Wir sind hier ja eigentlich im falschen Thread, aber das stimmt so, was Rolf Schult betrifft. TNG wurde für Sat.1 als Marathon aufgenommen, mehrere Monate am Stück ohne Pause. Er hätte nahezu non-stop fern seiner neuen Heimat und seiner Frau doch wieder in Berlin leben müssen, und das wollte er sich nicht antun. Es gab in dieser Zeit wohl auch noch ein paar andere längerfristige Anfragen, die er aber schließlich alle abgesagt hat, bis die Leute es dann irgendwann verstanden. Zumindest erwähnte er so etwas damals Helen und mir gegenüber im Rahmen des Silhouette-Interviews.
Danke für die Bestätigung, Tobias. Ich könnte mir vorstellen, dass die Marathon-Produktion gerade bei Eva Kryll, die ja auch viel gedreht hat, ebenfalls ein Problem gewesen sein wird. Bei Rita Engelmann weiß ich es nicht, aber so eine Dauer-Produktion über mehrere Monate wird für alle nicht unkompliziert gewesen sein.
Alison Pill darüber, was ihr an STAR TREK: PICARD so gefiel:
"The other reason is Michael Chabon too, who's one of my favorite novelists, and having a showrunner coming from --, who both appreciates --, you know, the whole, the whole idea of both appreciating Star Trek and trying to take it into a new direction. You know, it's, it's streaming, we get to use the f-word. Like, that combination was very exciting to me, if sort of amplifying the things that worked and, and taking it into new directions at the same time."
Immer wieder mal "fuck" zu sagen, ist also eine voll ausgearbeitete neue Richtung, die dem früheren humanitären Konzept absolut ebenbürtig ist. Oder es sogar bestärkt, dem zumindest nicht im Wege steht. Aufregend!
Hm. Meinst du mit dem "früheren humanitären Konzept" den großflächig schleimig-lauwarmes Moralin verspritzenden Picard, der quasi in jeder Folge mit Wichtigtuergesicht absurd weltfremde Reden gehalten hat (also Science Fiction in Reinkultur!), während wir zwischendrin von Opa im zu engen roten T-Shirt genervt auf andere Sender umgeschaltet haben und wirklich, wirklich hofften, das öde Gedöns wäre schnell vorbei und es würde wieder mit richtigen Inhalten weitergehen?
Gut, dann ist das böse F-Wort natürlich untragbar, denn das würde ja heißen, dass Star Trek tatsächlich in der wirklichen, realen Welt angekommen wäre, in der normale Menschen eben nicht den ganzen Tag agieren wie Roboter oder hirnlose US-GOP-Marionetten in einem verquasten Brüderchen-und-Schwesterchen-Roman, sondern ihnen halt auch mal die Pferde durchgehen (a.k.a. sie die Beherrschung verlieren) und sie menschliche Schwächen zeigen und womöglich sogar verärgert sind und sich Luft machen. Gott bewahre, sowas darf nicht vorkommen! Star Trek muss *immer* hochgradig steril, auf dem gefühlten Stand von vor 20 Jahren und unbedingt langweilig sein, nur dann ist es gut. Nur *dann* ist es gut.
Klischee trifft es ganz gut. Bin da immer noch am überlegen welche Charaktere das größte Klischee waren. Die typischen modernen Protagonisten oder die geradezu schrecklich plakativen Antagonisten.
Das mit dem F-Word ist glaube ich eher ein Kurtzman Fetisch oder die Amis überkompensieren es einfach, dass sie endlich "frei" reden können. Finde das jetzt nicht so schlimm an sich, Flüche gehören einfach zum Menschsein dazu, allerdings stellt(e) Star Trek ja auch eine positivere Zukunft da, wo die Menschheit ihre Probleme überwunden hat. Und Schimpfwörter kann man als Bestandteil davon sehen. Allerdings werden die Wörter ja auch selten beleidigend eingesetzt. Was ich persönlich viel schlimmer fand war wie die Synthetics behandelt werden. Das ist ein Verhalten, was bisher gegen eigentlich alles bisher dargestellte in Star Trek spricht. Die Menschheit aus TNG (und Co) war eigentlich über solch ein Verhalten hinweg, dachte ich zumindest. Aber da kann man sich auch rausreden, dass wir eigentlich fast nur die Sternenflotte kennen gelernt haben und höchstens Menschen im Umkreis der Sternenflotte. Wenn man bedenkt, dass die Flotte ja im Grunde Militär ist und auch handverlesen (sind ja anscheinend nur paar Tausend Menschen drin), hat die natürlich nur die Besten der Besten.
Ich erinnere mich, dass ich vorab den Pilofilm von TNG als Videokassette geschenkt bekam. Da es Science-Fiction war, schob ich das Ding mit zitternden Händen in den Videorekorder (nachdem ich meine aufsässigen Schwestern in die Speisekammer gesperrt hatte). So etwa auf Höhe des Gerichtshofes von Q fing ich an, die Blumen auf der grauenhaft hässlichen Tapete zu zählen. Das tat ich auch sehr oft, als ich später die gesamte erste Staffel guckte. Ein hüftsteifer, moralinsaurer, sterbenslangweiliger Stinker. Nach Tashas Tod drückte ich quasi immer den Schurken den Daumen, in der Hoffnung, sie mögen noch mehr der blöden Figuren dahin raffen. Passierte nicht. Erst mit Staffel 2, oder wie der Volksmund sagt: Rikers Bart, kam die Qualität. Möge Änliches auch hier der Fall sein.
Gleiches kann man zumindest für DS9 sagen, da wurde es ja auch erst spannend mit der Etablierung von Garaks Charakter am Ende von Staffel 2. Allerdings war das eine andere TV Welt damals. Star Trek Serien hatten 25 Folgen pro Staffel und kamen pünktlich im jährlichen Rhythmus, dazu kostete damals eine Folge grade mal 1 Million. Heute haben Star Trek Serien 10-etwas drüber Folgen und kosten jeweils mindestens 8 Millionen Dollar. Zudem gibt es heutzutage viel mehr hochqualitative Konkurrenz. In den 80er/90ern war es zB noch das Eingeständnis, dass man in Hollywood verloren hat, wenn man in einer Serie auftrat, Stars taten das fast ausschließlich nur, wenn die sich die Karriere mit Drogen o.Ä. komplett zerstört hatten. Und Seriendarsteller hatten selten eine Chance in Hollywood Karriere zu machen. Bruce Willis haftete das Stigma zB noch bis Hudson Hawk an. Jedenfalls muss heutzutage eine Serie schon ab Staffel 1 überzeugen, sonst lohnt es sich bei so viel Konkurrenz einfach nicht. Star Trek Serien haben immerhin einen gewissen Ruf, weswegen da Trekker sowieso und Leute, die Star Trek kennen zumindest reinschalten. Allerdings hilft das auch nicht ewig. Immerhin hatte zumindest Discovery immer zumindest sehr solide Folgen zum Start, weil die da noch die Grundprämisse frei etablieren konnten. In Staffel 1 hatten sie dann einfach nur die Auflösung imo verkackt und in Staffel 2 anscheinend vergessen, dass die nur 13 Folgen hatten, weswegen der langsame Aufbau am Anfang am Ende viel zu gradlinig aufgelöst wird. Ob Picard Staffel 2 besser wird? Keine Ahnung, aber es muss ja auf die erste Staffel grob aufbauen, außer die ignorieren den "großen Twist" vom Ende der Staffel einfach (was man auch gut kann) und resetten einfach alles.
Absolut dabei, aber sehe das eher in Strange New Worlds. Picard leidet dadrunter, das Kurtzman UND Stewart das sagen haben. Stewart als Schauspieler ist wirklich großartig, aber er braucht jemanden, der ihn führt. Das fing ja schon mit TNG an, das er nur angenommen hatte, weil es ja sicher nach einer Staffel abgesetzt werden würde. Für die Filme hatte er dann auch mehr zu sagen und deswegen wurde Picard auch auf einmal zum Actionhelden in ST8, auch der unpassende Jeepfight in 10 ist einzig auf Stewarts Mist gewachsen. Naja, hoffen wir mal das Matalas als Showrunner jetzt ne bessere Figur macht als Chabon. Es ist übrigens bezeichnend, das es bisher noch keine der Star Trek Serien geschafft hat, einen Showrunner für länger als eine Staffel zu haben. Toitoitoi für Terry Matalas und Michelle Paradise.
"Gut, dann ist das böse F-Wort natürlich untragbar, denn das würde ja heißen, dass Star Trek tatsächlich in der wirklichen, realen Welt angekommen wäre"... Wäre es, streng genommen, nicht ein Rückschritt und am Thema vorbei, wenn sich eine Utopie zu unseren aktellen Standards zurückentwickelt?
Zitat von PeeWee im Beitrag #507"Gut, dann ist das böse F-Wort natürlich untragbar, denn das würde ja heißen, dass Star Trek tatsächlich in der wirklichen, realen Welt angekommen wäre"... Wäre es, streng genommen, nicht ein Rückschritt und am Thema vorbei, wenn sich eine Utopie zu unseren aktellen Standards zurückentwickelt?
Wie gesagt, es ist definitiv ein Rückschritt zu Roddenberrys Idee und er wird definitiv im Grab rotieren deswegen. Aber ich persönlich sehe das unproblematischer, weniger Flüche seitens Sternenflottenpersonal wäre allerdings wünschenswert.
Zitat von Phönix im Beitrag #508Auch auf die Gefahr hin, mich als Kretin zu outen, aber ich persönlich liebe Der erste Kontakt.
Da muss man sich doch nicht schämen, Der erste Kontakt ist definitiv der beste TNG Film, aber wird auch gerne als allgemein bester Star Trek Film bezeichnet. Da muss er aber eben mit "Der Zorn des Khan" (wohl größte Impact in Nerdkultur), Zurück in die Gegenwart (massenkompatibelste bis zumindest Abrams ersten Film) und Das unentdeckte Land (ambitionierteste) konkurrieren. Persönlich ists für mich 8,6,2,4 (Rest). Was viel mehr kompliziert ist zB Star Trek 9 zu verteidigen, was ich gerne tue. Der meiner Meinung nach der serienkonformste Film ist, was eben auch sein Problem ist - er funktioniert als Kinofilm nicht gut.
Zitat von xergan im Beitrag #509Da muss man sich doch nicht schämen, Der erste Kontakt ist definitiv der beste TNG Film, aber wird auch gerne als allgemein bester Star Trek Film bezeichnet. Da muss er aber eben mit "Der Zorn des Khan" (wohl größte Impact in Nerdkultur), Zurück in die Gegenwart (massenkompatibelste bis zumindest Abrams ersten Film) und Das unentdeckte Land (ambitionierteste) konkurrieren. Persönlich ists für mich 8,6,2,4 (Rest). Was viel mehr kompliziert ist zB Star Trek 9 zu verteidigen, was ich gerne tue. Der meiner Meinung nach der serienkonformste Film ist, was eben auch sein Problem ist - er funktioniert als Kinofilm nicht gut.
Meinen Post sollte man nicht zu ernst nehmen. Ich hab kein Problem damit, fragwürdige Streifen (zu denen ich Den ersten Kontakt nicht dazuzähle), die meinen Filmgeschmack treffen, zu verteidigen. Wofür ich mich tatsächlich etwas schäme: bei Easy Rider ist der Funke nicht übergesprungen. Aber das hat natürlich nix mit Star Trek zu tun.