Manfred Schmidt würde man nicht unbedingt in einer Tuntenrolle erwarten - und man kann ihn in "Die korsischen Brüder/Blutrache" auch schnell verpassen, aber die wenigen Sätze, die er als Friseur hat, sind so heftig geschwuchtelt, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass es im englischen Original auch so gewesen sein soll.
Zitat von Markus im Beitrag #173Keine Synchro, sondern Hörspiel: Wer Peter Pasetti mal etwas anders temperiert erleben will, kann ihn in "Asterix und der Kupferkessel" als tuntigen Theaterregisseur hören.
Und seltsamerweise auch Horst Naumann als aufrechter Kontrolleur in "Asterix bei den Schweizern", obwohl das weder Rolle noch Zeichnungen nahe legen.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #182Und seltsamerweise auch Horst Naumann als aufrechter Kontrolleur in "Asterix bei den Schweizern", obwohl das weder Rolle noch Zeichnungen nahe legen.
Vielleicht meinte Naumann (oder die Regie) die Figur so interpretieren zu müssen, damit sie nicht zu langweilig wirke? Aber in dieser Reihe wurden ja einige Rollen etwas merkwürdig interpretiert, man denke nur an Eric Vaessen, der als Miraculix oft wie ein zahnloser Tattergreis klang, oder der peinlich "sächselnde" Cäsar in den späteren Folgen ...
Ich denke, dass dies eher eine Idee der Regisseurin war. Vielleicht hatte sie Naumann vorgesehen (den sie ja bei den Wallace-Hörspielen exponiert einsetzte) und ihn dann stimmlich doch zu hart gefunden für eine eher sympathische Figur?
Vielleicht. Aber auch stimmlich naheliegende Besetzungen wie Eric Vaessen oder Hans Clarin chargieren in dieser Reihe stark, obwohl sie dadurch nicht unbedingt "passender" klingen.
Zitat von berti im Beitrag #144Dieter Ranspach für Jonathan Cecil als Arthur-Hastings-Karikatur in den drei TV-Poirots mit Peter Ustinov von 1985/86 ging teilweise auch in diese Richtung.
Ebenfalls etwas tuntig klang Ranspach für Ronald Fraser in "Der Rosarote Panther wird gejagt".
Wilfried Herbst durfte sich in einer (auf DVD vorliegenden) Inszenierung des Stücks "Durchreise - Die Geschichte einer Firma" sowohl akustisch als auch mimisch und körpersprachlich von seiner tuntigsten Seite zeigen.
mrmisery
(
gelöscht
)
Beiträge:
16.11.2017 20:30
#189 RE: Synchronsprecher am Limit: "Tuntige" Rollen
Zitat von Markus im Beitrag #43In "Banana Joe" sprach Gunter Philipp einen offensichtlich tüddeligen Schneider. Lag aber hier ausnahmsweise nicht am Synchronregisseur. Er synchronisierte sich nämlich selbst in dieser Rolle.
Daran musste ich bei diesem Thread hier auch sofort denken. Es gibt in den Spencer/Hill-Filmen einiges an legendären Sprüchen, aber Philipps "Müückenleder, der Renner der Saisson! Das flutscht, flockig, hauchig, griffig. Wenn ich mir vorstelle, ein strammer Bengel wie Du und Mücke am Bein... da wird mir so heiß, da bügl' ich glatt mit der Handfläche!" und Buddys trockenes "Ich lass mich nich' bügl'n" hinterher ist wirklich ein absolutes Highlight
Musste auch an den Film "Little Richard" (Biopic aus dem Jahr 2000) denken. Dort wird der von Leon gespielte Richard mit einer Kritik konfrontiert, die ihn als "Tunte" abwerten will. Statt sich darüber aufzuregen, säuselt er schlagfertig und betont tuntig: "Ich mag vielleicht eine Tunte sein, aber eine REICHE Tunte!" (sinngemäß, hab den Film lange nicht mehr gesehen). Keine Ahnung welcher Synchronsprecher dahintersteckte, aber es war auf jeden Fall eine sehr erinnerungswürdige Szene.
In zwei Folgen aus der Serie "Komische Geschichten mit Georg Thomalla" kann man Synchronsprecher vor der Kamera in tuntig gefärbten Rollen erleben: Harry Wüstenhagen als Heiratsvermittler in "Tommi sucht Anschluss" (allerdings eher im Sinne von "dandyhaft") und Thomas Reiner in "Tommi macht einen Diener", wo er einen Dichter spielt, der erklärt, an Damen kein Interesse zu haben, wobei er eine tuckige Geste macht.
Michael Rüth und Joachim Ansorge schwuchteln im Mehrteiler "Marie-Antoinette" (1975) schon ganz schön herum, aber Klaus Kindler (!) schießt hier absolut den Vogel ab. Gerade in seiner großen Eastwood-Zeit muss das für ihn ein Mordsvergnügen gewesen sein.
Ich greife mal einen Verdacht auf, den Markus vor einigen Jahren geäußert hat: Mir kommt es inzwischen auch so vor, als habe Harald Juhnke in komödiantischen Synchronrollen (und/oder solche, die "blasiert" waren) eine Tendenz gehabt, in einen tuntigen Tonfall zu verfallen.
Zitat von John ConnorWaaaas, war Piggeldy am Ende auch eine Tunte!? So ähnlich sprach ihn Kramer ja.
Auch als Professor Shay in "Die drei ??? und der Phantomsee" klang er ähnlich, allerdings in beiden Fällen "nur" höher bzw. (bei Piggeldy) naiver und infantiler.
Was den Professor angeht, muss ich mein früheres Urteil revidieren, da er teilweise schon reichlich tuntig klingt ("Kommt Kinderlein, zankt euch nicht!"). In der "flammenden Spur" aus derselben Serie hatte er diesen Einschlag auch, besonders bei seiner ersten Szene.
Im aktuellen Mediapaten-Gespräch äußert sich Stefan Krause auch zu "Capote" mit Philip Seymour Hoffman in der Titelrolle. Unlängst habe ich mir den Trailer angehört, er braucht sich nicht vor dem Original zu verstecken. Seine Leistung kommt ihm sehr nahe und ist ihm in Bezug auf Capotes typische, tuntige Sprechweise mAn. durchaus ebenbürtig. Krause musste wegen seiner ohnehin hohen Stimme nicht großartig chargieren, wie es bei Seymour Hoffman der Fall gewesen ist und daher halte ich ihn rollenbezogen für eine ausgezeichnete Besetzung. Den deutschen Synchronpreis hat sich Herr Krause redlich verdient.