Schön zu hören, dass das General Order One mit Oberste Direktive übersetzt wurde, befürchtete schon schlimmstes in der Übersetzung. Habe aber nochmal Folge 1 Staffel 1 überprüft, da wurde General Order One bereits korrekt mit Oberste Direktive übersetzt.
Die Filmarbeiten an der Staffel wurden Ende 2018 abgeschlossen, Folge 5 war um den 14.6 abgedreht. Man kann also von ausgehen, dass, falls CBS nicht das Material zurückhält, genug Zeit zur Bearbeitung vorhanden sein sollte.
So leicht ist es doch nicht. Schließlich kriegen die Synchronfirmen ja keine Rohschnitte, sobald alles abgedreht ist, sondern im besten Fall die (mehr oder weniger) fertig gemischten und produzierten Episoden.
Zitat von Klp im Beitrag #243Leider ist die "Alternative" Orville in Staffel 2 zu einer Art Familysoap mutiert.
Nach der absolut treffenden Analyse zum dick aufgetragenen Schauspiel-Murks von "Discovery" erschüttert mich diese Aussage doch sehr.
Gerade die zweite Staffel von "The Orville" wagt sich doch in einer so aufgeschlossenen Weise an philosophische Fragen heran, dass die Serie nun "Star Trek" hinter sich gelassen hat und als legitime Fortentwicklung gesehen werden kann.
Die jüngste Folge bezieht sich ja stark auf den Musical-Klassiker "Singin' in the Rain". Das ist ja auch ein wunderbarer, farbenfroher und amüsanter Film mit ganz großen philosophischen Fragen über die Macht der Illusion, die zu einer größeren, tieferen Wahrheit führt, und um die Frage, wie der Mensch eigentlich reagiert, wenn diese Illusion platzt.
In der letzten Folge schenkte die Crew der Orville den Regorianern, die ihre ganze Gesellschaft nach astrologischen Überzeugungen ausgerichtet hat, einen künstlichen Stern. Dieser künstliche Stern führte dazu, dass dieses Volk nun die verstoßenen Giliac wieder in ihre Gemeinschaft aufnehmen können. Eine Illusion führte zu einer größeren Wahrheit, nämlich eine unvoreingenommene Sicht auf die Giliacs.
In der jüngsten Folge erzeugt Isaac von sich eine Illusion. Er wird zum Menschen. Dieser Mensch wird aber von dem tatsächlichen Schauspieler verkörpert. Was also sehen wir hier? Eine Illusion? Eine Projektion? Oder die "eigentliche" Wahrheit?
Bei "Singin' in the Rain" geht es ja um den Blick "hinter die Kulissen", um das "Wegziehen des Vorhangs", und das zeigt uns Seth MacFarlane in der jüngsten Folge, indem er uns das für den Soundtrack verantwortliche Orchester (samt Dirigenten) sichtbar macht, und wir sehen (neben Isaac) sogar den Sprecher von Yaphit.
Am Ende wird die Brücke der Orville zur Theaterbühne. So wie Gene Kelly in "Singin' in the Rain" auf der Bühne erst alle Scheinwerfer aktivieren und sogar die Windmaschine einschalten muss, damit er der Frau seine Liebe gestehen kann, muss Isaac hier erst eine Illusion erschaffen, bevor er die richtigen Worte findet. Es geht um die tiefere Wahrheit in der Illusion.
Ein künstlicher Mensch gesteht einer Frau im Regen auf einer Raumschiffbrücke seine Liebe. Hier wagt Seth MacFarlane viel, er traut seinem Publikum zu, dass es ihm in diese verrückte Szene hineinfolgt und sich darauf einlässt.
DAS ist radikales Fernsehen. Radikales Fernsehen heißt nicht, Gewalt zu zeigen und zweimal in einer Folge das F-Wort zu benutzen.
"The Orville" wagt es, den von Marvel-Dreck abgestumpften Zuschauer mit der Radikalität alter Filmklassiker und mit ganz großen Fragen über Träume und Illusionen zu konfrontieren.
ich fand die neue Folge richtig gut -> quasi eine "old school" Star-Trek-Folge. Der zentrale Handlungsfaden hätte auch in der Originalserie verwendet werden können.
Mein persönliches Highlight: wir wissen jetzt, warum die Enterprise keine holographischen Kommunikatoren an Bord hat *lol*. Pike und sein Darsteller sind und bleiben eine Bereicherung für die Serie - gerne mehr davon :-)
der zentrale Handlungsfaden war für mich die außerirdische Sonde -> hier fand ich, dass die Auflösung "old school" Star Trek war. Wegen der Saru-Geschichte: warum sollte Sterbehilfe nicht ein akzeptiertes gesellschaftliches Verhalten im 23. Jahrhundert sein? Bloß weil ein anderer Charakter in einer früheren Serie in einer vergleichbaren Situation gezögert hat, muss das doch nicht automatisch auch bei Burnham so sein.
Zitat von Klp im Beitrag #250Bei der Sonde gebe ich dir recht. Das war wirklich sehr trekig.
Das fand ich hinsichtlich Idee und Umsetzung geradezu bodenlos einfallslos.
Diese Autoren sind vollkommen unfähig, so etwas wie Dramatik zu entwickeln oder Spannung aufzubauen. ALLE Probleme in "Discovery" lösen sich entweder von selbst in Luft auf, oder sie werden durch Technobabble gelöst. Das galt IMMER schon als miserables Star Trek, weshalb das Technobabble auch meist nie zur wirklichen Lösung führte. Für die Lösung benötigte man Kreativität und Einfühlungsvermögen in andere Kulturen.
Hier kommen die Lösungen durch Zufall oder aus der hundert Mal pro Folge betonten Genialität irgendeiner Figur, die spontan einen Technobabble-Einfall hat.
Diese Witzlosigkeit zeigt sich auch in der vollkommen einfallslosen Suche nach Spock. Wie oft soll jetzt eigentlich noch irgendeine Figur auf der Discovery auftauchen und mit großem Verschwörungs-Getue irgendeine neue Info überreichen, die aus einer angeblich supergeheimen Datenbank stammt?
Ich kann ich mich wirklich nicht erinnern, jemals eine so stümperhaft geschriebene Serie gesehen zu haben. Die Charaktere müssen sich permanent Charaktereigenschaften mitteilen, die sich überhaupt nicht in der Serie widerspiegeln. Permanent werden sie als genial, heldenhaft, mutig, mitfühlend oder was auch immer bezeichnet, ohne dass diese Eigenschaften erlebt werden können. Das hatte hier seinen peinlichen Höhepunkt in den großen Zuneigungsbekundungen zwischen Burnham und Saru, die man angesichts der vorangegangenen Folgen nur als Verarsche auffassen kann.
Selbst die zweifellos mit Schwächen behaftete erste "Next Generation"-Staffel erweist sich im Vergleich hierzu als Meisterwerk. Bei der "Next Generation" waren die Figuren schon frühzeitig klar definiert, in den Diskussionen bewiesen sie Ruhe, Intelligenz und Umsicht. Immer wieder verlangte Picard Kommentare von seinen Offizieren, hörte sie sich an und bildete sich anschließend eine Meinung auf dieser Grundlage. In fast jeder Szene fand man Bestandteile, die für eine Figur typisch waren.
Der Humor fußte auf den Figuren und ihren Situationen. Es ist einfach eine andere, unaufdringlichere und daher umso wirkungsvollere Art von Humor, wenn in "The Big Goodbye" Dr. Crusher glaubt, Picard würde sie zu einem Ausflug zu zweit ins Holodeck einladen, und sie dann erkennt, dass der Captain auch Whelan hinzubittet.
Der Humor bei "Discovery" wirkt ähnlich bemüht wie der Humor des weiblichen "Ghostbuster"-Reboots. Permanent versucht jemand, einen angeblich witzigen Kommentar abzugeben, wobei die Sprüche wirken, als wären sie aus dem Abfalleimer von "Two and a half Man" gefischt worden.
Zitat von Serienfan im Beitrag #251ALLE Probleme in "Discovery" lösen sich entweder von selbst in Luft auf, oder sie werden durch Technobabble gelöst. Das galt IMMER schon als miserables Star Trek, weshalb das Technobabble auch meist nie zur wirklichen Lösung führte. [...] Hier kommen die Lösungen durch Zufall oder aus der hundert Mal pro Folge betonten Genialität irgendeiner Figur, die spontan einen Technobabble-Einfall hat.
Es gibt aber einen wesentlichen Unterschied: Wurde bei z.B. VOYAGER, der Königin dieses Feldes, das Technobabble noch schnell weggesprochen, weil man wusste, dass man damit sonst nur die Zeit des Zuschauers verschwendet, geilen sich die Figuren über Minuten an ihren eigenen Ideen auf. Als Stamets* die Wirkungsweise des Sporenantriebs entwickelt, hatte ich das Gefühl, der Selbstbefriedigung des Autors vermittels Fernsehfigur beiwohnen zu dürfen. Das war so penetrant inszeniert, als habe der Mann gleich vor versammelter Mannschaft und laufender Kamera einen Orgasmus.
* Ich muss die Namen immer wieder nachschauen, aus dem Kopf hätte ich hier nur "Norman Matts Rolle" schreiben können.
Zitat von Serienfan im Beitrag #251Die Charaktere müssen sich permanent Charaktereigenschaften mitteilen, die sich überhaupt nicht in der Serie widerspiegeln. Permanent werden sie als genial, heldenhaft, mutig, mitfühlend oder was auch immer bezeichnet, ohne dass diese Eigenschaften erlebt werden können.
"You can't just have your 'characters' announce how they feel! That makes me feel ANGRY!" (Robot Devil in FUTURAMA)
:-)
Es ist eben Millennial Trek. Jeder darf sich als Prinzesschen fühlen, ohne aus der Narzissmusblase ausbrechen zu müssen.
Ich habe Staffel 2 bislang nicht gesehen. Aber ich finde DISCOVERY überhaupt wieder einmal ein gutes Beispiel dafür, dass horizontales Erzählen nicht automatisch besser ist. Eine mäßige Ausgangsidee, die zumindest eine gewisse Berechtigung innerhalb der Star-Trek-Historie hat, wird aufgebläht und über 15 Folgen ausgebreitet, ohne dass sich dadurch irgendeine Art Mehrwert ergäbe, um dann zu einem von Anfang an absehbaren Ende geführt zu werden. Der Weg dahin bietet keinerlei Erkenntnisgewinn, keine subtilen Entwicklungen, keine sonderlich erlebbare Atmo, keine feinen Charakterbeobachtungen. Der Weg ist nicht das Ziel. Die Autoren haben uns einfach nichts zu sagen. Die Welt, ja die ganze Weltanschauung der Macher, ist geradezu Anti-Trek. Was für ein himmelschreiender Unterschied zu dem optimistischen, menschheitsbejahenden THE ORVILLE. Die Serie erinnert daran, was für eine bewundernswerte, heute leider eher verachtete Aufgabe es ist, über ein ganzes Fernsehjahr hinweg wöchentlich mit einer neuen Geschichte aufzuwarten und das sich dahinziehende Leben der Zuschauer zu begleiten. Das erfordert eine erzählerische Vielfalt auf Basis eines stabilen Konzepts. In NEXT GENERATION waren es manchmal gerade die scheinbaren Füllepisoden, die sich als wahre Perlen erwiesen, aber eben im Kontrast zu den spektakulären Folgen, und den Figuren echte Tiefe gaben. THE ORVILLE bietet mal Rasanz, mal erlebt man eine wohltuende Langsamkeit, die sich lohnt und die schätzenswert ist.
Zitat von VanToby im Beitrag #253Es gibt aber einen wesentlichen Unterschied: Wurde bei z.B. VOYAGER, der Königin dieses Feldes, das Technobabble noch schnell weggesprochen, weil man wusste, dass man damit sonst nur die Zeit des Zuschauers verschwendet
Genau. In dem Zweiteiler "Year of Hell" versucht der Wissenschaftler Annorax wahnhaft, durch das Verändern von Zeitströmen das Schicksal seines Volkes zu ändern. Das Technobabble dient nur der Glaubwürdigkeit der Science Fiction, die Folge aber konzentriert sich auf den Wahn von Annorax, der sich selbst zu einem unerfüllbarem Streben nach Perfektion verdammt hat. Voyager folgte dabei dem Prinzip von Krankenhausserien, die natürlich nicht ohne medizinische Fachbegriffe auskommen. Diese Fachbegriffe ersetzen aber nicht Story-Inhalte.
Zitat von VanToby im Beitrag #253geilen sich die Figuren über Minuten an ihren eigenen Ideen auf.
Ja, und das ist in Staffel 2 - die ich (abgesehen von Pike) bislang in keinster Weise als Verbesserung sehe - noch schlimmer geworden.
Zitat von VanToby im Beitrag #253"You can't just have your 'characters' announce how they feel! That makes me feel ANGRY!" (Robot Devil in FUTURAMA)
:-)
:-)
Zitat von VanToby im Beitrag #253Es ist eben Millennial Trek.
Ja, leider versagt es aber auch hier. Ich weiß: Filme haben keine Radikalität mehr. Die Action in Filmen ist so hübsch und so bedeutungslos wie ein Feuerwerk. Sie dient dazu, dass die Leute ab und zu von ihrem Handy hochblicken, das sie ja selbst im Kino nicht mehr ausschalten können. Es ist wie bei Kleinkindern, bei denen man vor dem Gesicht mit dem Schlüssel rasselt, damit sie was zum Glotzen haben.
Leider sind aber dafür die Schauwerte von "Discovery" nicht gut genug.
Zitat Aber ich finde DISCOVERY überhaupt wieder einmal ein gutes Beispiel dafür, dass horizontales Erzählen nicht automatisch besser ist.
Wenn hier nicht gerade ein Meister wie David Lynch am Werk ist, ohnehin nicht. "Game of Thrones" orientiert sich ja an alten Klassikern wie die Mini-Serie "Ich, Claudius – Kaiser und Gott" und hat den Mut zu langen Dialogszenen. (Wobei in "Ich, Claudius – Kaiser und Gott" in einer Folge oft mehr passierte als bei "Game of Thrones" in einer Staffel.
Zitat Der Weg ist nicht das Ziel.
Der Weg ist ohnehin NIE das Ziel. Dieses neoliberale Meme, das enorme Verbreitung gefunden hat, soll nur die Leute davon abhalten, Ziele zu haben. Es ist so als würde man sagen "die Rechnung ist das Ergebnis".
Zitat Die Welt, ja die ganze Weltanschauung der Macher, ist geradezu Anti-Trek.
Wir übrigens das gesamte Hollywood. Da wird ein Film wie "Black Panther" als progressiv verkauft, dabei wird hier eine ganz extrem reaktionäre Ideologie von Rassentrennung und Abschottung vertreten, die sich lediglich ein progressives Make-up verpasst hat.
"Star Trek" hat wirklich eine Vision einer "offenen" Gesellschaft. Dass so viele Hollywood-Autoren damit nicht klar kommen und es verzweifelt in ihr Gegenteil umkehren wollen, lässt tief blicken.
Zitat Was für ein himmelschreiender Unterschied zu dem dem optimistischen, menschheitsbejahenden THE ORVILLE.
"Discovery" wurde ja oft in den US-Medien dafür gelobt, eine "Antwort auf Trump" zu sein.
Doch mehr als eine abwertende "da seht her, ihr seid so blöd wie diese Klingonen"-Botschaft an die Trump-Wähler fiel den "Discovery"-Autoren nicht ein.
Das ist genau die Art von Negativität, mit der Trump seinen erschreckend fremdenfeindlichen Wahlkampf geführt hat.
Natürlich umgibt sich "Discovery" mit allen möglichen Minderheiten. Witzigerweise hat Trump das ebenfalls in seinem Wahlkampf getan, in dem er ausdrücklich schwule Menschen gelobt und Personen mit schwarzer Hautfarbe neben sich gestellt hat. Das ist progressives Make-up ohne jegliche Bedeutung.
"The Orville" denkt gar nicht daran, sich von der Negativät Trumps anstecken zu lassen. Man zeigt, wie man sich einen positiven Umgang mit anderen Kulturen vorstellt. Eine Serie wie "The Orville", die fremde Kulturen in einer Art feiert, dass man gerne mitfeiern möchte, erscheint mir in der heutigen Zeit weitaus wichtiger als plattes Bashing der Trump-Wähler.
Zitat Die Serie erinnert daran, was für eine bewundernswerte, heute leider eher verachtete Aufgabe es ist, über ein ganzes Fernsehjahr hinweg wöchentlich mit einer neuen Geschichte aufzuwarten und das sich dahinziehende Leben der Zuschauer zu begleiten.
Bei "The Orville" erfüllen selbst kleinste Dialogfetzen eine wichtige Funktion. In der Folge "About a girl" will Kelly vor Gericht beweisen, dass Männer den Frauen nicht überlegen sind. Dafür stellt sie Gordon einige Wissensfragen, um zu zeigen, wie ungebildet er ist. Doch sie flüstert ihm eine Entschuldigung zu, und Gordon sagt: "Geht in Ordnung, ist fürs Baby." Dieser winzige Dialog erfüllt eine wichtige Funktion. Kelly entschuldigt sich bei ihm, was ihre Wertschätzung ausdrückt. Dadurch geht unsere Sympathie für sie nicht verloren. Wenn Gordon "ist fürs Baby" sagt, ist er nicht länger ein Idiot, sondern ein Held, der sogar sein Ansehen für ein Prinzip opfert.
Zitat In NEXT GENERATION waren es manchmal gerade die scheinbaren Füllepisoden, die sich als wahre Perlen erwiesen, aber eben im Kontrast zu den spektakulären Folgen, und den Figuren echte Tiefe gaben. THE ORVILLE bietet mal Rasanz, mal erlebt man eine wohltuende Langsamkeit, die sich lohnt und die schätzenswert ist.
Ja, man kann in "Game of Thrones" keine Musical-Folge bringen. In "Xena" konnte man das schon.
In der Serie "Buffy" wimmelte es von Humor und witzigen Sprüchen. Und dennoch konnte diese Serie eine extrem ernsthafte Episode bringen, als Buffy ihre tote Mutter auf dem Sofa findet.
Den gleichen Rahmen hat sich "The Orville" geschaffen.
Ich halte die Autoren von "Discovery" aber für derart unfähig, dass ich ihnen auch nicht zutrauen würde, in einem Einzelfolgen-Konzept Vernünftiges abliefern. Dafür sind die Drehbuchschwächen doch zu grundlegend.