Zitat von Krösi im Beitrag #65Eigentlich wollte ich mich ja raushalten, aber in aller Kürze: Ist ja ausgesprochen interessant, was für ein Echo hier entsteht. Nur überraschend, was so alles verteidigt wird bzw. wie viele Missverständnisse sich hier auftun. Es wird ganz sicher niemand diese Sätze texten, weil er sich darüber groß Gedanken gemacht hat oder gar der Meinung ist, sie wären gut. Sie funktionieren, sind bestenfalls akzeptabel und sehen hinreichend gut aus. Wenn man mehr Zeit und Muse hat, wird man garantiert etwas Schöneres finden.
Was spricht denn, um nur ein Beispiel rauszugreifen, etwa gegen "Ich finde" für "I think"? Alternativ könnte man sich auch überlegen, ob man es nicht generell galanter hinbekommt. Die deutsche Sprache hat doch so facettenreiche Möglichkeiten, derer sich auch genug Menschen im Alltag bedienen, dass man diese auch texten darf. Im gleichen Atemzug kann man auch fragen, ob es denn wirklich sinnvoll ist, die ganze Zeit von oder über "Sinn" zu reden, rein situativ böte sich da zweifelsohne häufiger eine vernünftigere Fassung an. Um es vielleicht zu veranschaulichen: "I think, it makes no sense." könnte statt "Ich denke, das macht keinen Sinn." doch auch schön zu "Das halte ich aber nicht für klug/schlau/clever." werden. Solche Sätze stehen ja innerhalb der Werke zum Glück nicht völlig im Leeren, sondern innerhalb eines Zusammenhangs, den man gern berücksichtigen darf.
Und "Entspann dich!" hör ich auf Deutsch schon mal. Aber meistens im Sinne: "Fahr doch mal ins Thermalbad, gönn dir etwas Ruhe und entspann dich!" Selbstverständlich kann man es auch mal auf "Relax" bringen, wenn es im oben genannten Kontext verwendet wird - wobei es jetzt lippensynchron bestimmt nicht die schönste Fassung sein dürfte. Häufig ginge aber sicherlich auch "Reg dich nicht auf!", "Ganz cool!" oder eben etwas, das man individuell in Bezug auf Rolle und Situation als passend erachtet.
Zweifelsohne gibt es für (fast) alle Fälle den richtigen Moment, diese zu verwenden. Doch das ewige Abspulen der immergleichen Phrasen - worum es dem Threadersteller ja nach eigener Aussage geht - kann nicht im Sinne einer ordentlichen deutschen Fassung sein.
wenn dann Übersetzer wegen Zeitdruck noch mit Übersetzungsprogrammen (gezwungen sind zu ) arbeiten, werden die eingefahrenen Formulierungen noch weiter verfestigt.
Zitat von E.v.G. im Beitrag #91wenn dann Übersetzer wegen Zeitdruck noch mit Übersetzungsprogrammen (gezwungen sind zu ) arbeiten, werden die eingefahrenen Formulierungen noch weiter verfestigt.
Mit einem Übersetzungs-Programm würden wohl die meisten von uns eine halbwegs akzeptable Übersetzung hinkriegen. Wenn tatsächlich 'Profis' ein Übersetzungs-Programm verwenden, sind sie ohne Zweifel im falschen Beruf tätig und man braucht sich über schlechte Übersetzungen nicht zu wundern! (Wer - analog dazu - beim Schreiben mit Word auf die Rechtschreibprüfung angewiesen ist, ist als Lektor ganz gewiss nicht zu gebrauchen)
Ich habe aufgrund von Tobias' Tipp mal wieder diesen Thread aufgeschlagen und habe das Bedürfnis (auch wegen der ganzen absichtlich falsch verstandenen Aussagen), nochmal die m.E. wichtigsten Thesen zusammenfassend zu kommentieren:
Zitat von berti im Beitrag #37Über die Qualität von Synchros zu diskutieren sollte doch eigentlich ein wichtiges Thema sein, bei dem man sich z. B. auch über verschiedene Übersetzungsmöglichkeiten austauschen könnte.
Hätte ich besser nicht ausdrücken können. Mir geht es offen gesagt viel zu häufig nur um Sprecherbesetzungen, während die Qualität der Übersetzung oft außen vor bleibt. Und wenn man das Thema anspricht, wird man als gestrig hingestellt, weil man bestimmte Floskeln als schlecht oder falsch kritisiert. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass genau diejenigen, die die Meinung vertreten, man könne bestimmte Entwicklungen nicht aufhalten ("Die Sprache entwickelt sich doch"), im Grunde gar nicht so neutral sind, wie es den Anschein hat. In Wirklichkeit stimmen sie dieser Veränderung mit Beifall zu, wollen dies aber nicht zugeben. Hintergrund könnte (zumindest bei einigen) der ewige Wunsch nach Vereinfachung sein, die sie sich von einer Entkräftung grammatikalischer Regularien versprechen. Ist aber Spekulation...
Zitat von berti im Beitrag #49 Wäre ein Grund nicht einfach, dass es genügend andere Formulierungen gibt, so dass sprachlich keine Lücke existiert, die durch einen "Sprachimport" geschlossen werden müsste?
Genau das ist es natürlich. Nichts gegen Entwicklung in der Sprache, aber ich sollte mir als Übersetzer immer bewusst sein, was ich da tue. Sprich: ERST nach einem deutschen Ausdruck suchen, dann bei Bedarf überlegen, ob ein anderer auch funktionieren könnte. Deswegen bin ich kein "selbst ernannter Sprachsheriff" oder Ähnliches, weil ich diesen Anspruch habe. Dazu der m.E. nach wichtigste Post dieses Threads:
Zitat von Krösi im Beitrag #65 Ist ja ausgesprochen interessant, was für ein Echo hier entsteht. Nur überraschend, was so alles verteidigt wird bzw. wie viele Missverständnisse sich hier auftun. Es wird ganz sicher niemand diese Sätze texten, weil er sich darüber groß Gedanken gemacht hat oder gar der Meinung ist, sie wären gut. Sie funktionieren, sind bestenfalls akzeptabel und sehen hinreichend gut aus. Wenn man mehr Zeit und Muse hat, wird man garantiert etwas Schöneres finden.
+1. Was in Wahrheit stattfindet, ist in der Mehrzahl der Fälle keine inspirierte Bereicherung der deutschen Sprache, sondern - sorry - ein Mangel an Sprachgefühl. Mit diesem Begriff ist gerade nicht gemeint, dass man sich nur darauf beschränkt, Formulierungen zu verwenden, die man selbst benutzen würde oder auf der Straße schon gehört hat. Fernsehen, Literatur oder Journalismus spielen eine mindestens ebenso große Rolle. Und manchmal ist es sogar notwendig selbst etwas Neues zu erschaffen. Wenn aber ganz normale Formulierungen wie z.B. weiter oben "Ganz recht" mit "sagt doch niemand" abgetan werden, dann muss ich mich schon fragen, wie man zu so einer Bewertung kommen kann.
Synchronbücher sollen weder verstaubt klingen, noch wie in der Bahnhofskneipe. Aber der Glaube, den Staub dadurch zu entfernen, dass man immer weniger versucht, gute deutsche Entsprechungen zu finden, sondern lieber die erstbeste wörtliche Übersetzung benutzt, ist aus meiner Sicht Humbug.
Zitat von berti im Beitrag #37Über die Qualität von Synchros zu diskutieren sollte doch eigentlich ein wichtiges Thema sein, bei dem man sich z. B. auch über verschiedene Übersetzungsmöglichkeiten austauschen könnte.
Zitat Mir geht es offen gesagt viel zu häufig nur um Sprecherbesetzungen, während die Qualität der Übersetzung oft außen vor bleibt.
@Slarti, du hast ein ganz berechtigtes Anliegen vorgebracht (solche Threads gäbe es ja einige...!)
Und nun noch weitere Beispiele zu diesem Thread: Es ist mir vor einiger Zeit zweimal aufgefallen, dass in älteren Synchros, wenn ich mich recht erinnere) auf eine Frage die Antwort kam (ja,) "ich glaube!" Es ging in den betreffenden Szenen nicht darum ein, christliches Glaubensbekenntnis abzulegen, insofern wirkt diese Aussagesatz in weltlichem Kontext sehr steif und künstlich. Sollte auf den entsprechenden Aussage kein längerere Antwort aufgrund der Lippensynchronität in der DF möglich sein, wäre z.B. ein "Ich glaub'schon" eine gute Möglichkeit gewesen.
Mich wundert es außerdem, dass eig. seit jeher stadt- und studioübergreifend "thank you" sehr oft mit "danke sehr" widergegeben wurde und wird. Dabei wäre ein "dankeschön"- sofern man die Gesichter beim Sprechen gut erkennen kann - die viel passendere Lösung, zumal der Mund dabei ja am Ende zugespitzt wird.
Zitat von iron im Beitrag #95[quote=berti|p7341244] Mich wundert es außerdem, dass eig. seit jeher stadt- und studioübergreifend "thank you" sehr oft mit "danke sehr" widergegeben wurde und wird. Dabei wäre ein "dankeschön"- sofern man die Gesichter beim Sprechen gut erkennen kann - die viel passendere Lösung, zumal der Mund dabei ja am Ende zugespitzt wird.
Das geht nun in Richtung: "Warum nicht die besser deutsche Fassung, die auch noch lippensynchroner ist?" Dein Bsp. stimmt. (Man kann streng genommen nicht mal "no" mit "nein" belegen, vor allem nicht, wenn es am Satzende steht.)
Mein Lieblingsbeispiel ist in diesem Fall übrigens, wenn "I see" mit "Ich verstehe" wiedergegeben wird, obwohl ein knackiges "Ach so" viel besser aussehen würde.
Zitat von AMK im Beitrag #66TV-Zeitschriften und Sender-Website zufolge am Karfreitag auf „Super RTL“:
Der große Tom und Jerry Marathon!
Fragen an die Synchronforumsrunde: Ist der „große Tom“ identisch mit dem Kater, den man als einfach nur „Tom“ kennt? Und ist „Jerry Marathon“ identisch mit der Maus, die man als einfach nur „Jerry“ kennt?
Find’ ich super, dass der Nager ’nen Nachnamen hat! „Marathon“ vermutlich in Anspielung darauf, dass er ständig auf der Flucht vorm großen Tom ist …
Was bin ich froh, dass, wenn schon nicht die „Synchrondeutsch“-, so doch wenigstens die „Sendetitel-Rechtschreib“-Welt noch in Ordnung ist. Da kann ich ganz beruhigt einen schalen Scherz zum Besten geben: Es war einmal ein supercooler Super-RTL-Praktikant (RTL = „Rechtschreibungs Totalverweigerungs Labbeduddl“), der sollte den Titel „Der große Tom-und-Jerry-Marathon“ eintippen, wusste aber nicht, dass es auf der Tastatur den Bindestrich gab...
Lustiger Beitrag. Es gibt bei Sendern aber tatsächlich so etwas wie Vorgaben für Titelschreibweisen... und wie es heute so schön heißt: Aus Gründen.
Vor vielen, vielen Jahren lief auf super RTL tatsächlich einmal ein Film, ich glaub, (loriot)es war ein Film mit Micky Maus(/loriot), der laut Titelinsert "FROHE WHEINACHTEN" hieß.
Zitat von Slartibartfast im Beitrag #96 Mein Lieblingsbeispiel ist in diesem Fall übrigens, wenn "I see" mit "Ich verstehe" wiedergegeben wird, obwohl ein knackiges "Ach so" viel besser aussehen würde.
Oder im folgenden, speziellen Fall vllt. "Oh, aha?!"
Das gesamte Video stammt aus dem Kanal "Jay&Arya": in einigen ihrer Videobeiträgen vie diesem hier geht es ihnen (unter Anderem) um "Synchron-Fails". Es ist mir sselbstverständlich klar, dass sie eigentlich im "Synchronfehler"-Thread hingehören, Weitere Videos möchte ich morgen gerne dort verlinken!