Zitat von HalexD im Beitrag #246Was geht denn hier ab? Ein junger Thomas Danneberg (1:24), Wolfgang Hess (1:55) und Gerd Martienzen (2:08) in einer aktuellen "Retro"-Synchro ("BOLO - Vier Fäuste im wilden Osten")?
Bei Thomas Dannebergs Satz allein könnte man sogar noch meinen, das wäre eine Aufnahme aus irgendeiner anderen Produktion.
Ich glaube, fast alles sollen KI-Stimmen bekannter Leute sein, die nur kaum erkennbar sind. Ich meine zu erahnen:
{0:17} "Da issa. Und jetzt gibt's auf die Fresse", {1:03} "Willst du da etwa Wurzeln schlagen": Manfred Lehmann {1:05} "W' issn das?" ... {1:13} "Hier ist es gemütlich": auch schon Wolfgang Hess
Tja. Wohl aus der Reihe "Wo kein Kläger, da kein Richter."
Man stelle sich vor, einer der Vorgenannten ist am Leben und man würde es ihm stecken!
Zitat von VanToby im Beitrag #258Bei Thomas Dannebergs Satz allein könnte man sogar noch meinen, das wäre eine Aufnahme aus irgendeiner anderen Produktion.
Zugegeben: Hatte ich auch zuerst gedacht. Ist jedenfalls am besten gelungen.
Zitat Wohl aus der Reihe "Wo kein Kläger, da kein Richter."
Manfred Lehmann war ebenfalls meine erste Intuition, war mir aber deutlich unsicherer als bei den anderen. Und bei Danneberg habe ich auch gedacht, dass man da einfach alte Aufnahmen aus den 70ern verwendet hat. Wolfgang Hess klingt qualitativ aktueller und stimmlich älter als der Rest, eher wie in den "Hobbit"-Filmen als Gimli.
Ich denke es wird rechtlich gesehen wohl kaum möglich sein dagegen vor zu gehen. Wenn sie die Stimmen von noch lebenden Sprechern nutzen würden sähe die Sache bestimmt anders aus. Aber ich kann mir aktuell nicht vorstellen, wie die Stimme eines verstorbenen Sprechers rechtlich schützbar gemacht werden könnte.
Zitat von Dennie03 im Beitrag #263Naja ist ja ein Verstoß gegen das Persönlichkeitsrecht. Dieses gilt auch noch nach dem Tod bzw. kann von den Angehörigen geltend gemacht werden.
Die Frage ist halt wie die Gerichte darüber urteilen, sollten wirklich Angehörige dagegen vorgehen. Die Frage ist ja auch immer ob diese überhaupt ein Interesse daran haben und bereit sind das Risiko der Prozesskosten auf sich zu nehmen.
Für Rogue One und Alien: Romulus hat man nichts ohne die Einwilligung der Angehörigen unternommen.
Bei Stimmen hierzulande wird man sicher zu ähnlichen Entscheidungen kommen, dass man sowas nicht unerlaubt (noch dazu kommerziell) machen darf. Was für Pappnasen arbeiten bei dem Verleih?
Zitat von Dennie03 im Beitrag #263Naja ist ja ein Verstoß gegen das Persönlichkeitsrecht. Dieses gilt auch noch nach dem Tod bzw. kann von den Angehörigen geltend gemacht werden.
Rechtlich ist das leider nicht so einfach. Die Imitation einer Person (Aussehen, Stimme) kann unter Umständen gerechtfertigt sein, unter Umständen auch nicht (vgl. das aktuelle Urteil des OLG Köln vom 26.04.2023, 15 24/23 [dort Randnummer 29] und das Urteil des Bundesgerichtshofs vom 24.02.2022, I ZR 2/21 "Tina Turner"). Streit besteht schon darüber, ob und inwieweit das bei noch lebenden Personen zulässig ist; richtig schwierig wird es bei bereits verstorbenen Personen, da postmortale Persönlichkeitsrechte nur in bestimmten Ausnahmefällen anerkannt sind. Noch gar nicht rechtlich geklärt ist, wie in diesem Zusammenhang der Einsatz von KI zur Imitation der Stimmen verstorbener Personen zu bewerten ist. Das Recht am eigenen Bild ist auch über den Tod hinaus geschützt (§ 22 KUG). Für die Stimme ist das in der Rechtsprechung ebenfalls zum Teil anerkannt (OLG Hamburg, Urteil vom 08.05.1989, 3 W 45/89 "Heinz Erhard"). Je näher ein Sprecher oder eine KI einem verstorbenen Sprecher, dessen Stimme einen großen Bekanntheitsgrad hatte, kommt, und je eher der Eindruck entsteht, es handele sich um die Originalstimme, kann die Verwendung ggf. auch von den Erben untersagt werden.
Vergleichsweise unproblematisch - wenn auch nicht rechtlich zweifelsfrei - wäre es, wenn man Dannebergs Stimme (oder die anderer bekannter Synchronsprecher:innen) bzw. entsprechende Imitationen für Werbezwecke verwenden würde. Eine solche Kommerialisierung müssen die Sprecher bzw. deren Erben in der Regel nicht dulden. Bei einem künstlerischen Werk wie einer Synchronisation kann es schon wieder anders aussehen. Die Frage lässt sich derzeit daher nicht eindeutig und allgemein rechtlich beantworten. Da kommt es immer auf den konkreten Einzelfall an.
Wenn man allein auf Fragen der Ethik und Pietät abstellt, ist das, wie immer, Ansichtssache. Häufig geht es den Erben ja gerade nicht darum, das Andenken und Werk des verstorbenen Verwandten zu schützen, sondern finanziell daran zu partizipieren. So hat die Rechtsprechung früher die Auffassung vertreten, Erben könnten diesen "Missbrauch" nur untersagen lassen, darauf aber keine finanziellen Ansprüche stützen, später hat der Bundesgerichtshof auch die kommerziellen Interessen anerkannt ("Marlene Dietrich"). Und wenn Produzenten den Erben Vergütungen dafür zahlen, dass die Stimme ihres verstorbenen Verwandten verwendet wird, dürfte es oft mit Pietät und Ethik dann nicht mehr weit her sein.
Die Kehrseite der Anerkennung der Vererbbarkeit solcher Ansprüche aus dem Abbild oder der Stimme eines Verstorbenen ist eben, dass die Erben darüber befinden können, ob und wie die Verwertung dieser Persönlichkeitsrechte erlaubt und daraus ggf. Profit geschlagen wird. Das muss ja auch nicht immer im Sinne des verstorbenen Künstlers sein.
Der Trailer hat in der Branche schon hohe Wellen geschlagen, mal sehen ob mehr draus wird. Ich frage mich auch, was man sich seitens des Verleiher gedacht hat.
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