Lee hatte ja tatsächlich viele Sprecher und irgendwie verkraftete er das auch. Meine Favoriten werden immer Herbert Weicker und Helmo Kindermann bleiben. Weicker hatte eine ganz andere Stimme, aber er ist ein Paradebeispiel dafür, dass es viel wichtiger ist, den Typ einzufangen. Kindermann klang Lee sehr ähnlich, auch im Sprechstil sind Parallelen da. Eigentlich erstaunlich, dass es nicht zu mehr als drei (bekannten) Einsätzen kam. Klaus Guth als Kindermann-Double war natürlich auch hervorragend, Heinz Petruo passte auch ausgezeichnet. Blumhagen, Glemnitz, Marschall, Hagen, selbst GGH - irgendwie ging das alles.
Die von Salzburgernockerl schon eingebrachte Besetzung von Paul Bürks mutet tatsächlich etwas seltsam an, aber auf skurrile Weise hat sie mir doch gefallen, wie ich unlängst entgegen früherer Meinung feststellte.
Obwohl ich mir das an sich vorstellen konnte, war ich von der Kombination Lee-Naumann etwas enttäuscht.
Bis heute seltsam erscheint mir, dass man gleich zweimal Gerd Martienzen besetzte, zudem noch als Dracula. Ok, Lee hat nur wenig Text und Martienzen zischt ihn auch böse, aber im Original bringt Lee etwas ein in diesen wenigen Sätzen, das Martienzen abgeht: eine gewisse Würde, Haltung, Überlegenheit. Dracula ist hier durchaus eher ein Schreckgespenst, als der Herr der Finsternis, aber mit Martienzen klingt er wie der böse Zauberer aus dem Kasperltheater. Wenn Lee in "Wie schmeckt das Blut von Dracula?" auferstanden ankündigt, den Tod seines Jüngers rächen zu wollen, hat das eine gewisse Magie, die Martienzen fehlt. Da man in Berlin damals gerne Blumhagen besetzte, wäre das hier auch passender gewesen. Martienzens Besetzung ist jetzt keine Katastrophe, die einem die Freude am Film nimmt - aber es geht meilenweit vorbei an der Wirkung, die man mit jemand anderem hätte erzielen können.
Und ein Geständnis muss ich machen: von den Sprechern, die Lee doch öfters ihre Stimme borgten, konnte ich mit Gottfried Kramer nie so richtig warm werden.
Zitat von fortinbras im Beitrag #106Und ein Geständnis muss ich machen: von den Sprechern, die Lee doch öfters ihre Stimme borgten, konnte ich mit Gottfried Kramer nie so richtig warm werden.
Obwohl er und Weicker in eine sehr ähnliche Richtung gingen?
Zitat von c.n.-tonfilm im Beitrag #98Hat jemand was mitbekommen - gibts eigentlich eine einzige Programmänderung auf irgendeinem Sender zu Tode von Christopher Lee?
Letzten Samstag, eine Woche nach Lees Tod, zeigte arte abends die Doku "Christopher Lee - Gentleman des Grauens", eine Co-Produktion von arte und SWR aus dem Jahr 2010 - weswegen der SWR dieselbe Doku am Morgen (!) danach ebenfalls ausstrahlte.
Da hat sich die deutsch-österreichische Fernsehlandschaft nicht gerade mit Ruhm bekleckert - der ORF brachte in seinem Kulturmagazin gestern immerhin noch einen gesonderten Nachruf, aber das war's auch schon.
@ Berti:
Ja, ein wenig in dieselbe Richtung wie Weicker ging Gottfried Kramer schon. Mitunter war mir seine Stimme bei Lee aber zu "reibeisenlastig" und mitunter auch zu grimmig. Selbst dann, wenn Lee grimmige Rollen spielte. Lee spielte sehr oft mit einer gewissen Ironie oder gekonntem, sehr präzisem "Overacting". Weicker brachte das immer vollends zur Entfaltung, Kramer hätte bei Lee mitunter mehr von "K.I.T.T." reinlegen sollen.
Der Francis-Durbridge-Streifen "Paul Temple und der Fall Marquis", in dem Lee mitspielt, wird in den nächsten Monaten auf DVD veröffentlicht. Da er nie in Deutschland lief, wurde eine Erstsynchronisation angefertigt.
Na, das hört sich ja gar nicht so übel an für eine aktuelle Synchronisation!!! Bin schon auf das Gesamtergebnis gespannt, scheinbar klappt es ja doch mit etwas Mühe! Die Sprecher sagen mir aber alle nichts, nur die Stimme des "Chefs" (oder wer das ist mit den weissen Haaren) kommt mir sehr bekannt vor.
Zitat von Moviefreak im Beitrag #115Offensichtlich mit viel Liebe gemacht. Sehr schön!
Dem kann ich mich nur anschließen! Dass man sich bei Dialogübersetzung, Schauspielführung und Tonqualität so stark wie möglich an "klassischen" Synchros/Hörspielen orientiert und sich bemüht, das Fehlen von IT-Bändern so weit wie möglich zu kaschieren, hätte ich bei einer DVD-Synchro nicht unbedingt erwartet.
Aus Anlass seines Todes wurde wieder dieser Fernsehbeitrag von 1983 online gestellt, der damals im Zusammenhang mit der Deutschlandpremiere des "letzten Einhorns" entstand und vor einigen Jahren schonmal auf Youtube zu sehen war (und hier verlinkt wurde): https://www.youtube.com/watch?v=h5jwV-WyDPo Bei 03:07-04:46 kann man ihn im Synchronstudio sehen.