Noch einmal: es geht mir darum, was ich als Trend bei und für Synchronisationen sehe und für richtig halte. Das ist etwas anderes als "Laiensprech" in regional unterschiedlichen Umgangssprachen. Natürlich gibt es eingedeutschte Fremdwörter, bei denen eine in der Originalsprache korrekte Aussprache befremdlich wirken würde. Die amerikanische Zahnpastamarke "Colgate" hat sich in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg mit der deutschen Aussprache etabliert, anders als in Österreich. Und auch viele geografische Bezeichnungen haben sich entsprechend etabliert - da allerdings gibt es schon allmähliche Veränderungen. Kein Mensch sagt heute noch "Arrrkannnssass" (wie vor Bill Clinton), oder "Miami" mit (falscher) Betonung auf der ersten Silbe. Bei "Kalifornien" hört man immer öfter die amerikanische Aussprache. Bei "Paris" wird es vielleicht noch dauern, aber ich halte es durchaus für möglich, dass irgendwann auch bei uns das hörbare Schluss-S verlorengeht. Solche Trends gehen weder von heute auf morgen noch sind sie logisch stringent. Aber genauso schlimm wie die Verwendung von Begriffen, die modische "Eintagsfliegen" sind, finde ich den - hinsichtlich der Entwicklung der Sprache - unsensiblen Umgang mit Fremdwörtern und Namen aus anderen Sprachen - oft aus Gewohnheit und Denkfaulheit. Wohlgemerkt: ich meine Synchrontexte, nicht eine individuelle und private Ausdrucksweise.
Zitat von Chow Yun-Fat im Beitrag #180 Wie sprichst du denn die Hauptstadt von Frankreich aus?
Die Aussprache Paris ist nun einmal im Deutschen üblich und normal. "Tacksen" oder "Töcksen" (um nur zwei schon genannte extreme Beispiele zu nennen) sind hingegen einfach nur falsch.
Zitat von Erik im Beitrag #181Bei "Kalifornien" hört man immer öfter die amerikanische Aussprache.
"Kalifornien" ist doch aber ein deutsches Wort. Das amerikanisiert auszusprechen als Mischform aus "Kalifornien" und "California" fände ich nun wirklich albern.
Etwas ab vom Thema, aber zu der Sache mit den modischen Eintagsfliegen:
Ich finde zum Beispiel, dass man Jugendsprachebegriffe, die sich schon ein paar Jahre halten, durchaus verwenden darf, wenn sich die Serie im Hier und Jetzt dieser Generation bewegt. Genauso wie man auch andere Jahrzehnte subtil anders texten darf, wenn die Produktion das hergibt.
Die Befürchtung, eine Synchronisation könne zeitlich verortbar sein, ist doch mehr eine Frage des Marketings und nicht der Kunst. Es gibt einige Synchronisationen aus den 80ern und 90ern, die (obwohl sich insgesamt bereits der Berliner Einheitsbrei abzeichnete) sehr extrem nach diesen Jahrzehnten klingen. Und: Ich finde es super! Es ist ein Abbild meiner Jugend... und sei es auch nur der Fernseh-Jugend.
Genauso sollte man mMn heutigen Jugendlichen das Recht zubilligen, wenn denn die Produktion ohnehin mehr in den Bereich der Mimesis geht, in einigen sprachlichen Eigenarten konserviert zu werden.
Das sollte aber immer genau abgewogen werden. Eine filmische Produktion ist i.d.R. eben doch auch eine Abstraktion, und genauso muss die Sprache das auch sein. Jedem Sprachfurz nachzujagen, halte ich für sinnlos. Sich jedem Zeitgeist völlig zu versperren, aber auch. Man kann mit sowas natürlich auch mal danebentreten. Aber aus der Furcht davor gar nichts zu versuchen, ist doch auch irgendwie blöd.
(Schreibe ich als jemand, dessen Sprache nicht nur in diesem Forum vermutlich mit die konservativste ist und der Schreiben auch als Erziehungsarbeit sieht. Ein "macht Sinn" hat bei mir immer noch nichts in einer Synchronisation verloren.)
Zitat von Erik im Beitrag #181Natürlich gibt es eingedeutschte Fremdwörter, bei denen eine in der Originalsprache korrekte Aussprache befremdlich wirken würde. Die amerikanische Zahnpastamarke "Colgate" hat sich in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg mit der deutschen Aussprache etabliert, anders als in Österreich. Und auch viele geografische Bezeichnungen haben sich entsprechend etabliert - da allerdings gibt es schon allmähliche Veränderungen.
Zwei Beispiele aus einem anderen Bereich: "Watt" und "Morse" als Eigennamen der betreffenden Personen englisch auszusprechen, dürfte als selbstverständlich gelten; würde man das aber tun, wenn es um "Kilowatt" oder das "Morsealphabet" geht, würde es schnell für unfreiwillige Komik sorge.
Zitat "Kalifornien" ist doch aber ein deutsches Wort. Das amerikanisiert auszusprechen als Mischform aus "Kalifornien" und "California" fände ich nun wirklich albern.
Ich auch!
Zitat Die Befürchtung, eine Synchronisation könne zeitlich verortbar sein, ist doch mehr eine Frage des Marketings und nicht der Kunst.
Diese Befürchtung ist ja nur bei zeitlosen Geschichten berechtigt, und völlig vermeiden lässt sich nie, dass man den fertigen Film/die deutsche Fassung in einen zeitlichen Rahmen einordnen kann. Aber ich halte auch nichts vom Berliner Einheitsbrei, und wenn klar ist, in welcher Zeit oder sogar in welchem Jahr eine Filmhandlung stattfindet, dann sollte die verwendete modische Sprache auch stilecht und passgenau sein. Wenn z. B. ein Film in den 70-er Jahren spielt, haben Begriffe aus der heutigen Jugendsprache (wie "Style" oder "Moves" etc.) darin nichts zu suchen.
Es ist immer eine Gratwanderung, den angemessenen sprachlichen Stil zu treffen - sofern man das überhaupt anstrebt. Mein Eindruck ist, dass sich viele Verantwortliche (deutscher Fassungen) damit begnügen, alle Figuren ausschließlich so reden zu lassen, wie es ihrer eigenen privaten Diktion entspricht. Und das führt dann in den meisten Fällen (die meisten Synchros werden nun mal in Berlin erstellt) zum bereits erwähnten Berliner Einheitsbrei.
Interessanterweise ist Kalifornien der einzige amerikanische Bundesstaat, bei dem sich eine deutsche Bezeichnung etablieren konnte. Bastian Sick weist darauf hin, dass in früheren Zeiten auch andere Staaten deutsche Namen hatten, die aber mittlerweile in Vergessenheit geraten seien; wenn überhaupt, werde man mit diesen Bezeichnungen höchstens in älteren Synchronfassungen von Western konfrontiert (ein schöner Bogen zu unserem Forum):https://bastiansick.de/kolumnen/fragen-a...-amerika-waren/
Zitat von andreas-n im Beitrag #179Ich weiß nicht, wie es heute inzwischen gehandhabt wird, werden in Synchros von US-Serien Nachnamen, die auf -er enden, inzwischen originalgetreu ausgesprochen?
Seit ich Synchos höre, dominiert tatsächlich heutzutage noch immer eine britische (oder daran angelehnte) Aussprache diverser Nach- und Städte)Namen (von vereinzelten Ausnahmen abgesehen) in US-amerikanischen Filmen/Serien. Ich frage mich oft wieso (aber es ist auch wieder nicht so, dass mich groß stört).
Ob die mitunter von der Dialog-Regie ausdrücklich verlangt wird? Viele Spr echer/innen sprechen afaik. authentisches rhotisches amerikanisches Englisch, obwohl sie es dann in Deutschen Fassungen (meiner Wahrnehmung nach) nicht immer tun.
Zitat von andreas-n im Beitrag #179Ich weiß nicht, wie es heute inzwischen gehandhabt wird, werden in Synchros von US-Serien Nachnamen, die auf -er enden, inzwischen originalgetreu ausgesprochen?
Seit ich Synchos höre, dominiert tatsächlich heutzutage noch immer eine britische (oder daran angelehnte) Aussprache diverser Nach- und Städte)Namen (von vereinzelten Ausnahmen abgesehen) in US-amerikanischen Filmen/Serien. Ich frage mich oft wieso (aber es ist auch wieder nicht so, dass mich groß stört).
Es würde wahrscheinlich für deutsche Ohren etwas ungewohnt klingen, wenn man z. B. das t in der Mitte eines Wortes (Peter, Water, Daughter) wie ein weiches d spricht, was in den USA weit verbreitet ist.
Genau deshalb, weil es nie anders so gemacht wurde! Aber wie ich meinte: Es stört mich nicht, es wundert mich nur! Wobei ich glaube, nicht wegen der Menschen die Synchros rezipier(t)en bzw. darauf reagier(t)en, sondern weil das (zuerst mal) von den Synchron-Entscheidungsträngern ausgeht/ ausgegangen war.
MIr scheint du kannst über weit voneinander enfernte zwei Computer und hunderte Kilometer hinweg meine Gedanken lesen, dass es mir insgeheim um mehr Aspekte ging als die von "andrias-n" ursprünglich aufgeworfene Frage!;))
Keine Ahnung ob es schon erwähnt wurde. Aber ich hab mich immer gefragt, wieso in der deutschen Synchro von Bloodsport Frank Dux, "Dacks" ausgesprochen wird. Im O-Ton ist es "Duux". Dementsprechend ist auch der Gag von Nicholas Bölls Rolle komplett umgekehrt. "Und du musst Frank Duux sein." "Äh nein, nein, Frank Dacks."
"That must make you Frank Dacks." "No, no it's Duux.
Ich hätte "Dux" wirklich den üblichen Auspracheregeln des Englischen entsprechend genau so ausgesprochen, wenn ich nicht zuerst den OT zu hören bekommen hätte. Möglicherweise haben (Roh-)Übersetzer und/oder Regisseur den vorher gar nicht gehört...?!
Zitat von iron im Beitrag #160Auch in der Westernklamotte "Blaue Bohnen für ein Halleluja" ist sogar drei Mal der selbe Aussprachefehler zu hören: Erst sagt Wolfgang Hess als Häuptling Sitzender Büffel" (kurz zusammengefasst), dass Django auf dem Weg nach "Tacksen" sei; darauf Angelika Bender (für "Big Little Jane" Rita Pavone): "Also auf nach Tacksen!" Abschließend stellt ihr "Django" Norbert Gastell unterwegs die Frage: "Führt dieser Weg nach Tacksen?":/
Diese Aussprache wurde auch in einer Hörspiel-Version von "Der Ölprinz" (mit Joachim Rake als Erzähler) benutzt - und war die erste dieses Namens, die mir unterkam. Das war leider lange prägend.
Jetzt und heute würde ich nicht mehr "Aussprachefehler" schreiben , obwohl "Tuhsen" aus heutiger Sicht natürlich richtig ist. Vor gar nicht sehr langer Zeit hätte ich wie geschrieben bestimmt noch selbst "Tacksen" gesagt!