Rühmanns Mitwirkung in dem Film hat man vielleicht medial ein wenig zu sehr in den Vordergrund gerückt und über den Film gestellt, aber ist ein seltener Glücksfall für einen Schauspieler dieser Klasse, dass er nicht mit einem Gastauftritt in einer Seifenoper seinen Schwanengesang macht. Ein schöner Abschied Rühmanns und den hat er sich verdient, obwohl ich nicht unbedingt ein Fan bin.
Die Gefahr, von Kunst in Künstlichkeit zu geraten, ist bei Regisseuren wie Wenders immer gegeben. Allerdings spielt er nur mit der Realität, benutzt sie als Metapher, als Kulisse, als Stimmungselement - weswegen ich ihn deutlich mehr schätze als manchen anderen deutschen Autorenfilmer.
Lammers' Erwähnung von Jürgen Knieper hat mich sehr gefreut - ein Filmkomponist, der in Deutschland kaum gewürdigt wird und auf Tonträgern sträflich vernachlässigt ist. Seine bekannteste Komposition ist sicher die Titelmusik zur "Lindenstrasse" - das Soundtrackalbum zur Serie mit seinen vielseitigen Kompositionen möchte ich nicht missen. Nebenbei schrieb er viele hervorragende Filmmusiken, die jedoch nie kommerziell verwertbar und "leicht" waren. Zu "Lieb Vaterland magst ruhig sein" schrieb er einen seiner schönsten Scores.
Zitat von fortinbras im Beitrag #106Rühmanns Mitwirkung in dem Film hat man vielleicht medial ein wenig zu sehr in den Vordergrund gerückt und über den Film gestellt, aber ist ein seltener Glücksfall für einen Schauspieler dieser Klasse, dass er nicht mit einem Gastauftritt in einer Seifenoper seinen Schwanengesang macht.
Denkst du dabei eventuell an Sachsens größten Filmstar, dessen Karriere in der "Schwarzwaldklinik" endete?
Zitat von Lammers im Beitrag #105Und Humor scheinen die Beiden schon mal gar keinen zu haben. Sonst wäre das Buch nicht so willkürlich und subjektiv ausgefallen.
Eine Auswahl der "schlechtesten Filme" kann natürlich nur subjektiv sein. Humor würde ich den Autoren durchaus zugestehen, es ist eigentlich auch der einzige Grund für mich gewesen, das Buch zu kaufen und immer mal wieder zur Hand zu nehmen. Ernsthafte Besprechungen darf man natürlich nicht erwarten, trotzdem hätte man bei Filmen wie "Metropolis" oder "Das Schweigen" schon gerne gewusst, warum sie dort eigentlich genannt wurden. Aber bei Letzterem wurde als Trostpflaster immer aus dem Protokoll der legendären Bundestagsdebatte zitiert: Realsatire pur!
Letztes Wochenende war bei mir Für eine Handvoll Dollar (D/E/I, 1964) dran. Ich habe ihn im Originalton geschaut, hab aber leider aufgrund des Genuschels und der Akzente nicht genug verstanden um den Plot zu raffen. Aber der war hier vermutlich auch eher sekundär, denn immerhin war das der Durchbruch für Sergio Leone und vor allem für dessen Inszenierungs-Stil, der hier noch unverbraucht und interessant wirkt. In "Spiel mir das Lied vom Tod" wollte er wohl austesten, wie weit er damit gehen kann, weswegen er da auch eher befremdlich auf mich wirkte (Ich hab seine großen "Hits" in einer etwas verqueren Reihenfolge gesehen: Erst "Zwei glorreiche Halunken", dann die komplette Amerika-Trilogie und jetzt erst den ersten der "Dollar"-Filme). Obwohl er mich stellenweise an "Zwölf Uhr mittags" erinnerte, schuf er damit irgendwie auch eine eigene Art Western, der sich deutlich vom amerikanischen (John-Wayne-)Western abhebt. Allerdings ist auch sein Protagonist eine Art eigentümliches Raubein. Naja ihr merkt schon, so richtig inspiriert hat er mich irgendwie nicht. Vielleicht sollte ich die Fortsetzung lieber in der Synchro schauen...
Zwei Dinge, die mir bei erneutem Überfliegen dieses Threads auffallen:
Zitat von John Connor im Beitrag #85Zur Qualität dieses Films will ich nichts sagen - außer, dass ich es skandalös finde, dass dies ein typisches Beispiel eines meiner Lieblingsgenres sein soll!
Ich kann dir eine exakte Liste aller Western, die ich bisher in meinem Leben gesehen habe vorlegen, und gemessen an denen fand ich ihn "typisch".
fortinbras, wir scheinen beide die Leidenschaft zu teilen, "beliebte" Filme zu kritisieren und eine Lanze für "Underdogs" zu brechen, nur dass bei dir die "beliebten" Filme die "konventionellen amerikanischen Unterhaltungsfilme" sind, während diese bei mir gerade andersrum die "Underdogs" sind, weil ich sie als von Vielen "verachtet" wahrnehme.
fortinbras
(
gelöscht
)
Beiträge:
17.09.2015 11:52
#111 RE: [Off-Topic] Gerade habe ich folgenden Film gesehen...
Nun habe ich zum zweiten Mal die Kinoversion von "Dame, König, As, Spion" gesehen, nachdem ich das wunderbare Buch wieder einmal gelesen habe nach längerer Zeit.
Die berühmte BBC-Verfilmung der späten 70er, die demnächst bei Pidax auf Dvd erscheint (Hurraaaaa!!), hatte natürlich einen großen Vorteil: sie dauerte rund sechs Stunden und bot genau das, was die komplexe und komplizierte Geschichte brauchte: Zeit.
Wenn man einen Film von zwei Stunden daraus macht, dann muss normalerweise einiges auf der Strecke bleiben, müssen zwangsläufig Abstriche gemacht werden. Seltsamerweise geschah genau das bei der Kinofassung nicht und das ist die große Schwäche des Filmes. Eigentlich seine einzige, die ist aber von solcher Bedeutung, dass sie den Film aus meiner Sicht vollkommen zerstört.
Es gibt viel Positives: die Kameraführung ist traditionell und fast konventionell, das ist ein großer Pluspunkt. Es gibt keine Zooms und hysterische Schwenks, die Kamera bleibt ruhig und beobachtet eindringlich. Die Optik ist anregend düster, man vergisst zwischendrin, dass man einen Farbfilm sieht, das ist sehr atmosphärisch. Auch verzichtet der Film gänzlich auf hysterische Schnitte, hat eine sehr dezente Filmmusik und es wurden keine Zugeständnisse an das Blockbusterkino gemacht (z. Bsp. Actionszenen, die es im Buch nicht gibt). Schauspielerisch ist der Film mit Gary Oldman als George Smiley, der einen Maulwurf im Secret Service entlarven muss, großartig in der Hauptrolle besetzt. Auf moderne Weise wiederholt der Film das, was die BBC machte: er besetzt überproportional viele bekannte, zuverlässige Schauspieler und Charakterköpfe in allen Rollen, Schönlinge und Laufstegmodels existieren in dem Film nicht. Insgesamt werden auch die 70er-Jahre sehr gut gezeigt.
Dann wäre allerdings das Hauptproblem des Filmes: er presst nahezu die vollständige Geschichte des Buches in die zwei Stunden. Wer den Roman nicht kennt, dürfte sich schwer tun, dem Geschehen zu folgen. Auch bleiben durch das Tempo wesentliche Elemente nicht ganz haften, weswegen viele Motivationen der handelnden Figuren nicht greifbar sind. Das Tempo, mit dem die Geschichte durchgepeitscht wird, hat allerdings auch zur Folge, dass ausser Gary Oldman kaum einer der Darsteller sich entfalten kann. Von Colin Firth bis Benedict Cumberbatch ist eigentlich jeder fast nur dazu da, seinen Text möglichst schnell aufzusagen. Dass John Hurt trotz seiner wenigen Szenen in Erinnerung bleibt, liegt an seiner unverwechselbaren Ausstrahlung. Keiner der vielen Nebendarsteller (es gibt nur eine echte Hauptrolle) kann sein Spiel entfalten. Ein wesentliches Element der Spannung, die das Buch zu bieten hat, bleibt vollkommen links liegen gelassen: wer ist der Maulwurf? Da keiner der Charaktere ausreichend Zeit hat, sich dem Zuseher zu entfalten, kann man auch nicht Mitgrübeln. Auch die Entlarvung ist sehr beiläufig, der Film tümpelt sehr höhepunktslos dahin. Andererseits nimmt er sich wieder viel Raum, um Smileys düstere Stimmung zu zeigen und raubt damit anderen Szenen Zeit. Besonders lächerlich geriet eine unmotivierte Szene, die Smiley beim (reinigenden?) Schwimmen zeigt.
Da der Film alles Äußere von Le Carres Vorlage umsetzt, ist auch viel von den inneren Konflikten auf der Strecke geblieben und essentielle Handlungsstränge werden sogar unterschlagen. Die Verbindung der Figur Jim Prideaux zum Verräter ist im Film äußerlich entsprechend rein so, dass Jim durch den Verrat von X, mit dem er auch befreundet war, erhebliche gesundheitliche Schäden erlitt und sich dafür auch rächen will. Was diese Konstellation im Roman besonders tragisch und bitter macht und einigen Raum einnimmt, ist die Beziehung der beiden: sie waren Liebende, zumindest dachte es einer der beiden - der Verratene. Davon ist nichts im Film geblieben, dabei ist es zentrales Element.
Letztendlich werden die vielen Vorteile des Filmes dadurch zunichte gemacht, weil er in den zwei Stunden zuviel erzählt. Man hätte hier mit einer vereinfachten Figurenkonstellation deutlich besser fahren können, ohne die Atmosphäre des Romanes zu verändern.
Dass der Film von so vielen Kritikern bejubelt wurde, dürfte in erster Linie aufgrund der optisch reizvollen, ruhigen und angemessenen Inszenierung geschehen sein. Relativ wenige Kritiken bemängelten die von mir auch wahrgenommenen Schwächen des Filmes.
Ich habe schon so einiges von diesem Film gehört, aber vor einigen Tagen war's dann soweit. Und Filme, die verschiedene Handlungsstränge besitzen, haben sowieso irgendwie was. Grober Inhalt sind die Erlebnisse einer Gruppe junger Mittzwanziger aus Seattle, die alle auf der Suche nach der Liebe ihres Lebens sind. Angereichert wird das ganze mit viel Musik aus der damaligen Grunge-Szene (Pearl Jam, Soundgarden, Screaming Trees, Mudhoney oder Mother Love Bone). Regisseur Cameron Crowe sollte später nochmal zu einer Art Musikfilm zurück kommen - mit dem genialen ALMOST FAMOUS. Tja, so arg viel will ich nicht ins Detail gehen. Für mich ist SINGLES auf jeden Fall eine Gute-Laune-Film mit gut aufgelegten Darstellern und ist nicht nur für Musikfans eine Empfehlung.
Der erste Film mit Robert Downey jr. den ich mir zu Gemüte geführt habe (Avengers hab ich nur gehört) Plot: Ich war angenehm angetan von der Geschichte des Films und fand auch die Zeichnung der Charaktere ganz gut und nicht zu aufdringlich. Gestört hat mich vor allem, das der Film sich manchmal selbst spoilerte, man Handlungen zu sehr vorausahnen konnte. Da der Film auf der Autobiografie des Regisseur basiert, wirkt er einerseits authentisch andererseits, wie eine nüchternde Abhandlung des Geschriebenen. Einigen Szenen fehly der letzte Schliff um als Großartig zu gelten. Das der Film in den 80ern spielt sieht jetzt nicht zwingend, doch es geht nicht primär um die Kulisse eines typischen 80er - Jahre - New York, sondern um die Jugend des Dito. Interessant ist, das Ditos Beziehung auf eine sehr trockene Art erzählt wird. Einige emotionale Szenen verblassen leider zu schnell, was man Dito, der Regisseur, nicht allzusehr übelnehmen kann, da er seine eigene Geschichte wahrscheinlich originalgetreu auf die Leinwand bringen wollte. Ob der Regisseur sich nun strikt an seine Vorlage gehalten hat, weiß ich nicht. Gehe dennoch davon aus, dass dem so ist, da man Biografien auch weitaus kitschiger drehen kann. Die Schauspielerbesetzung gefiel mir sehr. Auch konnten die Darsteller gut interagieren und besonders Channing Tatum brachte seine Figur sehr überzeugend dar. LaBeouf gefiel mir, da er irgendwie zur Atmosphäre des Films passte. Er und der großartige Chuzz Palminteri hatten eine fast ergreifende Szenen, die sehr gut dargestellt wurde und sehr natürlich wirkte, keineswegs auf die Emotionalität an sich gerichtet, sondern vielmehr auf die Reaktionen der Figuren. Gefielen mir die Jungstars, wegen ihrer erfüllenden Perfomance und eben Palminteri galten bei Downey jr Auftritten für mich, dass der Charakter Dito irgendwie uninterssant wirkte, weshalb ich mich immer wieder auf die rückblenden freute, der eigentlichrn Handlung. Interessant fand ich die Kamera, die oftmals sehr fixiert auf eine Handlung oder Person, dass man als Zuschauer oftmals rätseln musste (an einer Stelle besonders), was sich dann aber auf wunderbare auflöst. Allgemein: Ein Dokument eines nicht gerade gewöhnlichen Lebens eines Menschen in New York mit authentischer Inszenierung guten jungen Darstellern und überlegtem, wenn auch manchmal verwirrendem Drehbuch Note : 3+
Letzten Sonntag war bei mir dann konsequenterweise Für ein paar Dollar mehr (D/I/E, 1965) dran, der mir deutlich besser gefallen hat als sein Vorgänger. Vielleicht lag es nur daran, dass ich diesen auf deutsch geschaut habe und dadurch der Handlung besser folgen konnte (auch wenn ich Lee van Cleefs Stimme zu weich fand); aber in jedem Fall brachte die Hinzufügung eines weiteren Kopfgeldjägers einen besonderen Twist in den Plot. Vor allem, weil der Namenlose dadurch nicht mehr der Oberschlaumeier war, sondern von seinem "Partner" auch ganz schön alt ausgesehen lassen werden konnte. Insgesamt inszenatorisch stilsicher und dramaturgisch ausgeklügelt.
Auf der DVD-Erstveröffentlichung ist nur die deutsche Kinofassung der 60er Jahre. Erst auf der Neuveröffentlichung sind nun beide Synchronfassungen.
Sei froh, dass Du die alte Fassung gesehen hast, in der neuen wird fast doppelt soviel und im gemäßigten Rainer-Brandt-Jargon geredet, was den Film trotz renomierter Sprecher negativ beeinträchtigt.
Die 'Originalfassung' dieser Filme ist übrigens die italienische und nicht die englische, die erst 2 bis 3 Jahre später (1967) entstand.
Zum Klassiker-Status der Filme sei gesagt: es ist ja nicht die Handlung, sondern die seinerzeit revolutionäre Inszenierung, auf die es hier ankommt. Das ist nach 50 Jahren rückblickend sicher nicht mehr so richtig nachvollziehbar, da die damals bahnbrechenden Innovationen inzwischen ganz alltäglich sind und ihre Wirkung auf heutige Zuschauer nicht mehr voll entfalten können. Ein Dilemma, unter dem die meisten Klassiker leiden.