Mein Posting war ja nicht hier, sondern unter "Fehlbesetzungen" (der Thread ist natürlich auch schon ziemlich lang). Hättest du einen speziellen Favoriten für Douglas bei dieser Rolle?
Zitat von John ConnorGGH in RIO MORTE klingt viel zu 'attraktiv' für Bronson (nebenbei gesagt: Biederstaedt für Brynner war noch unpassender).
Ich hab vorhin mal wieder in diese Synchro reingeguckt. Im Grunde ist das wirklich Sammelsurium der kuriosen Besetzungen: GGH für Bronson, Konrad Wagner für Herbert Lom, Gerd Frickhöffer für Frank Wolff. Oben drauf noch Arnold Marquis für Robert Mitchum. Und Curt Ackermann spricht stattdessen Alexander Knox, den er geradezu einmauert. Marquis hätte eher auf Wolff gehört, Ackermann dafür auf Mitchum. GGH find ich ja noch ganz witzig. Wagner geht auch, aber Joachim Cadenbach war da trotzdem besser.
Es ist kein Wunder, dass es diesem Film auch hierzulande an Popularität mangelt, so wie hier auf Kontinuität geschissen und/oder rumexperimentiert wurde.
Biederstaedt für Brynner finde ich, wenn man schon nach dem O-Ton geht, eigentlich noch am Cleversten unter diesen Experimenten. Passt m.E. besser als Heinz Giese, der Brynner viel zu soft machte. Klaus Miedel wäre trotzdem Pflicht gewesen.
Zitat von Mücke[quote="John Connor"]Passt m.E. besser als Heinz Giese, der Brynner viel zu soft machte. Klaus Miedel wäre trotzdem Pflicht gewesen.
Heinz Giese klingt für dich "zu soft", Klaus Miedel aber nicht? Komisch, ich hätte es eher umgekehrt gesagt. Wenn es allein um Nähe zum O-Ton ginge, wüsste ich keinen passenderen Sprecher als Giese.
Zitat von bertiWenn es allein um Nähe zum O-Ton ginge, wüsste ich keinen passenderen Sprecher als Giese.
Claus Biederstaedt
Miedel fand ich eigentlich sehr "schneidend" durch seine scharfe Aussprache. Der klang vielleicht nicht tief, aber konnte verdammt bissig wirken und das Tiefe hat er insbesondere in "Kennwort: Morituri" sogar noch dazu gespielt. Das war schauspielerisch einfach kongenial. Heinz Giese halte ich für eine sklavische "nach O-Ton"-Besetzung, bei der sich schauspielerisch nicht allzu viel entwickelte. Ich kann mit dem leben, aber Biederstaedt passt da auch nicht schlechter. Ich finde es sehr bedauerlich, dass Miedel diese ganzen lässigen Heldenrollen nicht sprechen durfte. Also den Part in den "glorreichen Sieben"-Filmen oder eben Pancho Villa oder die Agenten-Style-Rolle in "Die Spur führt nach Soho". Er wurde wohl etwas zu sehr auf richtig exotische Parts festgelegt (Ramses, Salomon, Sergej Pawlowitsch Bounine). Ich vermute fast, dass sich Miedel überhaupt nur deswegen etablieren durfte, weil Brynner zu Beginn seiner Karriere hauptsächlich derartige Rollen spielte. Schade, dass man Miedel infolgedessen auch darauf festlegte. Der Einzige für den ich Klaus Miedel noch besser finde, als für Yul Brynner, ist Dean Martin, aber das hat reine Image-Gründe, da Miedel von Martin ungefähr genauso episch runterkommt, wie Curt Ackermann von Victor Mature. Wenn die beiden in einem Film aufgetreten wären hätte ich für Brynner dann auch entweder Biederstaedt oder notfalls Giese besetzt.
Gernot Duda fand ich übrigens auch ganz interessant. So völlig gegen den Strich besetzt. Interessieren würde mich vor allem auch noch Wolfgang Kieling.
Zitat von MückeWahrscheinlich fand man ihn zu alt. Halte ich aber für Unsinn.
Meinst du wirklich, dass das der Fall gewesen sein könnte? Die beiden waren ja derselbe Jahrgang, Miedel klingt für mich zu dieser Zeit nicht älter, als er war, und Brynner wirkt umgekehrt auch nicht gerade jünger.
Naja, Miedel war halt nich so die Heldenstimme. Brynner hingegen hatte ein relativ stylisches Image und diese tiefe Originalröhre. Das passte für manch einen offenbar nicht so zusammen.
Laut verschiedenen Listen (u. a. auch im Thread über ihn) wurde John Hurt in "12 Uhr nachts/Midnight Express" von Andreas Mannkopff synchronisiert. Selbst wenn man bedenkt, dass Mannkopff in jüngeren Jahren nicht ganz so korpulent war, stelle ich ihn mir auf dem hageren, geradezu ausgemergelten Hurt äußerst skurril vor.
Friedrich Schoenfelder für Arthur O´Connell in "Der Mann aus dem Westen"
In jeder Hinsicht kurios. Egal ob vom Genre (Western), der Rolle (einem überwiegend ängstlichen Typ) oder von der Optik (korpulent) her. Zu dieser Zeit wurde O´Connell laut Arne Kaul mehrfach von Walter Suessenguth, Klaus W. Krause und Eduard Wandrey synchronisiert, die alle deutlich "schwerer" klangen. Siegfried Schürenberg habe ich noch nicht aus O´Connell erlebt, aber da er eine vollere Stimme hatte, stelle ich mir die Wirkung nicht ganz so ungewöhnlich vor. Wie schon woanders erwähnt, fand ich den ebenfalls eher voluminös klingenden Hans Nielsen in "Picknick" angenehm unkoventionell besetzt, da er dort zur Abwechslung mal kleinlaut und schüchtern statt selbstbewusst klang.
Ich fand Schoenfelder für O'Connell total prototypisch. War für mich grundlegend eigentlich eine lupenreine Klischeebesetzung. Schnauzbart-Image, spielte oft liebe Onkel-Typen und so schwer war der nun gerade nicht. Walther Suessenguth hingegen war für mich in "Anatomie eines Mordes" ein ziemlich glatter Rollencast, der das Alter und die Zerfressenheit der Figur unterstreichen sollte. In meinen Augen die wesentlich sonderbarere Besetzung. Wenn ich an O'Connell denke, habe ich auf jeden Fall am ehesten Schoenfelder im Ohr.
Auf einem korpulenten Typ kam er dir also nicht ungewohnt vor? Das "Schnauzbart-Image" sehe ich persönlich in dieser Synchron-Phase eher bei Siegfried Schürenberg.
Ich halte Arthur O'Connell, wie bereits erwähnt, nicht für korpulent. Korpulent sind für mich Leute wie James Robertson Justice, Jack Oakie oder Thomas Gomez.
Ich finde sogar, dass sich Friedrich Schoenfelder von der optisch-akkustischen Assoziation her beinahe perfekt mit O'Connell ergänzt (sogar noch mehr als mit David Niven). Vorausgesetzt man würde es darauf anlegen den perfekten Typ zur Gesamtwirkung des Synchronsprechers zu finden und nicht den perfekten Sprecher zur Gesamtwirkung des Schauspielers on-screen.