Zitat von Nyan-Kun im Beitrag #435"Breaking Bad" hat für mich da den Grundstein gelegt. Danach kamen immer mehr entsprechende Serien mit übergreifenden Handlungsbögen.
Vielleicht nicht Grundstein, aber sie wurden damit ungemein populär. Aber vor allem hat die Serie den Grundstein für etwas anderes gelegt: den Irrglauben, eine Serie zeichne sich vor allem dann aus, wenn sie einen durch immer neue Wendungen fessele. Thrill *kann* *ein* Merkmal einer Serie sein, ist aber keine Entschuldigung für hannebüchene Handlungen. Besonders schlimm finde ich in der Hinsicht Bryan Cranstons SNEAKY PETE: die Serie handelt nicht nur von Trickbetrug, sondern ist selbst einer, weil sie den Zuschauer fast vergessen lässt, wie strunzdumm sie eigentlich ist. Alle Figurenwendungen geschehen ohne erkennbare ernsthafte Motivation, sondern nur um der Wirkung willen. Das wird aber durch schier endlose anekdotische Monologe von Cranstons Figur mehr oder weniger geschickt verhüllt, nur dass diese abgehobenen Geschichtchen so völlig beliebig kommen, wie man sie gerade eben braucht.
In STAR TREK: PICARD passierte so etwas auch einmal massiv, als Roofie diesem Admiral auflabert, weshalb sie nun absolut keine andere Wahl habe, als dem Schiff Zuflug zu gewähren ("Sie kennen Dickschädel Picard ja. Wollen Sie sich wirklich Ärger einhandeln für seine Grenzüberschreitung? Da sollten Sie ihm diese lieber einfach erlauben"), und dafür diesen lächerlichen Beifall erhält.
Bedauerlicherweise haben sich von jenen damaligen Schulhofidioten also auch die Dummlaberer durchgesetzt.
Zitat von Nyan-Kun im Beitrag #435Wenn z.B. Hugh immer wieder verschiedene Sprecher gehabt hätte oder Ernst Meincke Picard ständig anders angelegt hätte hätte dies viel eher dem Niveau der Serie entsprochen.
Ernst gemeint: Vielleicht verhält es sich mit ST:P genauso wie mit dem "neuen Magnum": Es ist einfach nicht primär für die alte Zielgruppe gemacht. Für mich hat das neue Magnum nichts von dem Herz und dem Charme der Originalserie - für ein neues Publikum aber bietet es genau das, was es will?
Ich bin kein Star Trek-Jünger, habe aber alle Kinofilme gesehen und von jeder der Serien zumindest etliche Folgen - und mir hat ST:P gefallen. Die Besetzung fand' ich fabelhaft im Bild wie im (deutschen) Ton und es war durchaus unterhaltsam. War es jetzt DIE Story? Nö - und vielleicht finden es viele Star Trek - Kenner total bescheuert, als Seven auf Borgkönigin macht ... ich fand' es toll . Will meinen: Vielleicht wurde die Serie neuen Zuschauern im Streaming-Zeitalter durchaus gerechter, als eben TNG-Fans. Siehe das Magnum-Beispiel: Vielleicht ist das Neue einfach nicht (primär) für "unsere" Geschmäcker der Urversionen gemacht. Ich war von Altered Carbon Staffel 2 viel mehr enttäuscht (trotz genialer Besetzung und Optik) als von ST:P.
Zitat von smeagol im Beitrag #437Erst gemeint: Vielleicht verhält es sich mit ST:P genauso wie mit dem "neuen Magnum": Es ist einfach nicht primär für die alte Zielgruppe gemacht. Für mich hat das neue Magnum nichts von dem Herz und dem Charme der Originalserie - für ein neues Publikum aber bietet es genau das, was es will?
Ich bin kein Star Trek-Jünger, habe aber alle Kinofilme gesehen und von jeder der Serien zumindest etliche Folgen - und mir hat ST:P gefallen.
Ich bin da noch ein größerer Star Trek Noob. Bis auf vereinzelte TNG Folgen, die ich zufällig mal bei Tele 5 kurz gesehen habe bin ich da gar nicht mit dem ganzen Universum vertraut und fand die Handlung und einige Charaktere aus der Picard Serie auch so schon bescheuert und hanebüchen genug. Und dabei dachte ich die ersten paar Folgen wirklich noch, dass es eine gute Serie wird oder besser gesagt: Ich hatte es gehofft. Allein der deutschen Synchro wegen, weil es so schön ist Ernst Meincke wieder auf einer großen Rolle im Einsatz zu hören und das auch noch auf Patrick Stewart, wo er mittlerweile so gut drauf liegt. Am Ende hatte mich die Leistung von Meincke (und natürlich auch Pan, Boden, Bierstedt und Kryll) eher über die schlechte Serie hinweggetröstet, aber für eine zweite Chance reicht es dann doch nicht mehr. Wenn man damit erreicht hat, dass nun auch andere motiviert genug sind Meincke für andere Stewart Rollen zu besetzen bin ich schon glücklich genug. Was diese Picard Serie anbelangt so hat sie von mir nur einen Tritt in den allerwertesten verdient direkt ins Grab. Tief begraben, sodass sie alsbald wieder in Vergessenheit gerät.
Falls der letzte Satz auf einige zu Hasserfüllt klingt. Das war eher nüchtern und gleichgültig gemeint sein. Mich interessiert diese Serie nicht mehr sonderlich.
Lustiges Bashing gehört bei Trek IMO dazu - das ändert ja nichts an der grundsätzlichen Sympathie, die manche (auch ich) für Trek empfinden. Das fällt fast schon unter "Necken". Ist ja auch alles nicht so wild. It's all just entertainment, folks. Vielleicht rockt Staffel 2 einen Tick mehr. Dann sind wir alle happy. Ich bin vorsichtig optimistisch und freue mich, dann wieder die vertrauen Stimmen zu hören. Demnächst an dieser Stelle.
Zitat von Nyan-Kun im Beitrag #435"Breaking Bad" hat für mich da den Grundstein gelegt. Danach kamen immer mehr entsprechende Serien mit übergreifenden Handlungsbögen.
Vielleicht nicht Grundstein, aber sie wurden damit ungemein populär. Aber vor allem hat die Serie den Grundstein für etwas anderes gelegt: den Irrglauben, eine Serie zeichne sich vor allem dann aus, wenn sie einen durch immer neue Wendungen fessele.
Das geht jetzt ein bisschen vom eigentlichen Thema weg, aber ich glaube Lost hat den Stein so richtig ins Rollen gebracht und den Weg geebnet für Serien mit folgenübergreifenden Handlungsbögen. Da hat man übrigens auch ganz gerne auf überraschende Wendungen und Cliffhanger gesetzt. Die Sopranos sind vermutlich auch nicht ganz unschuldig in der Hinsicht. Und 24 gab's ja auch noch ... Aber den einzig wahren Schuldigen gibt es so vermutlich gar nicht. Wer da den ersten Stein geworfen hat, ob nun Breaking Bad, 24, Lost, die Sopranos, oder vielleicht sogar Twin Peaks: das ist eine Frage, auf die es glaub ich gar keine wirkliche Antwort gibt.
Zitat von Nyan-Kun im Beitrag #428Diese Picard Serie war von TNG-Feeling so weit entfernt wie Daniel Craig von Indiana Jones. Meine mich auch daran zu erinnern, dass die Macher mit dieser Serie nicht wirklich versuchen wollen eine direkte TNG Fortsetzung zu machen, sondern vielmehr andere Wege gehen wollen. Auch wenn man hin und wieder ein paar Leckerlis für die TNG-Nostalgiker hingeworfen haben.
Das war's, was mich am Ende am meisten aufgeregt hat: Das Nostalgie nur in Form von Leckerlis geschieht, hat was extrem Herablassendes. "Eigentlich seid ihr von gestern, aber damit ihr zuschaut, geben wir euch jede Woche ein paar kleine Easter-Eggs und verpflichten ein paar alte Stars. Die Handlung machen wir aber bitteschön so, wie es uns gefällt."
So verarscht habe ich mich bisher nur bei der Kugelschreiber-Bemerkung von Q in "Skyfall" gefühlt.
Zitat von nightcrawlerx im Beitrag #430Aber das Problem hat man doch mittlerweile bei den meisten Streaming-Serien: Es gibt kaum noch abgeschlossene Folgen und alles wird über die ganze Staffel verteilt. Da kriegt man Anspielungen, die erst in einer späteren Folge Sinn machen und und muss manchmal lange warten bis die Handlung sich zu einem Ganzen fügt. Einerseits macht das manche Serien durchdachter, andererseits wird das Schauen von einzelnen Folgen manchmal sehr mühselig.
Wieder ein sehr richtiges Zitat. Ich könnte mich ja dran gewöhnen, dass Streaming-Serien im Grunde allesamt in 10 Teile zerlegte, überlange Spielfilme sind. Aber könnte man die Folgen wenigstens mit einer Art Spannungbogen versehen? Folgenabschlüsse liegen selten an spannenden Stellen, sondern irgendwo. Aber nur weil man theoretisch gleich weiter "binge-watchen" kann, muss man nicht auf fundementale Ingredienzen verzichten. Ich grabe inzwischen immer mehr Serien aus den 90ern aus, da mich dieser neue Trend mehr und mehr kaltlässt.
Zitat von VanToby im Beitrag #434Ich mag es nicht, weil es kein Star Trek ist. Die Macher verstehen Star Trek nicht und wollen es nicht verstehen. Es ist gewissermaßen so, dass die Leute, die sich auf dem Schulhof immer über Star Trek lustiggemacht haben, es zu langweilig fanden, zu den philosophisch-optimistischen Zügen, wonach die Menschen Mitmenschlichkeit als Gut an sich sehen und sich um der Sache willen & aus freien Stücken mit der Welt beschäftigen, keinen Zugang hatten und schon damals im Leben immer egoistische Abkürzungen gegangen sind - kurzum: diejenigen, denen gegenüber man sich in einer besseren Zukunft durchzusetzen hoffte -, nun die Macher von Star Trek sind. Welch eine Schmach!
Schön zusammen gefasst. Noch scheinheiliger finde ich, dass es diesen "Schulhof-Bullies" noch nicht mal um vorgergründige Action geht, was ich noch halbwegs nachvollziehen könnte. Dass gerade diese Leute eine stinklangweilig dahinplätschernde Handlung fabrizieren, in der Dialoge noch mit das aufregendste sind, und statt philosophisch-moralishcen Allegorien, wofür SF eigentlich kreiert wurde, lieber alle SJW-Quoten abdecken (die angedeutete lesbische Beziehung am Ende war so unglaublich unnütz), ist eigentlich nur erbärmlich.
Zitat von Phönix im Beitrag #432Man merkt jedenfalls, das große Handlungsbögen der aktuelle Trend sind, und alles, was dem widerspricht, hat in der aktuellen Serienlandschaft keinen Platz. Kann man ja auch viel schlechter bingen ...
"Breaking Bad" hat für mich da den Grundstein gelegt. Danach kamen immer mehr entsprechende Serien mit übergreifenden Handlungsbögen. Die zu der Zeit noch laufenden "Fall-der-Woche"-Serien mit einem leichten roten Faden kamen da immer mehr die Zuschauer abhanden und wurden schließlich beendet oder auch schon mal unwürdig eingestellt.
Dass es einen übergreifenden Story-Arc gibt, ist doch nichts Neues. Dass gab es bei "Babylon 5", bei "Akte X" und in "DS9" auch schon. Dass es keinen zusätzlichen "Fall der Woche" gibt, ist auch schon vor "Breaking Bad" durchaus zu beobachten gewesen, etwa in "Dexter" oder in "Galactica".
Neu ist für mich nicht das Weglassen des Falls der Woche, sondern das Fehlen eines Spannungsbogens, den es bei "BB" sehr wohl gibt. Ein Serienformat muss folgenweise funktionieren, damit es sich von einem 4 Stunden Film, den ich in Etappen anschaue, unterscheidet.
Dass diese Episodendramaturgie einen Quotenrückgang verursacht haben soll, kann ich da nicht so recht glauben. Vermutlich waren es bei den betroffenen Serien andere Faktoren, an die bloß keiner gedacht hat.
Zitat von Taccomania im Beitrag #444Möchte der Synchro zu dem Begriff "Androidenhausen" gratulieren. Das war eine Übersetzung in bester "Raumschiff Enterprise"-Tradition.
Kenne ich so nur aus "Over There", wo man "shit-ville" mit "Scheißhausen" übersetzt hat. Saucoole Eindeutschung.
Zitat von Slartibartfast im Beitrag #447Noch scheinheiliger finde ich, dass es diesen "Schulhof-Bullies" noch nicht mal um vorgergründige Action geht, was ich noch halbwegs nachvollziehen könnte. Dass gerade diese Leute eine stinklangweilig dahinplätschernde Handlung fabrizieren, in der Dialoge noch mit das aufregendste sind, und statt philosophisch-moralishcen Allegorien, wofür SF eigentlich kreiert wurde, lieber alle SJW-Quoten abdecken (die angedeutete lesbische Beziehung am Ende war so unglaublich unnütz), ist eigentlich nur erbärmlich.
Diese ganzen angedeuteten Liebesbeziehungen fand ich in Picard auch irgendwie künstlich. So richtig nachvollziehbar war es für mich nie warum sich diese Charaktere ausgerechnet jetzt und da näher kommen. Wirkte eher so als passiert das eben, weil es so im Drehbuch steht und nicht weil sich im laufe der Zeit eine entsprechende Chemie zwischen den Charakteren entwickelt hat.
Zitat von Slartibartfast im Beitrag #448Neu ist für mich nicht das Weglassen des Falls der Woche, sondern das Fehlen eines Spannungsbogens, den es bei "BB" sehr wohl gibt. Ein Serienformat muss folgenweise funktionieren, damit es sich von einem 4 Stunden Film, den ich in Etappen anschaue, unterscheidet.
Dass diese Episodendramaturgie einen Quotenrückgang verursacht haben soll, kann ich da nicht so recht glauben. Vermutlich waren es bei den betroffenen Serien andere Faktoren, an die bloß keiner gedacht hat.
Ja. Da magst du Recht haben. Mir scheint, dass einige Serienmacher auf Basis von so Sachen wie "Breaking Bad" Serien als eine längere Version von Filmen misszuverstehen. Da vergisst man schon mal, dass die einzelnen Folgen auch für sich noch ausgewogen funktionieren müssen, was wie schon gesagt etwa bei "Breaking Bad" der Fall war. Die Picard Serie ist so ein klassisches Beispiel, wo man einen überlangen Film in mehrere Folgen aufgeteilt hat, was auch die fehlenden Spannungsbögen erklärt und einige Folgen schon mal extrem dröge waren.
Das die Episodendramaturgie den Quotenrückgang verursacht glaube ich auch nicht. Die entsprechenden Serien, die zum Ende hin schlechter liefen liefen immer nach einem ähnlichen Muster ab, funktionierten folgenweise völlig eigenständig und man hatte diese damals auch entsprechend so geguckt. Meine Theorie ist, dass wir uns nun im "Binge-Watching" Zeitalter befinden und daher eine andere Art von Serien gefragt, die sich in der Form besser angucken lässt. Bei den Streamingportalen gibt es auch mittlerweile schon Serien, wo gleich auf einem Schlag alle Folgen einer Staffel direkt veröffentlicht werden.