In Antwort auf:Der siebte Lümmel-Film "Betragen ungenügend" wurde, wie so oft in diesen Jahren, komplett nachsynchronisiert, wobei aus dramaturgischen Gründen (in Rückblenden) nicht immer die Schauspieler selbst zum Einsatz kamen. So spielt Ilja Richter den jungen Taft und wird logischerweise von Theo Lingen synchronisiert.
Echt ? Wußte ich nicht. Es hat mich aber in der Tat irritiert, dass Ilja Richter so stark nach Theo Lingen klang. Er konnte ihn zwar prima imitieren, aber dass Lingen ihn dann doch synchronisiert hat, wusste ich nicht. Hans Korte könnte sich selbst gesprochen haben, was ich aber nicht hundertprozentig sagen kann. Es ist ja auch schon länger her, dass ich den Film gesehen habe (Um 1994/95 lief der genannte Film zusammen mit "Morgen fällt die Schule aus" ja mal häufiger auf RTL). Aber aus der Erinnerung kann ich aber doch sagen, dass es an manchen Stellen schon komisch aussah, wie bei vielen Filmen aus dieser Zeit.
Zitat von LammersEcht ? Wußte ich nicht. Es hat mich aber in der Tat irritiert, dass Ilja Richter so stark nach Theo Lingen klang. Er konnte ihn zwar prima imitieren, aber dass Lingen ihn dann doch synchronisiert hat, wusste ich nicht.
Das war auf jeden Fall Lingen selbst. Ilja Richter hat dazu einmal erzählt, dass er nach den Dreharbeiten ein nettes Telegramm bekam, Text ungefähr:
"Lieber Ilja. Ich war heute im Tonstudio, um Sie, äh, mich, äh, doch Sie zu synchronisieren. Ich glaube, das ist uns ganz gut gelungen. Ihr Theo Lingen."
Wenn Hansi Kraus sich im 6. Teil als Frau verkleidet, klingt er auch synchronisiert. In einigen der Lümmel-Filme ist übrigens abermals Thomas Reiner in Nebenrollen zu hören.
In Antwort auf: Ich hab´ auch noch ein schön peinliches Beispiel: Bernd Herzsprung für Peter Weck in "Trubel um Trixie" (D, 1972). In diesem "Film" entwickelt sich eine Romanze zwischen Peter Weck und Uschi Glas, und den Altersunterschied zwischen beiden wollte man wohl dadurch kaschieren, dass man Weck eine wesentlich jüngere Stimme verpasste.
Der Film lief neulich im Dritten und ich habe ihn in freudiger Erwartung des schlimmen Synchroncoups angesehen. Doch Weck sprach, zwar nachsynchronisiert, mit seiner eigenen Stimme. Kann es also sein, dass es sich um einen anderen Film handelt, oder gibt es zwei Fassungen? Nebenbei bemerkt: ein schrecklicher Film, trotz Trash-Erwartung habe ich nach 20 Minuten ausgemacht... Gruß Markus
Ich hole die Sache nochmal nach vorne. Da ich mir nicht vorstellen kann, dass "Fuchs" sich das nur eingebildet hat: Handelt es sich dabei vielleicht um einen anderen Film, wo nur der Titel verwechselt wurde?
Das Ganze klingt nämlich so trashig, dass ich diesen ominösen Film gerne mal sehen würde.
In Antwort auf:"Lieber Ilja. Ich war heute im Tonstudio, um Sie, äh, mich, äh, doch Sie zu synchronisieren. Ich glaube, das ist uns ganz gut gelungen. Ihr Theo Lingen."
Wenn Hansi Kraus sich im 6. Teil als Frau verkleidet, klingt er auch synchronisiert. In einigen der Lümmel-Filme ist übrigens abermals Thomas Reiner in Nebenrollen zu hören.
In dem Film "Pepe, der Paukerschreck" der Reihe wird Hansi Kraus auch an einer Stelle von Theo Lingen synchronisiert. Das macht aber Sinn, da Pepe Nietnagel (Hansi Kraus) in dieser Szene beim Kultusministerium anruft und Schuldirektor Taft (Theo Lingen) imitiert, was er in einer späteren Szene nochmal wiederholt.
Der entstand nicht zufällig 1967? Da wechselte Kieling nämlich in die DDR über, um sie dann 1970 wieder zu verlassen. Und daher noch mal Kieling: Bei "Goya" stand er für die Nachsynchronisation nicht mehr zur Verfügung und hatte hier die Stimme von Hans-Dieter Leinhos (bekannt aus den Sherlock-Holmes-Filmen), stimmlich keine schlechte Wahl, aber schauspielerisch weit unter dem Original ...
Der Film stammt tatsächlich von 1967, die Übersiedlung könnte demnach der Grund gewesen sein. War Kieling zur Drehzeit von "Der zerrissene Vorhang" schon wieder "drüben" oder hat er sich vielleicht gerade wegen dieses Films dazu entschieden ?
Auf alle Fälle synchronisierte er noch Charlton Heston in "Planet der Affen" (gleich danach kam er "hierher", weswegen im Trailer an seiner Stelle GGH zu hören ist), "Torn Curtain" aber entstand schon 1966 (wie auch die deutsche Fassung). Ob der Film etwas damit zu tun hat, weiß ich nicht, kann's mir aber nicht richtig vorstellen.
In Antwort auf:War Kieling zur Drehzeit von "Der zerrissene Vorhang" schon wieder "drüben" oder hat er sich vielleicht gerade wegen dieses Films dazu entschieden
Hallo,
Wolfgang Kieling ist damals aus politischen Gründen in den Arbeiter- und Bauernstaat gewechselt. 1967 erhielt Kieling von der HOERZU die "Goldene Kamera"; diese hat er aus Prostest gegen die politische Haltung der Springer-Presse zurückgegeben. Seinen Bundesfilmpreis hat er zugunsten des Vietkong versteigern lassen. Am 18.03.1968 ist er dann mit seiner Tochter Anette in die DDR (lt. Springer: "DDR") übergesiedelt. 1969 heiratet er dann die Kollegin Monika Gabriel. Während Dreharbeiten (mit Sondererlaubnis) in Wien siedelt er dann 1970 wieder in die Bundesrepublik (lt. DDR-Sprachregelung: "BRD") über. Seine Ehefrau Monika Gabriel konnte erst nach langwierigen Verhandlungen am 28.06.1971 in den Westen übersiedeln.
Soviel zu den innerdeutschen Wechseln des Wolfgang Kieling, Teil 2. (Teil 1 spielte sich in den 1950er Jahren ab, hatte aber andere Hintergründe).
Gruß
Peter
PS: Er war also auch noch bei der Synchronisation der FU-MAN-CHU-RACHE im Westen. Der Einsatz von Klaus Höhne hatte also andere Gründe.
Die politische Haltung von Kieling ist ein interessantes Thema. Ich frage mich, wie er selbst sein Porträt eines Stasi-Funktionärs im Hitchock-Film eingeordnet hat und wie dies von der DDR-Führung bewertet wurde. Ob es darüber Aussagen gibt?
In Antwort auf:Die politische Haltung von Kieling ist ein interessantes Thema.
Hallo Markus,
Kieling protestierte vor allem gegen den Vietnamkrieg der USA und der seiner Meinung nach Unterstützung des Krieges durch die Bundesregierung und insbesondere auch der Springer-Presse. Er erklärte "...die DDR sei das »einzige deutschsprachige Land, wo ich mit Gewißheit sagen kann, daß es an den Verbrechen der amerikanischen Politik keinen Anteil hat«; vgl. Neues Deutschland 20.3.1968; DER SPIEGEL 25.3.1968, S. 199f.
Letztendlich fand er sich in der DDR aber auch nicht zurecht; er fühlte sich nicht in der Lage, sich in die Gesellschaft der DDR einzufinden.
Seine letzte DDR-Produktion GOYA ist übrigens auch ein Fall für "wenn Deutsche sich nicht selbst sprechen". Da er zum Zeitpunkt der Nachsynchronisation wieder im Westen war, mußte seine Rolle von einem Kollegen nachgesprochen werden.
In DER ZERRISSENE VORHANG spielte Kieling übrigens ursprünglich eine Doppelrolle. Neben dem Killer Gromek auch die Rolle des älteren Bruders von Gromek. Doch "Hitch" hat diese Szenen wieder herausgeschnitten.
"Ludwig II." - ich meine jetzt nicht die Schauspieler, die bei der Reko ersetzt werden mussten, weil verstorben. Da ich Folker Bohnets Stimme nicht kenne, bin ich mir da nicht sicher, aber mir scheint, er wurde von Tonio von der Meden synchronisiert. Außerdem tauchen im Abspann Alexander Allerson und Wolfram Schaerf als Darsteller auf - zu hören waren sie aber in keiner Szene. Hatten sie stumme Rollen (wie Friedrich von Ledebur) oder wurden sie fremdsynchronisiert?
Richard Münch in DER 4 1/2 BILLIONEN DOLLAR-VERTRAG wird von Leo Bardischewski gesprochen.
In MORENGA wird Herbert Weißbach von Heinz Engelmann synchronisiert und Harry Riebauer von Michael Brennicke.
In DAS SONDERKOMMANDO wird Reinhard Kolldehoff von Manfred Petersen gesprochen. Kurios verhält es sich mit Carl Düring, dessen Szenen zum Teil im Original auf Deutsch sind und in den Szenen zusammen mit Anton Diffring auch in der deutschen Fassung so geblieben sind, während dann in späteren Szenen Düring von Eberhard Prüter synchronisiert wird.
Ein ähnliches Beispiel gibt es in BRÜLL DEN TEUFEL AN. Dort wird Karl-Michael Vogler von Dietrich Frauboes gesprochen, ist aber auch mal kurz mit seiner eigenen Stimme zu hören.
Ein richtiges Schmankerl ist der DEFA-Film "Hauptmann Florian von der Mühlen" (1968): Er wurde in 70mm mit 6-Kanal-Ton gedreht (davon hat man leider heute nichts mehr, da 70mm inkompatibel mit TV ist und man folglich auf das - pardon - beschissene 35mm-Negativ zurückgreifen musste) - also nach damaligem Stand komplette Nachsynchronisation erforderlich. Problem: Der Film spielt in Österreich, und so mussten wenigstens die großen bis kleinen Nebenrollen mit Akzent sprechen, um ihm eine gewisse Vor-Ort-Atmosphäre zu verleihen. Sehen wir mal davon ab, daß im Vorspann Namen wie Peter Hladik, Maximilian Larsen oder Helmut Gauss (!) zu lesen sind, von denen ich im ganzen Film nichts gehört habe (vielleicht waren ihre Rollen auch so klein, daß sie keinen Text hatten) - Günter Schubert ist einmal kurz in Nahaufnahme zu sehen - mit fremder Stimme. Kurioserweise aber hört man ihn kurze Zeit später für einen anderen Schauspieler - mit Akzent. (Wie ist denn das passiert - hatte man ihn im Studio stehen, aber seine Szene nicht mehr gefunden?) Noch deutlicher - Wolf Sabo hatte die Stimme von Lutz Jahoda, der sprach darüber hinaus aber auch noch den Einführungstext und die kleine Nebenrolle des Fälschers (der ebenfalls nicht von Jahoda gespielt wurde). Am heftigsten aber ist, daß Rolf Hoppe als Kanzler von Peter Sturm synchronisiert wurde, der zwar als geborener Österreicher den Dialekt perfekt beherrschte, aber sehr befremdlich auf Hoppe wirkt.
Noch ein DEFA-Beispiel: In "Das singende, klingende Bäumchen" (1957) wurde die schöne Christel Bodenstein ihrer Stimme beraubt - vielleicht war ihr rauchiges Timbre zu sexy für eine Märchenprinzessin, auch wenn diese lange Zeit eine hochgradige Zicke ist. Und ich werde das Gefühl nicht los, daß auch der Zwerg synchronisiert wurde - seine Stimme klingt verteufelt nach Hans-Peter Minetti. Na, wenigstens hat der Prinz seine Originalstimme behalten - wäre auch zu dämlich, wenn man Eckart Dux (!!) fremdsynchronisieren würde.
Gruß Stefan
Mücke
(
gelöscht
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Beiträge:
15.08.2007 17:07
#150 RE: RE:Wenn Deutsche sich nicht selbst sprechen...
Lukas Ammann (zwar Schweizer, aber als dt. Synchronsprecher tätig gewesen und wohnhaft in München) wurde in "Der Tod ritt dienstags" von Friedrich Schoenfelder synchronisiert. Witzigerweise waren beide damals ja mal Sprecher von Vincent Price und der häufiger besetzte setzte sich auch hier durch. Beide weilen übrigens nach wie vor unter den Lebenden. Ammann Jahrgang 1912, Schoenfelder Jahrgang 1916.