Ich finde es schade und ziemlich ärgerlich, wenn ein Filmtitel zu einem reinen Lockmittel fürs Kino verkommt, ohne oder mit wenig Bezug zum dazugehörigen Film.
Die 1965er-Verfilmung von Agatha Christies "Zehn kleine Negerlein" erhielt den merkwürdigen Titel "Geheimnis im blauen Schloss". Das Hotel, in dem sich die zehn Protagonisten befinden, könnte man als "Schloss" sehen, auch wenn es nicht explizit als solches bezeichnet wird. Aber dass es "blau" sein soll, kann man sich nicht so recht vorstellen. Ein "blaues Schloss" lässt einen eher an ein Märchen als an eine Kriminalgeschichte denken. Auch wenn der damalige deutsche Romantitel "Das letzte Weekend/Wochenende" bereits an die erste Verfilmung vergeben worden war, hätte man sicher einen besseren finden können ("Ein Unbekannter rechnet ab" für die nächste Kinoversion war eine deutlich bessere Wahl).
Zitat von berti im Beitrag #237Die 1965er-Verfilmung von Agatha Christies "Zehn kleine Negerlein" erhielt den merkwürdigen Titel "Geheimnis im blauen Schloss". Das Hotel, in dem sich die zehn Protagonisten befinden, könnte man als "Schloss" bezeichnen, auch wenn es nicht explizit als solches bezeichnet wird. Aber dass es "blau" sein soll, kann man sich nicht so recht vorstellen. Ein "blaues Schloss" lässt einen eher an ein Märchen als an eine Kriminalgeschichte denken. Auch wenn der damalige deutsche Romantitel "Das letzte Weekend/Wochenende" bereits an die erste Verfilmung vergeben worden war, hätte man sicher einen besseren finden können ("Ein Unbekannter rechnet ab" für die nächste Kinoversion war eine deutlich bessere Wahl).
Muß dir einerseits zustimmen, daß der deutsche Filmtitel in Bezug auf das Original (Film und Buch) eigenartig ist, aber mit "Märchen" dürfte das wohl damals keiner assoziiert haben. Weil das ist doch ganz klassischer Krimititel-Standard der 60er-Jahre: Das Geheimnis der gelben Narzissen, ...der gelben Mönche, Der Fluch der grünen Augen, Das Rätsel der roten Orchidee, Das Geheimnis der weissen Nonne, etc. Aber ein blaues Schloß gibt's dennoch nicht. So wie übrigens im "Fluch der grünen Augen" nie klar wird, warum der Film so heisst. Aber im Kontext der Zeit betrachtet, ergibt das alles doch wieder einen gewissen Sinn.
Natürlich gab es in den Titel der damaligen Krimis öfter Farbbezüge. Aber bei einer Nonnentracht wäre "weiß", "rot" bei einer Orchidee oder "gelb" bei einer Narzisse noch einigermaßen erklärbar. Ein "blaues Schloss" dagegen kann man sich nicht so recht vorstellen, es sei denn, es würde z. B. einem Zauberer in einem Märchen gehören. Oder würde jemand sonst auf die Idee kommen, ein ganzes Schloss in dieser Farbe anzustreichen?
Immerhin, bei den anderen gab es schon eine gewisse Logik. Ich wollte ja auch nur sagen, daß der Titel aber zumindest dem damaligen Trend entsprach.
Da übrigens Burgenkunde ein weiteres Steckenpferd von mir ist und ich gerne eine Ruine besitzen würde, ein kleiner Klugscheißer-Abstecher:
auch wenn sie nicht so aussahen, hatten viele Herrschaftssitze regionale Eigennamen (Vulgo-Namen), wie "Schwarzes Schloß" oder andere Farben. Das konnte unterschiedliche Ursachen haben. Zudem könnte man anführen, daß es zur Barockzeit durchaus blaufarbene Schlößer und Kirchtürme gab (Stift Dürnstein z. Bsp), das war mal eine Modefarbe. Und die Location im Film könnte - theoretisch - alt genug dafür sein.
Übrigens: im echten Zillertal, wo das spielen soll, gibt's gar kein Schloß...