Wow das klingt wirklich schrecklich. Steril, ohne Emotionen, teilweise sehr elektronisch und immer in der gleichen Stimmlage. Wie kommt man denn nur auf so eine bescheidene Idee, eine Serie, die vermutlich keiner kennt, so """synchronisieren""" zu lassen?
Ich wiedehole es nur allzu gerne: KI HAT IM SYNCHRON NICHTS VERLOREN!
Unabhängig von dem Video bin ich dieser Meinung schon seit langem! KI ist überwiegend fauler Zauber und - wenn auch manchmal beeindruckend - ein verhängnisvoller Irrweg.
Machen wir uns nichts vor. KI-Synchro ist die Zukunft. Auch wenn es zur Zeit noch teilweise unnatürlich klingt, die Computer werden immer besser darin. Eher früher als später wird ein Regisseur einen Computer genauso anleiten können, was Stimmfarbe, Ausdruck, etc., betrifft, wie einen menschlichen Synchronsprecher. Ohne weiteres wird man einen Computer auch sagen können, er solle eine Szene in verschiedenen Varianten anbieten, mal nah an die Original-Stimmen angelehnt, mal mehr frei, mal ähnlich wie dieser oder jener Synchronsprecher klingend.
Wir sich einmal mit fortschrittenen KI's wie die neueste ChatGPT-Version auf "tiefere" Gespräche einlässt, sie kritisch anleitet, um verschiedene Varianten eines Fotos, Themas, etc., bittet, wird bemerken, wie weit fortgeschritten KI heute schon ist und wie riesig die Fortschritte allein in den vergangenen beiden Jahren waren. KI's werden auch zunehmend kreativ. So ein paar coole Thomas-Danneberg-Sprüche kann auch eine KI raushauen, wenn man ein wenig mit ihr übt. In noch einmal zwei bis fünf Jahren wird man ohne weiteres jeden Synchronsprecher durch KI technisch ersetzen können. Rechtlich ist da zwar noch vieles ungeklärt. Die aktuellen Synchronsprecher zu feuern und durch KI zu ersetzen, geht ohne deren Einwilligung natürlich nicht. Bei verstorbenen Sprechern ist das rechtlich noch umstritten. Die Frage wird sich aber nicht mehr stellen, wenn man einfach "neue Stimmen" erfinden und etablieren kann.
Zudem wird ja schon mit der Möglichkeit experimentiert, die Stimme des Originalschauspielers einfach per KI in verschiedene Sprachen zu übertragen, inkl. Lippensynchronität. Da wird man allenfalls noch ein wenig an Wortspielen arbeiten müssen. Aber auch das kann in Zukunft genausogut eine kreative KI erledigen. Da gibt man der KI einfach vor, ob sie nah am Original bleiben oder den "Rainer Brandt" geben soll.
Wie schon früher erwähnt: Ich hätte nichts dagegen, wenn man bei Nachsynchronisationen fehlender Passagen (siehe Star Trek - TOS) ein wenig mit KI nachhelfen würde. Einen durchgehenden GGH oder Herbert Weicker finde ich da weitaus weniger störend als den ständigen Wechsel mit Andreas Neumann und Norbert Gescher.
Da könnte KI sogar ein sehr gutes Hilfsmittel bzw. eine Aufwertung sein, um unnötige Brüche innerhalb einer Synchro zu vermeiden (zumindest wenn es nur kurze Passagen betrifft).
Das größte Schwachpunkt an den bisherigen Beispielen ist m.E. nicht die unausgereifte KI-Technik, sondern die mangelnde Kompetenz derjenigen, die ihr als Vorlage dienen und sie steuern. Diese Expertise erhält man praktisch nur durch jahrelanges Arbeiten in der bisherigen etablierten Branche. Und die halten, was die Sprechergarde angeht, bei Lockangeboten gewisser Firmen bislang noch zusammen bzw. rufen Preise auf, die die Sache am Endekaum billiger machen. So kriegt man nur unerfahrene Leute mit dem im "BTrailer hörbaren Ergebnis.
Ein weiteres Beispiel, an dem man sieht, dass es auch an den Kompetenzen auf den üblicherweise von den anderen Gewerken abgdeckten Bereichen gibt (Stimmführung, Anschlüsse, Lippensynchronität) ist die KI-Synchro der hier unbekannten 90er-Jahre-Zeichentrickserie "The Critic". Eine Art früher Ableger der SIMPSONS, dessen Hauptfigur dort einen Gastauftritt hatte:
Und es wäre sogar schnell und günstig. Einer fortgeschrittenen KI wird man in ganz wenigen Jahren einfach sagen können: "Bitte alle Passagen, die von Andreas Neumann, Norbert Gescher, etc., gesprochen werden, einheitlich mit den Stimmen von G.G.Hoffmann, Herbert Weicker, etc., neu einsprechen. Diktion, Stimmfarbe, etc. anpassen." Eine fortgeschrittene KI weiß auch sofort, was gemeint ist. Ihr muss man nicht mühsam die Dialogstellen heraussuchen und sagen, welche Sätze sie neu erstellen soll. Sie weiß einfach, wie ein Mensch, an welchen Stellen Andreas Neumanns statt G.G.Hoffmann spricht und wandelt das selbständig ab.
Ich habe eben mal ChatGPT gebeten, einen frei erfundenen Dialog von 200 Wörtern im Stile einer "Schnodder-Synchro" mit Bud Spencer und Terence Hill zu erstellen und die KI hat buchstäblich keine Sekunde überlegt und hat eine typische Westernkneipenszene mit Dialog zwischen Spencer und Hill erstellt. Man kann ChatGPT auch bitten, die Szene noch mehrfach zu variieren und es haut dann neue Spencer-Hill-Sprüche raus.
Über die Möglichkeit, die Szenen mit den Stimmen von Danneberg und Hess auszugeben, verfügt ChatGPT zwar nicht, gibt aber Hinweise auf andere KIs, die das können, weist aber auch auf mögliche rechtliche Probleme hin, falls das Resultat veröffentlicht werden sollte. Möglich ist das aber, habe ich auch schon mehrfach bei einem Bekannten gehört, der damit experimentiert hat. Für geschulte Ohren ist das bei spontanen ersten Versuchen zwar noch nicht ganz Danneberg. Aber natürlich werden zukünftige KI's mit etwas mehr "Übung" die Illusion perfekt machen. Das wird sich rechtlich letztlich genauso wenig aufhalten lassen wie die Verbreitung urheberrechtlich geschützter Inhalte auf YouTube. Irgendwann haben die Urheber vor Millionen Beiträgen kapituliert und lassen sich lieber von YouTube & Co. dafür entschädigen.
@Van Toby
Ich denke, das ist nur eine Frage der Zeit, bis auch das perfektioniert wird. Natürlich wird immer ein erfahrener Mensch darüber schauen, um das Endergebnis bei professionellen Produktionen abzusegnen. Eine Vorzeige-Serie oder einen Blockbuster wird man nicht einfach unbesehen einer KI überlassen. Aber die Branche wird sich in den nächsten zwei Jahrzehnten sicher sehr stark wandeln.
Und alle Synchronsprecher, die jahrzehntelang harte Arbeit geleistet haben und ihr Herzblut in die Sache gesteckt haben, können dann ihren Job an den Nagel hängen. Tolle neue Synchronwelt. -.-
Nicht von heute auf Morgen und einige werden auch bleiben. Für Neueinsteiger dürfte es in den nächsten Jahren jedoch zunehmend schwerer werden. So wie der Boom von Games, Hörbüchern, Streamingdiensten und zig TV-Sendern mit ihren zahllosen Serien und Filmen in den vergangenen beiden Jahrzehnten vielen Schauspielern neue Betätigungsfelder gegeben hat, wird KI das wieder nehmen.
Im Übrigen ist das einfach der Lauf der Dinge. Dazu ein Zitat aus "Star Trek VI - Das unentdeckte Land" (1991):
Lt. Valeris (Katharina Lopinski): "Vor 400 Jahren warfen auf dem Planeten Erde Arbeiter, die ihre Arbeitsplätze durch Automation bedroht sahen, ihre massiven Holzschuhe, auf französisch 'sabot', in die Maschinen, um sie zu stoppen. Daher kommt das Wort 'Sabotage'."